Schneewi77chen schrieb:Meines Wissens nach handelte es sich bei den DNA-Spuren im Slip nicht um Sperma.
So habe ich die Quellen auch gedeutet. Ich fand
@MissWexford s Frage was er denn da sonst gemacht hat berechtigt.
Da ihm ein sexueller Missbrauch aber gerichtlich nicht nachgewiesen werden konnte, kann ich nicht einfach schreiben "Da war er wohl clever genug nen Kondom zu benutzen." das wäre nicht in Ordnung.
Ich darf aber schreiben, dass es durch die Nutzung eines Kondoms
möglich wäre das Hinterlassen entsprechender Spuren zu vermeiden.
Durchblick0815 schrieb:Wenn mein Verteidiger aber nach dem Ende der Hauptverhandlung, nach meiner Verurteilung, noch ein freundschaftliches Gespräch mit dem Staatsanwalt führt oder gar Kaffee trinken geht, würde ich mir etwas veralbert vorkommen.
Echt? warum denn? die beiden wissen doch besser als jede Privatperson ob überhaupt und in welchem Umfang sie sich über den jeweiligen Fall austauschen dürfen bzw wann das nicht erlaubt ist.
Das Angehörige des gleichen Berufsfeldes einander oft kennen ist doch völlig normal.
Und wenn sich z.B. zwei Jura-Studenten kennenlernen, eine Freundschaft entwickeln, zusammen lernen usw.
Sollen die einander dann nach dem Studium den Krieg erklären, weil einer das Amt des Staatsanwaltes anstrebt während der andere sich der Strafverteidigung zuwendet?
Solange sich mein Anwalt daran hält in meinem Interesse zu handeln wärs mir sogar wurscht ob er mit dem Staatsanwalt verheiratet ist.
Sind beide so sachlich wie ich es gerne hätte, dann sehen sie den Schlagabtausch in einem Prozess eher sportlich als ideologisch, das ist meiner Ansicht nach auch nicht anders als wenn zwei dicke Freunde gegeneinander Schach spielen.
Zu versuchen den jeweils anderen durch eine bessere Strategie "vom Feld zu fegen" hat doch nichts damit zu tun, wie man privat zueinander steht.
MissWexford schrieb:Mich wundert es, weshalb hat er nur Jungen missbraucht und keine Mädchen, „In Ermangelung eines Besseren?“
Ich denke nicht, dass man die (ohnehin schon fast veraltet steifen) Begriffe wie "hetero-", "homo-" oder "bisexuell" hier verwenden kann.
Im Grunde ist der sexuelle Missbrauch von Personen, bei denen der Täter entweder ein bestehendes Machtgefälle nutzt (z.B. bei Kindern) oder künstlich erzeugt (durch Sedation) einer Vergewaltigung bereits so ähnlich, dass ich es dem psychologischen Gutachten überlasse, ob es hier überhaupt noch um "sexuelle Vorlieben" geht oder nicht (wie oft bei sowas) eher um Macht- und Kontrollfantasien, die mit Sexualität nicht mehr so viel zu tun haben.
MissWexford schrieb:Weshalb erzählt er einer seiner Kolleginnen von der Klinik, die Polizei hält ihn für homosexuell, das muss ihn wohl sehr beschäftigt haben...?
Ich habe mich schon vor einer Weile entschieden den Knoten im Gehirn zu vermeiden, der sich unweigerlich bilden würde, wenn ich versuchen würd zu verstehen warum der TV in welcher Situation wie gehandelt hat.
MissWexford schrieb:Warum hat RA Haizmann dieses Thema nochmals angesprochen, was soll das bringen...?
Was die Verteidigung da treibt entzieht sich meinem Verständnis meilenweit.
MissWexford schrieb:Was macht das für einen Unterschied ob er Maria B. wegen einer anderen Frau (V.S.) ermordet hat, oder weil er homosexuell ist...
Ich stehe diesem ständigem Wunsch die Beweggründe des Opfers mit einem Motiv erklärbar zu machen grundsätzlich skeptisch gegenüber.
Sicher, manchmal ist es einfach, wenn jemand die Klappe nicht halten kann und gar Mittätern einen Anteil an einer fetten Lebensversicherung verspricht.
Auch die Beseitigung von Konkurrenten (egal in welchem Lebensbereich) gehört zu den wenigen Mordmotiven, die ich hier und da nachvollziehen kann.
