Kielius schrieb:Wie ist sie ab Tag Eins vorgegangen und wie ist es dann in den letzten anderthalb Jahren mit ihr weitergegangen?
Hast du Lust, auf dieser Ebene zu diskutieren?
Sicher!
Kann mir mehrere Szenarien vorstellen, ein paar Beispiele kurz angeführt:
- Y. hatte eine Psychose/Fugue/Amnesie/whatever und ist mit dem Zug irgendwo wahllos hin, dort schlug sie sich eine Zeit lang auf der Straße rum und lebt jetzt in einer Einrichtung für obdachlose Menschen (Arges, Emmaus,..)
- sie hatte vorher schon Verbindungen in die Drogenszene und lebt jetzt dort im Untergrund, eventuell in einer anderen Stadt
- Y. hat Mithilfe einer Opferschutzeinrichtung eine neue Identität angenommen und für mehr Glaubwürdigkeit oder auch als Rache an den Personen, vor welchen sie flüchtet, den Behörden nichts gesagt
- hat sich ins Ausland abgesetzt und jobbt dort jetzt als Wwooferin, was auch immer
- lebt in einer Kommune (zb. irgendwo in Spanien oder von mir aus auch in Deutschland, da gibt's ja auch etliche)
- hat beim trampen jemanden kennengelernt und ist zu dem Abgehauen, weil sowieso keinen Bock mehr auf ihr altes Leben
Meine genannten Beispiele mögen für die meisten hier wahrscheinlich absurd/weithergeholt/unrealistisch klingen, aber wie schon mal kurz erwähnt habe ich in meinem täglichen beruflichen Alltag als Sozialarbeiter in einer Obdachlosenunterkunft jeden Tag mit Menschen am Rande der Gesellschaft zu tun, welche aufgrund unterschiedlichster Ereignisse in ihrem Leben entweder gewollt oder ungewollt ohne Identität da standen. Das oben genannten erste Beispiel habe ich in meiner Zeit in dieser Einrichtung in unterschiedlichsten Konstellationen schon mehrmals erlebt. Gründe dafür sind oft psychische Problem entweder durch endogene Dispositionen oder eben etwas Äußerem wie Drogen-, Alkoholkonsum, Medikamente,...
Manchmal können wir Mitarbeiter das auch gar nicht differenzieren, wir hatten einmal einen Mann da, welcher sich massiv verfolgt fühlte und wir dachten natürlich nicht an eine reale Verfolgung (er fühlte sich auch von uns bedroht und wollte deswegen seine Identität bzw. Sozialversicherungsnummer nicht preisgeben) stellte sich nach einigen Wochen jedoch heraus, dass er tatsächlich auf der Liste einer organisierten 'Bettlermafia' stand...
Die Sache mit den Opferschutzeinrichtungen habe ich auch schon mal erwähnt, meine Frau arbeitet in solch einer und da werden regelmäßig Frauen vom BMI besucht, um Maßnahmen zur Erlangung der neuen Identität zu besprechen. Es gibt auch inoffizielle Wege, an eine neue Identität zu kommen, wenn man aus unterschiedlichen Gründen auch die Behörden nicht einweihen sollte...