Der tragische Tod von Tanja Gräff

@meermin
Ich verstehe Dich ja, aber was soll ich denn meiner minderjährigen Tochter für einen Ratschlag geben, nachdem dieser Fall quasi vor der Haustüre abgelaufen ist? Soll ich ihr sagen, dass war ein Einzelfall, das passiert so schnell nicht wieder? Ist es da nicht ratsam zu sagen, sie soll nicht alleine irgendwohin gehen, sich nicht von Ihrer Clique absondern, wenn sie unterwegs sind?
Wie gesagt, ich kann Dich voll und ganz verstehen, aber unsere Zeit ist nunmal so - Du kannst heute niemandem blind vertrauen, leider!

Aber wir werden leicht off topic - das gefällt nicht jedem hier ... ;-)

Ich hoffe inständig, dass man Tanja bald findet.
Diese Ungewissheit muss für die Eltern unerträglich sein - und das schon seit 5 Jahren!

@meermin

meermin schrieb:Die Lösung sind meiner Ansicht nach höhere Strafen für die Täter zwecks abschreckender Wirkung auch und insbesondere auf andere.

Das glaub ich nicht. Siehe Todesstrafe in gewissen Teilen Amerikas. Rein theoretisch wär das ja die größte Abschreckung überhaupt, aber in Praxis siehts so aus, dass es keinen Unterschied macht. (kann man zB auf Wiki nachlesen). Die wenigsten Mörder töten aus Langeweile, und planen dann so zum "Spaß" eine Vergewaltigung oder Mord. Das sind in den seltensten Fällen Menschen wie du und ich. Die meisten sind psychich krank, und ein Triebtäter wird seinem Trieb früher oder später nachgehen, egal wie die möglichen Konsequenzen lauten. Und bei Affekttaten denkt sowieso keiner an die Konsequenzen. Ich glaube es gibt keine Lösung für dieses Problem.

Aber dann gibt es wenigstens keine Rückfallgefahr, da diese Subjekte aus der Gesellschaft gelöscht sind.

@berlinisshit
Das schon, aber wie gesagt eine "abschreckende Wirkung" auf spätere Täter hat es nicht.

Nö hat es auch nicht, da gebe ich dir recht.

Das kann man so nicht stehen lassen. Sinn und Zweck des Strafrechtes sind insbesondere:

a) die Prävention und der Schuldausgleich von Straftaten zur Wahrung des Rechtsfriedens und
b) der Schutz der innerhalb einer Gesellschaft geltenden und anerkannten Rechtsgüter.

Sinn und Zweck des Strafrechts ist im wesentlichen der Schutz von Rechtsgütern durch die Bekämpfung sozialschädlichen Verhaltens. Dadurch soll der Rechtsfriede in der Gesellschaft gewahrt und das Recht gegenüber dem Unrecht durchgesetzt werden. Dabei ist unter Rechtsgut jedes Lebensgut zu verstehen, welches von der Gesellschaft als besonders schützenswert anerkannt ist und so den besonderen Schutz der Rechtsordnung verdient. Zu unterscheiden sind die Individualrechtsgüter, wie beispielsweise Leib, Leben, Freiheit, Ehre, Eigentum von den Universalrechtsgütern der Allgemeinheit, wie Sicherheit des Straßenverkehrs, Funtkionsfähigkeit der Rechtspflege.

Die Spezialprävention will gerade diesen Täter von weiteren Straftaten abhalten, der bei mangelnder Integration über Resozialisierungsmaßnahmen wieder ins gesellschaftliche Leben eingegliedert werden soll. Weiterhin soll durch die Sanktion von Straftaten eine Abschreckung erfolgen, bei der der potentielle Täter in Anbetracht der Strafe von der Ausführung der Straftat absieht, die sog. negative Generalprävention. Dies soll dazu führen, dass die Gemeinschaft im Glauben und Vertrauen auf ihre Rechtsnormung gestärkt wird.

http://www.deutscher-index.info/wiki/sicherheit-recht/strafrecht-sinn-und-zweck-in-der-kurzfassung.html (Archiv-Version vom 02.03.2012)

Im übrigen sagt das Wort "Strafrecht" ja bereits, worum es dabei genau geht: Es geht um Bestrafung der Leute, die sich nicht an die geltende Rechtsordnung halten. Das hat also gar nichts damit zu tun, ob die zu erwartende Strafe abschreckt oder auch nicht abschreckt.