Aber bei Fällen wie diesen verstehe ich absolut nicht warum hier so massiv versucht wird ein Motiv auf den Tisch zu kriegen.
Alle bisher vernommenen Zeugen, ganz gleich auf welcher Seite sie stehen beschreiben die Beziehung zwischen den TV und Maria als "gut", "glücklich" und harmonisch.
Selbst die Zeugen, die ggf ein Interesse daran hätten den TV zu entlasten schildern das so, den "letzten Grillabend" aus positiv und fröhlich.
Marias Schwester hat glaubhaft dargelegt, dass Maria hier auch keine gute Miene zum bösen Spiel gemacht hätte, sprich: "Wenn es so aussah als freue sie sich auf die Hochzeit und die gemeinsame Zukunft, dann war dem auch so."
Sollten die Indizien dem Richter für einen Schuldspruch ausreichen, dann ist hier die Heimtücke überhaupt nicht wegzudiskutieren, weil man ein Opfer das Hochzeitsvorbereitungen trifft während der Partner den Mord plant als arglos betrachten muss.
Damit wäre die Frage "Mord oder Totschlag" vom Tisch und ich verstehe nicht warum da dann noch nach weiteren Motiven gesucht wird, die so subjektiv sind, dass ein sachlicher Nachweis doch per Definition kaum machbar ist.
Ludwig01 schrieb:Um einen anderen Aspekt aufzugreifen: Ist eigentlich bekannt, auf welchem Weg der Angeklagte seine Zulassung zum Medizinstudium erworben hat (Wartezeit, Auswahlgespräch...)?
Die Frage kam hier schon ab und zu auf, aber ich hab noch nicht verstanden warum das wichtig ist.
Ludwig01 schrieb:Der Notendurchschnitt im Abiturzeugnis wird es wohl eher nicht gewesen sein.
Auch das versteh ich nicht, warum sollte der TV es nicht über den NC geschafft haben und warum ist das hier wichtig?
Ludwig01 schrieb:Wie lange hat er studiert, und welche Leistungen hat er im Studium nachweisbar erbracht (Scheine, Praktika)?
Ich versteh immer noch nicht warum das wichtig ist. Aber wenn die Stundenpläne und das Lernpensum bei den Humanmedizinern mit den Anforderungen im Studium der Tiermedizin vergleichbar ist, dann ist eine sonderlich umfangreiche Teilnahme am Studium mit der gleichzeitigen Arbeit als Krankenpfleger sowieso schwer zu vereinbaren.
regenbogen1 schrieb:Wo,bitteschön fangen Pflegemaßnahmen an ,wo es zum Einsatz chem.Keulen kommt?
Das ist von Patient zu Patient individuell und hängt von so vielen Faktoren ab.
regenbogen1 schrieb:Wie bedroht muss ich mich als Pflegekraft von einem Patienten fühlen um hier medikamentös eingreifen zu dürfen?
Darum dass der Pfleger sich bedroht fühlt geht es gar nicht zumindest nicht in den meisten Fällen.
In den meisten Fällen geht es darum, dass viele Menschen bereits unter der Tatsache leiden, dass sie so krank sind und es als entwürdigend empfinden bei gewissen Pflegemaßnahmen auf Hilfe angewiesen zu sein, die dann auch noch durch Fremde erfolgt.
Je nachdem aus welchem Grund diese Pflege notwendig ist, kann selbst der beste, einfühlsamste Pfleger nicht immer vermeiden, dass die Pflege auch ab und an schmerzhaft ist (z.b. beim Umlagern oder beim Verbandswechsel und Pflege insbesondere bei Brandwunden).
Durch ein, mal mehr mal weniger, bewusstes Abwehrverhalten entsteht dann nicht nur das Risiko, dass der Pfleger mal eins auf die Nase kriegt (damit kommen die meisten mir bekannten Krankenpfleger erstaunlich gut zurecht), aber wenn es dann z.B. zu einer Fixierung durch weitere Personen oder mit andere Maßnahmen kommen müsste um zu verhindern, dass der Patient sich selbst verletzt, spätestens dann steht es eben abzuwägen, was für den Patient die beste Lösung ist, denn zum Glück sieht unser "Pflegestandard" es nicht vor, dass bei Patienten, bei denen gewisse Pflegemaßnahmen zu einem für alle Anwesenden ungesundem Drama führen, auf diese Pflegemaßnahmen einfach verzichtet wird.
