@schluesselbundschluesselbund schrieb:Und warum soll er überhaupt noch schwimmen gehen? So kurz vor dem Frühstück und der Besammlung zur Rückfahrt. Zumal auch Frau Enns sowas für nicht möglich erachtet.
Seraphir schrieb:
Das wurde hier auch schon zigmal angesprochen. Aber ich vertiefe es gerne noch mal: er wollte nochmal Schwimmen.
Er wollte vielleicht das Meer zum Abschied noch einmal spüren. Es gibt sentimentale oder besser sensitive Menschen (wie ich) die sehr intensiv ihre Gefühle ausleben. Für diese Menschen ist folgendes ein Riesenunterschied:
1.
Am Strand mit Hunderten von anderen Menschen. Mit Kindern, die spielen, lärmen, rumrennen, planschen, weinen und mit genervten Eltern, die mahnen, schimpfen, Kinder unter Protest aus dem Wasser zerren, mit Donutverkäufern, die ihr "tschokolada, vanilla" schmettern, mit Bananabooten, die draussen vorbeirauschen, Sonnenschirme, die im Wind knattern, Menschen, die mit dem Liegestuhl kämpfen. Im Wasser Schwimmen neben den Leuten ausserdem Wolken von Sonnenmilch, Strohhalme, Visitenkarten, Brotzeittüten und andere Hinterlassenschaften. Es riecht nach Parfüm, nach Sonnenmilch, nach Essen, nach Nikotin. Selbst muss man ständig auf die eigenen Kinder achten, ihre Schwimmtiere aufblasen, mit ihnen Sandburgen bauen, mit Sonnenschutz einölen, ihnen Eis holen, die Rotznasen abwischen, mit ihnen aufs Klo gehen......
Dagegen 2.
Himmlische Ruhe, das Rauschen der Wellen, umschmeicheln der Füsse vom Wasser, der salzige Geruch, das Flüstern des Windes, das Locken der Schaumkrönchen auf der Brandung, die Kühle der Fluten, das Flimmern der Sonne am Horizont, das goldene Lichtpunkte auf die azurblaue Fläche malt......
Man nimmt den Strand plötzlich als Teil einer unglaublichen Weite, zugehörig des grossen Mittelmeeres wahr, das Wasser als eines der Elemente, das rein und lebendig ist, das unfassbar gross und weit ist. Man will es spüren, sich darin bewegen ohne hinderliche Kleidung, will baden in dieser Unendlichkeit, will eins sein mit dem Universum, will intensiv die Kraft und die Zärtlichkeit des Wassers erfühlen .....
Kitschig? Nur für sogenannte Realisten und Egoisten, die nur sich selbst im Mittelpunkt sehen und alles was um sie herum passiert auf sich beziehen. Die nicht die Natur intensiv erleben wollen und auch nicht können. Die ständig selbstbeherrscht sind und es überflüssig ansehen, sich mit dieser Natur alleine und auf Augenhöhe auseinanderzusetzen, die das sogar als peinlich empfinden.
Mir ist ehrlich gesagt ein Urlaubstag mit Erlebnissen der Art (egal ob am Meer, in den Bergen, in der Steppe, im Regenwald, einer Kirche, einer Ruine usw) wie unter 2. wertvoller und erholsamer als eine Woche Strandurlaub wie unter 1.
Wenn S.E. ein empfindsamer Mensch war, dann kann ich mir vorstellen, dass er noch einmal im Meer Schwimmen wollte, dass er sich verabschieden wollte.