Natürlich lässt sich nur der intelligente Täter durch eine Strafe abschrecken. Indem er überlegt. Der dumme Täter hingegen glaubt, dass er nicht erwischt wird. Die Geiselnahme in Zewen war das Werk eines dummen Täters, denn er hat mit dem Opfer via Internet (E-Mail) korrespondiert. Also hätte die Polizei ihn nach Auswertung der Computerdaten mit Sicherheit ermitteln können. Man muss sich daher fragen was er getan hätte, wenn das 17-jährige Mädchen (Opfer) nicht geflohen wäre? Hätte er das Mädchen umgebracht? Mit nur 6,5 Jahren für die Geiselnahme wurde er vom Gericht sehr milde bestraft. Das Strafmaß für Geiselnahme beträgt 5 bis 15 Jahre Gefängnis (nach einem Bericht).

Ich bin schon der Ansicht dass ein System von strengen und harten Strafen helfen kann die Kriminalitätsrate zu senken, durch Abschreckung.

Denn egal wie es im Gestzestext heissen mag, ein Strafsystem dient immer auch der Abschreckung und somit der Verhinderung weiterer Straftaten.

Aus diesem Grund werden meiner Ansicht nach auch Bewährungsstrafen verhängt. In meinen Augen dienen sie der Abschreckung bzw. sollen der Abschreckung dienen .

Die Todesstrafe halte ich für völlig indiskutabel, ich denke, sie hätte zwar ganz sicher eine abschreckenden Wirkung, aber moralisch bringt sich eine Gesellschaft, die sich anmasst Menschen töten zu lassen ins völlige abseits. Denn kein Mensch hat das Recht einen anderen zu töten oder töten zu lassen, aus keinem Grund und nirgends auf der Welt, das gilt auch für Staaten und Staatsorgane.

Die Todesstrafe schreckt keinen dummen Täter oder einen lebensmüden Täter vor einem Mord ab. Das sieht man an dem Fall der Geiselnahme und dem fünffachen Mord in Karlsruhe. Dem Täter dort war alles egal. Wegen einer Wohnungsräumung hat der Täter 4 Menschen und sich selbst getötet. Der Täter hat sich selbst erschossen. Dem Täter war also sein eigene Leben und das leben seiner Freundin (Wohnungsinhaberin) egal. Und dies nur wegen der Wohnung, in der er noch nicht mal als Bewohner angemeldet war. Der Mann hatte sie nicht mehr alle !!!

Meiner Ansicht nach müsste allerdings nachgebessert werden, denn versierten Rechtsanwälten kann es bei der heutigen Gesetzeslage gelingen Mörder und Totschläger mit recht geringen Strafen davonkommenzulassen. Das darf nicht sein. die Rechtsprechung muss sich mit dem decken was im landläufigen Sinne von der Bevölkerung eines Staates als gerecht und richtig empfunden wird.

Wenn das nicht mehr der Fall ist, dann drohen Lynchjustiz und Anarchie . Es kann nicht angehen, dass Täter wie im Fall Lolita Briegers als freie Menschen den Gerichtssaal verlassen können und das Gesetz sie vor Strafe, auch wenn sie noch so spät erfolgen mag, schützt.

Das einzige was vor schweren Straftaten und gefährlichen Tätern schützt, ist die Polizei. Denn ist erstmal eine Straftat (z.B. ein Mord) passiert, dann ist das Kind ja bereits in den Brunnen gefallen. In dem Fall ist es dann Aufgabe der Polizei den Täter zu ermitteln und einem Gericht zuzuführen. Ob das Gericht den Täter dann gerecht bestraft, hängt von jeweiligen Sachlage und der Rechtslage ab.