Da bleibt dann nur die Frage "Wie kann diese unangenehme Situation gestaltet werden um eine Traumatisierung zu vermeiden." und in manchen Fällen sind eben gewisse Medikamente die Antwort und die werden nicht schlechter, nur weil sie ein Missbrauchspotential bergen.
regenbogen1 schrieb:Wie sehr darf er randalieren und meine Nachtruhe,sowie die Nachtruhe der Mitpatienten stören?
Das ist eben auch ein Faktor.
Die Pflege muss nicht nur für den betroffenen Patienten und den agierenden Pfleger zumutbar sein, es ist ganz ohne Frage auch für andere Patienten nicht gesund, wenn sie ständig Schreie, Weinen, Geklimper von durch die Gegend fliegenden Waschschüsseln usw hören müssen und früher oder später dann selbst einen Pfleger im Zimmer haben, der nicht nur an seine Grenzen stößt, sondern irgendwann einfach nicht mehr kann.
Bei einem guten Krankenpfleger ist die Belastungsgrenze nur sehr hoch, aber sie bleibt immer vorhanden.
Wir hatten hier ja auch den "Eid des Hippokrates" diskutiert bzw das was über die Jahrtausende laufend zu einer Berufsethik weiter ausgebaut wurde, die viele Ursprünge hat und ständig dazulernt.
Ich weiß nicht mehr genau bei welcher der letzten Änderungen das war, aber es wurde zu diesem "Gelöbnis" nicht grundlos der Aspekt hinzugefügt, dass ein Arzt auch dazu verpflichtet sein muss auf sich selbst zu achten, einfach weil er für seine Patienten nutzlos oder gar gefährlich werden kann, wenn er das nicht tut.
Es gibt keinen sinnvollen Grund warum das für Krankenpfleger nicht auch gelten sollte.
Egal ob Tier oder Mensch:
Auf die Frage "Wann ist eine Sedation oder Narkose ethisch in Ordnung." gibt es niemals eine leichte Antwort und sie ist nur in Einzelfällen bei mehreren Patienten vergleichbar.
Ich persönlich sehe die Sorgfaltspflicht gegenüber dem Patienten als erfüllt an, wenn eine Narkose bzw Sedation in erster Linie den Patienten entlastet und dem Behandelnden die Möglichkeit gibt zügiger, sorgfältiger und gründlicher zu arbeiten.
Das ist natürlich recht allgemein, aber es ist eine "Leitformel", derer ich mich gerne bediene um ausschließen zu können, dass der Haupt- oder gar überwiegende Zweck einer medikamentösen Beruhigung bei der Bequemlichkeit des Behandelnden zu suchen ist.
regenbogen1 schrieb:Wann und was rechtfertigt eine Bedarfsmedikation?
Da gibt es wie gesagt zahlreiche Faktoren, viele davon individuell und selbst dann oft noch nicht in jeder vergleichbaren Situation auch wirklich gleich.
Das Wohl des Patienten muss im Mittelpunkt stehen, aber es ist auch kein Missbrauch, wenn auch das Wohlbefinden, der Erhalt der Leistungsfähigkeit und die Sicherheit des Pflegepersonals eine Rolle spielen darf und muss.
regenbogen1 schrieb:Das ist ein sehr schmaler Grad.
Ich denke nicht, dass das irgendwer bestreiten wird.
Das mit dem "so harmlos wie ein Zuckerplätzchen" wird heute niemand mehr behaupten.
Ebenso steht hier auch nicht zur Diskussion, dass C.F. diese Medikamente, die eigentlich zu Gunsten des Patienten gedacht waren nicht nur missbraucht, sondern regelrecht zu Waffen "umgewidmet" hat.
Zumindest in seiner "Freizeit", ob er in seiner Eigenschaft als Krankenpfleger genauso gehandelt hat, das weiß ich nicht. Den Berichten nach zu urteilen war er scheinbar clever genug hier seine Fassade gut auszubauen.
Die ehemalige Patientin hätte ihn als Pfleger ja sicher nicht so gelobt und wäre in seine "Fänge" geraten, wenn er der "Oh Dir gehst nicht gut? ich geh Dir mal Tavor holen - Typ" gewesen wäre.
