Luckli schrieb:In den meisten Fällen. Gibt aber ja auch die Art Nachbarn, die den und den kennen und über ehemalige Taten bescheid wissen. Kann sein? Kann sein.
In meinem Bekanntenkreis weiß ich in den allerallermeisten Fällen noch nicht einmal, wer schon mal beim Schwarzfahren erwischt wurde, oder beim Klauen von Bonbons als Kind.
Wer geht denn da mit seinen Vorstrafen bei Sexualdelikten bei den Nachbarn hausieren? Ein vorbestrafter Sexualstraftäter wird mit Sicherheit nicht lange freiwillig dort wohnen bleiben, wo irgendwer in der Nachbarschaft Bescheid weiß, was er an Vorstrafen hat.
Luckli schrieb:Früher oder später wäre er doch sicher dennoch auch ins Visier der Ermittler geraten, allein durch Delikte in der Vergangenheit.
Der Verdächtige soll lt. Staatsanwaltschaft tatsächlich schon vorher einschlägig in Erscheinung getreten sein. Aber wenn man keinen Tatverdächtigen hat, geht man auch nicht irgendeine Liste aller Vorbestraften durch und klappert die ab, das passiert auch nur bei "Law & Order" oder "CSI: New York".
Der Vorteil - falls man in Mordfällen überhaupt von "Vorteil" sprechen sollte - wenn man in der selben Stadt wohnt ist die breite Aufmerksamkeit der Lokalmedien. Und in dem Fall auch: der sozialen Medien.
Lt. der größten, lokalen Facebookgruppe, bzw. lt. einem Mitglied dieser Gruppe, sollen sich in der Nacht Angler am Teich befunden haben. Der User "wunderte" sich, warum die angeblich nicht befragt wurden.
Ob es diese Angler tatsächlich gab, sei mal dahin gestellt, aber
wenn es sie gab,
könnte der "Hinweis aus der Bevölkerung" von ihnen stammen.
Und bevor spekuliert wird, warum die keine Hilfeschreie etc. gehört haben, oder die Tat selber gesehen haben, mal das hier:
(Ich packs mal in den Spoiler, wegen Bildgröße und so...)
Der Tatort im Bild links. Rechts sind die beiden, normalerweise genutzten Angelplätze.
Spoiler
Original anzeigen (0,8 MB)
Ort der "Meile" links im Bild, dann der vermutliche (weil kürzeste) Weg des Opfers:
Spoiler
Original anzeigen (1,2 MB)
Der gelb eingekreiste Bereich ist eine Parkanlage, die relativ schwach ausgeleuchtet ist. Dort befinden sich mehrere Bänke entlang des Weges, an Wochenenden treffen sich dort oft Jugendliche etc. oder Feiernde, die gerade von der Meile kommen, oder dort hin wollen und "vorglühen". Dort
könnte das Opfer den Täter getroffen haben.
Hier könnte es auch Zeugen ("Hinweis aus der Bevölkerung") gegeben haben.
Feierort war das "Cheyenne", ein Lokal auf der Meile, unter uns Ureinwohnern eher bekannt für "Restef*cken" und "Ist schon 40, will aber gerne 18 sein", aber das nur am Rande. Will sagen: Wer da hingeht, will blau werden oder jemanden kennenlernen.
Weg vom Feierort zum Fundort der Leiche ca. 650m.
Und da wir hier ja alle so herrlich spekulieren und mutmaßen, mache ich das jetzt auch einmal und weise vorsichtshalber nochmal dick und groß darauf hin: Das Folgende ist nur eine Spekulation meinerseits!
Der "Hinweis aus der Bevölkerung" war ein Bekannter des Täters. Der Täter hat die Frau getroffen und getötet (aus welchen Gründen auch immer, Tat im Affekt, strunzedicht, vollgedröhnt, notgeil und zu großes Ego blablabla).
Er hat realisiert, was er getan hat. Er hat Angst und wusste nicht, was er machen soll. Er schreibt einem Bekannten, vermutlich seinem dicksten Kumpel o.ä. per WhatsApp (dumm, kann man aber löschen), will aber nicht so recht mit der Sprache rausrücken. Besoffen/dumm/vollgekokst/selbstsicher wie er ist, macht er Fotos der Leiche und schickt sie seinem Bekannten, in etwa so:
A: "alter ich brauch hilfe"
B: "was los diggah?"
A: "ich hab scheiße gemacht aber so richtig"
B: "ja was denn? nu red schon!"
A: schickt zwei Fotos der Leiche
Der Kumpel ist überfordert, weiß nicht was er machen soll. Weil er keinen klaren Kopf fassen kann einigen die beiden sich darauf, den Whatsappverlauf zu löschen. Der Verdächtige löscht die Fotos auch aus der Galerie.
Der Kumpel kommt langsam zur Besinnung, und informiert die Polizei. Er erzählt auch von den Fotos, aber hat diese nicht mehr auf dem Handy. Der Verdächtige (scheinbar) auch nicht.
Diese weiß nach kurzer Überprüfung, dass der Verdächtige bereits wegen Sexualdelikten in Erscheinung getreten ist. Sie fährt unter einem Vorwand (Ruhestörung in der Nachbarschaft <--- Das ist Fakt lt. Bericht in der Lokalpresse) zum Verdächtigen, macht sich ein Bild der Lage vor Ort. Kurze Zeit später nimmt man ihn fest. Gewebeproben von Rückständen unter den Fingernägeln des Opfers werden ins Labor geschickt (Fakt!). Die Tests dauern an. Bis auf die bloße Aussage des Kumpels (eventuell selber noch besoffen vom Feiern oder ähnliches) gibt es keinen belastenden Hinweis für die Tat. Der Anwalt macht seine Arbeit, die Polizei muss den Verdächtigen gehen lassen.
Ohne Indizien keine rechtliche Handhabe zur Wohnungsdurchsuchung, und auch keine rechtliche Handhabe, das Handy auf Herz und Nieren zu prüfen. Es gibt bisher nur die Aussage des Kumpels.
Die Laborergebnisse treffen ein. Aufgrund abgegebener DNA-Proben aus den vorangegangenen Delikten/Verfahren erhärtet sich der Verdacht gegen den Verdächtigen.
Man nimmt ihn erneut fest.
Jetzt kommt der Clou:
Die gelöschten Fotos.
Löscht man einen Whatsappverlauf und die Fotos aus der Galerie - sind die Fotos immer noch da. Whatsapp hat nämlich zwei Ordner, in denen verschickte Fotos bzw. Videos (getrennt voneinander) gespeichert werden. Dort sind die Dateien immer noch vorhanden.
Durch den erhärteten Tatverdacht hatte man Handhabe, das Mobiltelefon genauer zu überprüfen. Irgendwelche Zauberkunststückchen mit forensischer Software waren da vllt. gar nicht mal nötig, die Fotos waren im "Sent"-Ordner.
Spekulation Ende.