Darlie Routier/Kaltblütiger Kindermord
12.10.2018 um 04:02
Hallo Zusammen !
Ich habe mir den Fall mal angeschaut und einen Großteil der vorhandenen Informationen für mich ausgewertet. Ich habe mich dabei bemüht, alles neutral und vorurteilsfrei zu betrachten. Losgelöst davon, wie abscheulich das Verbrechen war oder wie sympathisch/unsympathisch mir die verschiedenen Akteure und Ermittler sind. Im Ergebnis gibt es in diesem Fall keinen nennenswerten Zweifel für mich, dass Mrs. Routier die Täterin ist. Alle wichigen Indizien, der Tatort, ihre Aussagen und ihr gesamtes Verhalten, lassen nur diesen Schluss für mich zu. Mir ist dabei klar, daß es keine definitiven Beweise gibt, die ihre Schuld unumstößlich klarstellen. Und ich kann auch die Unterstützer/Verteidiger verstehen, die aus diesem Grund für ihre Freilassung kämpfen. Für mich ganz persönlich jedoch sehe ich keine Anhaltspunkte, die ihre Unschuld belegen könnten. Im Gegenteil.
Motiv
Es gibt immer wieder die Frage nach dem Motiv für die Tat. Die Tötung der Kinder hatte offensichtlich keinen unmittelbaren, finanziellen Vorteil für Mrs. Routier. Das Summe aus den Lebensversicherungen war zu gering, um die Schulden der Familie zu tilgen oder die finanzielle Situation nachhaltig zu verbessern. Warum hätte sie ihre eigenen Kinder also töten sollen ? Die Antwort darauf könnte wohl nur sie selbst zweifelsfrei geben. Wir als außenstehende Personen können an dieser Stelle nur spekulieren. Ergo ist das Motiv wohl eher wahrscheinlich komplex und nicht nur einfach und offensichtlich. Eine Vermutung von mir ist, dass Mrs. Routier quasi mit ihrer Gesamtsituation unzufrieden war und die Schuld daran -auch- in der Existenz ihrer Kinder sah. Vielleicht kamen noch andere Probleme im Alltag -speziell im Zeitraum der Tat- hinzu, die dann eine psychische Ausnahmesituation bei ihr bewirkten. Warum genau sie dann an diesem Abend plötzlich beschloss, diese schrecklichen Dinge zu tun, vermag wohl niemand außer ihr selbst zu sagen. Es ist vlt. noch am ehesten mit einem Suizid(versuch) zu vergleichen. Häufig sind Suizidenten scheinbar völlig normal, bis sie plötzlich zur Tat schreiten. Sicher gab es im Vorfeld bereits Alarmzeichen, die ggf. von den Personen in ihrem Umfeld nicht oder unzureichend wahrgenommen, falsch interpretiert oder einfach verdrängt wurden. Es wurde von ihr selbst ausgesagt, dass sie seit der Geburt des dritten Kindes mit depressiven Gemütszuständen zu kämpfen hatte und sogar am Tatabend mit ihrem Mann darüber sprach. Für mich ist das ein klarer Hinweis.