Das er bei Patienten und Kollegen geschätzt war deutet eher darauf hin, dass er beruflich die Rolle des Pflegers, der sich dann lieber mal Zeit zum Zuhören nimmt recht eindrucksvoll und kontinuierlich gespielt haben dürfte.
regenbogen1 schrieb:Nett,dass dann auch Berufsanfängern direkt suggeriert wird,dass so ein Pillchen nicht weiter tragisch ist und man dem Patienten und sich selbst doch nur eine angenehme Nacht ermöglichen will,
Das habe ich in er Form so noch nie erlebt oder mitbekommen.
Im Gegenteil: Das Bewusstsein dafür, dass auch bei Medikamenten mit großer therapeutischer Breite und hoher Anwendungssicherheit stets abgewogen werden muss und die Existenz von Missbrauchspotential ernst genommen werden muss, wird tatsächlich immer besser.
Sowohl Ärzten als auch Helfern, Pflegern und Co wird eigentlich sehr deutlich gemacht, dass mit jeder Wirkung auch unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen auf den Plan treten können und dass bei echten Wirkstoffen nahezu jede Wirkung auch mit einem Risiko daher kommt, was stets eine sorgfältige Abwägung erfordert.
Dass insbesondere Medikamente, die "besonders nützlich" sind
(Leben retten können bzw Patienten ein normales Leben ermöglichen können, bei denen das sonst nicht denkbar wäre, Teufelskreise durchbrechen können)
häufiger ein erhöhtes Missbrauchspotential mitbringen bzw bei unsachgemäßer Anwendung besonders üble Folgen haben, das ist nicht erst seit gestern bekannt und wird auch so gelehrt.
Aber leider kann der Hinweis darauf welche Gefahr von diesen Substanzen ausgeht, eben auch als "Anleitung" dienen wie man sie am Effektivsten missbraucht.
Das ist aber bei jeder "Sicherheitsbelehrung" so. Man kann einem Chemikant nicht ausführlich erklären was er vermeiden sollte um seinen Arbeitsplatz nicht "in die Luft zu sprengen", ohne das dabei auch Hinweise darauf, wie man damit Schindluder treiben kann, vermittelt werden.
regenbogen1 schrieb:zumal das auch wesentlich eleganter ist als eine Fixierung.
Nicht nur eleganter, sondern für die meisten Patienten auch schonender.
Während eines durch die Gesamtsituation extrem unangenehmen Eingriffes oder einer Pflegemaßnahme zu schlummern ist für die allermeisten Patienten zwar nicht "schön", aber eine mechanische Fixierung ist fast immer ein Erlebnis, dass ein ganz massives Trauma nach sich zieht.
Das ist sicherlich aber auch individuell.
Das Gefühl sediert zu sein macht mich tendenziell grantig, meine Zündschnur verkürzt sich und es besteht die Chance, dass ich um mich beiße wie ein verwundetes Raubtier. Trotzdem gibt es Situationen in denen es der richtige Weg ist.
Mechanische Fixierung hingegen... davon würde ich mich für den Rest meines Lebens nicht mehr erholen.
Wenn man z.B. einen Zahnarzt fragt, dann hört er die Frage, ob man gewisse Dinge nicht unter Narkose oder Sedation machen könne, sicher öfter.
Dass es jedoch erwähnenswert häufig vorkommt, dass ein Patient seinem Zahnarzt aber sagt:
"Ok, dann mal los, aber schnallen sie mich bitte gut fest." das wäre mir neu.
regenbogen1 schrieb:Wie du schreibst, wirfst du dir ja auch das eine oder andere "Lorachen" ein um deine Muskeln zu entspannen. Schon mal überlegt einfach eine Wärmflasche mit ins Bett zu nehmen?
"Das eine oder andere Lorachen" klingt doch nun ganz erheblich überspitzt.
Das sind keine Bonbons, die ich in der Nachttischschublade habe, sondern "Notfallmedikamente".
Aber nachdem meine Schmerztherapeuten, der Apotheker meines Vertrauens und meine Wenigkeit zu dem Schluss gekommen sind, dass es die richtige Wahl für den "Ausnahmezustand" ist nehme ich diesen Wirkstoff in Einzelfällen in geringen Dosen ein, das ist korrekt.
Begründet, ist diese Form der "Bedarfsmedikation" weil sie nach ausgiebiger Recherche und Besprechung für genannte "Ausnahmesituationen" von allen mit "Stimmrecht" als "sinnvoll" eingestuft wurde und sich von allen möglichen Alternativen durch die hohe Anwendungssicherheit und das geringe Risiko abheben konnte.
