Der Fall Sonja Engelbrecht
25.02.2014 um 10:17Mord nach 30 Jahren vor der Aufklärung?
Erftstadt / Euskirchen - 30 Jahre nach dem Mord an einer jungen Frau in Holland steht das Verbrechen jetzt möglicherweise vor der Aufklärung. Die niederländischen Beamten ermitteln derzeit, ob es sich bei der Leiche, die am 24. Oktober 1976 in Maarsbergen gefunden wurde, um die damals 22-jährige Pauline Sybille Breuer aus Erftstadt handelt. Sie gilt seit dem 5. Mai 1976 als vermisst. Ein DNA-Test soll jetzt Gewissheit bringen. Ein entsprechendes Rechtshilfeersuchen der holländischen Behörden ist am Donnerstag bei der Polizei in Bergheim eingegangen.
Die deutschen Kollegen sollen eine Genprobe von Gertrud Weinen, der heute in Euskirchen lebenden Schwester der Vermissten, an die Polizei in Heerlen schicken. Als die 53-Jährige ihre Schwester zum letzten Mal gesehen hat, steckten in deren Tasche eine Pistole, ein Schlagring und eine Flasche Bier. Eine weitere Flasche hielt sie in der Hand. Sie war betrunken. Es war ein Sommerabend Ende August 1975. „Pass gut auf deine Kinder auf und pass auch gut auf dich auf“, hat Pauline damals gesagt, als sie vor der Tür ihrer Schwester Gertrud stand. Pauline wollte nicht hereinkommen. „Ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen. Du hörst von mir“, sagte sie. Doch Gertrud Weinen hörte nie wieder etwas von ihrer Schwester, stattdessen meldete sich die Polizei.
Die Tote von Maarsbergen wurde 1976 neben einem Parkplatz an der A 12 zwischen Utrecht und Arnheim entdeckt. Das nackte Mädchen war notdürftig mit ein paar Zweigen und Blättern bedeckt. Die Polizei ging damals davon aus, dass es sich bei der Ermordeten um eine etwa 18 Jahre alte Frau handelt. Sie war dünn, etwa 1,60 Meter groß, hatte ein ovales Gesicht mit einem spitzen Kinn.
Wie die Frau vor 30 Jahren ums Leben kam, konnte bis heute nicht endgültig geklärt werden. Die Leiche sei in einem stark verwesten Zustand gewesen, sagte am Donnerstag Kriminalhauptkommissar Hans Castro von der Mordkommission in Heerlen. Wahrscheinlich aber ist die junge Frau erwürgt worden.
Dass es sich bei ihr um Pauline Sybille Breuer handeln könnte, ahnt 1976 noch niemand. Zehn Jahre nach dem Leichenfund wird die Tote als das Mädchen Monique Jacobse aus Maarsbergen identifiziert. Sie war damals angeblich von zu Hause weggelaufen. Für die Behörden galt der Fall als abgeschlossen.
Doch im August 2006 klingelte das Telefon bei den Verwandten der Holländerin. An anderen Ende war Monique. Sie lebe noch und wohne in den USA, erklärte sie. Für die holländischen Ermittler begann die Suche nach der Identität der Toten von vorne. Die Leiche wurde exhumiert. Ein DNA-Test bestätigte: Die Tote im Sarg ist nicht die Holländerin Jacobse.
Danach durchforsten die Beamten in Heerlen sämtliche Vermisstenfälle des Landes. Ohne Erfolg. Schließlich dehnen sie die Suche auf die angrenzenden Länder aus und stoßen auf Pauline Sybille Breuer aus Erftstadt. Die Ähnlichkeit zwischen dem rekonstruierten Gesicht der Leiche und der vermissten Frau, die zuletzt in Liblar gewohnt hat, ist verblüffend, meint die holländische Polizei.
Auch Gertrud Weinen sagt, dass es sich bei der Toten um ihre vermisste Schwester handeln könnte. Die Euskirchenerin will einfach nur noch Klarheit haben: „Es kann nicht mehr so weitergehen. Die Erinnerungen kommen ständig wieder hoch.“ Das einzige Foto von Pauline, auf dem diese fünf Jahre alt ist, und den Zeitungsartikel mit der Vermisstensuche hat sie aufbewahrt. Wenn Pauline Sybille Breuer Probleme hatte, klopfte sie oft bei ihrer älteren Schwester an. Gertrud Weinen beschreibt ihre Schwester als liebevollen, hilfsbereiten Menschen. „Sie hatte kein einfaches Leben“, sagt Gertrud Weinen. Ihr Vater habe viel getrunken und die sechs Geschwister oft verprügelt.
Sollte der DNA-Test ein positives Ergebnis liefern, ist Pauline Sybille Breuer 1976 möglicherweise Opfer eines Serienmörders geworden. Die Polizei in Holland geht davon aus, dass die Tote aus Maarsbergen von Peter C. (46) umgebracht worden ist. Er soll für die Ermordung von fünf Prostituierten aus der Umgebung von Maastricht verantwortlich sein. 1976 besuchte er eine Schule in Maarsbergen. Der Parkplatz, auf dem die Leiche gefunden wurde, war damals auch ein beliebter Treffpunkt für Drogendealer und Prostituierte. Ob und warum allerdings auch Pauline möglicherweise dort war, ist ungeklärt. „Sollte es sich bei der Leiche wirklich um meine Schwester handeln, dann können wir wenigstens mit dem Thema abschließen“, sagt Gertrud Weinen.
dieser artikel wurde von @armleuchter eingestellt, ebenfalls auf S. 64
Erftstadt / Euskirchen - 30 Jahre nach dem Mord an einer jungen Frau in Holland steht das Verbrechen jetzt möglicherweise vor der Aufklärung. Die niederländischen Beamten ermitteln derzeit, ob es sich bei der Leiche, die am 24. Oktober 1976 in Maarsbergen gefunden wurde, um die damals 22-jährige Pauline Sybille Breuer aus Erftstadt handelt. Sie gilt seit dem 5. Mai 1976 als vermisst. Ein DNA-Test soll jetzt Gewissheit bringen. Ein entsprechendes Rechtshilfeersuchen der holländischen Behörden ist am Donnerstag bei der Polizei in Bergheim eingegangen.
