Misetra schrieb:Das wurde so auch nicht gesagt. Im Übrigen hat sich die Polizei dazu in der Pressekonferenz geäußert, deren Aufzeichnung man noch online finden kann. Es ging eher in die Richtung, dass jetzt nicht von einer Gefahr für die Allgemeinheit ausgehen muss. Es stellt sich für die Polizei vermutlich nicht so dar, dass da jetzt nicht eine Tat nach der anderen folgen wird, sondern dass das ein isoliertes Geschehen war.
Danke! Das habe ich irgendwie nicht mitbekommen. Könntest du da einen Link posten? Geht die Polizei dann von einer Beziehungstat aus? Ansonsten wären ja ähnlich gelagerte Gruppen = andere Obdachlose auch in Gefahr.
Misetra schrieb:Ein Freund wurde vom SWR interviewt:
https://www.swr.de/swraktuell/rp/koblenz/reinhard-bach-ein-freund-des-opfers-im-gespraech-mit-swr-moderator-michael-heussler/-/id=1642/did=21424662/nid=1642/1on8iju/index.html (Archiv-Version vom 01.04.2018) Da erfährt man einiges über die Gründe (Verlust des Geschäftes und gleichzeitig der Beziehung) und ihm Anschluss ja auch wohl der Wohnung. Das hat ihn aus der Bahn geworfen.
Danke für diesen Link - er war wirklich sehr interessant.
BigMäc schrieb:Ich mache mir auch Gedanken über die Formulierung " extrem brutal und menschenverachtend " , die in der PK fiel. Die extreme Brutalität erklärt sich durch das Enthaupten. Menschenverachtend ist ein Mord per se.
Als menschenverachtend gilt per Definition Mitleidlosigkeit, Demütigung , Verhöhnung etc.
Ja, ich denke, das schließt das Szenario "zur falschen Zeit am falschen Ort" aus. Wenn es sich um Metalldiebe etc. gehandelt hätte, hätte ein Überwältigen und Fesseln völlig ausgereicht. Zudem hätten sie sicher kein entsprechendes Werkzeug dabei gehabt und wären auch nicht an einem Mord interessiert gewesen. "Interessant" ist ja, dass es kein "einfacher" Mord ist, sondern dass eine Enthauptung stattgefunden hat.
Der Freitag war ja auch ein "normaler" Werktag, die Witterung sehr schlecht ... das wirkt eher wie ein bewusst ausgesuchter Zeitpunkt um die Anwesenheit von anderen Zeugen zu minimieren.
Interested schrieb:Eigentlich nicht. Sowas wirst Du über und von vielen Obdachlosen erfahren, wenn Du Dich mal mit ihnen unterhältst. Die diesbezügliche Berichterstattung führe ich darauf zurück, dass man die Öffentlichkeit eher sensibilisieren möchte. Darum auch der Hinweis, dass er keine Alkohol- oder andere Drogenprobleme hatte.
Da habe ich mich schlecht ausgedrückt - eine gute Freundin von mir arbeitet seit Jahren haupberuflich in der Obdachlosenhilfe. Außergewöhnlich ist, dass er so viele bürgerliche Gewohnheiten (Kaffeebesuche, Biokost, .... ) beibehalten hat. Meine Freundin berichtet immer, dass die "typische" Karriere oft ein Abrutschen aus dem bürgerlichen Leben ist - und ganz viele Begleitumstände, die es dann sehr schwierig machen, den Menschen wieder erfolgreich in die Gesellschaft einzugliedern, also Alkohol, Drogen, Umfeld, annehmen anderer Werte und Normen, Arbeitsunfähigkeit aufgrund der Alkohol- und Drogenproblematik .... Das scheint hier ja nicht vorhanden zu sein. Daher finde ich es ungewöhnlich, dass es nicht möglich war, ihn stückweise wieder sesshaft zu machen.
skullnerd schrieb:Meine erste spontane Idee war jedoch eine Gruppe (Möchtegern-)Satanisten, da in der Rhein-Zeitung stand, dass der Kopf wohl bei/unter schwarzer Madonna Figur lag. Das kann natürlich auch Zufall sein, weiß ja nicht, wo und wie der Herr sich da sein Lager aufgeschlagen hat oder Fehlinformation.
Das könnte ein Motiv sein "Menschenopfer" - fraglich dann aber, warum die Polizei von einer Einzeltat ausgeht. Eine Gruppe wildgewordner Satanisten, die die Hemmschwelle derartig übertreten, würden doch auch dazu neigen, dies wieder zu tun. Daher wären zumindest andere Obdachlose in großer Gefahr. Die Theorie ist "plausibel" - was mich jedoch wundert, ist dieses von 0 auf 100. Wenn man keinerlei Vorerfahrung hat, ist vermutlich schon ein "normaler" Mord eine psychisch sehr belastende Erfahrung. Dann aber den Kopf noch rituell ablegen, etc.
