@Catfight Du schreibst von wenigen Emotionen, aber das kann ich zumindest bei der Mutter überhaupt nicht feststellen. Und auch Chris schluckt mehrfach in den Beiträgen. Trotzdem werde ich langsam auch nicht mehr das Gefühl los, dass man ihr Verschwinden im Umfeld/Freundeskreis besser einordnen konnte als wir hier heute. Und warum da bis heute nicht viel durchgedrungen ist, erstaunt mich schon, auch wenn ich es irgendwie aus Familiensicht gut nachvollziehen könnte, weil es wirklich im Nachhinein das Außenbild stören könnte. Alle Familienmitglieder sind ja in mehr oder weniger öffentlichen Positionen, und gerade die Selbständigkeit in einer Zahnarztpraxis ist mit Risiken behaftet, wenn es um das Außenbild geht. Trotzdem verstehe ich auch die aktive Mitwirkung von Chris, Frau Liebs und Karen in den Medien als Zeugenaufruf, sich zu melden, falls jemand etwas bemerkt haben sollte. Wenn dann aber so wenig preisgegeben wird, kann da ein Allmy-Thread von zweitausend Seiten rauskommen. Das ist es, was ich hier schon einmal mit Transparenz gemeint habe.
@allIch habe ja gestern über die Schwierigkeiten mit Erinnerungsprotokollen im Fall Gustl Mollath was geschrieben. Gestern Abend habe ich noch mit einem Anwalt für Strafrecht (Strafverteidiger) bei einem Wein zusammengesessen. Er ist ein alter Bekannter von mir, den ich deswegen schon lange sprechen wollte, der aber bisher wenig Zeit hatte und immer absagen musste. Ich habe ihm den Fall im Groben geschildert, in einer Stunde kann man da ja nicht alles ausführen. Ich habe ihm vor allem von den Erinnerungsprotokollen berichtet und nur ganz nebenbei gesagt, dass es über das Gespräch mit Frank Liebs am Freitagabend wohl keine Dialogwiedergabe gibt und dass alle Erinnerungsprotokolle insgesamt wohl recht kurz gefasst sind, weil die Anrufe und Informationen nicht mehr hergaben. Ich habe dann noch gelacht, ob er auch einen Matula als Detektiv einschalten würde, falls einer seiner Mandanten mal in eine schwierige Situation komme. Er gab mir darauf für mich erstaunliche Antworten. Erstaunlich, weil ich das Fernseh-Format "Ein Fall für Zwei" immer etwas als lächerlich empfunden habe.
Er meinte, wenn die Polizei zu Beginn ganz offensichtlich nur in eine Richtung ermittle, sei das bei Betroffenen in solchen Fällen nicht unüblich, einen Anwalt einzuschalten und in Absprache mit ihm eine Detektei zu beauftragen, die von anderer Seite Druck auf die polizeiliche Ermittlungsarbeit ausüben kann und neue Ermittlungsperspektiven schaffen könne. Häufig sind Betroffene entsetzt und wütend, wenn sie inmitten ihres Leids erfahren, dass sie selbst in Verdacht geraten. Auch sei es für ihn denkbar, dass eines der Familienmitglieder von der Polizei durchaus härter angegangen worden sei, so dass die Familie darauf reagiert habe. Das sei auch sinnvoll, und er meinte, er könne in solchen Fällen nur allen Betroffenen raten, sich einen Anwalt zu nehmen, weil die Emotionen so hochschlagen können bei Vernehmungen, dass Aussagen rausrutschen können, die Betroffene so nie beabsichtigt hätten. Die Polizei sehe solche Maßnahmen überhaupt nicht gerne und lege dann meist noch richtig Druck nach, wenn sie erfährt, dass eine Detektei eingeschaltet worden sei. Dabei sei das häufig völlig richtig, und ihm scheine, dass die Familie Liebs hier richtig gehandelt habe. Chris, Karen und Frank müssen nach ihm spätestens in der Woche des letzten Telefonanrufs von der Polizei ausgiebig befragt worden sein, denn Erinnerungsprotokolle in dieser Form machten nur Sinn, wenn sie zeitnah von der Polizei eingeholt werden. Über eine Verwertbarkeit solcher Protokolle später vor Gericht, sagte er, dass das in der Tat schwierig sei, aber nicht für einen Angeklagten, sondern eher für die Beweisführung der Polizei.