Georgine Krüger - Tatverdächtiger vor Gericht

Ich finde es sehr schade, dass die auf der Seite https://www.berlinkriminell.de/2/gericht_term.htm angegebenen Termin nicht zuverlässig sind. Ich habe mir z.B. für Ende Oktober zwei Termine vorgemerkt, bei denen ich gerne bei der Sitzung dabei gewesen wäre.
Leider ging es an diesen Tag gar nicht weiter, dafür an anderen Tagen, die dort nicht vermerkt waren.
So bleibt einem nix anderes über als auf die Berichterstattung von Tagesspiegel und co zu hoffen...

Heute Abend zeigt der Sender rbb um 21.00 Uhr in einem Fahndungsmagazin "Täter, Opfer, Polizei" nochmal die Fälle Georgine, Maike und Rebecca.

Quelle: Zitat aus der Programmvorschau rbb
"Für immer verschwunden? - Rebecca, Maike, Georgine - diese Mädchennamen stehen für drei große Kriminalfälle aus unserer Region, die eines gemeinsam haben: Die Opfer sind verschwunden. In zwei Fällen kommt es zum Prozess, obwohl die Leichen der Mädchen nie gefunden wurden: Die Mörder von Maike werden verurteilt, der mutmaßliche Mörder von Georgine steht derzeit vor Gericht. Der Fall Rebecca zeigt das ganze Spannungsfeld".

Hier ein Artikel aus dem Spiegel:

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-mordfall-georgine-krueger-uebersetzung-einer-mordbeichte-a-1298988.html

Das war ja eine recht aufwändige undercover Inszenierung.
Die Verteidigung des Angeklagten spricht von Übersetzungsfehlern. Die Gespräche zwischen V-Leuten und Angeklagtem fanden auf Türkisch statt.

Dass sexistische Flüche- wahrscheinlich aus Scham- von der Übersetzerin abgemildert wurden, ist nicht optimal. Da hakt jetzt wohl die Verteidigung ein und zieht die gesamte Übersetzung in Zweifel.
Allerdings gibt es ja noch die Original Gesprächsaufzeichnungen. Und auf die kommt es an.

Mich hat der Artikel im Spiegel mitgenommen, weil deutlich wird, wie brutal der Täter vorgegangen ist.

ThoFra schrieb:Die Verteidigung des Angeklagten spricht von Übersetzungsfehlern.

Dazu muss man aber sagen, dass beide Anwälte der Verteidigung keine türkischen Wurzeln haben und, wie von der Übersetzerin des Dialoges, welche als Zeugin vor Gericht aussagte, bereits zynisch angeführt, man nicht Google als Übersetzungshilfe hernehmen sollte.

LillyLego schrieb:Für immer verschwunden? - Rebecca, Maike, Georgine - diese Mädchennamen stehen für drei große Kriminalfälle aus unserer Region, die eines gemeinsam haben: Die Opfer sind verschwunden.

Habe die Sendung gestern abend gesehen, leider scheint sie noch nicht online in der Mediathek verfügbar zu sein, sonst hätte ich sie hier verlinkt.
Daher eine kleine Zusammenfassung für die User, die die Sendung nicht sehen konnten:

U a kam im Bericht Georgines Schwester Michelle (die im Prozess auch Nebenklägerin ist) zu Wort, sie suchte mit dem RBB - Reporter die Straße, in der sie mit Georgine und ihrer Mutter zum Zeitpunkt ihres Verschwindens lebte und in der auch Ali K lebte, auf.
Berührend fand ich die Äußerung Michelles, dass diese Straße für sie wie ein 'öffentlicher Friedhof' sei.

Auch eine der Zeuginnen, die von Übergriffen bzw Belästigungen durch Ali K berichteten, äußerte sich.
In diesem Zusammenhang wurde auch nochmal erwähnt, dass Ali K wohl 2012 erstmals strafrechtlich in Erscheinung trat.

Bilder des Kellers von Ali K waren ebenfalls zu sehen - eine sehr beklemmende Vorstellung, welche Ängste Georgine dort unten durchgestanden haben muss.

Interessant fand ich auch, dass erst relativ spät im Verlauf des Berichtes auf den Einsatz des V-Mannes eingegangen wurde, hatte zu diesem Zeitpunkt fast schon angenommen, dass dies gar keine Erwähnung mehr finden würde.

