Ich habe mich hier wie
@Frau.N.Zimmer ebenfalls kritisch über die Maßnahmen der zuständigen Stellen geäußert. Ich kenne die Maßnahmen, die für diesen Jungen getroffen oder in Erwägung gezogen wurden, natürlich nicht im einzelnen, habe auch keinen Bezug zu Jugendämtern und weiß nicht, ob und wie engagiert die Mitarbeiter dort sind.
Ich bin aber nun mal der Meinung, dass der Junge keine seinem Problem entsprechende Betreuung erfahren hat. Zum Zeitpunkt des Todes seiner Mutter war er 14, als er starb war er 17 (ich hatte bei meinem letzten Post irrtümlich gedacht, er wäre schon 18). Wenn sich sein Verhalten bereits nach seiner Genesung von den Verletzungen, die ihm sein Vater zugefügt hat, gezeigt hat, war also ca. 3 Jahre Zeit, ein für ihn passendes Betreuungsmodell zu entwickeln.
Da sein Problem mit dem Aufenthalt in Räumen bekannt war, hätte es vielleicht andere Lösungen geben können, als ihn in die Obdachlosigkeit zu entlassen. Die Versuche, ihn in diversen Einrichtungen unterzubringen, waren doch wahrscheinlich aufgrund seiner Eigenheiten von vornherein zum Scheitern verurteilt, warum konnte man da keine neuen Wege gehen?
Er hat dann einige Straftaten begangen, wie schwerwiegend die waren, ist uns nicht bekannt. Er wurde dafür zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, wie er die mit seiner Angst, sich in Räumen aufzuhalten, überstanden hat, ist mir sowieso ein Rätsel. Er wurde entlassen mit der Auflage, sich in psychiatrische Behandlung zu begeben, das tat er nicht. Mir ist nicht klar, wieso es einem Minderjährigen selbst überlassen bleibt, ob und wann er sich in psychiatrische Behandlung begibt. Gibt es nicht so etwas wie einen Vormund, der für so etwas zuständig ist? Hat denn irgendjemand damit gerechnet, dass er diese Behandlung freiwillig annehmen würde, da er doch anscheinend alles andere auch verweigert hat?
Ich habe anscheinend falsche Vorstellungen davon, wie derartige Problemfälle gehandhabt werden, einen Minderjährigen im November (!) in die Obdachlosigkeit zu entlassen hätte ich nicht für möglich gehalten.
Eine Betreuung im (südlichen) Ausland hätte ich in Erwägung gezogen, allein wegen der Temperaturen, wenn er sich eben immer im Freien aufhalten wollte.
Anscheinend gab es niemanden, der sein Vertrauen so weit gewinnen konnte, dass er sich für eine Betreuung/Therapie hätte öffnen können. Vielleicht hätte es jemanden gebraucht, der bereit gewesen wäre, mit ihm so eine Reise wie die angesprochene zum Grand Canyon zu machen oder ihn in seiner Obdachlosigkeit zu begleiten. Wahrscheinlich verfügen die zuständigen Ämter nicht über Personal, das zu so etwas bereit und in der Lage ist. Die sporadische Ansprache durch Streetworker reicht offenbar nicht aus.
Lange Rede kurzer Sinn: Offenbar war dem Jungen mit der Palette an Maßnahmen, die die zuständigen Stellen zu bieten hatten, nicht zu helfen. Ob es eine Geldfrage war, wage ich nicht zu beurteilen.