Das ist wirklich ein extrem mysteriöser und schrecklicher Fall, danke
@falstaff fürs Einstellen.
Ich habe über der Frage gegrübelt, wie es zu dem eigentlich absurden Hochfahren in die Berge gekommen sein kann. Alle fünf waren sehr häuslich und vorsichtig, ohne Neigung, plötzlich über Nacht ein Abenteuer zu suchen. Sie trugen Sommerkleidung fürs kalifornische Flachland ohne jede Outdoor-Ausrüstung. Sie hatten einen wichtigen Termin vor sich, nämlich das Spiel, auf das sie sich vorbereitet hatten und dem sie laut Angehörige seit Wochen entgegen fieberten. Das spricht alles gegen eine freiwillige spontane Aktion nach dem Motto "lasst uns mal in die Berge fahren". Die Bekannten von Mathias, die in der Nähe der einen nicht genommenen Abzweigung wohnten, geben mE. aus den im Thread schon angeführten Gründen auch keinen plausiblen Grund für die fatale Fahrt her (nicht angekündigt, kein Anlass für Besuch usw).
Andererseits findet man sich nicht von jetzt auf gleich auf einem Schotterweg über der Schneegrenze in den Bergen in einer Schneewehe, wenn man im Flachland losgefahren ist. Dass es irgendwann keine Wendemöglichkeit mehr gegeben hat, ist plausibel, aber man MUSS lange vorher gemerkt haben, gerade wenn man wie die fünf laut Beschreibungen eingefleischter Flachländer ist, dass man dabei ist, (noch dazu bei Nacht) nach oben ins Niemandsland zu fahren.
Ich muss jetzt noch dazusagen, dass ich vor Menschen, die mit einer chronischen psychischen Erkrankung zu kämpfen haben, große Achtung habe. Es ist nicht meine Absicht, Herrn Mathias zu dämonisieren. Aber aus persönlicher Erfahrung (eine mir relativ nahestehende Person war vor Jahren an einer schweren Psychose mit mehreren Schüben erkrankt) frage ich mich, ob vielleicht Herr Mathias im Rahmen eines Rückfalls wahnhaft wurde, sich verfolgt fühlte (im Wahn für den Betroffenen ein erkennbar unglaublich intensives und bedrohliches Erleben), und als "Peerleader" der Gruppe - oder/und, weil er aufgrund des für ihn absolut realen Erlebens entsprechend glaubhaft wirkte - die "Flucht" in die Berge verlangte und von den anderen auch Gefolgschaft erhielt.
Dass er also aufgrund wahnhaften Erlebens meinte, sie würden lebensbedrohend verfolgt und müssten zwingend in die Berge fliehen, um den Verfolgern zu entgehen, und dass die anderen vier ihm schlicht geglaubt haben und daher mitgemacht haben.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ein Wahn sich keineswegs so äußern muss, dass jemand sich wie im Witzblatt für Napoleon hält oder meint, Aliens seien hinter ihm her. Beides wäre relativ leicht als wahnhaft und nicht real identifizierbar. Aber wenn der Wahn subtiler ist und Realitätsbezug hat bzw. sich auf einen Inhalt bezieht, der grds. zutreffen könnte, und wenn das Ganze dann noch von jemandem geäußert wird, den du als normal, zuverlässig, vertrauenswürdig, vernünftig usw. kennst - glaubt mir, da denkt man nicht als erstes "ah, ein psychotischer Schub", sondern da denkt man "ogott wir müssen abhauen". Zumal da der Wahnhafte in seiner für ihn absolut realen Angst äußerst überzeugend wirkt, weil er u.U. wirklich Todesangst hat (bei mir hat das zumindest beim ersten Schub meiner Freundin, als die Erkrankung noch nicht diagnostiziert war, perfekt funktioniert).
Herr Mathias soll seit zwei Jahren gut eingestellt und symptomfrei gewesen sein. Die Medikamente gegen Schizophrenie entfalten aber happige Nebenwirkungen (daher auch die Cogentinverordnung) und werden von Betroffenenen nicht selten eigenmächtig abgesetzt, gerade wenn sie das Gefühl haben, da passiert nichts mehr. Auch ändert sich manchmal die Reaktion des Körpers auf das Medikament oder die Dosis, was nicht immer sofort bemerkt wird. Jedenfalls halte ich einen erneuten Schub auch nach zwei Jahren für keineswegs ausgeschlossen.
Dass es den anderen vier aufgrund ihrer leichten Einschränkungen vielleicht vermehrt an Kritikfähig in Bezug auf das Verhalten von Mathias fehlte, kann sich ggf. noch zusätzlich ausgewirkt haben. Und nach sem Verlassen des Autos waren sie im Grunde bereits verloren.