Klarmann schrieb:2. Warum will Bisrat am späten Nachmittag im Januar bei Dunkelheit nach Kassel fahren, um dort etwas zu erledigen? Das erscheint mir mehr als unglaubwürdig. Wenn man so etwas macht, dann in den Vormittagsstunden. Abends hat kein Büro oder Institution für solche Sachen mehr geöffnet. Zumal war das Baby dabei.
Das ist bisher hier ziemlich untergegangen, ist aber gar nicht unwichtig. Wenn sie erst gegen 17.30 Uhr Wabern verlassen hat, ist sie mehr oder weniger erst gegen 18 Uhr in Kassel eingetroffen, eher später. Das ist zu spät für offizielle Termine, Arztbesuche etc.
Es scheint aber keine Erkenntnisse über irgendwelche privaten Kontakte nach Kassel zu geben.
Das macht die ganze Sache für mich auch, sagen wir mal, zweifelhaft. Aufgefallen ist sie offenbar niemandem im Zug oder in der Stadt.
Dann das handy, die Papiere etc. Ich denke zwar, dass eine eriträische Geflüchtete nicht sonderlich viele Kontakte in D hat, mit welchen sie "ständig am Handy redet," so dass es vielleicht nicht so ungewöhnlich ist, wenn sie das Handy nicht mitnimmt. Andererseits: sollte sie wirklich ganz woanders hin gewollt haben, z.B. zu Verwandten, dann wäre es nur logisch, wenn sie ihr Handy mitnimmt, z.B. um am Zielort Kontakt aufzunehmen.
Aber, das Handy wird vom Lebensgefährten im Zimmer "gefunden." Sehr praktisch, im Film wird es so dargestellt, als nähme er es erst einmal an sich. Die Polizei bekommt es erst viel später. Was kann man in der Zeit so alles mit einem Handy machen...?
Dass eine Geflüchtete in Deutschland ohne Papiere herumreist, ist dagegen sehr ungewöhnlich. Es wird ihr kaum entgangen sein, dass die Polizei durchaus Personen kontrolliert, die nicht gerade biodeutsch aussehen. Und dass man als Geflüchtete froh sein kann, dann den legalen Status nachweisen zu können. Daher vermute ich, dass jede/r Geflüchtete, sofern er oder sie welche besitzt, die Papiere immer bei sich hat.
Mal abgesehen davon, dass wenn sie zu einer Art "offiziellem Termin" unterwegs gewesen wäre, diese Papiere entweder notwendig oder wenigstens nützlich gewesen sein dürften.
Nun frage ich mich angesichts dieser Merkwürdigkeiten, ob sie wirklich in Kassel war. Oder, wenn ja, ob sie nicht vielleicht doch nach Homberg zurückgekehrt ist, mit ihrem Handy und ihren Papieren, und erst danach verschwand. Hat der Bekannte sie vielleicht gar nicht bei der Abfahrt, sondern bei der Rückkehr am Bahnhof getroffen? Wenn überhaupt.
Wenn sie wirklich irgendwo untertauchen wollte, bei Bekannten oder Verwandten, hätte sie meiner Meinung nach Papiere und Handy mitgenommen. Denn Untertauchen impliziert ja sich verstecken, und vor wem hätte sie sich verstecken sollen? Nicht vor irgendwelchen Behörden etc. sondern, angesichts der geschilderten Umstände um die Vaterschaft, doch eher vor ihrem Umfeld. Und jenem überlässt sie dann ihr Handy? Nein, das glaube ich nicht.
Viele Fragen...