Kunstraub in Dresden
05.12.2019 um 01:59Karlssohn schrieb:Ja, Thesen oder Verhaltensstrategien grundsätzlich zu belegen, ist gut, aber Erfahrung ist im Leben eine wichtige Entscheidungshilfe bei Prozessen, die sich "genau so" noch nicht abgespielt haben, aber man durchaus extrapolieren kann, wie ein Szenario in etwa ausgehen wird. Genau in diesem Punkt unterscheidet sich die Wissenschaft vom realen Leben. In der Wissenschaft möchte man die Mechanismen herausarbeiten; im realen Leben eher "auf der sicheren Seite" stehen. Es genügt im realen Leben Dinge zu unterlassen, da man sich vorstellen kann, dass es eventuell keinen guten Ausgang nähme die Dinge zu tun - da muss ich das Ganze nicht explizit durchexerzieren.Ich sehe zwischen Wissenschaft und "realem Leben" keinen Unterschied, oder ist die Wissenschaft ein lustiges Phantasiereich abseits der Realität? Im Gegenteil, sie befasst sich ja gerade damit, die Realität zu begreifen und Muster, Regeln und Naturgesetze in ihr zu erkennen - oder aber, gerade bei der Geschichtswissenschaft, das, was tatsächlich war, aufzuzeichnen/abzubilden und dabei auch epochiale und geografische Verbindungen und Gemeinsamkeiten zu erkennen, quasi wiederkehrende Muster, um das größere Ganze und verschiedene Zusammenhänge zu begreifen.
Auch das "reale Leben" bzw Bereiche abseits des Wissenschaftsbetrieb sollten auf Fakten basieren, natürlich auch auf Wahrscheinlichkeiten (das widerspricht sich doch gar nicht). Wenn man auf Katastrophen vorbereitet sein möchte und daher möglichst sicher handeln möchte, auch, wenn die Wahrscheinlichkeit eines Vorfalls relativ gering ist - gern, wieso auch nicht? Allerdings kann man nicht leugnen, dass es tatsächlich auch bloße Vorurteile gibt. An diesen festzuhalten, ist aus verschiedenen Gründen nicht sinnvoll.
Was sich mir aber noch immer nicht erschließt, ist der direkte Bezug zum Diebstahl, denn es hat sicherlich niemand "Wird schon nichts passieren" gedacht, und man - bzw die Museumsmitarbeiter - haben mit Sicherheit versucht, das Museum bestmöglich auszustatten. So, wie sie durch Experten beraten wurden, und so, wie das Finanzielle es zuließ. Ein Mensch, der im Museumsbereich arbeitet (Schüler-Aushilfen an der Kasse, die bloß mal paar Wochen jobben, vielleicht ausgenommen) - ein Bereich, wo man so gut nicht unbedingt verdient und auch nicht so leicht reinkommt, weil es so viele freie Stellen da nicht gibt - , tut das in der Regel aus Überzeugung und aus Liebe zu Kunst und/oder Geschichte. Die Museumsmitarbeiter des Residenzschlosses dürfte der Diebstahl genauso schmerzen, wie andere Menschen - wenn nicht sogar noch mehr, da sie ihren Beruf in der Regel aus Begeisterung gegenüber des Themas ergriffen haben, während viele "normale Menschen" nicht unbedingt einen so engen Bezug zu Geschichte und Kultur haben.
Karlssohn schrieb:dieser Diebstahl wäre ganz sicher in der durchgeführten Form zu verhindern gewesen, wenn um das Gebäude verschiedene Sicherheitszonen aufgebaut worden wären und die Fenster des Gebäudes von innen des nachts mit Stahlplatten gesichert würden - da kann man trotz Denkmalschutz sehr viele Dinge machen.Kennst Du das Gebäude und die Situation vor Ort? Da kann man nicht einfach mal Stahlplatten in die Fenster schrauben.
Tritonus schrieb:Ich weiß ja nicht, wie oft du in Museen gehst - es ist Sinn und Zweck eines Museums, dass man dort die Originale zu sehen bekommt.Da stimme ich voll und ganz zu.