BigMäc schrieb:Ich habe das Gefühl das war nicht " nur' im Schlaf überfallen und getötet.
Es wurden ja massenhaft Gegenstânde asserviert , darunter auch Eigentum des Getöteten. Ich denke,der oder die Täter haben einen Teil der Gegenstânde verstreut .
Man weiß eben nicht, ob es eine kultische Handlung war (Satanismus) oder nicht. Wenn es mehrere waren, kann die Überwältigung sehr schnell und auch leise vonstatten gegangen sein. Zudem schlucken die Nadelbäume sehr viel Lärm.
Misetra schrieb:Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass das eine, wahrscheinlich eher mehrere Personen waren, die selbst ab und zu auf diesem Friedhof sind und ihn von daher kannten. Da denke ich zum Beispiel an die Spezies Jugendliche, die auf Friedhöfen abhängen. In manchen Städten werden die Friedhöfe nachts nicht mehr abgeschlossen und Jugendliche "machen Party" und trinken Alkohol auf den Friedhöfen.
Die sind aber eher bei schönem Wetter und am Wochenende und der Ferienzeit unterwegs. Der Freitag war ja ein ganz normaler Arbeitstag und Schultag. Bei uns in B-W begannen die Osterferien erst am Montag Zudem gibt es hier ja auch ein vorbereitendes Element - die Köpfung muss ja mit einer entsprechenden Waffe stattgefunden haben. Jugendliche machen viel Blödsinn, weil sie sich steigern (einer macht was, dann der nächste ....) aber einen grausamen Ritualmord begehen ... das schließe ich fast komplett aus (anders sähe es aus, wenn sie die Leiche finden, da werden dann tatsächlich Videos gedreht "krass Alter".
chinatown schrieb:Ganze 38 Jahre? Nein, nicht ganz. Denn in einer Zeitung hiess es er hätte in dieser Zeit überwiegend, also nicht durchgehend, auf der Strasse gelebt. Momentan schliesse ich auch eine Beziehungstat nicht aus.
Es wäre eben interessant zu wissen, wie diese Obdachlosigkeit aussah - in den extrem kalten Nächten - schlief er da auch? Gab es ggf. ein Ausweichquartier? Wo kam er unter, wenn er seine Obdachlosigkeit unterbrach? Warum waren die Maßnahmen dann nicht dauerhaft? Ich war noch nie in Koblenz, aber das Quartier sieht ziemlich "strategisch gut" aus - es ist Bahnhofsnah, wenn es dunkel ist, muss man vermutlich nicht mehr damit rechnen, verscheucht zu werden, es bietet, da zentral, aber doch abgelegen, eine gewisse Sicherheit.
chinatown schrieb:Was du über die Pfandflaschenbranche sagst kann ich ebenfalls bestätigen: Es ist ein lukratives Geschäft. Gerade auf Ehrenbreitstein finden einige Festivals oder auch andere Veranstaltungen, wie die riesig grossen Flohmärkte die von der Stadt veranstaltet werden, statt wo er gut und gerne sammeln konnte.
Ich würde sagen, dass das Pfandflaschen"business" sehr saisonabhängig ist. Bei Regen und im Winter konsumieren Leute eher Coffee to Go Heißgetränke, der Sommer ist am lukrativsten. Allerdings spricht sich das auch zu den "Normalos" herum, es gibt viele Familien, die ihre finanzielle Situation durch Pfandflaschen aufwerten. Ein sehr bürgerlicher Bekannter von uns und seine Frau laufen im Sommer Freitag- und Samstagnachts oder extrem früh morgens einige Hotspots ab und verdienen auf die Art und Weise doch nicht schlecht (also 50€ - 100€)
Ich denke ihn hat das Vagabundenleben ergriffen und er wollte nicht mehr eingeschlossen sein.
Er war jedoch sehr ortstreu. Er lebte ja wohl ständig in Koblenz ... hier wieder die Frage, warum es nicht möglich war, ihn in einem kleinen Zimmer unterzubringen.
Kowelenz schrieb:Richtig. Dort sieht man die Batterie Hübeling, die immer wieder in den Medien abfotografiert wird und welche von der Polizei abgesperrt ist. Ich denke mal, dass der komplette Bereich rum herum mit der Madonna auch abgesperrt ist.
Für mich ist die auf den Fotos abgebildete Statue keine Madonna (falsche Körperhaltung, viel zu freizügig angezogen).
