Hallo,
da mich der Fall Vera Marotz sehr bewegt hat, war ich letztes Jahr zu ihrem Todestag in Nünchritz um mir ein Bild von der ganzen Sache zu machen. Zu diesem Zeitpunkt war die Scheune mit den Dingen die von Frau Marotz gesammelt wurden, noch da. Nachfahren von ihren Katzen waren ebenfalls noch dort. Ich habe ebenfalls mit dem Besitzer des Hauses an den der Kürbis geworfen wurde, gesprochen der der letzte war der sie sah bevor sie ihren Mördern wohl in die Arme lief.
Die ganze Angelegenheit ist auf der einen Seite todtraurig, da hier ein Mensch ermordet wurde, der wohl nie in ein echtes Leben hineingekommen ist und als Paria gelebt hat und auf der anderen Seite wenn man an die Mörder denkt, so dreckig und verkommen das man seinen Hass nicht unterdrücken kann. Wenn man die 2 Videos gesehen, die Artikel gelesen und sich vor Ort informiert hat, ergibt sich für mich folgendes Bild: Vera Marotz kam 1945 (wohl nicht 1944) als Sechsjährige mit ihrer Mutter nach Nünchritz. Was den beiden vor und bei ihrer Flucht oder Vertreibung aus Niesewanz/Westpreussen erlebten, kann ich nicht beurteilen. Ein Kind wird nicht als Stotterer, wie es Frau Marotz wohl war, geboren sondern kann dies durch traumatische Erlebnisse werden.
Nach dem Ende des Naziregimes hatten in Nünchritz wie überall in der SBZ die Kommunisten das Sagen. Das diese Leute Angehörigen einer wohl aus besseren Verhältnissen stammenden Familie die auch noch Christen waren, nichts Gutes wollten, ist wohl klar. Das weder die Mutter noch Frau Marotz nie über den Status einer Küchenhilfe in der Schule hinauskamen, sagt alles. Die beiden lebten wohl in einem baufälligen Haus aus dem sie Anfang der 90er Jahre (wohl nach der Wende) von der Stadtverwaltung herausgeholt wurden.
Das Sammeln von Dingen das die beiden nach dem Krieg begonnen haben (was in der damaligen Zeit in der Millionen mittellos waren normal war - damals gab es das Wort "Messie" nicht) wurde von den beiden beibehalten. Nachdem sie aus dem Haus ausquartiert und in
eine Wohnung in der Glaubitzer Straße einquartiert wurden, wurde in der Scheune in Grödel weitergesammelt. Das sinnlose ansammeln und aufbewahren von Gegenständen wird psychologisch als Ersatz für ein nicht gelebtes Leben gewertet.
Das ein letzlich so harmloser, armer und einsamer Mensch so brutal und grausam ermordet wird und solche Mörder einfach ihr Leben weiterführen macht mich fassungslos.
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