@ThoFra
Zuerst gab es einen Link zur kompletten Sendung, der ist inzwischen weg und es gibt die 3 Themen in drei Teilen separat
https://www.rbb-online.de/taeteropferpolizei/themen/fuer-immer-verschwunden/fuer-immer-verschwunden-georgine-krueger.html

Die Dolmetscherin konnte hören, wie der Angeklagte gestenreich demonstrierte, wie er sein Opfer geschlagen hätte. Ali K. klatschte in die Hände, sagte dazu "Patt". "Das bedeutet, er hat einen flachen Gegenstand benutzt", erklärt die Zeugin. Dann vernahm sie die Worte: "Ich habe sie gehauen. Sie war weg. Sie war bewusstlos." Fast eine dreiviertel Stunde schilderte Ali K. das Geschehen. Er sagte in dem Gespräch, er habe darüber noch nie zuvor geredet.

https://m.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-mordfall-georgine-krueger-uebersetzung-einer-mordbeichte-a-1298988.html

Eine Dreiviertelstunde lang hat er seine Tat geschildert. Das macht doch keiner, der nur seine neuen Freunde beeindrucken will.

marlonc schrieb:Eine Dreiviertelstunde lang hat er seine Tat geschildert. Das macht doch keiner, der nur seine neuen Freunde beeindrucken will.

Wollen wir hoffen, dass die Richter das genauso sehen. Ich bin jetzt etwas zuversichtlicher, denke allerdings, dass die Verteidigung weiterhin behaupten wird der Beschuldigte habe sich nur wichtig machen wollen. theoretisch kann man sich ja auch 45 Minuten lang wichtig machen und angesichts der Dauer des Geständnisses ist es sogar noch bemerkenswerter, dass es offenbar keine einzige unabhängig verifizierbare Aussage enthielt.

falstaff schrieb:Wollen wir hoffen, dass die Richter das genauso sehen. Ich bin jetzt etwas zuversichtlicher, denke allerdings, dass die Verteidigung weiterhin behaupten wird der Beschuldigte habe sich nur wichtig machen wollen. theoretisch kann man sich ja auch 45 Minuten lang wichtig machen und angesichts der Dauer des Geständnisses ist es sogar noch bemerkenswerter, dass es offenbar keine einzige unabhängig verifizierbare Aussage enthielt.

Sehe ich nicht so. Aber ich bin auch sehr gespannt, wie die Richter das sehen würden. Vielleicht gibt es ein Glaubwürdigkeitsgutachten, was sagt, die Aussage beruht auf real geschehenen Dingen. Und dann gute Nacht.

marlonc schrieb:Sehe ich nicht so.

Ich auch nicht, aber wir urteilen ja auch nicht. Ich habe lediglich beschrieben, wie die Verteidigung hier argumentieren könnte. Ein detailreiches Geständnis könnte von den Richtern durchaus sogar im Zweifel für den Angeklagten ausgelegt werden, weil das Fehlen verifizierbarer Aussagen dann umso mehr zu seinen Gunsten gewertet werden muss. Dabei spielt dann auch überhaupt keine Rolle, ob das Fehlen verifizierbarer Aussagen darauf zurückzuführen ist, dass das Verbrechen schon so lange zurückliegt und die Leiche gut entsorgt wurde. Es würde einzig und alleine zählen, dass auch eine alternative Auslegung zugunsten des Angeklagten möglich ist.

Nach wie vor gehe ich eher davon aus, dass der Angeklagte freigesprochen wird - wenn auch vielleicht erst in der zweiten Instanz oder in einer möglichen Wiederaufnahme.

falstaff schrieb:Ein detailreiches Geständnis könnte von den Richtern durchaus sogar im Zweifel für den Angeklagten ausgelegt werden, weil das Fehlen verifizierbarer Aussagen dann umso mehr zu seinen Gunsten gewertet werden muss. Dabei spielt dann auch überhaupt keine Rolle, ob das Fehlen verifizierbarer Aussagen darauf zurückzuführen ist, dass das Verbrechen schon so lange zurückliegt und die Leiche gut entsorgt wurde. Es würde einzig und alleine zählen, dass auch eine alternative Auslegung zugunsten des Angeklagten möglich ist.

Hmm. Ich denke, es zählt eher, wie glaubwürdig die Aussage war. Und das Fehlen verifizierbarer Aussagen liegt hier in der Natur des Falles.

Ganz im Gegenteil würde das eher auf ihn als Täter hinweisen, weil woher sollte ein Fremder so genau wissen, dass er wirklich so garkeine Spuren hinterlassen hat?
Außerdem gibt es schon ein paar verifizierbare Punkte, wie der Zeitpunkt und Ort des Verschwindens und eben, DASS er keine Spuren hinterlassen hat. Ein Fremder hätte nicht wissen können, ob die Polizei nicht irgendwelche nicht veröffentlichten Gegenstände gefunden hat.

marlonc schrieb:Hmm. Ich denke, es zählt eher, wie glaubwürdig die Aussage war. Und das Fehlen verifizierbarer Aussagen liegt hier in der Natur des Falles.