In Mrs. Routiers Version des Tatablaufes, gibt es für mich persönlich auch kein offensichtlich erkennbares Motiv für einen anderen Täter. Zumindest keines, was dessen Vorgehensweise auch nur ansatzweise erklären würde. In den Schilderungen von Mrs. Routier lag die Priorität des Täters ganz klar in der Tötung der Familie, insbesondere der Kinder. Es wurde vor der tödlichen Attacke nichts im Haus verändert, gestohlen oder manipuliert. Nach ihrer Aussage stach der Täter zuerst auf die Kinder und sie ein, bevor er die Flucht ergriff. Er wurde nicht etwa bei dem Versuch eines Raubes von ihr/den Kindern überrascht. Auch der Versuch einer Vergewaltigung ist nicht protokolliert, sodas ein sexuelles Motiv ebenfalls sehr unwahrscheinlich ist. Wenn der Täter also nur töten wollte, warum stach er bei den Kindern mit größter Kraft und unvorstellbarer Gewalt zu, verletzte Mrs. Routier in gleicher wehrloser Position aber im Verhältnis dazu nur leicht ? Warum ergriff er sofort die Flucht, als Mrs. Routier erwachte ? Im Gegensatz zu ihm war sie verletzt und unbewaffnet. Er hätte sie aller bis dahin an den Tag gelegten Brutalität einfach töten und anschließend fliehen können. Zumal es dann auch keine Zeugen für die Kindsmorde gegeben hätte. Kurz, die Vorgehensweise des Täters passt nicht zu einem Psychopathen, dem es "nur" um das Töten an sich ging und der seine Opfer wahllos aufsuchte.
Wenn man nun unterstellt, der Killer habe gezielt gehandelt, komme ich zumindest ebenfalls nicht zu einem logischen Ablauf. Soweit bekannt, gab es keine Bedrohungen gegenüber der Familie. Im Prozess gab es auch zu keinem Zeitpunkt Anhaltspunkte, dass irgendjemand dieser Familie oder einzelnen Personen (Mrs. Routier, deren Kindern) nach dem Leben trachtete oder einen Grund dafür hätte. Wenn also jemand aus dem Umfeld der Familie ein Mordmotiv gehabt hätte, wäre das im Prozess sicher auch zur Sprache gekommen. Und auch in dieser Theorie ging der Täter unlogisch vor, als er mit größter, unvorstellbarer Brutalität auf die Kinder einstach, der Mutter jedoch "nur" Schnittverletzungen zufügte und sogar sofort nach ihrem Erwachen die Flucht ergriff.
Nachtatverhalten
In den diversen Schilderungen der am Tatort anwesenden Zeugen (Police, Fire Dept.) wird das Verhalten von Mrs. Routier als ziemlich abnormal und bemerkenswert defensiv beschrieben. Zwar wählte sie sehr kurz nach der Tat den Notruf, unternahm jedoch nichts, um die Kinder zu versorgen. Zu keinem Zeitpunkt unternahm sie auch nur den Versuch, Hilfe zu leisten, die sterbenden Kinder auch nur zu beruhigen/trösten, überhaupt etwas für sie zu tun. Stattdessen stand sie ein paar Meter abseits und versorgte ihre eigenen Verletzungen, während ihr inzwischen dazugekommener Mann zumindest Wiederbelebungsversuche bei einem der Kinder unternahm. Als sie einer der eingetroffenen Officer damit beauftragte, Handtücher zu besorgen um damit die Blutungen der Kinder zu stoppen, reagierte sie nicht. Auch einer zweiten, gleichlautenden Aufforderung kam sie nicht nach.
Später führten sie und ihre Unterstützer an, sie habe sehrwohl Handtücher zur Wundversorgung besorgt. Doch keiner der Sanitäter/Polizisten hat sie je gesehen. Besagte Tücher wurden auch nie im Haus aufgefunden und es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie die Tücher -wie sie selbst sagt- am Spülbecken nass gemacht hat. All das müßte jedoch vorhanden sein, sollte Mrs. Routier die Wahrheit sagen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Mrs. Routier während sie besagte Handtücher angeblich präparierte und zu den Kindern brachte, mit der Notrufzentrale telefonierte und sich selbst ein Tuch auf die eigene Wunde im Nacken presste. Dabei gelangte kein Wassertropfen auf den Küchenboden und trotz Glasscherben auf selbigem wurden ihre nackten Füße dabei nicht verletzt. In meinen Augen kann ihre Aussage so nicht den Tatsachen entsprechen.
