@trailhamster @ArchibaldReiss1)
ArchibaldReiss schrieb:war dieser Backpacker eben gerade nicht betrunken im klassischen Sinne, sondern lediglich leicht angetrunken.
a) wohl eben nicht! Ganz ohne Grund wird man ihn nicht aus dem Club geschmissen haben, er muss irgendwie schon auffällig geworden sein. Sei es durch Alkoholisierung, durch sein Verhalten. Ist er ausfallend geworden, hat er Mädchen begrapscht, hat er gekotzt... wir wissen es nicht, aber sicher ist, er ist den Sicherheitsleuten im Club aufgefallen und das wäre er nicht, wenn er "lediglich leicht abgetrunken" gewesen wäre. Wobei der Grund für seine Auffälligkeit auch nicht zwingend mit Alkoholkonsum in Verbindung stehen muss, er könnte auch selbst andere Drogen genommen haben oder ein Dritter könnte ihm Drogen untergejubelt haben.
Es mag sein, dass in manchen Ländern man schneller mit dem Rauswurf dabei ist, aber ein Club, der bereits "leicht angetrunkene" rauswirft, könnte sich nirgends halten.
Dass Theo aufgrund einer Verwechslung rausgeworfen wurde, halte ich zwar prinzipiell für denkbar, aber für sehr unwahrscheinlich. Hätte er dann nicht gegen seinen Rauswurf protestiert? Und hätte der Sicherheitsdienst nicht spätestens nachher den Fehler bemerkt und dies auch den Ermittlern gegenüber gesagt?
b) die meisten Unfälle durch Alkohol geschehen nicht bei Volltrunkenheit, sondern eben bei nur mittlerer Trunkenheit. Das gilt nicht nur für Verkehrsunfälle durch Alkohol, sondern auch für Arbeitsunfälle oder Haushaltsunfälle unter Alkoholeinfluss. Bei Volltrunkenheit ist die Koordination so eingeschränkt, dass der Betrunkene es zumeist nicht mehr schafft, sich ernsthaft zu gefährden und vielleicht auch gar nicht mehr auf die Idee kommt, Blödsinn zu machen. Aber der noch nicht so stark Betrunkene, der kommt in ein Stadium, wo er sich plötzlich stark fühlt, sich mehr zutraut, noch nicht in der Körperkoordination spürbar eingeschränkt ist (aber tatsächlich schon langsamer reagiert, nicht mehr sicher auf den Beinen ist, aber dies selbst nicht spürt). Das ist der Zustand, in dem viele Unfälle passieren, weil der Betrunkene noch glaubt, er habe alles unter Kontrolle, weil er oft euphorisch ist, Gefahren nicht mehr richtig wahrnimmt.
Theo war laut Schilderungen nicht sehr trinkfreudig, daher auch vermutlich nicht sehr trinkfest, nicht alkoholgewöhnt. Der Zustand der alkoholbedingten Fehleinschätzung, Selbstüberschätzung etc. könnte bei ihm daher auch schon sehr früh nach Genuss von nur wenig Alkohol eingetreten sein, vielleicht reichte da schon eine Achtelflasche Wein und ein bis zwei in dem Club zu hastig eingenommene Getränke, um einen solchen Effekt auszulösen.
c) es ist nicht zwingend, dass Theo nach dem Verlassen des Club nicht weiter konsumiert hat. Er hatte laut den Bilder der Überwachungskamera zwar nichts dabei, es ist aber keineswegs ausgeschlossen, dass sein Aufenthalt an dem Sportfeld auch dazu gedient haben könnte, von Jugendlichen, die dort rumhingen, evtl. auch Obdachlosen, Bier oder Drogen zu erwerben, die er dann später am Strand konsumiert haben könnte (dann wäre es natürlich auch wieder denkbar, dass ihm jemand aus dieser Gruppe gefolgt ist etc., aber es wäre nicht zwingend...)
2)
trailhamster schrieb:ausser dass manche den Laufweg implausibel finden?