Kowelenz schrieb:In Koblenz ist donnerstags auch immer vergleichsweise viel los, weil am Donnerstag Abend immer die Studentenpartys sind. Vielleicht hat da ja irgendjemand irgendwie was mitbekommen.
Auch an dem Donnerstag vor der Osterwoche? Waren da Vorlesungen oder war da "frei"?
Alphabetnkunst schrieb:Massenpanik würde sicher nicht enstehen, wenn er als gefährlich deklariert wird, denn die Einwohner werden sich sicher denken können, dass er es ist. Vermutlich würden einige ein paar Plätze meiden und ansonsten nur noch in Gruppen rausgehen, um sich ein wenig Sicherheit zu verschaffen.
Nach dem (gruseligen) Doppelmord von Horchheim ist ja auch alles ruhig geblieben, obwohl es lange so dargestellt wurde, dass es ein entgleister Einbruch war.
Rotkapchen schrieb:Für mich ist es schwer vorstellbar, dass keiner etwas mitgekriegt hat.
Das ist für mich jedoch wieder gut nachvollziehbar. So abgelegen war die Stelle ja nicht, dass keine anderen Geräusche da waren: große Straßen, der Bahnhof ... zumal der Friedhof ja durch eine große Straße vom nächsten Wohngebiet abgetrennt war. Die Vegetation schluckt ja auch einiges an Schall ... dann kommt es noch auf die "normale Lärmbelästigung" der Anwohner an. Ich wohne neben zwei Studentenkneipen und werde im Sommer eigentlich mindestens 2-3x pro Wochenende dadurch wach, dass Betrunkene auf der Straße kreischen und auch um Hilfe rufen ... da reagiert überhaupt niemand mehr.
Rotkapchen schrieb:In der Bundeswehr wird doch geprädigt, nicht mal eine Zigarette anzuzünden, da x Km
Entfernung sichtbar.
Auf offenem Gelände oder in einem Wald in einer Observierungsaktion - ja. Tatsächlich ist der Tatort ja gut durch Nadelbäume, Sträucher und vermutlich einer Friedhofsmauer durch Einsicht geschützt. Dass in einer verregneten, kalten und ungemütlichen Werktagsnacht auf einem (abgeschlossenen?) Friedhof viele Leute und damit mögliche Zeugen sind - nein. Das typische Klientel, das eine gewisse Neugier mitbringt (z.B. die einsame Oma, die nach anderen einsamen Omas nach der Grabpflege Ausschau hält) ist zu 100% heimgegangen.
gruselich schrieb:Die frage, die mMn im Raum steht seitens der Polizei ist ja unter anderem, ob bekannt ist, dass sich Leute nachts dort aufhalten. Gab es also bereits Vorfälle auf den Koblenzer Friedhof? Und ob sich das Opfer in Streit mit jemandem befunden haben könnte.
Es klingt für mich so, als ob es bekannt und er da geduldet war. Solange er keinen Dreck machte und seine Sachen nicht herumlagen ... denke ich hat man ihn nicht vertrieben, zumal er das Auftreten eines Gentlemans hatte, man musste keine Gefahr für "normale" Friedhofsbesucher annehmen.
gruselich schrieb:emzufolge könnte man denken, dass es sich um einen "verdeckte" Obdachlosigkeit gehandelt haben könnte, von der kaum jemand gewusst haben könnte. Sowas gibt es schließlich auch, trifft aber hier meiner Meinung nach durch das regelmäßige aufsuchen von Obdachlosen Cafés und Beratungsstellen nicht zu.
Ich denke, es war dadurch außergewöhnlich, dass er nicht in die üblichen schichtspezifischen Probleme abrutschte, sondern sehr viele bildungsbürgerliche Verhaltensweisen und Normen (z.B. Erscheinungsbild) aufrecht erhielt.
schmetterfee schrieb:Das Opfer war immer sehr gepflegt, traf man ihn in der Stadt grüßte er immer. Er hielt sich immer von den Schauplätzen der anderen obdachlosen fern (Bahnhof, Löhr-Center etc) die Strecke von der Stadt zum hauptfriedhof auf der Karthause, kann er, wie ich finde, eigentlich nur mit dem Bus zurück gelegt haben, die Strecke ist weit, es gibt viele Berge. Die Karthause ist eigentlich ein sehr Wohlhabender und situierter Stadtteil, zumindestens auf der einen Seite des Ortsteils, auf der anderen sieht es schlimmer aus.
Danke für deinen Bericht - wo befindet sich denn diese "Karthause" und in welcher Beziehung steht das Opfer zu ihr?