Interested schrieb:Sich Wissen anzueignen kann nie schaden und ganz so einfach
Noch besser ist es, das angeeignete Wissen auch richtig anzuwenden und nicht falsch zu interpretieren. Die von dir verlinkte Studie geht in der ersten Präsentation sogar selbst davon aus, dass man bei direkter Konfrontation mit einem Sprecher diesen an der Stimme erkennt. (vgl. erster PPT Download, Folie 4, Zitat: Wir sind imstande, die Identität der Person durch die Stimme wieder zu erkennen.).
Die Studie widmet sich der Problematik, das Spektrogramme diese eindeutige Wiedererkennung nicht leisten, die vom Autor vorausgesetzte menschliche Fähigkeit der Wiedererkennung einer Identität anhand der Stimme technisch abzubilden und somit Stimmproben (Tonaufnahmen) exakt bestimmbar zu machen. Feldmann und Vilia kommen zu dem Schluss, dass sich forensische Arbeit weniger auf technische Hilfsmittel konzentrieren sollte, als viel mehr auf die Fähigkeiten von Menschen (vgl. Folie 13).
Zudem widmet sich der gesamte Dokumenten-Bereich dem Thema inwiefern Ermittler (also mit den Sprechern nicht bekannte Personen) im Rahmen von forensischen Untersuchungen gesicherte Identifikationen anhand von Tonaufnahmen vornehmen können (vgl. Tillmanns Inwiefern kann eine Analyse der Intonation für die forensische Phonetik nützlich sein?)
In Caroline Funks PPT wird kritisch bezüglich der Stimmwiedererkennung in Bekanntschaftsverhältnissen untersucht, allerdings (und darauf weist sie selbst hin) anhand von späteren Hörsituationen (also Tonbandaufnahmen), eindrücklich nicht im Hinblick auf aktive Kommunikation (wie sie ein Telefongespräch darstellt und damit unter andere psycho-soziale Gegebenheiten fällt), da es auch hier um die Anwendbarkeit und Verwertung von Tonband-Analysen in der Forensik geht, also bei Funk konkret um die Frage ob Angehörige anhand späterer vorgesetzter Aufnahmen (in denen das aktive Element als psycho-soziale Wiedererkennungs-Wert entfällt) zweckdienlich zur gesicherten forensischen Analyse sein können.
Sie widmen sich ausdrücklich nicht der Frage inwiefern Personen in engen sozialen Beziehungen einander in aktiven psycho-sozialen Situationen an der Stimme wiedererkenne, sind also für deine Argumentation völlig nichtig. Sie hätten dann Relevanz wenn Aufzeichnungen der Telefongespräche vorlägen und mit Frauke nicht bekannte Ermittler anhand dieser Aufnahmen eine forensische Identifikation vornehmen würden.
Hast du die Präsentationen überhaupt gelesen?