Hannes_F schrieb:Mir fällt auf, dass vielfach in den Diskussionen jedes Wort, jede Handlung der Beteiligten auf die Goldwaage gelegt wird, wo es nicht unbedingt hingehört. Stichwort: "Ohne euch habe ich keinen mehr". Erstmal ist schon fraglich, ob sie das wörtlich so gesagt und gemeint hat. Zweitens ist es gar nicht ungewöhnlich, eher der Normalfall, mit zunehmendem Alter weniger Kontakte zu haben und evtl. auch darunter zu leiden. (Ihr dürft jetzt gerne Beispiele bringen, wo andere 70jährige ein irrsinnig aktives Leben führen – das ändert nichts daran, dass es h ä u f i g a n d e r s ist.)
Das Thema Schlafwandler war von mir etwas zu weit vorgegriffen. Wie unten die Videos zeigen, reichen schon Ein - und Durchschlafstörungen, um zu solchen Erlebnissen zu gelangen.
https://www.gschwaetz.de/2018/12/17/ich-hatte-angst-dass-sie-nachts-an-meinem-bett-sitzt/Nach Ostern, rund zwei Wochen vor Oles Tod telefonierte Edeltraud M. laut eigenen Aussagen fast täglich mit Elisabeth S.. „Elisabeth hat sich e i n s a m und
v e r n a c h l ä s s i g t gefühlt.“ Am 10. April 2018 haben sie zweieinhalb Stunden miteinander gesprochen, was für Edeltraud M. ungewöhnlich lang war. Elisabeth habe zu ihr gesagt: „Mein Leben geht zu Ende. Ich liege unter der Bettdecke mit meinem Handy. Draussen zwitschern die Vögel. Ich habe Angst.“
Das wird ja phasenweise so gewesen sein, das wechselseitige Auf und Ab, je nachdem die Kontakte ausgeblieben sind, in denen auch der Abschiedsbrief entstanden sein müsste, denn auch vor dem Sohn wollte sie ja möglichst gut dastehen, der sie auch anders kannte.
So hatte Edeltraud M. Elisabeth S. noch nie erlebt. „Soll ich deinen Sohn anrufen?“, soll Edeltraud M. gefragt haben, woraufhin Elisabeth S. panisch abgewunken habe. „Nein. Die bringen mich nach Weinsberg.“ Sie riet ihrer Freundin, zum Arzt zu gehen, was Elisabeth wohl auch nach den Zeugenaussagen von Edeltaud M. und Gabriele v. B. getan hat. Von ihm bekam sie wohl ein Medikament namenes Trimipramin verschrieben, ein Antidepressivum. Die Freundinnen äussern vor Gericht beide ihre Zweifel, ob Elisabeth S., bekannt als Medikamentenskeptikerin, das Medikament überhaupt genommen hat.
Es gab also nur die Alternative zwischen der Psychiatrie und Medikamente/Antidepressiva. An die Auswirkungen ihrer Schlafstörungen und Stress dachte niemand, auch sie selbst nicht .
Elisabeth habe „von tiefer Traurigkeit“ gesprochen, die sie umgebe. Gründe für diesen Gemütszustand sehe sie zum einen in der schweren Erkrankung von Elisabeths Sohn, der über längere Zeit krank war. „Sie war in allergrößter Sorge um ihren Sohn und sagte: Jetzt habe ich meinen Mann verloren, wenn ich jetzt auch noch meinen Sohn verliere, das überlebe ich nicht.“ Was ihr ebenfalls ziemlich zugesetzt habe, laut Gabriele v. B., war die Entrümpelung ihres Wohnhauses, vorzugsweise ihres Kellers, die wohl von ihren Brüdern im Frühjahr 2018 (vor Oles Tod) vorangetrieben worden sei. Auch Zeugin Edeltraud M. spricht von einem „messieartigen Sammelsurium“, das sie vorgefunden habe, als sie bei Elisabeth zu Besuch war. Beide Freundinnen berichten unabhängig voneinander davon, wie überaus enttäuscht Elisabeth S. gewesen sei, als an Ostern 2018 nicht die ganze Familie zu ihr gekommen sei, wie üblich, sondern dass ihr Bruder mit seiner Familie stattdessen nach Japan geflogen sei. Immer wieder habe sie zudem ihre Angst darüber geäussert, „das Kind [Ole] zu verlieren“, so Edeltraud M..
....und diese dürften durch diesen ganzen Mix aus den oben genannten Problemen entstanden sein, die sie mit ins Bett nahm ?
Elisabeth hat auch auf ihre Tochter aufgepasst.
„Ich war immer für sie da“, betont Gabriele S.. „War denn Elisabeth S. auch immer für Sie da?“, will Verteidigerin Anke Stiefel-Bechdolf wissen. „Ja, sie war ein wertvoller Ansprechpartner für mich“, sagt Gabriele S. Ihrem Schwiegersohn habe Elisabeth S. einmal Infusionen gegeben, berichtet sie auf Nachfrage der Verteidigerin. Elisabeth S. habe sich zudem auch um ihre eigene Tochter, Sina S., gekümmert, als diese drei oder vier Jahre alt war und Gabriele S. eine Betreuung gesucht habe, wenn sie beruflich verhindert war. „Ich weiss nicht mehr, ob ich ihr dafür Geld gegeben habe“, sagt sie. Gabriele S. sei es auch gewesen, die ihrer Mitarbeiterin, Susanne T., Oles Mama, den Kontakt zu Elisabeth S. vermittelt und als Betreuung für Ole empfohlen hat.
„Elisabeth wollte immer zu der besseren Gesellschaft gehören“
Elisabeth S. „wollte immer zu der besseren Gesellschaft gehören und da war ich dann aussen vor“, sagt Gabriele S.. Was war denn „bessere Gesellschaft“, fragte Anke Stiefel-Bechdolf, die Verteigerin von Elisabeth S.. „Na, Doktoranden zum Beispiel“. – „Und warum gehört Elisabeth S. ihrer Meinung nach nicht dazu?“ – „Das sind ja alles Persönlichkeiten, die studiert haben“, erklärt Gabriele S.. Elisabeth S. ist ausgebildete Krankenschwester. Bei dem Wort Doktoranden denkt man unmittelbar an Ole T.s Vater, Dr. Jens T., der mit seiner Frau an diesem Prozesstag ebenfalls anwesend war.
Zu dem Geltungsbedürfnis von E.S. aus Berichten der Schulleiterin kann ich sagen, das kenne ich auch von einigen Tagesmüttern, die ihre etwaigen Minderwertigkeitskomplexe damit aufpoltierten, sich vor allem um die Versorgung für die Kinder juristisch gebildeter Leute sorgen zu dürfen, da die eine oder zu diesen Zeiten selbst nicht berufstätig sein konnten.
Aber ein eventueller Mitnahmesuizid von ihr wäre doch dann erst in Betracht gekommen , wenn ihr Sohn seine Krankheit nicht überlebt hätte ? Bis zu diesem besagten Tag hat sie sich angestrengt, allen alles recht zu machen, auch Oles Eltern, um über deren Bekanntschaft profitieren zu können, wenn ihr das so wichtig war ?
https://www.youtube.com/watch?v=IN62s0HoMwc (Video: Extreme Schlafstörungen: Gründe und Folgen - Welt der Wunder)http://www.spiegel.de/panorama/justiz/prozess-in-grossbritannien-schlafwandler-erwuergte-ehefrau-a-662003.html