auchhier schrieb:Ich glaube nicht, dass für ihn die Vereinnahmung durch Pegida und Co in irgendeiner Form verzeihbar ist. Nicht jetzt und nicht in der Zukunft. Das widerspricht nämlich komplett seiner Schwester bzw. ihrem Leben. Sie war in der Flüchlingshilfe aktiv und hat sich vom rechten Spektrum mehr als deutlich distanziert.
Das ist ein persönliches und emotionales Problem.
Einerseits fühlen sich die Angehörigen und Freunde verpflichtet und gezwungen, die Fackel der Getöteten weiter zu tragen und hochzuhalten. Sie können den Tod verdrängen und in tiefer Verbundenheit mit Sophia für ihre Rechte kämpfen. Sie ist quasi noch da, noch anwesend, sitzt noch mit am Tisch, beeinflusst das Handeln.
Das findet sich häufiger bei Angehörigen von Todesopfern, die (mediale) Aufmerksamkeit erlangen, ich sehe da z.B. Parallelen zur Familie von Enver Simsek, dem ersten Mordopfer von Bönhardt und Mundlos (NSU). Die Tochter hat ein Buch geschrieben und noch heute ist die Familie schwer empört und verletzt, dass anfangs von der Polizei vermutet worden ist, sie habe etwas mit dem Mord zu tun.
Andererseits ist das sehr kräfteraubend. Jede Berichterstattung, jeder Schnipsel im Netz, jede Mail, jede (negative) Reaktion von Dritten wühlt auf. Es ist schwer, da Distanz zu halten. Und irgendwann reicht die Kraft nicht mehr - und erst dann kommt die Leere, das Bewusstsein des unwiderbringlichen Verlustes. Und vielleicht wird erst dann klar, dass es ein Mensch war, der mutmaßliche Täter, der die junge Frau getötet hat.
Schrecklich.