seneca22 schrieb:Sind solche "Absprachen", die wesentliche Dinge vollständig ausklammern, mit dem Journalistenethos bzw. Standesvorschriften der Journalisten so locker vereinbar ? Ich meine, selbst wenn man es in so einem tragischen Einzelfall zugesteht, wo ist dann die Grenze solcher Vorababsprachen ? Müsste es nicht eher so sein, dass alles gefragt werden darf, aber der Interviewpartner dann halt sagen kann "Dazu möchte ich mich nicht äußern".
@seneca22Aber natürlich sind Absprachen mit dem "Journalistenethos" vereinbar.
Die Zuschauer sind Zeugen des Gesprächs. Auch wenn der Gast über bestimmte Dinge nicht spricht, macht sich der Zuschauer ein eigenes Bild.
Die Produktionsfirma der Lanz-Sendung hat sich entschieden, "etwas" zu R.R. zu bringen. Der Fall hat Schlagzeilen gemacht. Der eingeladene Buchautor passte zum Thema. ("Experten" machen sich immer gut.) Vielleicht war die Schwester auch nur als Beiwerk gedacht.
Selbstverständlich würde sich ein Familienmitglied der Familie R. nicht grillen lassen wollen. Die Familie kann die Bedingungen stellen. Sie können ja nicht zum Interview gezwungen werden..
Die Schwester kann doch nur erzählen, wie sie die Situation erlebt.
Im Fall wird derzeit noch ermittelt und es ist vollkommen klar, dass in einem Boulevardmagazin keine Verdächtigungen ausgesprochen werden.
Wer das erwartet, darf Lanz nicht gucken.
Ich hab ein Beispiel für ein Talkshowgespräch (nicht Lanz, das war ein anderes Quasselmagazin) , das ganz schrecklich verlaufen ist.
Die Sängerin und Schauspielerin Erika Pluhar war eingeladen. Man wusste aus der Presse, dass ihre Tochter kurz zuvor verstorben war. (Sie ist während eines Asthmaanfalles erstickt).
Die Interviewerin eröffnete das Gespräch mit: Wie fühlt man sich als Mutter, wenn das eigene Kind stirbt?
Erika Pluhar war total geschockt.
Das Gespräch ging weiter so. Die Talkshowdame ließ nicht locker. Frau Pluhar gab sich gefasst, wies darauf hin, dass sie über ihr Privatleben nicht sprechen will. Sie sei gekommen, um für eine CD zu werben.
Die Talkshowdame kannte keine Gnade. Immer wieder in die offene Wunde.
Am Ende sagte Frau Pluhar, dass es eine Absprache gab, dass keine Fragen nach ihrer Tochter gestellt werden und die Dame möchte sich bitte daran halten.
Ich fand diese Sensationsgeilheit abstoßend, konnte mir auch so vorstellen, dass es Frau Pluhar dreckig ging. Da wollte sich eine Interviewerin auf dem Leid ihres Gastes profilieren.
Lanz hätte auch alles mögliche Fragen können. Aber ist das Journalismus? Es kostete die junge Frau sichtlich Überwindung ins TV-Studio zu gehen. Die Sicherheit nicht öffentlich geschlachtet zu werden, muss gegeben sein.
Und auch, wenn ich persönlich in F. einen Täter sehe, muss sauber ermittelt werden und nicht so, dass der Familie in der Öffentlichkeit Fallen gestellt werden.
Wenn der Fall nicht geklärt werden kann, gibt es niemanden, der Verurteilt werden kann. Dann muss der Täter das mit sich selbst ausmachen.