specimen schrieb am 26.02.2024:Was ich wirklich bedauerlich finde, ist die Fixierung auf "Netzwerke", gerne noch mit "mächtigen Leuten", die angeblich wehrlose Kinder missbrauchen. Nun mag es berühmte Leute gegeben haben (oder geben), die Minderjährige für Sex benutzt haben (oder dies immer noch tun). Gut möglich. Aber 99,5% der Menschen, die ich in meiner täglichen Arbeit treffe, gegen die ich ermitteln muss und gegen die schlussendlich ein Gerichtsverfahren eröffnet wird, sind Menschen wie jeder von uns.
specimen schrieb am 26.02.2024:Gibt es Netzwerke? Die Antwort ist: Klar gibt es die. Es gibt auch in diesem Feld, wie in allen Fällen organisierter Kriminalität, Netzwerke. Mit einem Unterschied: Viele der Täter begehen ihre Taten alleine, tauschen dann aber die Darstellungen davon.
Das ist richtig. Missbrauch erfolgt zum Großteil in der Familie oder Verwandtschaft und Bekanntschaft. Um diese geht es in diesem Thread aber nicht. Hier geht es um die Frage, ob es weltweite Netzwerke gibt. Diese Frage muss man eindeutig mit jein beantworten.
Es kommt auf die Definition von Netzwerk, ggf auch organisierten Netzwerken oder organisierter Pädokriminalität, an. Und es kommt auf die Definition von weltweit an. Vielleicht sollte man da besser von international sprechen. Wenn ein Netzwerk, welcher Art auch immer, über mehrere Ländergrenzen hinweg agiert, ist es international. Theoretisch wäre aber jedes Netzwerk im Internet auch weltweit.
Ich denke, man sollte sich ein Netzwerk nicht unbedingt als eine große Gruppe von aktiven Personen vorstellen. Ein Netzwerk kann auch aus einer kleinen Gruppe bestehen, die aktiv steuern und organisieren und planen.
Beispielsweise gab es Lothar G. Ein Deutscher, der in in den 90ern in Berlin und Rotterdam aktiv war. Er hatte ein Kinderbordell in Rotterdam und wurde dafür rechtskräftig verurteilt. Er hatte Netzwerkkontakte in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Deutschland (speziell nach Berlin und daher kam der Verdacht zum möglichen Zusammenhang zum Fall Schadwald auf). Er hat wohl auch Sexparties organisiert, auf denen mehrere Kinder für mehrere Erwachsene anwesend waren. Wie genau, weiß ich aber nicht. Es gibt aber ja das belegte Beispiel eines Opfers, dessen Namen mir gerade nicht einfällt (gibt es aber hier auf Allmy mehrfach als Podcast zu hören, in dem er seine Geschichte in Berlin erzählt), dass es Häuser gab, in denen sich Jungs aufhielten und diese dann gezielt missbraucht wurden und in denen auch solche Parties stattfanden. Solche Parties wurden wohl auch international in den Netzwerken "annonciert".
Des Weiteren gab es diverse Beispiele auf den Balearen und in Melilla und auch andere bekannte Vorfälle, die hier im Thread beschrieben wurden.
Es gab also definitiv international aktive Netzwerke der Pädokriminalität, die über das Sammeln, Tauschen und Runterladen von Bildern hinausgehen. Da ging und geht es konkret darum, Kinder (Plural) real zu missbrauchen, anzubieten, zu teilen, zu tauschen, was auch immer. Das sind in dieser Hinsicht dann keine Einzelfälle. Und man kann davon ausgehen, dass weiterhin welche existieren.
Man sollte selbstverständlich aber nicht in die Betrachtungsweise verfallen, dass es nur so von solchen Netzwerken wimmeln würde. Möglicherweise werden sie auch immer weniger, weil sie es schwieriger haben, unentdeckt zu agieren. Vielleicht finden sie auch nur neue Wege, unentdeckt zu agieren. Aber es gab und gibt sie.
Nightrider64 schrieb:Aber warum kenne ich keinen den es betroffen hat oder dem ich es ansatzweise zutrauen konnte.
Ich bin mir sicher, dass Du Täter oder Opfer kennst. Sie laufen nur nicht mit einem Schild auf der Stirn herum. Wenn man davon ausgeht, dass es in jeder Schulklasse mehrere missbrauchte Kinder gibt und gab, kannst Du gar nicht anders, als welche kennen. Ich weiß zB aus meiner Schulzeit von mindestens drei Opfern, wovon eins sich suizidiert hat. Ich weiß aus der Klasse meiner Tochter von mindestens einem Opfer, dessen Fall auch durch die bundesweiten Medien ging. Meine Mutter hat direkt mit Missbrauchsopfern gearbeitet. Ich habe auch mit Missbrauchsopfern gearbeitet. Ich weiß sehr viel über die Zahlen. Das waren aber allesamt keine Opfer von Netzwerken. Ich weiß aber dadurch von einem regionalen Netzwerk, dass Kinder aus Asien "vermietet" hat. Die Ober-Organisatoren allerdings waren in mehreren Ländern aktiv und hatten "Restaurants", in denen man Kinder "bestellen" konnte.