@danton78 Einige Deiner Gedanken sind nicht ganz abwegig. Ich war gedanklich auch schon häufiger in dieser Richtung.
Was ich nicht glaube ist, dass Frauke ihr Verschwinden vorab geplant oder inszeniert hat. Auch nicht um etwaige noch vorhandene Gefühle von Chris zu testen.
Der Gedanke liegt nahe, da sich Frauke ein paar Tage vor ihrem Verschwinden bei ihm "beschwerte", dass er kaum da sei. (sinngemäß)
Chris und Frauke waren getrennt. Sie haben sich nicht getrennt, nachdem sie gemeinsam in diese Wohnung gezogen sind, sondern eine ganze Zeit davor. Beide hatten zwischenzeitlich wieder neue Partner. Inwiefern Fraukes Beziehung aktuell war, weiß ich nicht.
Frauke und Chris haben auf Beziehungsebene ihre gesamte Jugend gemeinsam verbracht. Gemeinsame Erfahrungen gemacht und sind gemeinsam erwachsen geworden. Beide haben diese Zeit im selben Dorf verbracht. Da ist es völlig natürlich, dass zwischen beiden eine besondere Beziehung besteht und man sich gegenseitig als Familie empfindet, sobald eine gewisse Zeit der Trennung vorbei ist. Natürlich vermisste sie ihren besten Freund, der knapp 4 Tage die Woche nicht da war und in die alte gemeinsame Heimat mit den alten Freunden fuhr. Frauke hingegen hatte Schichtdienst und lernte das Leid kennen, in das Menschen gesundheitlich und psychisch kommen können. Wahrscheinlich machte sie in ihrer Ausbildung auch erste Erfahrungen mit sterbenden Patienten. Die Ausbildung war alles andere als ein Zuckerschlecken. Für sowas muss man bodenständig, umsichtig, sozial und clever sein um das durchzustehen. An den Wochenenden war sie, sofern sie keinen Dienst hatte auf Partys und versuchte sich ein neues Umfeld aufzubauen. Was ihr mit dem umfangreichen Bekanntenkreis wohl durchaus auch gelungen ist. Zudem dürfte sie Internetkontakte nicht nur deutschlandweit, sondern auch regional gehabt haben.
Gedanklich bin ich die Tat als Beziehungstat/Emotionstat von zwei Seiten angegangen.
1. Von Fraukes Seite.
2. Von Chris' Seite.
Zu 1. Aus Sicht von Frauke:
Frauke wirkt durch ihre Beschreibung und durch ihr Umfeld wie ein behütetes Mädel aus gutem Hause. Sie besaß ein ansprechenden Bildungslevel und versuchte sich beruflich weiterzuentwickeln. Auf den im Netz veröffentlichen Bildern wirkt sie auf mich als wenn sie weiß wie sie ihre Stärken in den Vordergrund stellt ohne ihre Natürlichkeit zu verlieren.
Das dürfte zumindest auf neue männliche Bekanntschaften gewirkt haben.
Zu jemandem, den man per Internet kennenlernt und feststellt er wohnt nicht weit weg, wirkt auf den ersten Eindruck ganz sympathisch, ist man mit Anfang 20 wahrscheinlich offener, als zu jemandem, den man auf der Straße kennenlernt. Man spricht offener über Lebensverhältnis, holt sich vielleicht auch mal einen Rat. Dementsprechend empfindet man diese Person in der Regel als weniger fremd, vielleicht sogar ohne sich vorher mal irgendwann von Angesicht zu Angesicht begegnet zu sein.
Möglichkeit 1:
Frauke schrieb den Abend über im Pub SMS. Eventuell schrieb sie dem späteren Täter sogar selbst, dass sie im Pub war und später dann nach Hause zu Chris wollte. Der Täter war vielleicht ganz in der Nähe und wollte sie "endlich mal sehen".
Der weitere SMS-Verkehr nimmt seinen Lauf. PS: Er könnte ihren "Standort" auch über Statusmeldungen in sozialen Netzwerken oder ICQ erfahren und sie abgepasst haben.
Wenn es jemand aus dem Netz darauf angelegt haben sollte, wußte er wahrscheinlich alles was er wissen mußte. Lebenssituation mit Chris, Mutter und Vater das und das von Beruf, 2 Geschwister, Ausbildung dort und dort. Er wußte wahrscheinlich mindestens das sie Single war und wahrscheinlich auch das sie eine Ausbildung als was auch immer machte.
