burnonedown schrieb:Wieso ist es für viele hier so glasklar, dass dieser Täter in sich Verzweiflung spürt und sich nach Nähe sehnt? Woher wisst Ihr, dass Hass und zurückliegende Verletzungen sein Antrieb sind und dass es nicht die Lust ist, die Suche nach Befriedigung, die sein Motor ist?
Glasklar ist den Usern (dazu zähle auch ich) gar nichts.
Auch wissen wir nicht, dass Hass und zurückliegende Verletzungen sein Antrieb war.
Hier wurde spekuliert, jeder hat versucht, sich selbst ein Bild von allem zu machen. Wie gesagt, die Taten sind schockierend. Unerklärlich. Alle sind fassungslos.
Es liegt in der Natur des Menschen, sich Dinge erklären zu wollen, die sie nicht verstehen.
Und diese Spekulationen basieren nun mal auf das menschliche Gemüt, da auch dieser Täter ein Mensch ist.
Klar, kann es auf Lust und Befriedigung basieren, aber woher kommt diese?
Keiner hier streitet sie ab, nur fragen sich viele, woher diese rührt.
burnonedown schrieb:Mir persönlich geht das alles zu schnell zu weit. In meinem Empfinden liegen die Motive dieses Menschen völlig im Dunkeln und die Wahrscheinlichkeit, dass er etwas Erhellendes von sich geben wird, wenn er das überhaupt kann, ist in meinen Augen gering.
Für uns auch. Keiner ist hier schlauer als der andere.
Ich finde, jeder kann problemlos seine Sichtweise schildern, ohne dass hier ständig ein Zoff entsteht.
Oder dass hier immer wieder solche Beiträge verfasst werden, die, nun ja, alles noch mal entfachen.
burnonedown schrieb:Mir persönlich stellt sich der Täter als extrem gefährlich dar und ich denke, es ist sehr, sehr gut, dass er auf lange Zeit nichts mehr mit normalen, arglosen Menschen zu tun haben wird.
Die Ankündigung der Taten, die Bestialität in der Ausführung, die Sprachnachrichten, die Bilder, das Zusammenleben mit dem Leichnam des ermordeten C., die, in dessen Namen verschickten Nachrichten, die späteren Gespräche mit Schwester und Bruder... puh, die Liste der Unerträglichkeiten in diesem Kontext ist schier endlos...
Natürlich ist der Täter gefährlich, ich denke, das sieht hier keiner anders. Es gibt auch keinen, der sich anders dazu geäußert hat. Und natürlich ist das alles unbegreiflich und unerträglich, genau deswegen steht die Frage im Raum, was mit dem Jungen denn nicht stimmt.
burnonedown schrieb:Ohne die Scharmützel wieder befeuern zu wollen: Für mich ist es müßig, nach "den" Gründen für all das zu suchen.
Nein, müßig sind immer wieder solche Beiträge, die schon längst vergangene Diskussionen wiederbeleben. Immer exakt mit dem gleichen Geschmack.
burnonedown schrieb:Prävention? Mhm... gesetzt den Fall, der Täter wäre dieses Opfer seiner Umstände, dieses supersensible, hochintelligente, unverstandene Wesen, das den einzigen Ausweg aus der unerträglichen Situation in diesen Taten gesucht hätte, was dann?
Würden die User, die auf das Verständnis der Beweggründe drängen, um künftig solche Taten verhindern zu können, loslaufen und sich jeden, vermeintlich frustrierten Jugendlichen zur Brust nehmen? Ihn mit Aufmerksamkeit und Liebe und Verständnis überschütten? Ihn fordern und fördern? Netzwerke installieren? Frühwarnsysteme?
Wieso denn so überspitzen? Prävention ist immer gut, egal bei was. Prävention ist der normale menschliche Umgang miteinander. Und selbst wenn es keine Prävention wäre, die den Titel trägt “wir verhindern einen Mord“, so kann man immer schwierige Situationen irgendwie lösen. Und wenn man das nicht kann, gibt es Leute die helfen können. Wir haben ein Jugendamt, Vertrauenslehrer an Schulen... Genau dafür sind sie da. Um zu helfen.
Und man hat sich schon was dabei gedacht, dass es diese Hilfe gibt. Nämlich um Menschen zu helfen.
Das Beste für alle Beteiligten. Es geht nie primär um die Vermeidung eines Mordes, aber sie kann es bestenfalls, auch wenn es keine Garantie dafür gibt.