Ihr ziemlich abnormes Verhalten änderte sich auch in den folgenden Tagen nicht. Nach ihrem Krankenhausaufenthalt feierte (Ja, es war eine Party !!) sie den siebten Geburtstag ihres gerade ermordeten Sohnes an dessen Grab mit Luftballons und Sprühluftschlangen. Dabei wirkte sie nicht gerade wie eine "gebrochene", unsäglich leidende und von tiefer Trauer erfüllte Mutter. Auf dem dazu vorhandenen Video ist sie fröhlich herumalbernd, lachend und geradezu euphorisch zu sehen, wie sie das Grab mit besagten Sprühzeugs besudelt. Nun kann man den Standpunkt vertreten, dass man lieber das Leben und die verstorbene Person zu dessen Ehren feiern sollte, als Tränen zu vergießen. Das mag auch bei Verstorbenen vertretbar sein, die nach einem erfüllten Leben diese Art des Abschiedes ausdrücklich gewünscht haben. In diesem Fall jedoch war von dem vorhergegangenen Verlust der Mutter, dem unfassbar brutalen Verbrechen nichts zu spüren. Die in meinen Augen pervers-kitschige "Zeremonie" zeigte eher den Ausdruck von Respeklosigkeit, fehlendem Anstand und erschreckender Gefühlskälte, insbesondere bei Mrs. Routier. Das ist hier jedoch nur mein ganz persönlicher Eindruck.
Kurz: Das Verhalten der Mrs. Routier ist für meine Begriffe definitiv abnorm und ist mit einer persönlichen Art der psychischen Tatverarbeitung von Mrs. Routier mMn nicht erklärbar. Aus meiner persönlichen Erfahrung aus dem Rettungsdienst heraus kann ich berichten, dass Mütter im Angesicht ihrer möglicherweise sterbenden Kinder wirklich alles versuchen, um diese zu retten, bevor sie an sich selbst und ihre eigenen Verletzungen denken. In manchen Fällen sind sie hysterisch, schreien, sind von Panik erfüllt und klammern sich an ihren Kindern fest, sodas sie die Rettung eher behindern als helfen. Doch das eine liebende Mutter ein paar Meter abseits steht, den Kindern keinerlei Versorgung zukommen lässt und ihnen bei deren Todeskampf zusieht, während sie die eigenen Verletzungen versorgt, habe ich persönlich noch nie erlebt und kann mir so ein Verhalten auch nicht plausibel und nachvollziehbar vorstellen.
Verletzungen der Mrs. Routier
Ich hatte weiter oben in diesem Beitrag bereits angesprochen, dass der von Mrs. Routier beschriebene Täter offensichtlich mit abweichender/unterschiedlicher Brutalität vorging. Während er die Kinder mit unvorstellbarer Gewalt anging, verursachte er an Mrs. Routier "nur" Schnittwunden. Das allein ist schon sehr bemerkenswert und spricht mMn gegen die Aussage der Mrs. Routier. Aus Ermittlersicht ist jedoch ein anderes Detail noch viel bemerkenswerter. Mrs. Routier bestreitet die ihr vorgeworfene Selbstverletzung zwar wehement, hatte aber bei ihrer Aussage etwas unterschlagen. Am Spühltisch der Küche wurde Blut weggewischt. Dieses konnten Ermittler mit Hilfe von Luminol später sichtbar machen. Tatsächlich bestreitet Mrs. Routier, längere Zeit blutend vor dem Spühltisch in der Küche gestanden zu haben. Auch hat sie keine Erklärung dafür, warum sie das Blut dort offensichtlich entfernte, die massenhaft vorhandenen Blutspuren im Rest des Gebäudes jedoch nicht. Zudem versorgte sie ihre Schnittwunde kurz nach der Tat und vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes durch Aufpressen eines Handtuches. Die Kinder versorgte sie jedoch nicht in dieser Art und Weise. Im Gegenteil. Lt. Spurenlage hatte sich Mrs. Routier den Kindern garnicht (!), also zu keinem Zeitpunkt, genähert, sie angefasst und/oder ihre Verletungen betrachtet. Schwer zu erklären, wenn man das Bild einer liebenden Mutter aufrecht erhalten will, die gerade und aus völlig heiterem Himmel Opfer eines grausamen Verbrechens gegen Sie und ihre eigenen Kinder geworden ist.
