EinElch schrieb:Nach 2 Dekaden fällt einem ein: "ACH, DIE Katrin Konert. Ja, die hab ich noch gesprochen. Hab ich das nicht erzählt?"
Als ob.
Bis zu Beweis des Gegenteils sind das erstmal Hirngespinste von Wichtigtuern, für mich jedenfalls.
Ich denke nicht, dass Zeugen, welche entsprechende Beobachtungen gemacht haben möchten, unbedingt bewusst die Unwahrheit sagen oder sich anderweitig in den Vordergrund spielen wollen. Vielmehr ist eher ein Prozess dem jeden von uns hinsichtlich Ereignisse widerfährt, welche bereits mehrere Jahre zurückliegen. Es findet über die Jahre eine Wahrnehmungsverschiebung und -verschischung statt, die, wie diesem Fall vielleicht, Ereignisse an die falsche Stelle rücken. So fand die Begegnung oder das Gespräch mit Katrin nicht, wie jetzt durch eine falsch zusammengesetzte Erinnerung hervorgerufen, am ersten Tag des neuen Jahres, sondern zum Beispiel am letzten Tag des alten Jahres. Nicht nur die Zeit kann sich verschieben, auch der Inhalt der eigentlich geführten Gespräche kann sich verändern. Das Gehirn hat leider die Eigenschaft, dass es über die Zeit verschiedene Erinnerungen vermischt. Das führt dazu, dass völlig falsche Erinnerungen an Ereignisse entstehen.
sunshine8718 schrieb:Deshalb ist der Komissar mit ihr mehrere Haltestellen in der Umgebung abgefahren. Sie kann sich aber nicht erinnern.
Es ist richtig, dass sich die ortsunkundige Autofahrerin nicht mehr an die Bushaltestelle ihrer Beobachtung erinnern konnte. Dies alleine stellt aus Ermittlersicht sicherlich nicht das Hauptproblem dar, denn die Beobachtung wurde ja mit ziemlicher Sicherheit im relevanten Gebiet und auch zur entsprechenden Uhrzeit gemacht. Vielmehr entstand bei der Aussage der Zeugin über einen ganz anderen Aspekt eine dunkle Wolke. Sie war sich nämlich nicht mal mehr sicher, ob sie die Beobachtung überhaupt am Neujahrstag oder zu einem ganz anderen Zeitpunkt gemacht hat. Schaut einen Absatz weiter oben, was ich zur Wahrnehmungsverschiebung und -vermischung geschrieben habe. Die Zeugin mit der Beobachtung meldet sich erst viele Monate nach dem Verschwinden von Katrin, genau dann, als der Fall im TV nochmals thematisiert wurde. Folgende Punkte könnten nun der Dame in ihrem Erinnerungsvermögen einen Streich gespielt haben, ohne dass sie dies bewusst getan hätte.
- sie war in dem Gebiet unterwegs
- sie war ortsfremd
- sie machte eine Beobachtung, dass zwei Personen sich unterhalten haben
- sie sieht im TV einen Fall, der sich genau in der Gegend abgespielt hat und aufgrund Martins Aussage genau ihren Erinnerungen zuspielt
Aus Ermittlersicht ist hier am Ende nur eines gesichert. Sie war in der Gegend unterwegs und dabei ortsfremd. WANN dies war und ob es dieses vermeintlich beobachtete Gespräch zwischen Autolenker und Person an Bushaltestelle wirklich gegeben hat oder ob ihr Gehirn ihr in Verbindung mit der TV-Sendung einfach einen Streich gespielt hat und eine Beobachtung an einer Bushaltestelle, welche weder mit der Örtlichkeit und der relevanten Zeit zu tun hatte, eine entsprechende Vermischung geschaffen hat, bleibt in den Sternen.