Der XY Beitrag war erhellend und warf, m.E. ein neues Licht auf den Fall.
Bis heute Nachmittag dachte ich mir: Ok, älterer, leicht dementer Herr im Dunkeln auf dem Rad verloren gegangen - dazu der Herzschrittmacher - Vielleicht hatte er ein Herzproblem, stürzte und fiel unglücklich in ein Gebüsch. Das Rad nahm ein "glücklicher" Finder mit. Deshalb auch meine Verwunderung, warum man mit einem leider so "alltäglichen" Fall zu XY geht - verbunden mit der Ahnung, dass da wohl mehr dahinter stecken wird.
Nach dem Sehen des Beitrags ist dieses (simpelste und naheliegendste Szenario) für mich hinfällig. Es wird darin oft genug angedeutet, dass es "so einfach" nicht sei (siehe das Gespräch der beiden Ermittelnden am Auto).
Was mir auffiel:
- Der Schauspieler zeigte einen Herrn Schulz, der sehr wortkarg war. Man mag das auf seinen Gehirninfarkt vor Jahren zurückführen, aber es wird betont, dass dieser nur dazu führte, dass er manchmal etwas zerstreut und abwesend, möglicherweise vergesslich sei, dieser ihn aber im Alltag sonst nicht beeinträchtigt habe.
Dass Herr Schulz eine Spracheinschränkung erlitten habe, wird nicht erwähnt und war also auch nicht gegeben. Man mag als Grund für die Einsilbigkeit anführen, dass er Norddeutscher war, aber das denke ich nicht: Der Darsteller kam so gut wie nie über drei Worte hinaus, oft antwortete er als Herr Schulz sogar ganz einsilbig.
Dazu passt für mich, dass der Darsteller durchgehend sehr unglücklich gewirkt hat, er lächelte nie (!), oft schaute er nur traurig. Das ging für mich definitiv über "mal vertraumt und abwesend" hinaus und beschäftigte mich den ganzen Film über.
Frage: Da in den Filmfällen alles genau durchgeplant ist, es ein klares Narrativ gibt, frage ich mich, warum Herr Schulz als so unglücklich und bedrückt dargestellt wurde?
- Schon als die vom Zahnweh geplagte Ehefrau in abbiegen wollte, dachte ich mir: Hui, das ist mal ein dunkler Weg. Später wurde auch explizit gesagt, dass sie wegen Hunger und Zahnweh diesen kurzen, unbeleuchteten Weg nehmen wollte, er aber (lieber) beleuchtete Wege fuhr.
Menedemos schrieb:Also ich nehme an, dass es zwischen dem Ehepaar zu einer kleinen Meinungsverschiedenheit gekommen war, jedenfalls hinsichtlich der Fahrtstrecke. Warum sonst sollten sie sich sonst plötzlich getrennt haben und auf unterschiedlichen Wegen nach Hause geradelt sein? Im Film klingt das ja auch deutlich an, indem seine Frau "du Sturkopf" oder so etwas ähnliches sagte.
Hier denke ich, dürfte gereicht haben, dass er so "stur" auf beleuchtete Wege bestand (was ich nebenbei für vernünftig halte!) und sie gedacht/gehofft haben durfte, dass er vielleicht an diesem Abend eine Ausnahme macht. Mit Hunger und Zahnweh ist man ohnehin meist grundgereizt.
Menedemos schrieb:Meine Überlegung ist jetzt folgende: Herr Schulz radelte zunächst tatsächlich heimwärts. Angeblich wollte er ja - anders als seine Frau, die Zahnschmerzen hatte und möglichst schnell nach Hause wollte - an gut beleuchteten Straßen fahren, was der Poppenbütteler Weg sicherlich ist.
Genau das meine ich.
Menedemos schrieb:Die Polizei meint, dergleichen könne auch bei gut ausgebildeten Hunden passieren, es sei aber ebenso möglich, dass Herr Schulz samt Fahrrad in ein Auto verladen worden ist.
Und das wäre dann entweder Verscheierung eines Unfalls oder gar eine Entführung. Und das wiederum erklärt, warum es ein "einfacher" Vermisstenfall nach so langer Zeit zu XY schafft.
Dass die Hunde ausgerechnet an einem Parkplatz, wo man mit einem (größeren) Wagen durchaus gut parken kann, die Spur verloren haben, lässt mich eher an ein Auto und das Verbringen des Herrn Schulz als an das Versagen gleich mehrerer Hunde denken.
Menedemos schrieb:Sehr eigenartig, das Ganze...
Du sagst es! Zumal der Film ja wirklich noch eine ganze Menge weiteres "Futter" für Überlegungen bietet.