Mord an dt. Archäologen Bernard von Bredow (62) und Tochter (14) in Paraguay

Diarmuid schrieb:Mammutknochen allein gefunden, dann doch eher mit einem Freund, mal eben 10 Jahre liegen lassen ... etc.

Ich verstehe nicht ganz, was daran so fragwürdig sein soll, dass es immer wieder angezweifelt wird. Von Bredow hatte offenbar schon in jungen Jahren das nötige Wissen, um ein Stück herausragenden Stoßzahn als solchen zu erkennen und auf ein interessantes Objekt zu schließen. Alle anderen sind ja offensichtlich daran vorbei gelaufen. Ich habe es so verstanden, dass er entweder den Schulfreund später hinzugezogen hat oder sie gemeinsam unterwegs waren, aber von Bredow aus dem o.g. Grund den Fund machte. Wenn diese Darstellung stimmt – was erstmal nicht widerlegt ist –, dann ist doch daran nichts Verwerfliches.

Diarmuid schrieb:Dass jemand einfach mal so ein Vermögen anhäuft, ist wohl selbst bei 40h/Woche Arbeit eher unwahrscheinlich.

Mit dieser Begründung müssen alle, die es zu einem Vermögen gebracht haben, sich in halbseidenen Kreisen bewegen. Das mag für etliche zutreffen, aber immerhin hatte von Bredow ja gewisse Begabungen, die über die des Geldsammelns hinausgingen.

Ich habe es weiter oben schon geschrieben: Mein Schulkamerad (ich musste dies der Verwaltung nachweisen; danke Lepus für den sachlichen Kontakt) Bernard Bredow (ohne "von", auch wenn er das "von" benutzt hat) war kein Wissenschaftler, weil nicht studiert, sondern eher ein Abenteurer und Weltenbummler - im besten positiven Sinne.

Für das grausame Ende von Bernard und insbesondere seiner Tochter habe ich keine Erklärung. In Paraguay gelten allerdings alle Ausländer, die sich dort niederlassen, als bevorzugtes Zielobjekt für Straftäter; ein Mord um zB an einen Mercedes (Carnapping) zu kommen - alltäglich.

Der Geigenbau oder genauer die Renovierung dieser war eher Hobby als ein gar Beruf. Glaubt jemand, dass gerade in Paraguay oder auch Südamerika ein florierender Markt für Geigen im 5, 6 oder 7-stelligen Bereich existiert? Es gibt auch nicht eine einzige Quelle, die belegt, dass er auf dem Markt tätig war - gut, er hat sich eben mit Geigen beschäftigt.

Um sein Museum "Mammutheum" in Siegsdorf mache ich mir Gedanken. Die Webseite vermeldet dort noch nicht einmal bis zum heutigen Tage sein Schicksal (http://www.mammutheum.de/). So wie die mir gut bekannten Gebäulichkeiten aussehen und ich Bernard kenne, war dort "großes Geld" gestern wie heute nicht vorhanden.

Hoffentlich kann man den Inhaftierten die Tat nachweisen.

frankysinatra schrieb am 02.12.2021:Um sein Museum "Mammutheum" in Siegsdorf mache ich mir Gedanken. Die Webseite vermeldet dort noch nicht einmal bis zum heutigen Tage sein Schicksal (http://www.mammutheum.de/). So wie die mir gut bekannten Gebäulichkeiten aussehen und ich Bernard kenne, war dort "großes Geld" gestern wie heute nicht vorhanden.

Meinst du nicht, daß Vermögen in der Familie schon vorhanden war? Das Mammutheum mußte gebaut werden, viele Reisen mit unregelmäßiger Arbeit, später die Geigen? Vielleicht hat er eine Erbschaft gemacht oder Verwandte gaben ihm Kredit.

Cavo93 schrieb am 23.11.2021:Ein Transsexueller hat bestimmt viele Perücken.

Was für ein Bullshit, besonders in diesem Zusammenhang.

frankysinatra schrieb am 02.12.2021:Glaubt jemand, dass gerade in Paraguay oder auch Südamerika ein florierender Markt für Geigen im 5, 6 oder 7-stelligen Bereich existiert? Es gibt auch nicht eine einzige Quelle, die belegt, dass er auf dem Markt tätig war - gut, er hat sich eben mit Geigen beschäftigt.

