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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

96 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Hausbesetzer, Kreuzberg, Ingrid Rogge ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

22.08.2023 um 21:56
Ein sehr interessanter Fall, von dem ich vor ein paar Jahren das erste Mal gelesen habe.
Der hier verlinkte Spiegel - Artikel liest sich m E wirklich sehr gut und gewährt einen gewissen Einblick in die damalige Hausbesetzer - Szene in Westberlin.
Also die Ingrid ist tot«, sagt der Kommissar, vor sechs Jahren schon zu Tode gekommen, vermutlich Ende Juni ''79. Der Schädel weise auf Gewalteinwirkung hin.
Also kann man wohl davon ausgehen, dass Ingrid erschlagen worden ist.
So reflexhaft schnell wie Pille, die ehemalige Junk-Frau, eine Ermordung Ingrid Rogges ausschließt und an einen Drogentod glaubt, klingt es wie besseres Wissen, ist aber eine Verteidigung des Milieus. Da der Schädel der Rogge eine Druckstelle hatte, könnte sie auch vollgefixt gegen das Treppengeländer geknallt sein. Daß die Tote in eine Plane verschnürt war, ist Pille kein Hindernis für ihre Version. Fixer entledigen sich manchmal eines »natürlich« Gestorbenen, um eine polizeiliche Befragung zu vermeiden, und laden ihn irgendwo ab.
Auch dieses Szenario könnte zu Ingrids Tod geführt haben.
Ob Ingrid allerdings tatsächlich Drogen konsumierte, wird allerdings nirgendwo im Artikel konkret genannt, es ist wohl durchaus anzunehmen, aber eben nicht gesichert.
Anhand der skelettierten Überreste von Ingrid dürften wohl nach der mehrjährigen Liegezeit auch keine Substanzen mehr nachweisbar gewesen sein.
Für den Teppich auf dem Knochenbündel wollten die Phönix-Rocker geradestehen. Sie waren sicher, diesen Teppich 1979 in ihrer Klubhütte im 4. OG des 3. Hofes der Waldemarstraße 33 als Windfang gegen die Zugluft vom Nachbarspeicher benutzt zu haben. Auf dem undeutlichen Photo, das ihnen die Mordkommission Keithstraße vorlegte, konnten sie ihn jedoch nicht als ihr Eigentum bestätigen.
Hervorhebung von mir eingefügt.

Sehr interessant.
Sollte Ingrid tatsächlich (drogenbedingt) verunfallt sein, wäre dies evtl ein Indiz dafür, dass jmd. aus dem direkten Umfeld der Phönix-Rocker zumindest ihre sterblichen Überreste auf den Dachboden verbracht hat.

Quelle der Zitate: https://www.spiegel.de/politik/der-unheimliche-ort-berlin-a-3e4756c3-0002-0001-0000-000013523883


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

26.08.2023 um 18:30
Zitat von ThoFraThoFra schrieb am 22.08.2023:Sollte Ingrid tatsächlich (drogenbedingt) verunfallt sein, wäre dies evtl ein Indiz dafür, dass jmd. aus dem direkten Umfeld der Phönix-Rocker zumindest ihre sterblichen Überreste auf den Dachboden verbracht hat.
Nicht unbedingt.
Die Rocker haben den alten Teppich als Wetterschutz benutzt.
Wahrscheinlich war er dann einfach mal weg.
Nichts ungewöhnliches in dem Millieu.
(Wenn es denn überhaupt der Teppich war.
An die Rocker als Täter aber glaube ich nicht.
Da wären zu viele Mitwisser gewesen, von denen einer bestimmt irgendwann "ausgepackt" hätte.
Die Rocker hätten wohl auch gemeinsam die Leiche an einen anderen Ort verbracht anstatt im gleichen Haus zu versteckem
Keiner konnte wissen, das die Leiche 6 Jahre unentdeckt blieb.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

