Moin,
Zunami schrieb:Wie kann man sich den Vorgang der CO Vergiftung vorstellen? Wie schnell geht das? Merkt man im Vorfeld nichts davon - Übelkeit, Schwindel usw.?
Im Schlaf nichts mitzukriegen kann ich nachvollziehen, nur bei 6 Leuten die wach sind, Party machen .. da müssten doch Gedanken aufgekommen sein von wegen "hier stimmt was nicht", dem oder der geht es schlecht, nacheinander.
Wie schnell das geht steht und fällt damit wie hoch die CO Konzentration in der Luft ist die eingeatmet wird bzw in diesem Fall wie schnell sie ansteigt.
Den Ermittlungsberichten zu Folge die davon ausgehen, dass die Verstorbenen 2-3 Stunden nach Partybeginn bereits tot waren ist hier davon auszugehen, dass die CO Konzentration recht schnell angestiegen ist.
"Merkt man was?" das ist eine schwierige Frage. Theoretisch ja. Theoretisch treten, wenn man bei Eintritt der Vergiftung noch wach ist Symptome wie Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen usw auf.
Also Symptome die auch auftreten können wenn man Alkohol getrunken hat, zuviel gefuttert (oder Chips, Torte und Co durcheinander), ja sogar wenn man z.B. um eine zu rauchen kurz raus in die Kälte ging und dann wieder in die warme Hütte rein kam oder in der Nacht zuvor einfach mies geschlafen hat.
Außerdem ist zu beachten, dass einfacher Sauerstoffmangel ohne CO2 "Überschuss" dem Gehirn nicht als Atemnot gemeldet wird und das das logische Denken extrem beeinflusst wird wenn im Hirn Sauerstoffmangel herrscht.
Ich kenne Berichte von wirklich erfahren und gut trainierten Piloten, die zwar körperlich noch dazu in der Lage gewesen wären sich eine Sauerstoffmaske aufzusetzen, aber die Denkleistung: "Moment mir wird flau im Kopf ich muss da jetzt hochgreifen." nicht mehr erbringen konnten, obwohl diese Menschen wie wohl kaum sonst jemand auf die Symptome von Sauerstoffmangel trainiert sind.
Also bei der kurzen Dauer die die Ermittler bis Todeseintritt schätzen, der Jugend der Verstorbenen und so weiter mit eingerechnet liegt es leider nahe anzunehmen, dass diese jungen Erwachsenen keine Chance hatten.
Wenn sie Symptome bemerkt und ggf sogar diskutiert haben, dann dürften eher Annahmen über Anmerkungen wie:
"Ui, hätten wir die Bowle nicht ganz so krass mixen sollen", "Kann es sein das die Torte schlecht war?" allenfalls noch "Hm, mit 6 Leuten hier drinnen wird die Luft nicht grad besser" und schlussendlich vermutlich "Kommt hat keinen Zweck, wir sind alle zu müde zum weiterfeiern, legen wir uns hin". nicht hinausgegangen sein.
CO ist wenn ich mich nicht irre für ein Gas recht schwer, je näher sie dem Boden kamen desto höher war die Konzentration in der Luft die sie eingeatmet haben. Sobald sie sich also schlafen legten dürften sie sehr schnell bewusstlos gewesen sein.
Also ja, leider ist es sehr wahrscheinlich, dass das alles so schnell und schleichend ging, dass der Gedanke "irgendwas ist komisch" wenn er überhaupt im Raum stand zu diesem Zeitpunkt nicht mehr weitergedacht werden konnte, von einer Reaktion darauf mal abgesehen. Mögliche Erklärungen für diese Symptome gibt es ja leider viel zu viele.
Frau.N.Zimmer schrieb:Du regst Dich ernsthaft über den Begriff " Kinder " auf?
Zunächst würde ich den Begriff "aufregen" nicht benutzen wollen.
Ich merke nur an, dass diese ständige Bezeichnung der Verstorbenen als "Kinder, Teenager und Jugendliche" in der PRESSE in mir das Hervorruft was man als "Geschmäckle" bezeichnen mag, aus von mir genannten Gründen und wollte gern wissen ob nur ich das so sehe.
Frau.N.Zimmer schrieb: Machte es einen Unterschied wenn man "6 tote junge Erwachsene" schreibt? Kaum, oder?
Tut es eben meiner Meinung nach sehr wohl.
Ich meine damit wie gesagt auch nicht, dass es den Angehörigen nicht zusteht von ihren Kindern zu reden, sondern das es mich stört das man in der Presse danach SUCHEN muss wenn man wissen will, dass es sich im Sinne des Gesetzes eben nicht um Kinder oder Jugendliche gehandelt hat sondern um Erwachsene.
In der öffentlichen Darstellung macht es einfach einen gewaltigen Unterschied ob jemand so dasteht als habe er einen Kindergeburtstag so ausgerichtet das alle Beteiligten dabei verstorben sind oder ob jemand ganz offensichtlich keinerlei Mühen gescheut hat um seinen ERWACHSENEN Kindern bei der Organisation einer Feier zu helfen die man ihnen durchaus auch alleine hätte "zumuten" können.
Das macht in der öffentlichen Wahrnehmung einfach mal einen deutlichen Unterschied. Weil "Kinder, Jugendliche und Teenager" ohne Ausnahme Begriffe sind die den Eindruck erwecken es habe sich bei den Verstorbenen eben NICHT um Erwachsene gehandelt denen man auch ohne jedes schlechte Gewissen hätte sagen können "Also zumindest einen Teil der Organisation könnt ihr doch bitte selbst übernehmen."
Bei den gewählten Formulierungen entgeht der öffentlichen Meinung nämlich mitunter das Detail, dass diese Mann nur auf der Anklagebank sitzt weil er die nicht unübliche Eigenorganisation seiner erwachsenen Kinder nicht eingefordert sondern sämtliche Mühen auf sich selbst genommen hat.
Und ja, für mich ganz persönlich macht das einen Unterschied und zwar einen Gewaltigen.
lg