Sagt ja keiner, dass das in P. statt fand. Er, als Weltenbummler, wie du ihn selbst bezeichnest, war mit Sicherheit zum Thema "Geigen" gut vernetzt.
Und nur weil öffentlich kein Nachweis existiert, kann man ja nicht darauf schliessen, dass er nicht in dem Gebiet tätig war.
Ich denke, dass wird eher in einem privaten, überschaubaren Zirkel von Interessenten gehandhabt.

Dancingfool schrieb:Meinst du nicht, daß Vermögen in der Familie schon vorhanden war? Das Mammutheum mußte gebaut werden, viele Reisen mit unregelmäßiger Arbeit, später die Geigen? Vielleicht hat er eine Erbschaft gemacht oder Verwandte gaben ihm Kredit.

Ich kenne das Mammutheum. Ein ehemaliges, etwas größeres Wohnhaus, dass das Museum beherbergt. Größere Exponate befinden sich im Freien. Schau' es Dir an auf Google Earth oder Google Maps Satellitenbild - "83313 Siegsdorf, Dr.-Ligl-Str. 35". Der Zustand des Anwesens ist bescheiden; kritisch könnte man es auch als heruntergekommen bezeichnen. Ob das auf ein nennenswertes Vermögen hindeutet? Eher nicht.

Aber ja, seine Eltern hatten sicher einiges im Geldbeutel, sie haben immerhin für zwei Söhne den nicht billigen Internatsaufenthalt bezahlen können.

PurePu schrieb am 28.11.2021: Man liest immer nur, dass er sie gebaut hat und auch selbst eine ordentliche Sammlung hatte...

frankysinatra schrieb am 02.12.2021:Der Geigenbau oder genauer die Renovierung dieser war eher Hobby als ein gar Beruf. Glaubt jemand, dass gerade in Paraguay oder auch Südamerika ein florierender Markt für Geigen im 5, 6 oder 7-stelligen Bereich existiert? Es gibt auch nicht eine einzige Quelle, die belegt, dass er auf dem Markt tätig war - gut, er hat sich eben mit Geigen beschäftigt.

Also bitte: eine Geige aus dem 16. oder 17.Jh. kann man nicht einfach mal so "renovieren", auch wenn man handwerklich noch so geschickt ist.
Ich schreib schon, dass Geigenbau incl. deren Restaurierung eines der kompliziertesten, anspruchsvollsten Handwerke ist, die es überhaupt gibt, eher eine Mischung aus künstlerischem Handwerk und Philosophie, ja, wenn man einen Geigenbauer über sein Handwerk reden hört, hat das fast was Religiöses... das sind Jahrhunderte an Tradition plus Jahrzehnte an persönlicher Erfahrung, die in einer Geige stecken. Dass Bredow da dran rumgebastelt hat geschweige denn eigene Geigen gebaut hat, ist völlig abwegig.
Der wird schlicht und einfach Antiquitäten gesammelt haben. Vorausgesetzt die Geigen einschl. Zertifikate sind echt. Ob das feststeht, darüber hat man bisher wohl noch nichts gehört.
Evtl. hat er damit gehandelt. Das ist alles etwas nebulös bis jetzt.
Es gibt auf dem Gebiet auch viel Betrug, es kann sogar sein, dass die Geigen nicht echt sind und Bredow drauf reingefallen ist. Man muss sich da schon auskennen. Ein Bekannter von mir hat mal gutgläubig einen "Spitzweg" gekauft - der war natürlich nicht echt, wie sich später herausstellte.

Tritonus schrieb:Also bitte: eine Geige aus dem 16. oder 17.Jh. kann man nicht einfach mal so "renovieren", auch wenn man handwerklich noch so geschickt ist.

Gewiss richtig. Einfach "so renovieren" (Lack abschleifen, Lack 'drauf) geht bei den wertvollen Geigen berühmter Geigenbauer nicht. Gibt es eine reputable Quelle, dass Bredow mit solchen Millionenschätzchen tatsächlich gehandelt oder gearbeitet hat?

Tritonus schrieb:Ich schreib schon, dass Geigenbau incl. deren Restaurierung eines der kompliziertesten, anspruchsvollsten Handwerke ist, die es überhaupt gibt, eher eine Mischung aus künstlerischem Handwerk und Philosophie, ja, wenn man einen Geigenbauer über sein Handwerk reden hört, hat das fast was Religiöses... das sind Jahrhunderte an Tradition plus Jahrzehnte an persönlicher Erfahrung, die in einer Geige stecken

Ja, und da habe ich meine Zweifel. Bredow hat das Geigenbauerhandwerk nicht gelernt, geschweige denn ist er Geigenbauermeister.
Er ist im besten Sinne Weltenbummler, Abenteurer und (als Laie) Archäologe.

frankysinatra schrieb:Ja, und da habe ich meine Zweifel. Bredow hat das Geigenbauerhandwerk nicht gelernt, geschweige denn ist er Geigenbauermeister.

