Der Yogtze-Fall
06.11.2009 um 17:04
Hallo liebes Forum,
ich habe nun (fast) alles von Seit 1 bis 42 durchgelesen.
Vorab:
Ich habe die XY-Ausstrahlung im April 1985 live gesehen. Das war bei einem Freund in einem Haus in Österreich. Ich war damals 26 Jahre.
Der Fall hatte mich sofort gefesselt. Ich bin sogar trotz einer anstrengenden Wanderung tagsüber extra noch wachgeblieben, um auch die ca. 1,5 Stunden später kommenden ersten Ergebnisse zu erfahren.
Ich erinnere mich sehr genau:
zu YOG'TZE:
bei diesem Wort - in der Variante "YO6TZE" habe ich damals sofort an ein rumänisches Funk-Rufzeichen gedacht.
Rumänische Calls beginnen mit "YO" ("Yankee Oscar") und gehen bis "YR" ("Yankee Romeo")
Dann kommt zwingend eine Zahl, die die Region angibt, und dann wieder drei Buchstaben "YO6KSU" z.B. wäre der Sportclub der Universität in Brasov (das frühere Kronstadt).
Einen Zusammenhang habe ich aber sofort verworfen, denn sowas wissen und brauchen nur Berufsfunker (Schiffahrt, Flugverkehr, Militär) und Amateurfunker, und nichts weist darauf hin, daß Stoll eine Station betrieben hat.
Sowas bleibt auch nicht unbekannt. Amateurfunker brauchen recht auffällige antennenauf dem Dach, sie fallen in der Nachbarschaft oft unangenehm auf, da sie den TV-Empfang stören, usw.
Das Funk-Rufzeichen (der sogenannte "Call" oder das "Call Sign") wäre natürlich wunderbar gewesen. Es ist ja wie ein Autokennzeichen. Es ist immer eindeutig einer Station zugeordnet, und die Funker rufen sich auch mit diesen Calls und sprechen sich damit an.
Allerdings darf man nicht vergessen, daß 1984 Rumänien noch fest hinterm "Eisernen Vorhang" lag, ... es mag Spion-Geschichten gegeben haben dann und wann, aber bei Drogen und ähnlicher Kriminalität traten Rumänen eigentlich noch nicht in Erscheinung. Das hat man nie gehört.
Die Funk-Rufzeichen Theorie wurde ja auch bereits am selben Abend beiseite gelegt,und so stand ich natürlich auch wieder ohne Ahnung da.
Die DDR - was jetzt den Funk betrifft, weil es einer in Erwägnung gezogen hat: Die DDR hatte die Calls von Y2 bis Y9, also niemals Y-Null, und "YO" sowieso nicht".
Die Handschrift:
man hat ja nicht nicht das von Stoll geschriebene Original gezeigt. Frage, wie nahe kommt die Handschrift auf dem Zettel im Film diesem Original?
Kann man nicht beantworten, wenn man es nicht gesehen hat.
Und die Ermittlungssache ist ja nicht einsehbar.
Stoll homosexuell?
naja, unmöglich ist nichts, und Anfang der 80-er Jahre haben noch sehr viele Homosexuelle ihre Neigung verborgen, und auch oft durch eine Ehe getarnt.
Wäre er es gewesen, hätte er aber wohl kaum bei der alten Frau "Hilfe" oder was auch immer gesucht. Homosexualität war damals ganz bestimmt nicht etwas, was bei alten frommen Damen großes Verständnis hervorgerufen hätte.
Vielmehr sehe ich in der alten Dame eine Bezugsperson schon aus seiner Kindheit. Sie war ja eine unmittelbare Nachbarin seiner Eltern, und oft ergibt sich zwischen Kindern und der "Tante" in der Nachbarschaft eine recht enge und manchmal das ganze Leben dauernde Beziehung.
Daß die alte Dame nachts um 1 nicht sonderlich erbaut war, aus dem Schlaf geklingelt zu werden, - und ihn daher recht kurz abgefertigt hat, kann man eigentlich nachvollziehen.
Das Fernsehprogramm an diesem Abend:
wie auch schon angesprochen, ist das möglicherweise immens wichtig.
Im Film sieht es ja so aus:
Die Ehefrau liegt im Bett, er sitzt am Tisch nahe der Glotze. Was da kommt, erkennt man nicht, aber es scheint, als kommt ihm auf irgendetwas soeben Gesagtes ein "Geistesblitz", und er notiert sich eben dieses "YOGTZE" - - - eine Kombination, die er offensichtlich im Kopf hat und die für ihn auch Sinn ergibt.
