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Mordfall Charlotte Böhringer

28.946 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

23.05.2013 um 11:58
Zitat von obskurobskur schrieb:Das Tatmotiv ist hinfällig, da die Tante davon wusste und es kein Geheimnis mehr war.
Von dem Abbruch des Studiums wusste nicht mal Bences Verlobte, die mit ihm zusammenlebte.
Dass er als Beamter und nicht als Student gemeldet war, kann er der Tante ja auch als steuerlichen Vorteil genannt haben.
Wenn es niemanden gibt, mit dem sie darüber gesprochen hat, deutet das doch eher darauf hin, dass sie es nicht wusste.


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23.05.2013 um 13:15
Dass es Freunde und seine Freundin nicht wussten, kann aus Scham so gewesen sein, wer sagt, dass er es verschwiegen hat, wegen dem Erbe. Das sind für mich Vermutungen, aber kein Grund wegen Mordes angeklagt zu werden.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.05.2013 um 13:53
@obskur

u.a. wie von Aggie schon geschrieben, die Blutspuren von C.B. auf dem Geldschein, Spuren auf dem Testament, die umstrittene DNA Spur an der Kleidung, welche nicht durch das Auffinden zustande gekommen sein konnte

Er hatte für die Tatzeit kein Alibi und wohl berechtigte Angst, enterbt zu werden. Kurz vor der Tat gab es lt. Zeugenaussagen einen heftigen Streit - sowie Hausverbot für den Neffen.


http://www.sueddeutsche.de/muenchen/mord-prozess-neffe-hatte-hausverbot-bei-boehringer-1.749207


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.05.2013 um 15:47
Interessante Aussage des damaligen Mordermittlers Josef Wilfling in einem Interview mit merkur-online in Bezug auf ein Wiederaufnahmeverfahren


"Sie haben auch im Fall Böhringer ermittelt, dem Mord an der Münchner Parkhaus-Millionärin. Ihr Neffe Benedikt T. kämpft verzweifelt um Wiederaufnahme des Verfahrens und beteuert seine Unschuld.

Ich war noch nie so sicher, dass einer der Täter ist, wie bei dem. Ich bin absolut sicher, tausendprozentig. Es gab eine unerschütterliche Indizienkette, so klar wie selten. Und ich bin schockiert: Der Mann verteidigt sich genaugenommen mit dem Geld des Tatopfers, das finde ich moralisch unglaublich. Wir haben korrekt ermittelt, und ich bin hier total im Reinen mit mir. Der hat seine Tante umgebracht"


http://www.merkur-online.de/lokales/muenchen/stadt-muenchen/abgruende-wilfling-interview-moerder-gen-672051.html


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23.05.2013 um 16:39
Ich mag mich täuschen, aber ich halte das Urteil ebenfalls für fundiert und gerechtfertigt.
Was abgesehen von der Indizienkette aus meiner Sicht Bände spricht ist die Tatsache, dass er mit seiner Freundin zusammenlebte, sie heiraten wollte und dennoch auch auf Nachfrage ihrerseits nichts von dem abgebrochenen Studium erzählt hat.
So eine Geheimniskrämerei sagt m. M. nach viel über Bences Struktur und Ego aus.


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23.05.2013 um 17:06
Zitat von obskurobskur schrieb:Trotzdem bleiben Fragen offen, wie dass er Linkshänder war, die Tat aber mit vielen, derben Schlägen von einem Rechtshänder verübt wurde
http://www.tz-online.de/aktuelles/muenchen/parkhaus-mord-wenn-die-hand-des-moerders-erlahmt-22018.html


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23.05.2013 um 17:44
@muscaria
Danke für den Link. Letztendlich gibt es dazu verschiedene Meinungen und zeigt, dass es möglich ist. Damit man mich nicht falsch versteht, viele Indizien sprechen für eine Tat von ihm und man kann gut nachvollziehen, dass sich der Staatsanwalt so sicher war, aber viele Indizien lassen sich wiederlegen, man bekommt Zweifel und im Zweifel, so empfinde ich, dann für den Angeklagten. Es gibt keine Fakten, aber leider ist das so in einem Indizienprozess, es gibt keine Beweise.


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23.05.2013 um 21:14
Zitat von obskurobskur schrieb:Das Tatmotiv ist hinfällig, da die Tante davon wusste und es kein Geheimnis mehr war.
Dazu nochmal die Frage: Warum ist das Tatmotiv hinfällig wenn die Tante schon länger von dem Studienabbruch wusste? Es ist ja durchaus möglich dass die Tante davon wusste und längere Zeit mit dem Gedanken schwanger ging, den Neffen zu enterben. Hinzu kamen weitere Dinge wie der Diebstahlverdacht, die Situation kann sich also zugespitzt haben bis zu der Eskalation am Tattag, als die Tante den Neffen womöglich damit konfrontiert hat ihn entgültig enterben zu wollen.

