ThoFra schrieb:Abstellort scheint also definitiv ungleich Unfallort zu sein.
Genau, darauf weist die Auffindesituation jedenfalls zunächst einmal hin, und deshalb fragt die Polizei auch nach dem kaputten Aussenspiegel.
Dem Fahrzeug ist offensichtlich von rechts Schaden zugefügt worden und für einen typischen Unfall mit einem von rechts kommenden Fahrzeug ist das Schadensbild etwas ungewöhnlich, da normalerweise die Tür eher eingedrückt als aufgerissen wird. Die Gegend ist grossräumig freilich landwirtschaftlich geprägt, Traunstein selbst ist natürlich eine Kleinstadt.
Der Auffindeort ist schon interessant, es ist ein reines Wohngebiet aus Mehrfamilienhäusern in welches lediglich die eine Strasse führt. Wer ein Fahrzeug so abstellen will, dass es möglichst lange unbemerkt bleibt, hat den idealen Platz gefunden: es wohnen so viele Leute dort, dass nicht jeder jedes Fahrzeug kennt, aber andererseits ist es so abgelegen, dass die Polizei dort wohl so gut wie nie Streife fährt. Da kann es dauern, bis so ein Fahrzeug auffällt, und genau das scheint hier auch passiert zu sein. Es ist also gut möglich, dass es bereits am Tag des Verschwindens dort geparkt wurde.
Nun ist die Frage, von wem. Das wird man derzeit noch nicht abschätzen können. Es kann die Vermisste selbst gewesen sein, oder aber ein Täter.
Sollte es durch einen Täter abgestellt worden sein, vermute ich, dass sie zu dem Zeitpunkt nicht mehr im Fahrzeug gewesen ist, denn sie dann "umzuladen" ist doch ein wenig riskant, da das Fahrzeug ja direkt vor Wohngebäuden steht. Einfach zu Parken und dann zu verschwinden, das ist allerdings für den Fahrer dort sehr einfach.
Das Wohngebiet ist recht klein und besteht nur aus mehreren langgestreckten Mehrfamilienhäusern, teilweise alt, teilweise etwas moderner und höher.
Hier ein Bild:
Original anzeigen (0,5 MB)www.chiemgau24.de
Rund herum wird es noch einsamer. Östlich der kleinen Siedlung liegt ein Waldgebiet, bevor man dann an die Traun gerät, der Wald ist etwa 100m breit, die Traun liegt 200m von der Wohnbebauung entfernt. Nordöstlich liegt die Kläranlage Traunstein.
Westlich liegt der Friedhof und dann die nächste grössere Strasse, die Wasserburger Strasse, etwa 300m von der Siedlung entfernt.
Nördlich liegt ein grösserer Wald, etwa 1km * 600m durch die Traun im Osten und die B 304 im Norden begrenzt.
Im Süden gibt es eine Kleingartenanlage, ein weiteres Wohngebiet mit Mehrfamilienhäusern und dann erreicht man schliesslich ein Gewerbegebiet mit Firmen, Läden (Aldi etc.) usw.
Leider kann man mit der Angabe, sie wolle nach Österreich fahren nicht viel anfangen, da Österreich sowohl südlich als auch nordöstlich von Bergen (ich gehe auch vom Wohnort Bergen in Oberbayern, südlich der A8 gelegen, etwa 10 km vom Auffindeort des Fahrzeugs aus, aber es gilt genauso für das winzige Dorf Bergen, das 4km westlich vom Auffindeort liegt).
Wenn sie also von Bergen nach Tirol oder Salzburg (Stadt) wollte, hätte sie gar nicht ins Stadtgebiet Traunstein fahren brauchen. Wollte sie ins nördliche Bundesland Salzburg oder nach Oberösterreich wäre die Strecke durch die Stadt Traunstein vielleicht die kürzeste, aber nicht die bequemste. Normalerweise würde man Traunstein umfahren um in Richtung Laufen oder Freilassing die österreichische Grenze zu erreichen.
Wie dem auch sei, es spricht derzeit alles dafür, dass der Auffindeort des Fahrzeugs abseits jeder Strecke liegt, die sie vernünftigerweise in Richtung Österreich gefahren wäre.
Meine Vermutung geht derzeit dahin, dass das Fahrzeug von einem Täter in Haidforst abgestellt wurde. Dann setze ich voraus, dass dieser sich in Traunstein auskennt.
Was mag geschehen sein? Darüber kann man nur spekulieren. Ich bin allerdings sicher, bevor das hier jemand in den Raum stellt, dass ihr Verschwinden nichts mit dem Mord an dem holländischen Ehepaar Langendonk zu tun hat, welcher sich ca. 6km nördlich im Jahr 1997 ereignet hat.
Es gibt noch einen interessanten Fall in der Gegend: vor knapp 5 Jahren wurde eine zunächst unbekannte Frau in einem Strassengraben an der BGL 12, 100m von der B 304 bei Teisendorf entfernt, gefunden. Die B 304 ist die Hauptverbindung zwischen Traunstein und Salzburg. Sie lag dort wohl schon mehrere Monate unentdeckt und wurde erst später identifiziert: es handelt sich um eine Salzburgerin, die dort schon einige Zeit lang vermisst war. Warum und wie sie nach Teisendorf gelangte wurde nie geklärt, die Ermittler halten auch einen Unfall mit anschliessender Verdeckung für möglich.
Auch hier will ich freilich keinerlei Zusammenhang herstellen, es kommt allerdings tatsächlich wohl ab und zu vor, dass Unfallopfer vom Verursacher versteckt werden, der dann Fahrerflucht begeht (hier im Forum gibt es einen Fall aus Ahnatal bei Kassel, wo das wohl auch der Fall ist).