Was wurde also im Fernsehen genau in dieser Sekunde gesagt?
Ich meine, daß man da irgendeine Nachrichtensprecherin oder Moderatorin erkennt, die irgend etwas vorträgt, ... aber frage mich nicht, was.
An ein kompliziertes hochverschlüsseltes Kryptogramm mag ich eigentlich nicht so recht glauben. Solche Kryptographie ist nichts für Laien, und einen einfachen Code hätten die Codebrecher des BKA sicher sofort geknackt. Wäre es eine z.B. "Cäsar"-Verschlüsselung, hätten sie es in 3 Minuten gelöst gehabt.
Obwohl man wieder sagen muß: Die Codebrecher erbringen wirklich erstaunliche Leistungen, tun sich aber sehr schwer, wenn nur ein einziges Wort zur Verfügung steht, bei dem man überhaupt nicht einmal weiß, welche Klar-Sprache oder in welchem Zusammenhang es stehen könnte. Je länger der Text, desto "einfacher" wird es, und ganz besonders wenn man noch ein "Crib" hat. ("Cribs" sind Anhaltspunkte, also kleine Textfetzen, von denen man schon recht sicher annehmen kann, was sie im Klartext bedeuten.)
Geht nicht bei einem einzigen Wort, also auch da alles offen.
Arbeitslosigkeit:
einer hat geschrfieben, ein gut ausgebildeter Angestellter hat 1984 seine Arbeit noch nicht veroren.
naja, also ganz so ist es auch nicht. 1984 war die Arbeitslosigkeit durchaus schon ein Thema, und nicht nur einfache Arbeiter haben Jobs verloren. Zwar gab es noch nicht die großen Massen-Rationalisierungen und STandort.-Verlegungen weiß Gott wohin ins Ausland, aber es hätte genügt, wenn z.B. die Fabrik oder das Labor, wo er gearbeitet hat, einfach dichtgemacht hätte.
Ich komme nicht aus der Gegend, überlasse das Recherchieren also anderen, die es besser kennen.
Damals war man aber bei Verlust des Arbeitsplatzes noch nicht so bereit, gleich die Stadt zu wechseln, auch das Pendeln über weite Distanzen - was heute ja viele machen müssen - war eigentlich nicht üblich.
Man war dann einfach erstmal arbeitslos, und das konnte man auch, da die Staat-Kasse noch recht ausgeglichen war, recht lange bleiben. Hartz IV und solche Schrecken gab es ja noch nicht.
Ein Vergnügen war Arbeitslosigkeit natürlich auch damals nicht, aber man hatte doch noch mehr Zeit und Ruhe, sich umzusehen.
gut, soweit, was ich denke.
ich tendiere auch zu einer Spur ins Drogenmilieu.
Die Gremnze zu Holland ist nahe, und Holland war damals ein ganz wichtiges Umschlagsland.
Und mit z.B. Kurieren, die nicht ordnungsgemäß "performten" (wie man heute sagen würde), ist man schon damals nicht zimperlich umgegangen.
Sei es, daß sie für Eigenkonsum was abgezweigt haben oder sonstige Unregelmäßigkeiten eben.
nur: den Mann schnappen, ausziehen, halb überfahren, dann NOCH LEBEND(!) weiß Gott wie weit vom Tatort weg in die Wiese neben der Autobahn bringen ... welch ein Aufwand für ein Verbrechen, ... und wo liegt der Sinn?
Sowas erledigt man eigentlich eher "kurz und schmerzlos".
Kein professioneller Mörder läßt doch ein Opfer am Leben, damit es nachher noch eventuell reden kann. Das ist ja ein immenses Risiko. Der vergewissert sich doch doppelt und dreifach, daß sein Opfer tot ist, bevor er es alleine läßt.
Laut Film konnte Stoll sich ja auch im Auto liegend gegenüber den beiden Truckern noch recht verständlich artikulieren, ... ich glaube, der hat denen noch viel mehr gesagt, als im Film kam ...
aber das steht leider nur in den unzugänglichen Akten.
Die Kripo weiß vielleicht sogar die Namen der Täter und die Hintergründe (?).
Vielleicht ist das also gar nicht das Problem (?).
Es gelang ihr nur nicht, sie zu finden, weil sie nicht wußten, wo die anfängliche Spur aufnehmen und sie zu verfolgen ?).
Und daher fragten sie in "XY" das Publikum, wer da zu diesem Zeitpunkt da und dort möglicherweise was gesehen hat.
das waren so meinen Gedanken ... es bleibt trotzdem interessant und mysteriös.