Als dann auch noch der Behandlungserfolg in bisher allen Fällen genau dem Gewünschten entsprach wurde es als "hinreichend evident" angenommen, dass diese Form der Medikation eine sinnvolle Ergänzung meiner Schmerztherapie in Ausnahmesituationen ist, zumindest bis "etwas Besseres" auf den Markt kommt.
Damit dürfte sich auch die Frage erledigt haben ob ich es auch nur in Erwägung ziehen würde auf Medikamente zurückzugreifen, die meine "Einsatzfähigkeit" länger als unbedingt notwendig herabsetzen, wenn es eine noch bessere Alternative gäbe bzw ein Problem zu behandeln wäre, dass ich auch mit einer Wärmflasche (in meinem Fall eher die Getreideeule) aus der Welt schaffen könnte.
Ich bin seit vielen Jahren in Schmerztherapie, sehr erfolgreich, ich bekomme retardiertes Oxycodon und kann damit gut und völlig normal leben, das hätte ich als Teenager nicht für möglich gehalten.
Aber wie die meisten Schmerzpatienten habe ich ab und zu Phasen bei denen das nicht reicht.
Eine Tabletteneinnahme lang genug verpennt und der Wirkstoffspiegel im Blut sinkt zu weit ab um noch eine ausreichende Schmerzausschaltung zu gewährleisten.
Oder aber es entzünden sich einfach mal so bzw manchmal auch nach Fehl- oder Überbelastung Nerven, Knochenhäute, Gelenke usw.
Zum Abfangen dieser sogenannten "Durchbruchschmerzen" bzw "Schmerzspitzen" ist retardiertes Oxycodon nicht geeignet.
Die Schmerzen schrauben sich dann hoch, die Muskulatur beantwortet das durch Erhöhung des Muskeltonus, der dann wieder die direkte Belastung auf jene Strukturen die zuvor schon extrem schmerzhaft waren erhöht, "noch mehr Schmerzen" führen zu einer noch erheblicheren Anspannung/Versteifung der Muskulatur usw...
Da kann mir eine Wärmalsche bzw ein Körnerkissen genauso wenig helfen wie eine Cola oder ein Keks.
Da gibt es genau zwei Möglichkeiten:
1. Ich könnte unretardiertes Oxycodon zusätzlich verschreiben lassen um es in solchen Situationen einnehmen zu können
2. Ich wirke dem erhöhten Muskeltonus mit einem Benzodiazepin entgegen, das lindert dem Schmerz etwas und ich kann die 48 Minuten, die zwischen Einnahme und Wirkungseintritt der retardierten Oxycodontabletten einfach mal verstreichen irgendwie aushallten.
Tor 1 will ich nicht, unretardiertes Oxycodon begünstigt mindestens Toleranzbildung, oft sogar Abhängigkeit und ich bin nicht scharf auf ne Oxycodonsucht.
Das macht die Einnahme eines wirksamen Muskelrelaxers in solchen Ausnahmesituationen zu einer gute Sache. Diazepam wirkt zwar auch, hat aber eine echt lange Nachwirk- und Halbwertszeit, die ist bei Lorazepam einfach mal kürzer.
Wenn ich die Schmerzspitze überstanden habe, soll sich das Zeugs ruhig mal fix aus meinem Körper verkrümeln.
Auf diese Weise hab ich alles was ich will:
- ich kann auf unretardiertes Oxycodon vollständig verzichten
- ich kann die Zeit bis das retardierte Zeug wirkt in solchen Phasen gut überbrücken
- ich kann auf das Risiko, das jeder Versuch solch eine Schmerzspitze ohne zusätzliche Medikation "auszusitzen", z.B. für das Herz- Kreislaufsystem mit sich bringt komplett vermeiden.
- das "Aussitzen" einer solchen Schmerzspitze ist extrem kräftezehrend und dank diese Zusatzmedikation kann ich die Zeitspanne bis ich mich wieder gesund und "voll einsatzbereit" fühle ganz erheblich verkürzen
- ich brauch mir um Toleranzbildung und Abhängigkeitspotentiale keinen Kopf zu machen
Genau dafür ist moderne, komplexe Schmerztherapie doch da.
gusti schrieb:Diese andauernde, undifferenzierte Stimmungsmache gegen Psychopharmaka kann ich schon nicht mehr lesen.
Mir fällt es auch schwer, aber so ist das leider nun mal.