Das meinte ich doch, das ist völlig abwegig, ich glaube auch nicht, dass er das behauptet hat, er würde sich völlig lächerlich machen.
Das geistert immer durch die Presse, dass er da Hand angelegt hat, ich weiß nicht, wie die dazu kommen. Entweder Antiquitätensammeln aus Liebhaberei oder (vermeintliche) Geldanlage oder eben Handel, aber selbst das stellte ich mir schwierig vor, man muss schon was davon verstehen.
Wie gesagt, mich würde interessieren, ob die Echtheit der Geigen und Zertifikate jetzt mal überprüft wurde.

Tritonus schrieb:Das meinte ich doch, das ist völlig abwegig, ich glaube auch nicht, dass er das behauptet hat, er würde sich völlig lächerlich machen.
Das geistert immer durch die Presse, dass er da Hand angelegt hat, ich weiß nicht, wie die dazu kommen.

OK, danke, da hatte ich Dich missverstanden. Obwohl ich unserer Presse im allgemeinen schon viel Vertrauen schenke - im Bereich der Berichterstattung über Aufsehen erregende Kriminalfälle und Royals kommen schon die seltsamsten Berichte ans Tageslicht....

Tritonus schrieb:Dass Bredow da dran rumgebastelt hat geschweige denn eigene Geigen gebaut hat, ist völlig abwegig.

Hier ist die Webseite von Bernard von Bredow mit zwei von ihm selbst gebauten Geigen.
http://www.mammutheum.de/index.php/seminare-a-kurse/musik-der-steinzeit-instrumente?showall=1&limitstart=

Hier wird sie von einem Profi gespielt.

Anar Ibrahimov. Mendelssohn Violin concerto E minor.Part 1

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Hier ist das Transkript eines Interviews mit Bredow im Bayerischen Rundfunk, wo er ab Seite 14 über eine von ihm selbst gebaute Geige spricht.
https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/alpha-forum/bernard-raymond-von-bredow100~attachment.pdf%3F&ved=2ahUKEwj9oLWH7tn0AhXThv0HHYjyBi4QFnoECAgQAQ&usg=AOvVaw1YQ-6P3C-IwhkorL_InqF4

Es gibt sehr viele Menschen, die Instrumente bauen. Auf sehr hohem Niveau oder eben einfach so.

Meist wird das dokumentiert (mit Pausen, um es Nachahmern nicht zu leicht zu machen).
Hier gilt das gesprochene Wort?
Hat er jemals geredet
- vom Holz, das er verwendete und warum
- wie er es in "Form" brachte
- von den Werkzeugen, die er einsetzte
- wie hat er die Bünde berechnet und gesetzt
????

Für mich ist er ein Scharlatan, was den Geigenbau angeht. Ist aber einem tieferen Verständnis geschuldet, was Instrumentenbau und seine Herausforderungen betrifft.

Aber hier geht es um Mord und die Frage, wie es dazu kam. Und da denke ich, dass genau sein Anspruch, Geigen zu bauen, zu restaurieren etc. ihm zum Verhängnis wurde durch Menschen, die ihm glaubten und meinten, das große Geld machen zu können

Hier kann man sich Jascha Heifetz mit seiner Guarneri anhören, wie er das gleiche Stück spielt. Heifetz war einer der größten Geiger aller Zeiten. Das Instrument wurde um 1740 von Guarneri in Cremona gebaut. Ferdinand David spielte auf exakt diesem Instrument die Uraufführung des Mendelssohn-Konzerts.

Ich würde behaupten, zwei Drittel der Hörer hier hören entweder keinen Unterschied oder können ihn nicht beschreiben. Aber zu behaupten, wer ein Instrument mit dem Klang der Bredow - Geige bauen kann sei ein Scharlatan, macht mich einfach sprachlos.

https://tarisio.com/cozio-archive/property/?ID=40097

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.youtube.com/watch%3Fv%3DN09kwplvIKM&ved=2ahUKEwixs47V_9n0AhW2_7sIHfhmCxEQwqsBegQIBhAB&usg=AOvVaw0XHP0Mc8gxpaH3q3Rp1gR2

Ich höre es, spiele selbst Violine und habe auch schon auf einer Guarneri gespielt.

