Stauder schrieb:Es wird aber dennoch einen fließenden Übergang gegeben haben. Man ging ja nicht an Neujahr 1970 hin: "So, jetzt haben wir die 70er, jetzt finden wir orange toll."
@StauderNein natürlich ging das nicht mit dem Paukenschlag Silvester 1970 los.
Ich teile hier auch nur meine Meinung mit.
Vielleicht war es anders, als ich denke.
Das ist ein Thema, über das ich schon nachdenke.
Hat ja auch mit dem Fall Elke Kerll zu tun, einfach, weil das Mädchen für damalige Verhältnisse über die Stränge schlug.
Ihre Eltern waren ja mit ihrem freien Lebenswandel einverstanden. Und mit kleinen zusätzlichen Lügen kam Elke durch:
Ich übernachte im Heim..... war so eine Lüge.
Anderen fiel auf, dass sie für ihr Alter zu lange weg ist. (Ihre Vorgesetzte im Kinderheim)
Und aktuell gab es hier im Forum User, die heute tadeln, was sich Elke erlaubte-und die Eltern ihr erlaubten.
Die Eltern, muss man wissen, hatten in der Nazizeit keine schöne Jugend und wollten, dass ihre Tochter ihre Jugend genießt.
Die Eltern wurden also nicht angespornt vom Zeitgeist,- sondern waren geprägt, von einer Scheiss Zeit.
Ich glaube, dass gesellschaftliche Veränderungen langsam einsickern, durch aufgeschlossenes Personal z.B., das neue Erziehungsmethoden anwendet (Lehrer-Erzieher). Aber das muss gewollt sein.
Ich war mit einer Lehrerin befreundet, die Ende der 60er studiert hat.
Sie trat 1970 in den Schuldienst ein und hat mir erzählt, dass sie an der ersten Schule, zu der sie geschickt wurde, nicht angenommen wurde.
Sie hatte damals eine Hose an, die ihr knapp auf der Hüfte saß, eine Bluse mit weiten Ärmeln und eine Anzugweste.
Die Rektorin guckte sie streng an und sagte: So können sie nicht vor die Klasse treten. Sie erscheinen am Montag vernünftig gekleidet.
Da zweifelte sie, was das für eine Schule ist, in der es auf die Kleidung ankommt- und nicht darauf, ob ein Lehrer gut unterrichtet.
Sie hat sich dann auf eine Bank auf den Schulhof gesetzt und nachgedacht.
Da wurde sie von einer Dame gefragt, wer sie ist.
Diese Dame war die Rektorin der Nachbarschule.
Kommen sie mal mit, sagte sie. Ich suche noch eine Lehrerin. Das regle ich.
Und sie begann dann an der Nachbarschule. Dort gab es viele junge Kollegen. Sie war sehr froh, dass sich das so auflöste.
Ich will damit sagen, dass die Studenten zwar 1968 Rabatz gemacht haben, aber was kann ein Paradiesvogel ausrichten, wenn die Chefetage mit altmodischen Menschen besetzt sind?
Elke lebte nicht in Berlin oder München. Da dürften die Uhren noch ein paar Minuten nach gegangen sein.
Ich glaube (und das ist nur meine Meinung), dass ab 1972 die frische Luft zu spüren war.
Filme, Musik, Fernsehen, Schulen - so langsam wurde die Gesellschaft modernisiert.