26.08.2023 um 21:54
@Nightrider64
Also eigentlich ist es praktisch unmöglich, den Täterheute noch ausfindig zu machen. Wer da fest gewohnt hat, wer ein- und ausging oder nur vorübergehend da war - das war schon damals gar nicht feststellbar, und noch viel weniger heute nach fast 45 Jahren, wie soll das denn gehen.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

26.08.2023 um 22:20
@Tritonus
Nur wenn ein Mitwisser auspacken würde.
Aber ob der , wenn es ihn überhaupt gibt, konkrete Personenangaben machen könnte ist fraglich.
Die kannten sich ja da auch meist nur mit Vornamen oder Spitznahmen.

Schlußendlich der Täter selbst. Vielleicht bekommt der mal ein schlechtes Gewissen.
Verurteilen wird man ihn nicht mehr können, da man ihm wahrscheinlich keine Mordmerkmale nachweisen könnte. Totschlag und alles Andere ist wohl verjährt.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

29.08.2023 um 18:33
Hab noch ein bisschen recherchiert und u a folgenden Abschnitt in einem Artikel der Welt gefunden, in dem es um Ingrid Rogge bzw. die (Entstehung der) Reportage von Marie-Luise Scherer geht:
In der traurig-mysteriösen Geschichte der Ingrid Rogge kondensiert sich alles, was Eltern republikweit beim Wort Kreuzberg schaudern ließ. Ein schwäbisches Mädel aus braven Verhältnissen zieht an ihren Sehnsuchtsort. Bald darauf fehlt von ihr jedes Lebenszeichen. Sechs Jahre später wird sie auf einem Dachboden der Waldemarstraße als teppichumwickeltes Leichenbündel gefunden. Was ist geschehen? Auch Scherer weiß es nicht, und sie verzichtet auf Spekulationen. Stattdessen begeht sie das Terrain, spricht mit den misstrauischen Bewohnern und protokolliert alles mit scheinbar teilnahmsloser Akribie. So entstehen Seiten, die sich fesselnder lesen als ein Krimi. Das Leben im Saulgauer Elternhaus wird nicht ohne Häme beschrieben: "Rogges haben es gemütlich in ihren Wohnzimmertropen mit den gefirnisst blanken Philodendronblättern und ihren bürgermeisterhaft kolossalen Kleinmöbeln." Da blieb der Tochter nur die letzte Ausfahrt SO 36, möchte man meinen. Die eigentliche Leistung von Scherers Ironie besteht allerdings darin, dass sie es mit keiner Seite hält. Das abgewrackte Berliner Alternativmilieu erscheint noch trostloser als die schwäbische Kleinbürgerlichkeit: "Keiner ist keinem grün in der Waldemarstraße. Wer in der 31 wohlgelitten ist, ist in der 33 ein Schwein und in der 35 ein Faschist. Und umgekehrt."
Quelle: https://www.welt.de/print-welt/article332630/Unglaublich-diese-Geschichten.html

Befürchte auch, dass man keinen Täter mehr ermitteln können wird, wer weiß, ob dieser nach 45 Jahren nicht bereits selbst längst verstorben ist, wenn er beispielsweise damals um die 30 gewesen sein sollte, dann wäre er heutzutage immerhin etwa 75, sodass schon eine gewisse Wahrscheinlichkeit bestünde, dass er nicht mehr unter uns weilt.

Dass sich nach so langer Zeit plötzlich ein Mitwisser (sofern es denn überhaupt einen gegeben haben sollte) offenbart, glaube ich auch eher weniger - wer 4 1/2 Jahrzehnte mit diesem Wissen leben konnte, der wird wohl eher nicht urplötzlich vom schlechten Gewissen / moralischer Verpflichtung übermannt werden.