Das Fehlen verifizierbarer Aussagen macht jede Aussage unglaubwürdiger - von Vorneherein.

marlonc schrieb:Außerdem gibt es schon ein paar verifizierbare Punkte, wie der Zeitpunkt und Ort des Verschwindens und eben, DASS er keine Spuren hinterlassen hat. Ein Fremder hätte nicht wissen können, ob die Polizei nicht irgendwelche nicht veröffentlichten Gegenstände gefunden hat.

Er wäre aber als Nichttäter der nur prahlen wollte auch keinerlei Risiko eingegangen, denn er hätte ja nicht ahnen können dass seine vermeintlichen Freunde da mehr wissen. Wenn man also von der Behauptung ausgeht er habe nur prahlen wollen, hätten mögliche geheimgehaltenen Spurenfunde der Polizei nicht die geringste Rolle gespielt. Er hätte darüber schlicht nicht nachdenken müssen.

ThoFra schrieb:In diesem Zusammenhang wurde auch nochmal erwähnt, dass Ali K wohl 2012 erstmals strafrechtlich in Erscheinung trat.

Genau. 2012 wurde Ali K. wegen einer Sexualstraftat verurteilt.

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2019/12/fall-georgine-krueger-vermisst-berlin-taeter-opfer-polizei.html

Laut Prozessakte ist Ali K. bereits 2012 strafrechtlich aufgefallen. Damals wurde er wegen einer Sexualstraftat verurteilt: In seinem Keller hatte er eine Minderjährige geschlagen und sexuell bedrängt.

Dadurch und durch die Nachbarschaft von Ali K. und der Familie Krüger zum Zeitpunkt der Tat geriet Ali K. später ins Visier der Ermittler.

Weil Ali K. in der Nähe von Georgines Familie lebte, geriet er bei späteren Ermittlungen in den Fokus der Mordkommission

falstaff schrieb:Ein detailreiches Geständnis könnte von den Richtern durchaus sogar im Zweifel für den Angeklagten ausgelegt werden, weil das Fehlen verifizierbarer Aussagen dann umso mehr zu seinen Gunsten gewertet werden muss. Dabei spielt dann auch überhaupt keine Rolle, ob das Fehlen verifizierbarer Aussagen darauf zurückzuführen ist, dass das Verbrechen schon so lange zurückliegt und die Leiche gut entsorgt wurde.

Die 'gute Entsorgung' der Leiche spielt Ali K definitiv sehr gut in die Karten, allerdings gibt es ja durchaus auch immer wieder Fälle, in denen es gelingt, den Täter/Mörder trotz fehlender Leiche zu überführen und auch zu verurteilen.

Ein Beispiel dazu:
In der RBB - Sendung gestern wurde u a auch der Fall Maike Thiel gezeigt, bei dem genau das die Situation war: Bis heute ist nicht bekannt, wo sich die sterblichen Überreste von Maike (und ihrem ungeborenen Kind) befinden und dennoch sitzen der Kindsvater und dessen Mutter lebenslänglich im Gefängnis.
Beide haben Berufung nach dem Urteil eingelegt, sind damit aber vor dem Bundesgerichtshof gescheitert.

Offenbar ist es in diesem Fall der Staatsanwaltschaft gelungen, die Richter davon zu überzeugen, dass Maike durch ihren (Ex-)Freund, dessen Mutter und einen weiteren Mann (der allerdings aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verhandlungsfähig war) ermordet wurde.

Hoffen wir, dass dies auch im Fall Georgine gelingt und Ali K bestraft wird.

ThoFra schrieb:Hoffen wir, dass dies auch im Fall Georgine gelingt und Ali K bestraft wird.

Es wird auf jeden Fall sehr spannend. Wetten würde ich auf den Ausgang nicht, weil ich ihn für offen halte, mit einem leichten Vorteil für den Angeklagten.

Ich denke nicht, dass das über 45 Minuten andauernde und detailiert geschilderte Geständnis alleine entscheidend sein wird. Vielmehr wird man das Vorgehen des verdeckten Ermittlers zu Erlangung desselbigen in Augenschein nehmen. Er soll zwar ohne Zutun sich selbst als Täter in Sachen Georgine Krüger benannt haben, jedoch wird es dann interessant, wie es zu den Ausführungen zum Tatablauf kam. Wurde mit Suggestivfragen gearbeitet oder geschickt die Gesprächsführung des Beschuldigten aufrecht erhalten, ohne selbst Optionen zur Tathandlung zur Verfügung zu stellen.

Sollte Letzteres der Fall gewesen sein, wird sich der Beschuldigte und dessen Anwalt schwer tun, aus der Sache, selbst ohne Leiche, wieder herauszuwinden. Interessant wäre auch, ob versucht wurde, dem Beschuldigten noch eine weitere, ähnlich gelagerte Tat, welche sich im Nahbereich seines Wohnortes abspielte und ebenfalls bisher ohne Auffinden der Leiche blieb, nachzuweisen oder ob die verdeckte Ermittlung nach dem Geständnis beendet wurde.