Warum also ist das Tatmotiv bzw. die Tatrekonstruktion der Staatsanwaltschaft hinfällig wenn die Tante von dem Studienabbruch wusste??? Das vermutete Tatmotiv ist hier doch nicht Scham, sondern Wut und Habgier, wenn ich mich recht erinnere?


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.05.2013 um 22:05
Zitat von AggieAggie schrieb:Das im Urteil aufgeführte Tatmotiv ist ein von Bence Toth abgebrochenes Jurastudium. Davon soll die Tante nichts gewusst haben. Ein erfolgreicher Studienabschluss allerdings soll Bedingung für Bences Erbschaft gewesen sein. Doch Zeugen widersprechen. Charlotte Böhringer war darüber sehr wohl unterrichtet.
http://www.probence.de/

Man ist ja davon ausgegangen, dass er es niemandem gesagt hat, aber seine Tante wusste es wohl doch, es bleibt nur die Frage, wie lange sie es wusste. Hat sie es erst kurz vor ihrem Tod erfahren, dann könnte man es als Motiv sehen, wusste sie es länger, dann nicht, weil er ja hätte jeden Tag mit der Enterbung rechnen müssen. Sollte er die Tat geplant haben wegen einer Enterbung aus o. g. Grund, hätte er sie gleich verübt, als sie es erfahren hat.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.05.2013 um 22:21
Hier noch diverse Artikel der Süddeutschen zum Prozess, interessant auch die Tatsache, dass er kurz vor der Tat die Parkautomaten geplündert hat...

http://www.sueddeutsche.de/thema/Peter_Witting (Archiv-Version vom 23.05.2013)


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.05.2013 um 22:23
Ok, verstehe. Wenn das in der Urteilsbegründung drinsteht, könnte das natürlich ein solider Angriffspunkt für ein Wiederaufnahmeverfahren sein.

Dennoch: Das Erbe war an einen erfolgreichen Studienabschluss gebunden - nun stand in dem hier mehrfach aufgeführten Text aber ausdrücklich, dass der Verurteilte behauptet habe "pausieren" zu wollen. Nirgends steht hingegen dass die Tante wusste dass er überhaupt nicht mehr zur Prüfung zugelassen wurde. Die Tante wusste also nur von einem Aufschub, nicht aber von einem Abbruch, somit bestand aber auch kein unmittelbarer Grund zur Enterbung. Der Neffe hingegen musste befürchten, dass früher oder später die Wahrheit herauskommt und sein Erbe damit futsch ist.
Also: Das Tatmotiv ist mit dem was hier aufgeführt wurde keineswegs hinfällig - genaugenommen wird es sogar noch bekräftigt.


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23.05.2013 um 22:43
@obskur schrieb:
Zitat von obskurobskur schrieb:Das Tatmotiv ist hinfällig, da die Tante davon wusste und es kein Geheimnis mehr war.
@KonradTönz1 schrieb:
Zitat von KonradTönz1KonradTönz1 schrieb:Dazu nochmal die Frage: Warum ist das Tatmotiv hinfällig wenn die Tante schon länger von dem Studienabbruch wusste? Es ist ja durchaus möglich dass die Tante davon wusste und längere Zeit mit dem Gedanken schwanger ging, den Neffen zu enterben.
Sehe ich genauso. Gerade wenn die Tante von seinem Studienabbruch nun definitiv erfahren hatte, könnte Bence wegen der drohenden Enterbung besonderen 'Handlungsdruck' verspürt haben.
Man spricht in Kriminalfällen ja "von sich zuspitzenden Ereignissen im Vorfeld der Tat." Dies wäre eine klassisches Beispiel dafür.


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Mordfall Charlotte Böhringer

24.05.2013 um 07:01
Hier nochmal ein Zitat des Vaters, das von einem User weiter vorne wiedergegeben wurde:
Zitat von muscariamuscaria schrieb:Der Richter wusste, dass mein Sohn der Tante bekanntgegeben hat: "Ich mache mit dem Studium jetzt Pause, bitte melde mich nicht als Student, sondern als Beamter an." Das hat der Steuerberater auch so ausgesagt.
Es erstaunt mich, dass dem Vater nicht bereits selbst aufgefallen ist dass diese Aussage das Tamotiv "drohende Enterbung" nicht nur nicht entkräftigt, sondern im Gegenteil sogar bekräftigt.

Der Verurteilte konnte und wollte Tante und Freunden nicht die ganze Wahrheit sagen, da er um sein Erbe und seine Stellung als Geschäftsführer und einen Gesichtsverlust fürchten musste - zugleich musste er aber aus steuerrechtlichen Gründen offenlegen dass er nicht studierte. Die Tante konnte also von einer Studienunterbrechung ausgehen nicht aber von einem Abbruch. Das versetzte den Verurteilten aber unter erheblichen Zugzwang, denn er musste befürchten, dass die Wahrheit über sein entgültiges Studienversagen früher oder später herauskommt und sein Erbe damit entgültig futsch wäre. der drohenden Enterbung ist er dann durch einen Mord zuvorgekommen.