Er kannte ihren Schreibstil. Frauke fühlte sich durch seine Art vielleicht auch noch Wohl in seiner Gegenwart.
War er aus Fraukes Sicht nun ein Bekannter oder Fremder? Ratet mal!
Möglichkeit 2:
Frauke war lange Zeit mit Chris zusammen. Da kann sich bei jemandem, der länger in sie verliebt war, auch schon mal ein Frustlevel aufbauen. Zwischenzeitlich war Frauke solo, lebte aber "schon wieder" ihr Leben mit Chris. (Aus Sicht eines eventuell verliebten längeren Bekannten.)
Zudem vertrat Frauke ziemlich eindeutig ihre Meinung. Sie kümmerte sich um die Dinge und Menschen, die sie in ihrem Leben haben wollte:
"SweetCorry 15.06.2006 14:25:58
Hallo Florian!
ja, wir haben lange nichts voneinander gehört. Aber irgendwie denke ich wenig an die zeit in Lübbecke und an die Leute dort. Ich bin jetzt hier in Paderborn und fahre 1 mal im Monat nach hause.
bei mir läuft alles bestens. Ich hab nen richtig tolles Leben
ja, also mit Treffen weiß ich auch nicht Flo. ich glaube nicht, dass das so viel bringen würde.....mal sehen.....
also bis bald.....Frauke"
Eine deutlichere Abfuhr kann man wohl öffentlich nicht erteilen.
Aber auch für neue mißglückte oder unglückliche Beziehungsversuche von/mit Frauke könnte Chris ein entsprechender Störfaktor gewesen sein. Frauke wird sich aufgrund der gemeinsamen Vergangenheit und Situation mit Chris relativ sicher gewesen sein was sie will und was sie nicht will.
zu 2. Aus Sicht von Chris:
Auch Chris hatte nach Frauke ein neues Leben und eine neue Partnerin. Studium mit vielen neuen Bekannten, neue Freundin.
Wir wissen bis heute nicht woher Chris seine neue Freundin kannte, wie die beiden sich kennengelernt haben und wie Frauke zu ihr stand.
Vielleicht war Frauke auch ein "Bauernopfer" durch die neue Freundin von Chris. Wir wissen ja nicht "aus welchen Verhältnissen" seine neue Freundin kam. War sie bei ihrem Kennenlernen Single? Trennte sie sich vielleicht sogar für ihn? Wurde sie heimlich angehimmelt und derjenige kam durch die Beziehung mit Chris nicht voran?
Was machten/wo lebten mögliche Freunde/Beziehungen/Verehrer der neuen Freundin von Chris?
Vielleicht gab es den einen oder anderen, der sogar auch in Paderborn studierte und bei den beiden gelegentlich ein- und ausging.
Vielleicht sollte mit der Entführung, die ich auch dann als spontan ansehe (und nicht als geplant), die Sorge von Chris um Frauke wieder angeheizt werden, um der neuen Freundin zu zeigen, wie sehr Chris Frauke vielleicht doch noch liebte. In der Hoffnung, dass die Beziehung zu Chris dadurch zerbricht.
Grundsätzliches: Ich glaube nicht, dass Frauke von selbst abgehauen ist oder in Chris "alte Gefühle hochkitzeln wollte".
Frauke wußte durch die Anrufe an Chris, dass sie gesucht wurde, nicht nur von der Familie auch von der Polizei. Spätestens nach dieser Information hätte ihr und Begleitung klar sein müssen, dass das kein Spiel mehr war und sie hätte sich melden müssen bei Familie/Polizei und sagen müssen, ihr ging es die letzten Tage nicht gut, sie war dort und dort. Ein Täter, der anfangs nur ihr Begleiter war und später unfreiwillig zum Täter wurde, hätte sich nicht nur seine Tat, sondern wahrscheinlich auch die Entführung und einen Mord auf sein Konto geschrieben,, auch wenn er nichts damit zu tun hatte.
Und mal ganz ehrlich um sowas seiner Familie anzutun, müsste man schon sehr auf sich bedacht und rücksichtslos sein. Das würde eine völlig andere Frauke widerspiegeln als überall beschrieben.
Zudem würde die Aussage von Chris in einem Interview, dass Frauke so klang als wenn sie ihn abwürgen würde (daraus schließe ich auch, dass sie zu den Anrufen gezwungen wurde) nicht zu einer von Frauke geplanten Tat passen. Dann müsste Frauke wirklich schon die Bösartigkeit in Person gewesen sein. Bei dem Job und der Ausbildung ist das sehr schwer vorstellbar.