Triquetrum schrieb:Interessant wäre auch, ob versucht wurde, dem Beschuldigten noch eine weitere, ähnlich gelagerte Tat, welche sich im Nahbereich seines Wohnortes abspielte und ebenfalls bisher ohne Auffinden der Leiche blieb, nachzuweisen oder ob die verdeckte Ermittlung nach dem Geständnis beendet wurde.

Ich wollte zuerst sagen, dass so es so viele verschwundene junge Mädchen/Frauen wahrscheinlich auch nicht gibt.
Sandra Wißmann verschwand 2000. Sie war allerdings erst 12. In dem Alter sind es große Sprünge zwischen 12 und 14 Jahren. Ali K. dürfte damals ca. 25 gewesen sein.
Ob er dafür evtl. auch in Frage käme? Ich weiß nicht. (Man weiß ja auch nicht mal, ob Ali K. die ganze Zeit in Berlin gewohnt und wie er gelebt hat.)

Sillyrama schrieb:Sandra Wißmann verschwand 2000. Sie war allerdings erst 12.

Den Fall meine ich weniger, da ich denke, der ist zuweit zurück. Ich denke eher an Daniela Langer, die vier Monate vor Georgine Krüger verschwand und deren Wohnung nur 280 Meter Luftlinie vom Wohnort des Beschuldigten entfernt liegt. Zwar ist in diesem Fall die Vermisste 40 Jahre alt und passt nach erstem Augenschein nicht in das bevorzugte Opferprofil des Beschuldigten, jedoch ist der Wohnort der Verschwundenen doch ziemlich nahe.

@Sillyrama
@Triquetrum

Würde schon annehmen, dass die Polizei sicherlich weitere regionale Fälle auf eine mögliche Täterschaft Ali Ks überprüft haben wird.

Auch im Fall Georgine geriet er ja erst - nachdem er 2012 erstmals aktenkundig geworden war (und auch verurteilt wurde), weil er eine Minderjährige in seinem Keller geschlagen und 'sexuell bedrängt' hatte - in den Fokus der Ermittlungen, da er in der Nähe der Familie Krüger lebte.

Kreuzbergerin schrieb:Dadurch und durch die Nachbarschaft von Ali K. und der Familie Krüger zum Zeitpunkt der Tat geriet Ali K. später ins Visier der Ermittler.
Weil Ali K. in der Nähe von Georgines Familie lebte, geriet er bei späteren Ermittlungen in den Fokus der Mordkommission

Kreuzbergerin schrieb:Laut Prozessakte ist Ali K. bereits 2012 strafrechtlich aufgefallen. Damals wurde er wegen einer Sexualstraftat verurteilt: In seinem Keller hatte er eine Minderjährige geschlagen und sexuell bedrängt.

Teenagerinnen und eine 40-jährige Frau sind jedoch schon ein großer Unterschied, daher kann ich mir schlecht vorstellen, dass Ali K für das Verschwinden von Daniela Langer verantwortlich sein könnte.
Sandra Wißmann würde da vom Alter her schon eher passen, dann hätten sechs Jahre zwischen beiden Taten (2000 Sandra und 2006 Georgine) gelegen.
Wenn er das Geständnis betreff des Mordes an Georgine Krüger gegenüber den V-Männern ablegte, um damit zu prahlen/ anzugeben, hätte er dann nicht auch noch weitere Taten gestanden, wenn er denn welche begangen hätte?

Triquetrum schrieb:Zwar ist in diesem Fall die Vermisste 40 Jahre alt und passt nach erstem Augenschein nicht in das bevorzugte Opferprofil des Beschuldigten, jedoch ist der Wohnort der Verschwundenen doch ziemlich nahe.

Dein Einwand, dass wir nichtmals wissen, ob Ali K zum damaligen Zeitpunkt (im Jahr 2000) bereits in Berlin lebte, ist natürlich berechtigt @Sillyrama.

Triquetrum schrieb:Zwar ist in diesem Fall die Vermisste 40 Jahre alt und passt nach erstem Augenschein nicht in das bevorzugte Opferprofil des Beschuldigten, jedoch ist der Wohnort der Verschwundenen doch ziemlich nahe.

Die Zielgruppe des Mannes ist ja - leider - durch mehrere Stichproben ausreichend belegt. Dass sich ein Täter der sich bisher regelmäßig und ausschließlich für Teenager mit einem bestimmten Erscheinungsbild interessiert hatte plötzlich an einer 40 jährigen vergreift, halte ich für so gut wie ausgeschlossen.