@belladyIch gebe dir Recht, dass die Eigenschaft, sich dominieren zu lassen, schon in der Kindheit angelegt wird. Aber ich finde es nicht richtig, dass du hier das Opfer der Tat zum Täter hochstilisierst, dem der eigentliche Täter nur durch seine Tat zuvorgekommen ist. Grund: Mein erster Mann war auch so ein Typ, der immer nach meiner Pfeife tanzte, wenn ich sagte: "Spring!", fragte er: "Wie hoch?" Am Anfang der Beziehung habe ich es noch mit Zuvorkommenheit und Höflichkeit verwechselt, diese immer gleiche Antwort auf alle Fragen nach seinen Wünschen: "Entscheide du das!" - "Mir ist alles Recht, sag du!" - "Was du willst, Schatz!" Er hatte scheinbar keine Meinung zu nichts.
Meine Erfahrung dabei war, dass ich irgendwann einfach aufgehört habe, ihn nach seiner Meinung oder seinen Wünschen zu fragen, weil er ja sowieso immer sagte, ICH soll es entscheiden. Also fing ich irgendwann an, alles zu entscheiden, ohne ihn vorher zu fragen. Wenn mich andere Leute fragten, ob WIR Lust haben, dies und das zu machen, habe ich einfach zugesagt, wenn ich wollte, und abgesagt, wenn nicht. Wenn man mich dann erstaunt fragte, ob ich meinen Mann nicht erst mal fragen muss, habe ich gelacht und gesagt, das sei nicht nötig, da er sowieso zu allem Ja und Amen sagt, was ich sage.
Und soll ich dir was sagen? Ich gewöhnte mich in der Beziehung so sehr daran, dass ich immer alles entscheiden kann, dass ich irgendwann nicht akzeptieren konnte, wenn er dann DOCH mal den Mund aufmachte und was wollte, was mir nicht passte. Dann fingen wir an, uns darum zu streiten, und der Streit endete IMMER damit, dass er dann doch wieder nachgab. ich MERKTE nicht einmal, dass ich so bei ihm und bei unserem Umfeld mit der Zeit immer mehr zum Hausdrachen mutierte, es hatte sich einfach durch seine ständige Passivität in der Beziehung so eingeschlichen, obwohl ich vom Typ her eigentlich total partnerschaftlich und harmoniebedürftig bin, keine Ego-Typ, aber solche Partner holen echt das Schlechteste aus einem heraus. Und ich war nur 3 Jahre mit ihm zusammen!
Deswegen kann ich mir auch gut vorstellen, wie es hier im Fall - gerade auch über den langen Zeitraum von 45 Jahren - sich einfach so entwickelt hat, dass sie das Sagen hatte und er spurte. Und dass sie garantiert schon längst sich nicht mehr bewusst war, wie das nach außen wirkt, und schon gar nicht, dass IHM das inzwischen gehörig auf den Geist ging. Sie wird, genau wie ich damals, sich überhaupt keiner Schuld bewusst gewesen sein. Im Gegenteil, solche unterwürfigen Partner geben einem das Gefühl, man sei die Erde und sie der Mond, der sich um sie dreht, denn genauso wenig, wie so jemand vorher große Worte um seine Wünsche und Bedürfnisse machte, macht er am Ende darum, dass er einen inzwischen abgrundtief hasst! Da kann ich wohl noch froh sein, dass ich lebend aus der Sache gekommen bin. :-o
Deswegen, wie es sich entwickelt hat hier, kann ich verstehen, nur zu gut sogar. Aber die Tat an sich ist trotzdem heimtückisch!