Da reicht ja schon der "normale Missbrauch" um dem Ruf von guten Medikamenten zu schaden, die (wie eigentlich jedes Medikament) halt nur dann gut sind, wenn sie korrekt angewandt werden.
Das es da nur noch schlimmer wird, wenn jemand sie als Waffe missbraucht, dass ist leider nicht verwunderlich.
Da wird dann aus einem Medikament, das eine unglaubliche therapeutische Breite hat und u.A. Leben retten kann halt ein "Teufelszeug."
Die Tatsache, dass bei den meisten Anwendungsindikationen die möglichen Alternativen (wenn überhaupt vorhanden) sehr viel gefährlicher wären geht verloren.
gusti schrieb:Die Medikamente sind hier nicht schuld an der Tat, sondern der Täter. Sie können auch mit einem Messer ein Brot schneiden oder jemanden abstechen.
Das wird halt leider gern vergessen.
U.A. deswegen finde ich es ja auch so ärgerlich, dass viele Krankenhäuser keine oder allenfalls wenig Anstrengungen unternehmen um das Problem des Diebstahls von Medikamenten mit hohem Missbrauchspotential mal einzudämmen.
So können Substanzen von denen wir froh sein können, dass sie uns zur Verfügung stehen doch nur in Verruf geraten und irgendwann wird das Ansehen von Krankenpflegern aus dem gleichen Grund doch auch nicht besser.
MissWexford schrieb:Natürlich gibt es auch Wirkstoffe wie z.B. Methocarbamol der Wirkstoff hat keinen sedierenden Effekt und auch kein Suchtpotential...
Nein, da irrst Du Dich. Leider, ich wünschte auch es wäre anders.
Als Tetrazepam vom Markt flog war ich gar nicht glücklich, zahlreichen anderen Patienten und folglich auch Ärzten und Apothekern ging es genauso.
Es war jenes unter den Benzodiazepinen, das mich bei der Dosis, die ich zur Muskelrelaxation benötigte praktisch gar nicht müde machte und mich auch nicht psychisch beeinflusste. Zähneknirschend stieg ich dann auf andere Benzodiazepine um.
Als ich das erste mal von "Ortoton" gelesen habe war ich richtig aufgeregt, die Hersteller sind ja nicht blöde und wussten, dass Tetrazepam eine Versorgungslücke hinterlassen hat und das wurde für die "Werbung" genutzt.
Muskelentspannung ohne Sedation klang zu gut um wahr zu sein (um das Abhängigkeitspotential brauchte ich mir auch bei Benzodiazepinen keinen Kopf zu machen).
Ich besprach das mit meinem Schmerztherapeuten und wir entschieden, dass ich das ausprobieren sollte.
Leider war die Wirkung mit der eines Globuli vergleichbar und zwar nicht im guten Sinne.
Grade bei Schmerzen und Muskelverspannungen kann der Placeboeffekt ja durchaus recht beeindruckende Dienste leisten, aber leider reichten die nicht mal für eine geringfügige Besserung.
Als ich das dann meinem Arzt und meinem Apotheker berichtete, sagten mir beide, dass sie das bereits befürchtet hätten, aber das nicht äußern wollten um eine mögliche Placebowirkung nicht zu verhindern (sie wussten ja, dass ich noch wirksame Muskelrelaxer daheim habe).
Und je mehr echte Fachartikel man liest, desto klarer wird leider auch Methocarbamol einfach nicht ansatzweise hält was es verspricht.
Die "Nachweise", die irgendwann mal erbracht wurden, sind längst überholt, den genauen Wirkmechanismus kennt scheinbar niemand so richtig und in mindestens einer aktuelleren Studien wird deutlich, dass Methocarbamol keine Wirkung nachgewiesen werden konnte, die dem Placebo der Kontrollgruppe überlegen war.
Tjo, schön wers gewesen, aber war halt nix.
MissWexford schrieb:Wenn allerdings @Fraukie mit Lorazepam besser klar kommt, dann ist das eben so...
Wenn ein zuverlässiger, wirksamer Muskelrelaxant benötigt wird, dann sind Benzodiazepine, nach aktuellem Stand, einfach mal bei vielen Indikationen die sanfteste, sicherste Medikation, andere wirksamen Muskelrelaxer sind weitaus gefährlicher und heikler in der Anwendung.
Allerdings muss das ja nicht immer so bleiben.
