@zulu67 zulu67 schrieb:Klar wenn mich xy anruft und auf meinem Display xy ruft an steht, gehe ich davon aus, dass es sich auch wirklich um die Person handelt und da glaube ich dann natürlich dran.
Darüber habe ich heute morgen noch einmal nachgedacht.
Da ist was dran.
Tatsächlich gibt es ja noch viel mehr Faktoren, die den Glauben daran, Frauke sei am Telefon,
verstärkt haben.
Betrachten wir erst mal Christos. Frauke kommt nicht nach Hause, er macht sich Sorgen. Er
hofft insbesondere, dass
1. Frauke hoffentlich in Paderborn ist.
2. Es Frauke hoffentlich gut geht
3. Sie hoffentlich nach Hause kommt
Durch die Anrufe am Donnerstag und die weiteren Nachrichten über das Handy (angezeigter Name),
werden all diese Assoziationen miteinander verstärkend verknüpft. D.h.
Die Person (Fraukes Name erscheint im Display von Chris's Handy) am Handy sagt
1. sie ist tatsächlich in Paderborn
2. es geht ihr tatsächlich gut
3. sie kommt tatsächlich nach Hause.
Nur die Stimme paßt nicht.
Welches Gefühl wird sich in Chris durchsetzen? Er hat eine
Menge Assoziationen, die das Bild "Frauke" in ihm aufkommen lassen. Dass die Stimme nicht
paßt, ignoriert er unbewußt, weil die Punkte 1.-3. im Moment viel wichtiger sind, da sie im
emotionalen Vordergrund stehen, als das was er aus Gewohnheit seit Jahren kennt (ihre Stimme).
Nehmen wir also mal an, alle (Frank, Karen, Chris) hätten sich deswegen geirrt, weil auf alle
drei die selben Hoffnungen und der selbe emotionalen Zustände zutrafen. Und damit die
selbe Fehleinschätzung.
Wäre das möglich? Vielleicht.
Dann haben wir noch die erste SMS von Dienstag Nacht /Mittwoch früh. Ist sie tatsächlich von
Frauke?
Man könnte sich dazu folgendes vorstellen:
Frauke sitzt am Dienstag Abend im Pub. gegen 23:00h schreibt sie ihre letzte SMS an Chris mit
dem Inhalt
"Komme JETZT Spiel war lustig nicht gegen England hdgdl " (ohne Smiley)
Ihr Akku ist leer, sie borgt sich den von ihrer Freundin, schreibt diese SMS, um Chris bescheid zu geben, dass sie gleich da ist. Sie schickt die SMS ab, diese bleibt jedoch im Postausgang
hängen (vll. schaltet sie das Handy zu früh aus), tauscht den Akku und macht sich
auf den Weg.
Auf dem Nachhauseweg wird sie dann gewaltsam oder unfreiwillig in ein Auto gezerrt und
außerhalb der Stadt gefahren. Der oder die Täter fordern ihr Handy und unter Androhung, ihr
das Leben zu nehmen, ihre PIN. Die Täter erhalten beides und bringen sie dann trotzdem um.
Sie haben das Handy und können ab jetzt nach eigener Regie Nachrichten an die Angehörigen
schicken. Eine Frau muss hierzu mindesten mit dabei sein als Täter wg. der Stimme. Die erste
Nachricht wird (durch einen wie auch immer gearteten Aufladevorgang des Akkus) im
Raum Nieheim abgeschickt.
Hier spielt der Zufall in die Hände der/des Täters. Sie geben die PIN ein und finden im
Postausgang die nicht-abgeschickte SMS an Chris. Sie ändern den Text in
"Komme SPÄTER Spiel war lustig nicht gegen England hdgdl :-)" (jetzt mit Smiley, um der
innewohnenden Ironie Ausdruck zu verleihen)
und senden diese ab. Nicht wissend, dass Chris hierdurch in die missliche Lage kommt, aufgrund
der Schlüsselsituation eine unfreiwiliige Nachtschicht einlegen zu müssen. Das konnten die
Täter natürlich nicht wissen.
Bezieht man die zuverlässige Wesensart von FL mit ein, wäre die abgeschickte SMS
mit dem "komme später" tatsächlich untypisch für FL, da sie ein direkter Schlag in das Gesicht
von Chris gewesen wäre. Den Tätern war das völlig egal.
Da die SMS an Chris ging, nehmen sie seine Handynummer auch für alle weiteren Anrufe.
Die Tage drauf folgen dann die Anrufe und FL's Leiche wird in Hebram Wald abgelegt oder
liegt schon seit Dienstag da.
Was bislang fehlt ist das Motiv.
Rache? In dem ersten Anruf der FF hieß es unter anderem
sinngemäß "sag auch den anderen Bescheid". Also es sollten wohl die Angehörigen involviert
werden. Der oder die, um die es geht, wird damit mit dabei sein bzw. informiert: von Chris.
Was sagen jetzt die Anrufe aus? Eigentlich konnten die Täter davon ausgehen, dass die
Leiche irgendwann gefunden wird durch das mittelprächtige Versteck.
Ohne die Anrufe (FL verschwindet einfach) wäre Mord
als Ursache (wahrscheinlich mit Vergewaltigung) angenommen worden, und auch die
Angehörigen hätten dies so wahrscheinlich abschließend angenommen. Vergewaltigung
mit anschließendem Mord wäre eigentlich schon schlimm genug ist.
Mit den Anrufen wird aber nun ein ganz anderes Bild gezeichnet. Und zwar von Frauke. Keiner
kann sich erklären, was passiert ist. Ist Frauke freiwillig weg? Hat sie etwa Drogen genommen?
War sie villeicht schwanger? Mit was für einem (asozialen) Typen ist sie zusammen?
All dies wirft ein Bild von Frauke auf, welches für alle weitere
Zeiten als Keim oder Saat in den Köpfen der Leute bleibt. Und insbesondere z.B. in dem Kopf
von Frau Liebs, die nicht nur mit dem Verlust ihrer Tocher leben muss, sondern auch noch mit der
Ungewißheit über die genauen Umstände, und was ihre Tochter so getrieben haben mag in PB.
Was zermürbt mehr? Die Tatsache, dass einem das Kind genommen wurde oder die
Ungewißheit darüber, was aus ihrem Kind so geworden ist. Habe ich auch noch
versagt als Mutter? Hm.
Für mich könnte Rache ein Motiv sein. In diesem Ablauf an Fr. Liebs.
Wäre das möglich?