trailhamster schrieb:heute um 16:51
In dem Fall gibts eine ganze Reihe von möglichen Motiven, möglichen Verdächtigen, aber kaum wirklich gute Spuren. Soweit mir bekannt gibt es keine Täter-DNA, keine Fingerabdrücke und auch die Herkunft der Waffe blieb ungeklärt. Die Zeugenaussagen führen nicht weiter, ein potentieller Verdächtiger ist aus dem Leben geschieden.
Es gibt zwei DNA-Spuren, eine unter der Fußmatte des BMW, eine am hinteren Stoßfänger. Ob das Täter-DNA ist, weiß niemand. Sehr wahrscheinlich (Achtung, reine Spekulation meinerseits) gibt es partielle Fingerabdrücke an den Geschosshülsen, mittels derer man Tatverdächtige zumindest ausschließen könnte. Es gibt Schuhabdrücke, die Rückschlüsse auf die Körpergröße und anatomische Besonderheiten wie den Grad der Pronation zulassen. Es gibt das Munitionsfabrikat, kommerzielle Billigware von Partizan Prvi, das zumindest tendenziell eher gegen einen Schweizer Staatsbürger spricht, denn Schwyzer können bessere Munition zu subventionierten Preisen erwerben. Umgekehrt gab es keine Wiederlader-Werkzeugspuren an der Munition, was gegen einen absoluten Schusswaffenfanatiker spricht. Allein aus Kostengründen verwenden die meisten richtigen Cracks wiedergeladene Munition, bei der sie zugleich das Pulver aufs Milligramm genau abwiegen können, wie bei echter Matchmunition. Es gibt verhaltenspsychologische Gutachten über den Täter als weniger gut strukturiert vorgehend, keinen eiskalten Superprofi, sondern eher jemanden, dem die Situation über den Kopf gewachsen war und der einfach unverschämtes "Glück" hatte, nicht auf der Stelle erwischt zu werden.
Als besonderes Alleinstellungsmerkmal gibt es zudem das Schießen durch die Scheiben des BMW, das diffiziler ist, als man sich das als Laie so vorstellen würde. Das funktioniert nur innerhalb eines geometrisch sehr eng begrenzten Winkelgrades. (Spezialeinheiten wie die GSG9 haben spezielle Munitionssorten für das Schießen durch Scheiben hindurch, welche die Trefferchancen zumindest etwas verbessern.) Zugleich jedoch gibt es in der Region eine mysteriöse Mordserie oder zumindest Reihung von Fällen (ob es sich dabei wirklich um eine Serie handelt, weiß niemand genau), bei der die Opfer durch Fensterscheiben hindurch erschossen wurden. Hier könnte man nach etwaigen Parallelen suchen.
Was mögliche Zeugenaussagen anbelangt, so gibt es in Chevaline und Doussard eine offizielle Politik des Schweigens. Die meisten Anwohner wünschen sich, dass dieser Fall möglichst rasch in Vergessenheit geraten soll, aber nicht alle. Andere Foren, die sich mit dem Fall beschäftigt haben, bekamen permanent Informationen von lokalen "Whistleblowern" zugespielt, worunter allerdings keine wirklich brisanten Tipps waren.
Last but not least gibt es all die Hintergrundinformationen über die Opfer, welche die Gendarmerie zusammengetragen hat, und auf deren Basis man zumindest Spekulationen über das mögliche Motiv (falls es denn überhaupt eines gab, außer einem belanglosen Streit z. B. darüber, wer wen wie auf dieser schmalen Straße überholen durfte) anstellen könnte. Allerdings stellt sich hier wieder das Problem einer absoluten Überfülle von möglichen Motiven, die in dieser Diskussion noch nicht einmal ansatzweise besprochen wurden. Insbesondere die beiden getöteten Frauen bieten bei näherer Betrachtung eigentlich mehr Stoff für derartige Spekulationen als SAH.