Als ich klein waren, da haben Antiallergietabletten noch ganz furchtbar müde gemacht. Das ist kein Wunder, die Antihistaminika der ersten Generation sind ZNS gängig und werden heute eigentlich nur noch als Mittel gegen Übelkeit oder Schlafmittel eingesetzt.
Allergiker haben heute nicht nur Zugriff auf Antihistamin der 2. Generation, bei der die Tabletten nicht mehr müde machen, es gibt auch cortisonfreie Präparate die gar nicht mehr systemisch angewandt werden müssen, sondern bei denen eine lokale Applikation ausreicht.
Methocarbamol ist nicht die Lösung, aber ein Hoffnungsfunke, dass irgendwo tapfere Forscherlein sitzen, die die Idee, dass dies bei Muskelrelaxern irgendwann genauso sein könnte nicht aufgegeben haben, wer weiß wann da doch etwas auf den Markt purzelt, dass meinen Mann davon befreit mich im Nacht- und Notdienst rumzufahren, wenn ich nach so einer Lorazepameinnahme zwar wieder voll fit bin, aber lieber noch nicht Autofahren möchte.
Go Science!
Allerdings darf man auch hier nicht nur den positiven Teil sehen:
Bei einem wirklich wirksamen Muskelrelaxer der nicht auch zumindest ein wenig sedierend wirkt würde sich fast schon zwangsläufig die Sturzgefahr ganz erheblich erhöhen.
Der sedierende Teil von Benzodiazepinen sorgt recht zuverlässig dafür, dass man beim Aufstehen noch bevor es heikel wird merkt "MOMENT, da war ja was, da tu ich mein Patschehändchen doch lieber mal schön an das Treppengeländer."
Bei einem Muskelrelaxant dem diese "Vorwarnung" fehlt müsste man extrem vorsichtig sein.
Ich hatte mal eine besonders fiese Nervenentzündung, die nicht nur sch... schmerzhaft war, sondern auch dazu führte, dass bei meinen Beinmuskeln mal eben ohne Vorwarnung "der Stecker gezogen" wurde.
So oft bin ich vermutlich nicht mal auf die Schnauze geflogen als ich als Kleinkind laufen gelernt hab und vor allem nicht so nachhaltig.
Aber was auch immer geforscht, entwickelt und wofür sensibilisiert wird, daran, dass "Böse Absichten" ein gutes Medikament zur Waffe machen können, das wird sich niemals ändern.
MissWexford schrieb:Das muss jeder für sich selbst entscheiden, welches Risiko man eingeht oder nicht...
Na ganz so ist es ja nun auch wieder nicht.
Mein Schmerztherapeut und mein Apotheker arbeiten Hand in Hand und respektieren, dass ich einen eigenen Wissenshintergrund zur Party mitbringe, aber jede Anpassung der Medikation muss uns allen dreien (bzw 4 mit dem zweiten Arzt aus der Praxis meines Schmerztherapeuten) richtig und sinnvoll erscheinen.
Und bei aktuellem Stand ist Lorazepam einfach die wirksamste/zuverlässigste und sicherste "Wahl" die ich habe.
Ein Risiko muss ich dabei zum Glück nicht eingehen, weil ich weiß, dass und wie lange nach der Einnahme ich nicht Auto fahren sollte, obgleich meine "übliche Dosis" mit der ich (bis auf absolute Einzelfälle) bestens zurecht komme keinen nennenswerten, sedierenden Effekt hat.
Das Potential der Toleranzbildung und Abhängigkeit von Benzodiazepinen ist bei meinem "Nutzerprofil" sowieso kein Thema von daher auch kein Risiko.
Lumpel schrieb:Auch die Getränkeflasche nahe des Fundort findet bis jetzt noch zu wenig Beachtung.
Weißt Du was darüber, ob mal eine Aussage dazu getätigt wurde die einen Rückschluss darauf zulässt ob diese Wasserflasche überhaupt mit der Tat im Zusammenhang steht bzw ein solcher Zusammenhang mehr als nur eine Annahme ist?
Bei der ebenfalls aufgefundenen Damenbinde wurde ja bisher gar nichts weiter gesagt, außer, dass sie eben "da" war.
Gehörte sie zu den sterblichen Überresten, dann wäre sie doch eigentlich als Spurenträger genauso in Frage gekommen wie der Slip bzw hätte aufgrund der Beschaffenheit der meisten Binden sogar auf die eine oder andere Spur regelrecht "konservierend" wirken können.