Für die Eltern / Angehörigen von Ingrid ist es natürlich schlimm, dass sie bis an ihr Lebensende (nehme an, dass sie inzwischen wahrscheinlich verstorben sind), nicht erfahren haben, wer für den Tod von Ingrid verantwortlich war.
Zitat von Nightrider64Nightrider64 schrieb:Totschlag und alles Andere ist wohl verjährt.
Totschlag ist in Ingrid Rogges Fall bereits seit spätestens 2005 (1985 -> Jahr des Leichenfundes + 20 Jahre -> Verjährungsfrist für Totschlag) verjährt.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

31.08.2023 um 22:43
Zitat von ThoFraThoFra schrieb:Totschlag ist in Ingrid Rogges Fall bereits seit spätestens 2005 (1985 -> Jahr des Leichenfundes + 20 Jahre -> Verjährungsfrist für Totschlag) verjährt.
Ungeachtet dessen, dass Totschlag in besonders schweren Fällen auch erst nach 30 Jahren verjährt (die zweifelsohne ebenfalls um sind), kann es auch zu Unterbrechungen der Verjährung (die Frist zählt dann ab Unterbrechung von neuem) nach § 78c StGB kommen. Deshalb ist diese Rechnung so pauschal nicht zutreffend.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

31.08.2023 um 23:02
@sören42
Die Frist wurde aber nicht unterbrochen.
Wenn man heute den Täter finden würde, es wäre kaum möglich, Mordmerkmale nachzuweisen.
Wenn er sich da nicht selbst rein reitet und auf seinen Anwalt hört würde er als freier Mann/Frau den Gerichtssaal verlassen.
Die Staatsanwaltschaft würde gar keinen Prozeß anstrengen. Keine Aussicht auf Verurteilung.

Beispiel:
Ein ermittelte Täter bräuchte bloß zu sagen, wir haben die ganze Nacht gesoffen und gekifft und am Morgen war I. tot. Irgendwie hatten wir Streit, aber ich kann mich an gar nichts genaues erinnern.

Deshalb wäre es auch wenig sinnvoll jetzt eine Cold Case Einheit damit zu beschäftigen. Das bindet nur Kapazitäten mit ganz geringen Aufklärungschancen


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

01.09.2023 um 06:29
Zitat von Nightrider64Nightrider64 schrieb:Wenn man heute den Täter finden würde, es wäre kaum möglich, Mordmerkmale nachzuweisen.
Jetzt gar nicht mehr nachzuforschen, wer als ein möglicher Täter in Frage kommt, hielte ich aber auch für verfehlt. Wer weiß, wo und was der mutmaßliche Täter heute ist. (Es gibt ja z.B. durchaus Leute aus der ehemaligen Hausbesetzer-Szene, die bis in höchste politische Ebenen gelangt sind. Die Affäre um das Aiwanger-Flugblatt zeigt ja beispielhaft, dass man grundsätzlich auch nach Jahrzehnten noch für bestimmte Dinge gerade stehen muss, auch wenn man wegen Verjährung nicht mehr strafrechtlich belangt werden kann.) Selbst wenn einem Verdächtigen Mordmerkmale nicht mehr nachzuweisen wären, mag es durchaus sein, dass er, falls er ermittelt würde, selber ein Interesse daran hätte, die Dinge aufzuklären.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

01.09.2023 um 07:54
Ja, nachvollziehbare Argumente.
Aber, die Spuren sind kalt, die Todesursache unklar und die Verjährung steht im Raum.
So eine Wiederaufnahme der Untersuchungen wird kaum vom Erfolg gekrönt sein und eine Verurteilung, wenn man überhaupt den Täter findet auch unwahrscheinlich.
Man hat ja auch nicht endlose personelle und finanzielle Resourcen, die man vielleicht erfolgversprechende in anderen Altfällen einsetzen könnte


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

01.09.2023 um 14:45
Hallo @alle !


Die Frage, die mich bewegt, ist doch die Frage wie der Täter die Leiche auf den Kriechboden geschafft hat.

