frauZimt schrieb am 29.03.2018:Allerdings war das Lehrgeld damals sehr schwach, nicht mehr als ein Taschengeld.
frauZimt schrieb am 29.03.2018:Viele hatten schon vor der Volljährigkeit ein Kind(oder Kinder). Für die Heirat war die Erlaubnis der Eltern notwendig.
In den "Goldenen Zwanzigern" gab es ja bereits starke Emanzipationsbestrebungen, vieles wurde da bereits - meinetwegen in Ansätzen - durchgesetzt.
Dann kamen die Nazis mit ihrem Dritten Reich und einem völlig verqueren Frauen- und Mutterbild und warfen das alles über den Haufen.
Und selbst wenn der braune Spuk nach ein paar Jahren schon wieder vorbei war, deren Familien- und Rollenbild wirkte noch Jahrzehnte nach, fast bis in unsere Zeit.
Weil die Frauen daher ja schon von vornherein auf die Hüterin des heimischen Herdes und die Aufzucht der Brut festgelegt waren, während die Männer los zogen, in Büro und Werkstatt das Mammut zu erlegen, hat man die Mädchen doch nach der Schule meist einfach ungelernt arbeiten geschickt. Elkes Arbeit in dem Kinderheim (als "Praktikantin" oder "Helferin", so genau wurde das ja scheinbar nicht definiert) erscheint mir da geradezu als typisch. Vermutlich hat sie als Ungelernte mehr verdient als das von dir erwähnte, geringe Lehrgeld. Gleichzeitig war es ja auch weniger aufwendig, und im Falle einer Heirat konnte frau auch schnell und problemlos wieder aus dem Erwerbsleben ausscheiden.
Ich bin mir auch nicht unbedingt sicher, ob es damals so ein Weltuntergang war, wenn die Mädchen dann mit 18, 19, 20 eine Familie gründeten. Egal, ob sie "mussten" oder nicht. Zu dem Thema Partnerwahl heute und vor fünfzig Jahren habe ich mal einen (für mich) interessanten Artikel gelesen. Damals hat man halt eher noch im direkten Umfeld geheiratet (den Nachbarsjungen, Klassenkamerad, Geschwister von Freunden) und hatte auch keine so riesige Kriterien- und Erwartungsliste, und irgendwie hat man sich da aus seiner Unerfahrenheit heraus einfach zusammengerauft (anstatt das Handtuch zu werfen).
Klar wäre es naiv zu sagen, das sei alles vieeeeeeel besser gewesen und hätte auch in jedem Falle funktioniert. Das um Himmels Willen nicht, so möchte ich das auch nicht verstanden wissen.
Aber dennoch bleibt das Gefühl, dass - wenn ich mich bei meinen Klassenkameraden von damals so umschaue (ich wohne einigermaßen ländlich, da läuft man sich ja immer wieder über den Weg, und Tratsch gibt's es kostenlos dazu) - von unseren Eltern noch viele zusammen sind, während in meiner Generation die meisten entweder geschieden sind (oder extrem spät geheiratet haben).