a) ich finde den Weg gar nicht so implausibel. Zwar aus Sicht eines Einheimischen seltsam, aber aus Sicht eines Touristen vielleicht gar nicht so abwegig:
- dass er nach dem Rauswurf aus dem Club noch nicht ins Hostel wollte, ist verständlich
- dass er sich entschloss, an den Strand zu wollen, ist nachvollziehbar, gerade auch, weil er wusste, dass es sehr bald zurück nach Belgien gehen sollte
- dass er den Milne Track ansteuerte, ist insoweit verständlich, als dass dieser auf Google Maps als vom Club aus nächstgelegener Zugang zum Strand eingezeichnet ist, er Google Maps offenbar zur Navigation benutzt hat und über den Zustand des Weges die Karte keine Auskunft gibt
- dass er den Milne Track dann in der dunklen Neumondnacht betreten hat, der sich eben nur als Trampelpfad erwies, ist für einen Einheimischen schwer verständlich, aber durchaus für einen Touristen nachvollziehbar. Er wollte zum Strand und einen alternativen Zugang gab es in der Nähe nicht, er dachte, mit Google Maps Navigation und Taschenlampe findet er den Weg schon, sehr lang ist er ja auch nicht, rund 1km nach Karte
- dass er den Milne Track dann verloren hat und im Buschland landete, ist angesichts des Zustandes des Milne Track und eben der dunklen Nacht, sehr gut verständlich
- dass er dann im Buschland und vom Weg abgekommen, nicht umgekehrt ist, ist für einen Einheimischen, der die Gefahren dort kennt, sicher unverständlich, aber für einen Touristen sehr gut denkbar. Er war da vermutlich nur noch etwa 400 Meter vom Strand entfernt, hat vielleicht schon die Brandung gehört, wusste vermutlich auch nicht sicher, wie er den Milne Track wiederfinden sollte, traute sich eben möglicherweise aufgrund des Alkoholkonsums mehr zu, als gut war, ihm wurden die Gefahren nicht bewusst, also schlug er sich durch den Busch, einfach auf Luftlinie Richtung Strand
- dass er die Obdachlosencamps umlief, kann reiner Zufall gewesen sein, oder aber er hörte oder sah (Licht?) etwas dort und umlief es
b) schlussendlich ist er ja mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sicher und unversehrt am Strand angekommen! Egal, wie es dazu kam, dass er diesen Weg lief, egal ob mit oder ohne Begleitung, die Wegwahl dort steht ja in keinem Zusammenhang mit seinem späteren Verschwinden. Als er am Strand ankam, so kann man aus seinen weiteren Handlungen ablesen, war er noch gesund und wähnte sich nicht in Gefahr.
Die Keule "the judge" wurde ja gefunden und auch von der Polizei gesichert, aber wenn die Blutspur darauf von Theo stammen würden (dies wäre ja durch DNA Untersuchung leicht zu verifizieren), dann wäre das sicherlich schon veröffentlicht worden. Also gibt es keinen offensichtlich Zusammenhang dazu.
Dass Theo in der Dunkelheit im Busch seine Kappe verloren hat, ist gut möglich, da kann er einfach einem Ast entlanggestreift sein.
c) dass im weiteren Verlauf Theo nochmal vom Strand zum Busch zurücklief, dafür gibt es mehrere plausible Erklärungen, vielleicht musste er austreten und wollte nicht mitten auf den Strand pinkeln, vielleicht aber auch bemerkte er den Verlust der Kappe und dachte, er hätte sie ganz am Schluss verloren und glaubte daher, sie direkt am Rand des Buschlands zum Strand wiederfinden zu können...
3)
er ist ja dann den Strand entlang nach Norden gegangen bis Cosy Corner und hat dort die Nachricht zu U2 geschrieben und die zwei Minuten französische Comedy auf Youtube geschaut. Auch da dürfte noch alles in Ordnung gewesen sein. Dass er am Strand nach Norden ging, könnte zum einen damit zusammenhängen, dass er eben Zeit am Strand verbringen wollte, zum anderen, dass er nicht wieder durch den Busch zurückkehren wollte, sondern -vernünftigerweise- einen anderen Zugang Strand - Ort suchte. Es gibt am nördlichen Ende des Strandes ja den Tallow Beach Car Park, da könnte er sich überlegt haben, dass dort, wo ein Parkplatz ist, nicht nur ein Trampelpfad wie der Milne Track, sondern eine richtige Strasse hinführt. Oder er könnte den Leuchtturm, der ja nachts gut sichtbar Orientierungspunkt war, angestrebt haben.
4)
irritierend wird dann vielleicht der nächste Abschnitt. Eine halbe Stunde nämlich gab es offenbar keine Aktivitäten. Er hat sich offenbar weder nennenswert bewegt, noch Nachrichten geschrieben, noch Youtube geschaut... Und dann hat er eine kurze Nachricht "Merci [Kusssymbol]" an seine Schwester geschrieben.
Das ist vielleicht der mysteriöse Teil an der Geschichte: Hat er in der Zeit gechillt, ist vielleicht sogar am Strand kurz eingeschlafen? Hatte er sich -wie oben als Möglichkeit betrachtet- Alkohol oder Drogen mitgebracht und dort konsumiert? War er in Begleitung und in der Zeit mit der Begleitung sich unterhalten? Oder ist die letzte Nachricht gar nicht von ihm? Wurde er in der Zeit überfallen und getötet und die letzte Nachricht hat der Täter geschrieben, um den Tatzeitpunkt zu verschleiern?
5)
wenn man hingegen annimmt, dass auch die letzte Nachricht von Theo war und er in der Zeit einfach nur sich ausgeruht und die Natur genossen hat, dann ist der nächste Teil wieder gar nicht so seltsam:
Theo hat den Leuchtturm als Licht- und Orientierungspunkt angestrebt. Dass er bei Anstieg in die Richtung Leuchtturm auf die Strasse, die dorthin hochführt, treffen müsste, dürfte er anhand der Karte gesehen haben. In der dunklen Neumondnacht könnte er nicht erkannt haben, dass der Anstieg etwas strandabwärts nach links relativ flach und leicht ist, hingegen näher am Wasser es steil und felsig ist und ist dann eben den falschen Pfad gelaufen, von wo er abgestürzt ist.