Verschwunden?, Unfall? Verbrechen? Ohne Täter- oder sonstiges Insiderwissen kann keine Ursache für das Verschwinden definitiv ausgeschlossen werden. Letztendlich reden/schreiben wir hier doch alle nur über Wahrscheinlichkeiten, bzw. darüber welcher Ablauf zumindest theoretisch möglich war. Und dazu gehört eben auch ein freiwilliges Verschwinden, das
@Menedemos zu recht als Option ins Spiel bringt.
Ausschließen kann man meines Erachtens, weil nicht passend zu den bekannten Fakten, aber ein „geplantes“ Verschwinden.
Dagegen sprechen v.a. die durch eine Vielzahl von Zeugen unabhängig voneinander getätigten Aussagen über die Versuche, eine Mitfahrmöglichkeit nach Hause zu finden?
Oder sieht das Jemand anders?
Damit bliebe, wenn man die Theorie des freiwilligen Verschwindens verfolgt, nur eine spontane Entscheidung zum Abhauen:
Zur Begründung lassen sich hierfür durchaus Argumente finden, v.a.:
1. Unstimmigkeiten mit den Eltern (Teilnahme an Sylvesterfeier),
2. Vorangegangene Versuche und Überlegungen zum Abzuhauen (es war also schon eine denkbare Handlungsoption)
3. und v.a. das Verschwinden genau am Abend eines Streites mit ihrem Freund.
Wenn man eine Situation für eine pubertäre Jugendliche konstruieren möchte, in der diese von zuhause abhauen möchte, dann würde einem wohl keine viel glaubhaftere Ausgangssituation einfallen. Und das noch bei einer Jugendlichen, die sich mit einem Abhauen als Option schon mehrfach relativ intensiv auseinander gesetzt hat, sogar eine gepackte Tasche gelagert hat.
Wenn also in dieser konkreten Situation (sie ist genervt von den Eltern, hat Streit mit dem Freund, und ist wahrscheinlich auch genervt, wie schwierig es ist, eine Mitfahrmöglichkeit zu finden) jemand anhält, der ihr eine attraktive Möglichkeit bietet, erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass sie darauf eingeht. Das kann von „hey, Du kannst bei mir übernachten“, bis „ich fahr nach xy, um Party zu machen“, ja alles gewesen sein, und in der konkreten Situation sehr attraktiv geklungen haben.
Diese Option erscheint mir nicht nur theoretisch möglich zu sein, sondern auch nicht unwahrscheinlicher zu sein, als dass sie dort mitten auf dem Land von einem zufällig vorbeikommenden Sexualmörder mitgenommen wird, der dann das perfekte Verbrechen begeht.
Das einmal weitergedacht, ist natürlich nicht auszuschließen, dass es nach dem freiwilligen Abhauen zu einem Verbrechen/Unfall kam, was dann erklären könnte, warum sie sich danach nicht mehr gemeldet hat. Ohne eine zeitliche Drucksituation einer Spontantat hätte ein etwaiger Täter auch ganz andere Möglichkeiten gehabt, seine Spuren zu verwischen bzw. eine etwaige Leiche verschwinden zu lassen.
Das ist auch der Punkt, der mich an der Theorie der Spontan-Tat am Meisten stört, nämlich die Schwierigkeit, eine Leiche - ohne Vorüberlegung und ohne Vorbereitung - in einer akuten Stresssituation dauerhaft verschwinden zu lassen.
Zumindest erscheint es mir - bezogen auf Wahrscheinlichkeiten - mindestens genauso berechtigt zu sein, über ein freiwilliges Verschwinden zu spekulieren, wie über einen Unfall (ohne jede Unfallspuren) oder einen zufällig vorbeifahrenden Sexualatraftäter/Mörder.