@minnione @Dornröschen nur als kleine Korrektur: der TV ist nicht aus eigener Entscheidung/Idee zur Polizei gegangen. Dies wurde zwar so vom Oberstaatsanwalt behauptet, ist aber anschliessend sowohl vom Polizeisprecher wie auch den Eltern des TV im Interview in der MZ korrigiert worden: der TV war für diesen Termin zur Befragung vorgeladen (im Zuge einer Befragung aller Nachbarn der Getöteten). Seine Entscheidung war nur, dort dann diese Räuberpistole vorzutragen...
@Dornröschen Deine Überlegungen sind zwar in sich schlüssig und richtig, fussen aber auf zwei Grundannahmen, die man meiner Ansicht nach nicht zwingend machen muss:
1) Du gehst davon aus, dass ein Berater die TVen professionell und intelligent im Rahmen der Möglichkeiten des Rechtsstaats beraten hätte. Das muss so nicht sein. Falls es einen Berater gegeben haben sollte, so kann dieser ja auch unintelligent und unprofessionell gewesen sein und die TVen schlecht beraten haben. Diese Annahme belastet die Eltern zwar nicht, sie entlastet diese aber auch nicht: mit ihrem weiteren Agieren (Interview in der MZ, Gaststättenparty...) ebenso wie mit früherem Agieren (Verteidigung des Sohnes gegen Ermittlungen durch Anzeige der Mutter gegen Ermittler) haben sie nicht gerade Intelligenz und Professionalität oder ein Agieren auf dem normalen rechtsstaatlichen Weg bewiesen, man kann also nicht aus der Tatsache, dass sie Polizisten sind automatisch schliessen, dass sie nicht auch dumme Ratschläge gegeben haben können.
Viel mehr spricht an dieser Stelle Okhams Razor gegen eine Beratung durch die Eltern, es bläht den Nachtatverlauf auf, ohne ihm Zusatzinformationen zu geben. Auf eine schlechte Idee konnte der Sohn ja auch ohne die Eltern kommen.
2) Du gehst davon aus, dass der TV zu jenem Zeitpunkt so viel über den Stand der Ermittlungen wusste, wie wir heute darüber wissen. Wenn er allein sich zur Aussage damals entschieden hat, wusste er abe viel weniger. Und sogar wenn er einzelne Insiderinformationen von seinen Eltern gesteckt bekommen haben sollte, wofür es keine Anhaltspunkte gibt, so hätte er trotzdem weniger gewusst als wir heute wissen.
Durchgestochen war zu jenem Zeitpunkt bereits, dass Täterspuren vorlagen und diese beim BKA geprüft wurden, dass ein Massengentest vorbereitet wurde. Der TV musste also wissen, dass er früher oder später als Quelle dieser Spuren identifiziert würde. Öffentlich war zu jenem Zeitpunkt hingegen noch nicht bekannt, dass es für den Jogginglauf der Chinesin am Vorabend mehrere unabhängige Zeugen gab. Der TV konnte daher noch nicht wissen, dass seine Räuberpistole sofort als Lüge entlarvt werden würde.
Hätte es diese Zeugen nicht gegeben, so wäre es für die Ermittler sehr schwer geworden, seine Geschichte zu widerlegen!
Es kann an dieser Stelle dem TV gar nicht mehr darum gegangen sein, seine Unschuld zu beweisen, Ziel der Räuberpistole dürfte es vielmehr gewesen sein, trotz seiner Spuren so große Zweifel an seiner Täterschaft zu erzeugen, dass die Beweislage für eine Anklage nicht gereicht hätte oder er im Ernstfall "in dubio pro reo" freigesprochen worden wäre...
So völlig dumm war das Erfinden und Vortragen dieser Räuberpistole also gar nicht.
Zumal zuvor schon wiederholt in Dessau andere Angeklagte mit mindestens ebenso abenteuerlichen Stories genug Zweifel schüren konnten, um davonzukommen (nur als Stichworte, da hier nicht Gegenstand des Thread, wer sich darüber informieren will, wird im Netz genug finden: "Mario Bichtemann", "Oury Jalloh", "Hans-Jürgen Rose"), was dem TV sicher bekannt war. Vielleicht hat er sich ausgerechnet, au gleiche Weise davonzukommen...?