Vier Heimbewohner in Potsdam getötet - Pflegehelferin festgenommen
01.05.2021 um 01:40Spinatblatt schrieb:Es wird mir hier zu viel über die Arbeitsbedungungen und den beruflichen Druck spekuliert. Mag sein, dass sich darin das Motiv verbirgt.Sehe ich ebenso. In fast jedem Job gibt es Stress, wenn natürlich Menschen in Pflegeberufen auch nochmals eine ganz andere Verantwortung haben, als zB eine Angestellte im Büro. Und auch den Umgang mit menschlichem Leid muß man erstmal ertragen können. Aber ich denke, diese Aussage trifft es ganz gut
Genau so gut könnte sie anderweitig unter psychischem Druck gestanden haben, finanziell, familiär o.Ä.
Frau.N.Zimmer schrieb:Man muss seine Grenzen akzeptieren, wie man dahin kommt wird durch zig Fortbildungen gestützt. Wir sind nicht da um, nennen wir es Leid, wegzuzaubern, wir sind da um es erträglicher zu machen, wenn man hier sein Bestes gibt und seine Grenzen akzeptiert, kann man gut damit leben.Die TV hat 20 Jahre dort gearbeitet, sie wird den Umgang also gewohnt gewesen sein. Auch wenn sicherlich die Arbeitsbedingungen durch Corona nochmals verschäft wurden, es evt. krankheitsbedingte Ausfälle gibt, der Pflegenotstand generell eine Zusatzbelastung ist, all das ist in meinen Augen keine Erklärung für 4fachen Mord oder Totschlag. Ansonsten müßten Ärzte in zB Notaufnahmen auch immer wieder zu Tätern werden, bei dem Stress, der Überlastung, weil ihnen Menschen unter den Händen wegsterben usw.
Frau.N.Zimmer schrieb:Man kann auch nicht alles auf die Arbeit schieben, finde ich. Es kommt auch auf die private Lebenssituation an, wie belastbar man ist.Dazu las ich heute ein sehr treffendes Zitat von einem Sprecher (?) dieser Einrichtung. "Pflege macht Menschen nicht zu Tätern".
Es könnte natürlich ein Zusammenspiel aus beruflichen und privaten Belastungen sein, aber wirklich überzeugend finde ich auch das bisher nicht. Die TV soll auch vorher nicht auffällig gewesen sein
Die langjährige Mitarbeiterin sei vor der Tat nicht auffällig geworden, sagte Benke. „Alle Mitarbeiter nehmen regelmäßig an Supervisionen und Teamsitzungen teil“, erläuterte Benke. „Das ist zum Schutz unserer Klienten und Mitarbeiter unerlässlich.“Quelle: https://www.merkur.de/welt/potsdam-klinik-tote-vier-leichen-behinderte-frau-polizei-news-aktuell-haftbefehl-psychiatrie-zr-90480305.html
Analyst schrieb:2. Das macht kein normaler Mensch. Die muss psychisch krank sein.Auch das gibt es, natürlich. Da die TV aber bereits 20 Jahre dort gearbeitet hat, würde ich sie jetzt rein aus dem Buch heraus, nicht als empathielos sehen.
Ich sehe, dass viele ähnlich denken. Und ich vermute, wir liegen damit oft falsch. Wir gehen zu sehr davon aus, in welchem Zustand wir sein würden, nachdem wir derartige Untaten angerichtet hätten.
Bei längerem Nachdenken kann ich mir gut vorstellen, dass die Pflegehelferin einfach eine böse und empathielose Frau ist. Rache üben an anderen Menschen, weil man selbst ein verpfuschtes Leben führt, ist oft genug Tatmotiv.
Aber auch wenn es heißt, daß sie seit langem Psychopharmaka nehmen würde, kann man mMn, nicht sofort auf eine schwere psychische Krankheit ableiten. Psychopharmaka werden im Rahmen einer ganzen Reihe von Behandlungen verschrieben.
Die Haftrichterin hat zwar die einstweilige Unterbringung der TV im Maßregelvollzug einer Klinik angeordnet, weil sie Gründe für eine eingeschränkte oder vollständige Schuldunfähigkeit erkannt haben will. Mehr ist da aber bisher nicht, und Gründe für eine Schuldunfähigkeit (oder zumindest verminderte) sind auch zahlreich. Vielleicht bringt ein psychiatrisches Gutachten bald etwas mehr Klarheit.