Meine Prognose: Ähnlich wie das Linkshänderargument ist dieses Argument nicht nur ein Schuss in den Ofen sein, sondern womöglich sogar ein Schuss der nach hinten losgeht.

Der Verurteilte ist für mich der Prototyp eines erfolgreichen Blenders. Er hat es jahrelang geschafft seinen Freundeskreis glauben zu machen, er befinde sich auf dem Pfad einer erfolgreichen Juristenkarriere während er in Wirklichkeit kläglich und entgültig versagt hatte. Ebenso ist es ihm gelungen, das Image eines integren, humorvollen und zuverlässigen jungen Menschen zu pflegen während er in Wirklichkeit seine Tante bestohlen und sein Umfeld belogen hat.


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24.05.2013 um 08:28
@KonradTönz1
Ich habe in den letzten Tagen immer wieder über den Fall gelesen.
Ich glaube dein letzter Absatz beinhaltet viel wahres.
Ich stimme Dir zu.Mmn wurde ein Mörder verurteilt und verbüst seine gerechte Strafe.


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Mordfall Charlotte Böhringer

24.05.2013 um 08:38
Ich bin auch der Meinung, dass diese Aussage das Tatmotiv eher bekräftigt - lt. Zeugenaussagen soll sich der Konflikt kurz vor der Tat sehr zugespitzt haben.

Das o.g Image des netten jungen Mannes, dem man so eine Tat nicht zutrauen würde, wurde schon während des Prozesses und vor allem am Tag der Urteilverkündung schwer angekratzt.


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Mordfall Charlotte Böhringer

24.05.2013 um 08:43
Ich fand die Tatsache, dass er den Schlüssel nicht benutzte und angab ihn schlicht vergessen zu haben doch sehr bezeichnend. Ich weiß nicht wie ihr darüber denkt, aber ich empfinde das als Punkt, der viel über den Angeklagten aussagt.


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Mordfall Charlotte Böhringer

24.05.2013 um 09:01
Ich bin mir noch nichtmal sicher ob ers war und bin auch froh dass ich das nicht entscheiden muss - sicher bin ich mir allerdings darin, dass die Aussagen des Freundeskreises und der Verwandschaft mit äußerster Vorsicht zu genießen sind. Das gilt generell, aber hier in diesem Fall gilt es im Besonderen: Nicht nur der Angeklagte hat sich jahrelang an einem falschen Selbstbild festgeklammert - auch die Freunde haben sich täuschen lassen und scheinen sich das zum Größtenteil nun nicht eingestehen zu können. Wer gibt auch schon gerne zu, dass er sich in einem Menschen der einem so Nahe stand so schwer getäuscht haben könnte?
Vor allem geht es hier nicht nur darum sich einzugestehen, dass der vermeintliche Topjurist in Spe ein erbärmlicher Studienversager war. Viel schmerzhafter ist es doch sich mit dem Gedanken auseinandersetzen zu müssen, dass ein geliebter Mensch dem man jahrzehntelang vertraut hat, mit dem einen zahlreiche schöne Erinnerungen verbinden, zum Mörder geworden sein könnte. Und um das nicht tun zu müssen, klammert sich das nahe Umfeld verzweifelt an die Version eines skandalösen Fehlurteils. Das ist menschlich nachvollziehbar und kommt sicher regelmäßig vor - es ist das Verdienst des oben erwähnten Films, genau diese Dynamik einmal beleuchtet zu haben.
Zugleich muss aber auch jedem klar sein, dass die Aussagen von vermeintlichen Tätern und deren Umfeld mit Vorsicht zu genießen sind, insbesondere wenn soviel Selbst- und Fremdverblendung im Spiel ist wie in diesem Fall.


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Mordfall Charlotte Böhringer

24.05.2013 um 10:04
@KonradTönz1

Hier noch Sätze des Vaters aus dem Nachtcafé, die mMn das unterstreichen, was du schreibst.
Wir waren eine harmonische Familie. Und heute sind wir nicht so offen und ehrlich, nicht zueinander, sondern zur Umwelt und überhaupt zu den Medien, wie wir sein möchten. Aber ich glaube, diese schrecklichen fast 7 Jahre sind einmal und bald vorbei, dieses Gefühl wünsche ich niemandem.



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Mordfall Charlotte Böhringer

24.05.2013 um 23:37
Ein Mensch, der sein Studium nicht schafft und abbrechen muss, ist kein erbärmlicher Mensch.

Nach meinem subjektiven Gefühl wurde das richtige Urteil gefällt. Ich glaube auch, dass hier eine Fassade aufgebaut wurde, die dann irgendwann nicht mehr haltbar war. Ich stimme @konrad Toölz auch zu, was die Angehörigen betrifft.


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