Darüber hinaus gibt es noch etwas sehr bemerkenswertes. Mrs. Routier gab an, auf dem Sofa liegend mit dem Messer angegriffen worden zu sein. Die Untersuchungen zeigten im Bereich der Kinder, der Küche usw. jede Menge Blut, doch nichts auf dem Sofa. Keine Blutspuren dort, wo ihr Kopf und ihre Schultern waren, als die Verletzung angeblich stattfand. Für mich persönlich ist das nicht erklärbar, wenn die Aussage von Mrs. Routier stimmen würde.
Persönliches Fazit
Wie eingangs meines Beitrages erwähnt, konnte ich in all dem zugänglichen und vorhandenem Material welches ich für mich ausgewertet habe, nichts wirklich entlastendes finden, dass für die von Mrs. Routier vorgebrachte Version der Geschehnisse sprechen würde. Natürlich gibt es keinen definitiven Tatbeweis, bei der vorhandenen Indizienkette ist er aber -meiner ganz persönlichen Meinung nach- auch nicht mehr unbedingt nötig. Bis heute konnte die Verurteilte und ihre Verteidung/Unterstützer nichts vorbringen, dass die Anwesendheit einer dritten Person im Haus nahelegt. Die oben genannten Punkte sind jetzt von mir nur beispielhaft erörtert worden. Es gibt noch viele weitere Indizien, Aussagen usw. die ebenfalls zur Belastung der Mrs. Routier, nicht zu deren Entlastung beitragen. Natürlich gibt es -wie es die Unterstützer ja anführen- auch Punkte, die man anders/zu Gunsten von Mrs. Routier interpretieren könnte. Doch angesichts der schlagenden, starken Indizien gegen Mrs. Routier spielen diese für mich persönlich eine eher untergeordnete Rolle. Sie ändern das große Ganze nicht. Man muß meine Ansicht natürlich keineswegs teilen. Ich bin auch kein Richter und damit berechtigt, ein Urteil zu sprechen. Doch nach aktueller, mir bekannter und persönlich interpretierter Faktenlage sehe ich derzeit keinen Grund, dass bestehende Urteil anzuzweifeln.
Todesstrafe
Zum Abschluß möchte ich absolut deutlich machen, dass ich persönlich die Todesstrafe ausdrücklich ablehne. Ich respektiere sie auch nicht in der Gesetzgebung anderer Staaten. Für mich steht niemndem, wirklich niemandem und unter keinen Umständen zu, einer anderen Person das Leben zu nehmen. Mit der legalen Tötung eines Menschen begeben sich Gesetzgeber und Henker auf Täterniveau. Angesichts der Fehlbarkeit des Menschen und immer wieder neuer, verbesserter technischer und forensicher Möglichkeiten, die Fehler in der Vergangenheit aufzeigten, ist ein Irrtum/Fehlurteil nie ganz auszuschließen. Die Tötung eines Menschen ist hingegen irreversibel. Ein Fehlurteil daher nicht nachträglich korrigierbar. Das allein sind schon gute Gründe, von dieser kleingeistigen Bestrafungsart abzusehen.
Selbst wenn Mrs. Darlie Routier dieses furchtbare Verbrechen gestanden hätte, wäre diese Strafe für mich weder gerechtfertigt, noch vollstreckbar. Von daher würde ich persönlich dafür plädieren, Mrs. Routiers Urteil in eine lebenslange Haft umzuwandeln und die Möglichkeit einzuräumen, im Falle neuer, geprüfter und für wesentlich befundener Beweise eine Revision des Falles jederzeit zuzulassen.