emz schrieb:Nun wissen wir genau wie das mit den Haftstrafen war. Die Info kommt von der StA München.
Vielen Dank für Deine weitergehende Info! Das war mir so im Detail bisher nicht bekannt.
Beim Opfer kann man m.E. recht gut den Prozess der zunehmenden Eskalation beobachten, ebenso wie seine kriminelle Karriere fast schon dem Idealtypus kriminologischer Lerntheorien zu entsprechen scheint: angefangen mit relativ harmlosen Delikten zu einer Zeit, als der Sohn reicher Eltern noch eine Ausbildung bei der Polizei(!) gemacht hat (immerhin über einen Zeitraum von 2010-12, was ja definitiv keine kurze Zeit für eine abgebrochene Ausbildung sein dürfte; hierbei entsteht ja schon der Eindruck, dass er diese Ausbildung offenbar für längere Zeit ernsthaft betrieben haben dürfte und den Wunsch hatte, Polizist zu werden). Kurz zuvor war er noch Teilnehmer an der Junioren-Segel-WM mit der Nationalmannschaft der Segler in Brasilien (entsprechende Fotos u. Texte online auffindbar).
So, jener "schwunghafte Handel" kann von... bis... gereicht haben. Schaut man sich die definierten Mengen für die sog. "nicht geringe Mengen" an, wird schnell klar, dass das Opfer mitnichten der schwerstkriminelle Großdealer gewesen sein muß, sondern es kann sich hier um einen Dealer im weit unteren Mittelfeld gehandelt haben. Dafür spricht auch die Höhe der Haftstrafe.
Wird es hier heftigen Widerspruch hageln, wenn ich nochmalig einwerfe, dass eine dreijährige Haftstrafe wegen BTM in München/Bayern (bei vorhandener Vorstrafe bzw Bewährung!) in seiner Heimat Schleswig-Holstein (bzw. HH) mit Ach und Krach noch eine Bewährungsstrafe hätte werden können...?!
Das gezeigte Verhalten, nämlich einem Polizisten bei McDonalds Drogen anzubieten, deutet auf maximales Stümpertum und Amateurhaftigkeit hin (ich gehe jetzt mal davon aus, dass der Beamte in Zivil unterwegs war, aber es ist vollkommen atypisch für bspw Großdealer, seine Ware irgendwie in einem Scnhellimbiss anzupreisen. So agieren nicht einmak Kleindealer).
Gut möglich, dass er selbst desöfteren auf Nase war und daher absolut größenwahnsinnig wurde... (Spekulation!).
Wenn er sich in den "besseren Kreisen" Münchens aufgehalten haben sollte, erklärt sich Vieles in seinem kriminellen Lebenslauf in München gewissermaßen von selbst: der Hang zum Luxus, der Wunsch, dazuzugehören, können hier in Verbindung mit dem Kontakt zu Leuten aus dieser speziellen Drogenszene ("Schickeria", "Rich Kids", reiche Studenten usw. einerseits und der Connection zu einem Lieferanten auf der anderen Seite) eine toxische Mischung dargestellt haben, die am Ende tödlich für das Opfer ausging.
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Eine Interpretation von mir bzgl. eines möglichen Szenarios in einem ähnlichen (jedoch vollkommen fiktionalen) Fall stellt sich in etwa so für mich dar:
Filomeno Bartholomeu (Name geändert und gegendert, Geschlecht *divers) lebte gewissermaßen entre dos tierras, zwischen zwei Welten:
- Da war zum einen die Richie Rich-Popper-Fraktion aus der reichen Vorstadt, in der sich das spätere Opfer bewegt hat.
Aufgrund persönlicher Disposition und vermutlich auch aufgrund gewisser Umstände (Milieu, Peergroup, kriminelles Lernen/Vorerfahrungen) hat sich Filomeno Bartholomeu vom netten Burschen zum Yuppie-Kotnascher entwickelt, zu einem vorbestraften, brutalen, muskelbepackten Kickboxer, der keinem Konflikt aus dem Weg gegangen ist.
Damit ist er in dieser einen Welt, in der sich vorwiegend Sekt-trinkende, Sylt-besuchende, "von-Beruf-Sohn"-Lauchs bewegen, natürlich der durchsetzungsstarke King, der seine Interessen notfalls mit Gewalt durchsetzt. In dieser Welt ist er der skupelloseste "King Kong", der zur Not mit sein Ding Dong seine Interessen durchsetzt.
Einfach auch deshalb, weil die anderen in dieser Welt der ultimativen Verlappung anheim gefallen sind, Waschlappen von Haus aus, gepampert, gewickelt und gewindelt im Alter von Ende 20. Der Bachelor in "international finance" an einer "renommierten Privathochschule" (die kein Schwanz kennt), die Mitgliedschaft im Golfclub auf Sylt (von Vatis Firmenkonto überwiesen) und auf der Visitenkarte ist man Entreprenöööör.
Auf Partys wird Champagner gesoffen und Kokain konsumiert. Es werden Geschichten erzählt von "Businessplänen" und Investmentstrategien, obwohl man selbst gar nicht über das Familienvermögen verfügen darf und die eigene Firma nicht einmal den Status einer GmbH erreicht.
Das ist die eine Welt. In dieser Welt kann man großspurig auftreten, sich daneben benehmen, den lauten Larry markieren - OHNE dass es Konsequenzen hat.
Und hier die andere Welt: in dieser Welt kann man 1,90m großer Kickboxer mit großer Klappe sein. Wenn du deinen Lieferanten aus Rotterdam wegen 150 Gramm Sternenstaub verarschst, dann kann es passieren, dass dieser jemand einen Tschetschenen oder Slowenen oder Rumänen oder Speckdänen schickt. Dieser jemand muß nicht viel Grips besitzen. In der Regel hat der auch keinen Abschluss einer einer "renommierten Privathochschule", er muß auch kein kickboxender trainierter, gesichtstättoowierter Koloss sein - auch ein 1,4m Gnom ohne deutsche Sprachkenntnisse kann ein Schießeisen halten.
Und mit solchen Leuten sollte man nicht spielen.
Das ist die Quintessenz. Ähnliche Fälle - auch aus Haramburg! -zeigen ähnliche Verläufe, bspw der Mordversuch an Dariusch oder der vollendete Mord an Terry.
Ich kann mir vorstellen, dass ein Filomeno zwischen diesen 2 Welten die Orientierung verloren hat.
Das ist eine rein fiktionale freie Interpretation meinerseits, die Basis zu weiterführenden Überlegungen sein könnte.