Kritik ist OK aber hier völlig fehl am Platz. Die Beamten reißen sich in solchen Fällen nicht nur den Arsch auf. Ein ermittelnder Beamter hat in solch einem Fall statistisch gesehen 2-3 Std. effektiven Schlaf ... Die machen mehr als nur Ihren Job! DAS SOLLTE MAN IN DIESEM MECKERSTAAT ENDLICH MAL KAPIEREN!
hallo duwi!
zwar fühle ich mich nicht direkt angesprochen, aber trotzdem möchte ich dazu was sagen...
du solltest bitte einmal zwischen verschiedenen dingen trennen:
1. die QUANTITÄT der polizeiarbeit ...und...
2. die QUALITÄT der polizeiarbeit.
ich persönlich weiß ganz genau, welches quantum an arbeit gerade in mordermittlungen steckt. das ist der helle wahnsinn. teilweise wird mit großer manpower und extrem großem einsatz ermittelt, um einen fall zu lösen. da ist die deutsche polizei auf einem top-niveau.
allerdings würde ich mir schon einige kritische bemerkungen zur qualität der arbeit erlauben. in diesem bereich läuft nämlich nicht immer alles glatt und in vielen fällen gab es leider z.t. riesengroße fehler, versäumnisse und ermittlungspannen...
ich kann nicht jede mir bekannte panne aufzählen, aber allein im hier diskutierten fall bögerl gab es etliche grobe schnitzer, die ja mittlerweile jedem bekannt sein dürften... aber auch im fall der NSU gab es peinliche fehler und nachlässigkeiten. die wattestäbchenpanne war nur die spitze des eisbergs...
ich beschäftige mich seit jahren mit der organisation polizei und im laufe der zeit habe ich für mich auch einige probleme identifiziert. zum beispiel finde ich es problematisch, dass die deutsche polizei ihre arbeit organisatorisch stark nach außen hin abgrenzt und zb. ihr personal fast nur selbst ausbildet. es gibt es deutschland de facto kaum externe fallanalytiker, die von der polizei zu rate gezogen werden. die polizei rekrutiert diese (verhältnismäßig wenigen) leute fast ausnahmslos aus den eigenen reihen. so bildet man bspw. kommissare zu fallanalytikern weiter und nimmt kaum fachleute in anspruch, die zb. aus der wissenschaft kommen. das ist nur ein beispiel und deutschland stellt da einen extremfall dar, wenn man mal einige größere, westliche polizeiorganisationen vergleicht. in den USA und kanada arbeitet man zb. viel stärker interdisziplinär. und man kooperiert bspw. auch mit psychologen, soziologen, kriminologen usw., die an universitäten arbeiten. sowas wird in der BRD kaum gemacht, zumindest wenn es um konkrete ermittlungsarbeit geht.
was ich daran besonders problematisch finde ist, dass es auf diese weise oftmals zu problemen kommt, die aus soziologie und sozialpsychologe gut bekannt sind: es besteht durchaus die gefahr, dass man nur noch "im eigenen saft schmort" und dass sich bestimmte denklogiken verstärken und im kreis drehen, weil einem der externe input fehlt.
ein eher kurioses (und daher nicht wirklich gutes) besispiel bietet der fall HEILBRONNER PHANTOM: da hat es innerhalb der polizei ja niemand ernsthaft angezweifelt, dass möglicherweise die eigenen spurensicherungsutensilien scheiße sind... die erste stimme, die sich geregt hat, war ein professor von der uni münster...
viel schlimmer sind diese uniformen gruppeninternen denkmuster aber dann, wenn es um ermittlungsarbeit geht, bei der auch etwas phantasie gefragt ist. da tun frische ideen und einwürfe von außen nämlich oft gut und die gefahr, dass man sich verrennt, ist deutlich kleiner...
ok, das war jetzt nicht ganz easy zu vermitteln, aber ich habs trotzdem mal versucht...