Papaya64 schrieb:Hier kann man sich Jascha Heifetz mit seiner Guarneri anhören, wie er das gleiche Stück spielt. Heifetz war einer der größten Geiger aller Zeiten. Das Instrument wurde um 1740 von Guarneri in Cremona gebaut. Ferdinand David spielte auf exakt diesem Instrument die Uraufführung des Mendelssohn-Konzerts.Ich würde behaupten, zwei Drittel der Hörer hier hören entweder keinen Unterschied oder können ihn nicht beschreiben. Aber zu behaupten, wer ein Instrument mit dem Klang der Bredow - Geige bauen kann sei ein Scharlatan, macht mich einfach sprachlos.

Aha, also einer der berühmstesten Geigenbauer und ein Autodidakt, der sich für Geigen und Musik interessiert, sind irgendwie schon vergleichbar? Hast Du die Oberfläche der "Steinzeitgeige" gesehen? Ist so etwas mit Steinwerkzeugen herstellbar?

Bin in der Schule nicht besonders fit zB in Physik gewesen. Ich werde mir 'mal die Zeit nehmen, ob ich mit Albert Einstein mithalten kann. Ist ja nicht ausgeschlossen.

Was ist denn jetzt die Behauptung? Er hat eine Geige aus Mittenwald gekauft und ein bisschen mit Steinen und Knochen drauf geklopft?

Papaya64 schrieb:Was ist denn jetzt die Behauptung? Er hat eine Geige aus Mittenwald gekauft und ein bisschen mit Steinen und Knochen drauf geklopft?

Keine Behauptunhg, sondern Zweifel, dass man eine gute Geige mit Steinwerkzeugen herstellen kann.

frankysinatra schrieb:Hast Du die Oberfläche der "Steinzeitgeige" gesehen? Ist so etwas mit Steinwerkzeugen herstellbar?

Wo behauptet denn von Bredow, er habe die Geige mit Steinwerkzeugen hergestellt?

FriedrichA.III schrieb:Wo behauptet denn von Bredow, er habe die Geige mit Steinwerkzeugen hergestellt?

Nun, schau Dir bitte das Intro des YT- Films (

Anar Ibrahimov. Mendelssohn Violin concerto E minor.Part 1

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)an. Es wird behauptet, die Geige sei nur mit Stein- und Knochenwerkzeugen hergestellt worden. Diese Info kann doch nur von dem Erbauer und Eigentümer der Geige stammen?

frankysinatra schrieb:Es wird behauptet, die Geige sei nur mit Stein- und Knochenwerkzeugen hergestellt worden. Diese Info kann doch nur von dem Erbauer und Eigentümer der Geige stammen?

Das Video mit dem fragwürdigen Intro hatte ich nicht gesehen, aber ob die fragliche Aussage von von Bredow stammt, kann man nicht wissen. In dem ebenfalls oben verlinkten Interview mit von Bredow von 2004 behauptet dieser nichts dergleichen.

Das Youtube-Video wurde anscheinend von dem Musiker selbst hochgeladen, und er wird das Intro wohl auch eingefügt haben. Ich gebe zu, dass von Bredow vielleicht einen gewissen Hang zur Selbstdarstellung hatte, und so kann man nicht ausschließen, dass das von ihm so kolportiert wurde. Man kann es aber auch nicht behaupten. Auf seiner Seite schreibt er folgendes:

Überträgt man zum Beispiel diese Fähigkeiten im Experiment, mit den gleichen intuitiven Umsetztunsfähigkeiten und Materialien mit Steinwerkzeugen ohne Mensurberechnung und Nachmessen, so kann man eine Geige bauen, die einer Stardivari nicht nachsteht.

Quelle: http://www.mammutheum.de/

Das Problem ist, dass dieses Zitat kein vernünftiger Satz ist, und ich frage mich, ob das nicht sogar gewollt ist. Denn auf diese Weise wird nicht eindeutig klar, ob tatsächlich eine Herstellung mit Steinwerkzeugen gemeint ist. Es schwebt quasi im Raum. Die BR-Doku 'Auf der Jagd nach dem verlorenen Ton', auf die sich sowohl der Youtube-Film als auch von Bredow auf seiner Seite beziehen, ist leider nicht zu finden.

Jedenfalls im (nachzulesenden) Interview des BR ist von Steinwerkzeugen nicht die Rede, während die verwendeten Materialien detailliert besprochen werden.