Daher bleibt die Schuld der Tat immer beim Täter.
Aber es hätte vielleicht helfen können. Und vielleicht hätte es Marcel auch eine andere Perspektive oder ein anderes Lebensgefühl geben können.
Weiß ich das? Nein. Das sind nur meine “Vielleichts“ und “Wenns“.
Aber es ist zu spät. Daher denke ich auch nicht so viel darüber nach. Ich könnte später auch mal ein schwieriges Kind bekommen und solche Dinge kommen einen halt in den Kopf.
burnonedown schrieb:Keine Frage, die Schilderungen der Reaktion des Täters auf körperliche Nähe und seiner Messerstechereien auf eine Fleischwurst (wtf?!), sind mehr als beunruhigend und nähren den Verdacht, dass es sich hier mal nicht um den auffällig unauffälligen Jungen von nebenan handelt.
Ich habe auch mit Gabeln im Essen rumgestochert. Oder prügel auf nen Sandsack ein. Oder klatsch mein Handy mehrmals auf den Tisch. Oder box ein Loch in die Tür.
Ich habe auch schon mit Messern rumgespielt.
Die Sache mit der Fleischwurst wird mir persönlich etwas zu schockiert betrachtet. Viel schockierender finde ich, wo das Messer sonst so gelandet ist.
Da liegt auch der Fokus drauf. Das ist wirklich unbegreiflich.
burnonedown schrieb:Gleichzeitig sind dies Ausschnitte, Momentaufnahmen, und wenn ich mich an meine Teenagerzeit erinnere, hat so manch einer aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis Dinge getan, die als Alarmsignale hätten gelten können. Allerdings ist die Pubertät eine schwierige Zeit, eine des Ausprobierens und Testens in vielerlei Hinsicht. Da werden Grenzen überschritten, nicht nur die des guten Geschmacks, sondern oft auch welche in Bezug auf menschlichen Respekt, Drogen, Sex und leider auch Gewalt. Das ist nicht schön, aber Teil der Entwicklung zum eigenständigen Menschen, zur Bildung eines eigenen moralischen Kompasses. Wir hätten uns schön bedankt, wenn permanent irgendwelche Erwachsenen uns Therapien hätten aufdrängen wollen, weil wir angeblich nicht rundlaufen...
Deswegen frage ich mich gerade, weshalb du (wtf?) bei einer Fleischwurst schreibst... Ich habe den Eindruck, dass du gerade selbst nicht so recht weißt, was du von all dem halten sollst.
burnonedown schrieb:Marcel H. allerdings hat den Raum, der irgendwie als "normal" gelten kann, komplett verlassen. Oder vielleicht nie betreten.
Und dann wunderst du dich darüber, dass über so manches speluliert wird, was mit ihm sein könnte?
burnonedown schrieb:Ich möchte niemanden anpöbeln und respektiere das Menschen- und Weltbild derer, die überzeugt sind, man müsse verstehen, was mit diesem jungen Mann geschehen ist, was ihn so hat werden lassen. Dieser Forderung liegt, soweit ich das verstehe, die Annahme zugrunde, der Mensch sei "gut" und dieser Täter irgendwann durch äußere Einflüsse und Versäumnisse so geworden, wie er jetzt ist. Vielleicht stimmt das.
Wofür dann der Beitrag?
Ds verstehe ich jetzt deine Beweggründe nicht.
burnonedown schrieb:Allein, mir fehlt der Glaube, dass die Dinge, die hier als Erklärungsversuche herangezogen (und teilweise als Phantasien entlarvt) wurden, allein oder in Kombination, Gründe für dieses Verhalten darstellen können. Somit ist da für mein Verständnis bisher auch nichts, was irgendwer hätte tun können, wo jemand an einer Schraube hätte drehen, einen Hebel hätte ansetzen können. Vielleicht hätte man mitbekommen können, dass da was extrem im Argen liegt, vielleicht hätte jemand seine Gefährlichkeit erkennen können, vielleicht auch nicht. Keine Ahnung.
Was soll das? Dass hier die Schuld an Angehörigen unterbunden wird, ist schon mehrmals völlig zu Recht passiert und ist hier auch seitdem nicht wieder aufgetaucht.
Die Eltern haben erkannt, dass was nicht stimmt, waren jedoch völlig überfordert.