Die deutschen Kollegen sollen eine Genprobe von Gertrud Weinen, der heute in Euskirchen lebenden Schwester der Vermissten, an die Polizei in Heerlen schicken. Als die 53-Jährige ihre Schwester zum letzten Mal gesehen hat, steckten in deren Tasche eine Pistole, ein Schlagring und eine Flasche Bier. Eine weitere Flasche hielt sie in der Hand. Sie war betrunken. Es war ein Sommerabend Ende August 1975. „Pass gut auf deine Kinder auf und pass auch gut auf dich auf“, hat Pauline damals gesagt, als sie vor der Tür ihrer Schwester Gertrud stand. Pauline wollte nicht hereinkommen. „Ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen. Du hörst von mir“, sagte sie. Doch Gertrud Weinen hörte nie wieder etwas von ihrer Schwester, stattdessen meldete sich die Polizei.
Die Tote von Maarsbergen wurde 1976 neben einem Parkplatz an der A 12 zwischen Utrecht und Arnheim entdeckt. Das nackte Mädchen war notdürftig mit ein paar Zweigen und Blättern bedeckt. Die Polizei ging damals davon aus, dass es sich bei der Ermordeten um eine etwa 18 Jahre alte Frau handelt. Sie war dünn, etwa 1,60 Meter groß, hatte ein ovales Gesicht mit einem spitzen Kinn.
Wie die Frau vor 30 Jahren ums Leben kam, konnte bis heute nicht endgültig geklärt werden. Die Leiche sei in einem stark verwesten Zustand gewesen, sagte am Donnerstag Kriminalhauptkommissar Hans Castro von der Mordkommission in Heerlen. Wahrscheinlich aber ist die junge Frau erwürgt worden.
Dass es sich bei ihr um Pauline Sybille Breuer handeln könnte, ahnt 1976 noch niemand. Zehn Jahre nach dem Leichenfund wird die Tote als das Mädchen Monique Jacobse aus Maarsbergen identifiziert. Sie war damals angeblich von zu Hause weggelaufen. Für die Behörden galt der Fall als abgeschlossen.
Doch im August 2006 klingelte das Telefon bei den Verwandten der Holländerin. An anderen Ende war Monique. Sie lebe noch und wohne in den USA, erklärte sie. Für die holländischen Ermittler begann die Suche nach der Identität der Toten von vorne. Die Leiche wurde exhumiert. Ein DNA-Test bestätigte: Die Tote im Sarg ist nicht die Holländerin Jacobse.
Danach durchforsten die Beamten in Heerlen sämtliche Vermisstenfälle des Landes. Ohne Erfolg. Schließlich dehnen sie die Suche auf die angrenzenden Länder aus und stoßen auf Pauline Sybille Breuer aus Erftstadt. Die Ähnlichkeit zwischen dem rekonstruierten Gesicht der Leiche und der vermissten Frau, die zuletzt in Liblar gewohnt hat, ist verblüffend, meint die holländische Polizei.
Auch Gertrud Weinen sagt, dass es sich bei der Toten um ihre vermisste Schwester handeln könnte. Die Euskirchenerin will einfach nur noch Klarheit haben: „Es kann nicht mehr so weitergehen. Die Erinnerungen kommen ständig wieder hoch.“ Das einzige Foto von Pauline, auf dem diese fünf Jahre alt ist, und den Zeitungsartikel mit der Vermisstensuche hat sie aufbewahrt. Wenn Pauline Sybille Breuer Probleme hatte, klopfte sie oft bei ihrer älteren Schwester an. Gertrud Weinen beschreibt ihre Schwester als liebevollen, hilfsbereiten Menschen. „Sie hatte kein einfaches Leben“, sagt Gertrud Weinen. Ihr Vater habe viel getrunken und die sechs Geschwister oft verprügelt.
Sollte der DNA-Test ein positives Ergebnis liefern, ist Pauline Sybille Breuer 1976 möglicherweise Opfer eines Serienmörders geworden. Die Polizei in Holland geht davon aus, dass die Tote aus Maarsbergen von Peter C. (46) umgebracht worden ist. Er soll für die Ermordung von fünf Prostituierten aus der Umgebung von Maastricht verantwortlich sein. 1976 besuchte er eine Schule in Maarsbergen. Der Parkplatz, auf dem die Leiche gefunden wurde, war damals auch ein beliebter Treffpunkt für Drogendealer und Prostituierte. Ob und warum allerdings auch Pauline möglicherweise dort war, ist ungeklärt. „Sollte es sich bei der Leiche wirklich um meine Schwester handeln, dann können wir wenigstens mit dem Thema abschließen“, sagt Gertrud Weinen.
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