Für mich gibt es in dem Fall genau vier Tatverdächtige, ohne dass man ein Phantom erfinden muss. Wenn die drei Jungs unschuldig sind, dann bleibt für mich nur Sonja selber als Mörder übrig. Mögliche Variante:
Als sie am Sonntag vom Partymarathon nach Hause kam und sagte, sie sei glücklich, war sie insgeheim schon selbstmordgeneigt. Dass sie am Montag keine Anrufe mehr entgegennehmen wollte, war ihr letzter Versuch sich vor sich selber zu schützen. Als sie abends das Telefonat mit Markbert annahm, hatte sie sich zum Selbstmord entschlossen. Ihre Freundinnen hätten dabei nur gestört. Markbert hatte sie für den Abend ausgewählt, weil er so berechenbar war und im Grunde stets genau das machte, was sie wollte. Sie hatte bei allem an dem Abend die Initiative.
Sie brezelte sich noch ein letztes Mal so richtig auf und zog ihre beste Garderobe an. Dass sie das Auto nicht nehmen konnte, kam ihr insgeheim gelegen, was sie aber ihrer Schwester gegenüber nicht zeigte. Dass es in die Maxvorstadt ging, passte insofern, als sie wusste, dass dort immer am Montag die Müllcontainer geleert werden.
Am Anfang des Abends machte sie noch den Fehler und berichtete den Jungs von Schulproblemen und Zukunftsängsten. Das hat sie dann im Laufe des Abends wieder ein Stück weit geradegebogen, indem sie es relativierte. Dieses Hin und Her wirkte so komisch, dass es "Stefan" in Erinnerung blieb.
Tatsächlich trank Sonja relativ wenig Alkohol an dem Abend, weil sie ja noch was erledigen musste. Absichtlich telefonierte sie nicht von der Wohnung aus und absichtlich verließ sie die Wohnung mit Markbert so spät, obwohl sie ihrer Familie eine frühere Heimkehr angesagt hatte. Sonja wusste natürlich, dass um ca. 3 Uhr am wenigstens los ist auf den Straßen.
Nachdem Markbert und Sonja die Wohnung verließen, war alles nur noch ein Schauspiel von ihr, um den Selbstmordverdacht auszuräumen. Sie bat Markus sie noch zum Stiglmaierplatz zu begleiten. Das mit dem schwarzen Mann in der Pinkelpause war von ihr inszeniert. Sie rannte nicht etwa weg von der Stelle mit dem schwarzen Mann, sondern suchte sogar mit Markbert zusammen ein wenig nach dem Mann. Wohl auch um Zeit zu schinden. Sonja selber war es, die Markbert sagte, dass sie nur 1,20 DM dabei hatte. Und er gab ihr wirklich eine geladene Telefonkarte. Die Ankunft am Stiglmaierplatz hatte sie durch Verzögerungen extra so "getimet", dass die Tram einfuhr, kurz nachdem sie an der Telefonzelle ankamen. Deswegen hatte der Weg zum Stiglmaierplatz auch so ewig lange gedauert (30 Minuten).
Sie begab sich in die Telefonzelle und zeigte Markbert an, dass er die einfahrende Tram nehmen soll. Sonja telefonierte dann aber nicht. Nachdem Markbert weg war, verließ sie die Zelle, holte einen Haargummi raus und band ihre Haare zusammen, um weniger aufzufallen. Sonja ging in irgendeine dunkle Ecke in der Maxvorstadt, stieg in einen frisch geleerten Müllcontainer und beging dort Selbstmord (z.B. mit Tabletten). Als die Polizei anfing zu ermitteln, waren die Container erneut zweimal geleert worden und Sonjas Leiche war zu Asche verbrannt.
Nur die kleine Denise hatte Antennen für die Gemütslage von Sonja und war folglich am nächsten Morgen so krank, dass sie dringend zum Kinderarzt musste. Auch der Appell ihrer Schwester wirkt so, als hätte die Schwester begriffen, dass Sonja der eigentliche Täter ist.
Und Markbert und "Julian" treten nicht in der Aktenzeichen-Sendung auf, weil sie seit 17 Jahren ahnen, dass sie von Sonja nur benutzt wurden.
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In München gibt es auch den Fall der Bettina Trabhardt, die aufgebrezelt zu Fuß loszog und spurlos verschwand. In dem Fall geht die Polizei inzwischen von Selbstmord aus:
"Vielleicht war das Fassade, wie Kriminalrat Wilfling es andeutet. Er sieht den Fall heute völlig anders: Es handele sich vermutlich um einen Suizid. Die Leiche aber wurde nie gefunden."
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/morde-in-muenchen-drei-frauenleichen-zwei-morde-und-ein-suizid-1.736315