@Scipper

Scipper schrieb:Die Todesstrafe schreckt keinen dummen Täter oder einen lebensmüden Täter vor einem Mord ab.

Stimmt. Aber was ist für dich ein "intelligenter Täter"? Es würde mMn einen intelligenten Täter genauso wenig abschrecken, sei es Todesstrafe oder eben nur härtere Gesetze. Jemand der im Stande ist, einem anderen das Leben zu nehmen, der denkt doch nicht nach a la "laut Paragraph 123 gibts für das und das 25 Jahre Gefängnis..." - "Hmmm... Nö, 25 Jahre sind mir zuviel, dann töte ich lieber niemanden. Bei 15 Jahren hätt ichs gemacht, aber 25 sind mir dann doch zuviel".

@meermin
Stimmt, dass sowas wie im Fall Brieger möglich ist eigentlich ein Skandal. Die derzeitigen Gesetze müssen geändert werden. Selbst ein Mörder kommt oft schon nach ein paar Jahren wieder auf freien Fuß. Und besonders bei Triebtätern muss man sich was einfallen lassen, so kanns nicht weitergehen.

@pinkman

Der intelligente Täter geht grundsätzlich planvoll vor und wägt genau ab, ob sich das Risiko (z.B. eines Bankraubes) für ihn lohnt. Der klassische Fall intelligenter Täter waren die englischen Posträuber, die am 8. August 1963 den Postzug der britischen Royal Mail ausraubten. Die Bande erbeutete £ 2.631.684 (nach heutigem Wert 50 Millionen Euro). Die Täter wurden aber alle ermittelt und gefasst. Das viele Geld haben sie verpulvert. Schlussendlich zeugt daher jedes Verbrechen von großer Dummheit.

@Scipper

Nicht jedes. Es gibt wohl viele, die auch geklappt haben und bei denen sich die Räuber heute ins Fäustchen lachen, dass ihnen keiner auf die Schliche gekommen ist. Das "große Dummheit" zu nennen, halte ich in diesen Fällen für eher unangemessen ;)
Ronald Biggs hat lange Zeit sehr sehr gut in Brasilien gelebt. Nur aus gesundheitl. Gründen hat es ihn dann wieder nach GB getrieben, ansonsten hätte er seinen Lebensabend schön in der Sonne verbracht...

@Shakky
Danke für Deinen ironischen Beitrag und ja ich finde es krass, dass es mehr Täterschutz als Opferschutz gibt.

Ich bin gegen eine Todesstrafe, aber ich bin dafür, dass Bilder veröffentlicht werden, weil:

1. Das Opfer auch ein Leben lang unter der Tat leidet

2. Ich wissen will, falls dieser Täter in 6,5 Jahren frei ist, ob er in meinem Nachbarhaus wohnt. Damit ich für mich entscheiden kann, ob ich dieses Risiko eingehe, oder lieber mit meiner Familie weg ziehe.

3. Das Urteil "Im Namen des Volkes" gesprochen wurde und somit auch in meinem Namen. Da wäre es nur richtig, wenn man auch weiss, wer da verurteilt wurde.

Vielleicht sollte man Zeitstrafen einführen, wie in den USA? Da hat ein Milliardenbetrüger neulich 150 Jahre Gefängnis bekommen. Bernard Madoff: 150 Jahre Gefängnis. Die Verteidigung hatte angesichts des Alters von Madoff, er ist 71 Jahre alt, auf höchstens zwölf Jahre plädiert. Prozessbeobachter hatten 20 bis 25 Jahre erwartet. Das Urteil bedeutet, dass er bis zum Lebensende im Gefängnis bleiben muss.

http://www.sueddeutsche.de/geld/bernard-madoff-jahre-gefaengnis-lebenslanger-ruin-1.110113