Die Kriechböden, die ich im Laufe der Zeit kennen gelern habe, hatten alle eine schmale Lucke als Einstieg und waren durch eine leiterartiges zumeist einziebares oder hochklappbares Konstruckt zu erreichen. Ich glaube nicht das es im besagten Haus anders war und glaube auch nicht daran das die Sicherheitsstandart des Aufstieges besonders hoch waren. Es hat nicht umsonst so lange gedauert, bis die Leiche gefunden wurde. Da ging eben keiner hin, weshalb auch.

Insgesammt betrachtet sieht das nach der Handlung eines Hausbesetzerkollektiv und nicht nach einem Einzeltäter aus.


Gruß, Gildonus


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

01.09.2023 um 15:40
@Gildonus

Interessanter Punkt, den Du da ansprichst.

Habe selbst schon in Häusern gewohnt, in denen man genau auf diese von Dir beschriebene Art und Weise auf den Dachboden gelangt ist, daher stimme ich Dir voll und ganz zu:
Selbst für einen kräftigen jungen Mann wäre es wohl nur schwerlich möglich gewesen, Ingrids Leichnam ohne Hilfe von weiteren Personen dort auf den Dachboden zu befördern.
Zitat von GildonusGildonus schrieb:Es hat nicht umsonst so lange gedauert, bis die Leiche gefunden wurde. Da ging eben keiner hin, weshalb auch.
Erst recht nicht, wenn es tatsächlich so gewesen sein sollte, wie Du vermutest:
Zitat von GildonusGildonus schrieb:Insgesammt betrachtet sieht das nach der Handlung eines Hausbesetzerkollektiv und nicht nach einem Einzeltäter aus.
...denn dann wäre dem Hausbesetzerkollektiv ja bekannt gewesen, dass sich dort oben auf dem Dachboden Ingrids sterbliche Überreste befanden, somit vollkommen logisch / verständlich, dass man es dann lieber vermieden hat, diese Örtlichkeit aufzusuchen.

Gerade jedoch, wenn das gesamte damalige Hausbesetzerkollektiv in die Tat involviert war bzw. zumindest aber Kenntnis davon hatte, müsste es doch eigentlich noch heutzutage möglich sein, die Todesumstände von Ingrid zu klären?!
Immerhin verändern sich Lebensumstände, zwischenmenschliche Beziehungen etc. Pp

Der / die ein oder andere der (damaligen) Hausbesetzer lebt heute evtl ein "bürgerliches Leben" mit eigener Familie / eigenen Kindern, hat vll überhaupt keinen Kontakt mehr zu Leuten von damals, alle Tatbestände außer Mord sind verjährt...


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

01.09.2023 um 19:56
Zitat von GildonusGildonus schrieb:Die Kriechböden, die ich im Laufe der Zeit kennen gelernt habe, hatten alle eine schmale Lucke als Einstieg und waren durch eine leiterartiges zumeist einziebares oder hochklappbares Konstruckt zu erreichen.
Wo steht das mit dem Kriechboden? Die Dachböden in den Berliner Altbauten sehen eigentlich alle gleich aus. Von der letzten Wohnetage aus geht man einfach noch eine Treppe weiter nach oben, und da ist dann eine ganz normale Tür. Den Schlüssel hatte eigentlich immer nur der Hausmeister, also als normaler Bewohner kam man da gar nicht rein. Die Böden, die du beschreibst, kenne ich eigentlich nur von kleineren Wohnhäusern, und eigentlich auch nur in ländlicheren Gegenden. In der Waldemar standen (und stehen) ja diese Berlin-üblichen "Mietskasernen", bei denen die Dachböden sich oft über mehrere Häuser erstrecken. Außer dem Schornsteinfeger kam da meistens keiner hin.
Ich weiß natürlich nicht, wie das speziell in der Waldemarstraße aussah. Einen Hausmeister werden die vermutlich nicht gehabt haben :-) und kann sein, dass der Dachboden immer offen stand. Vielleicht war der Boden nur etwas niedriger als andere und wird deshalb als "Kriechboden" bezeichnet.
Aber ich kenne in Berlin keinen einzigen Dachboden in diesen Mietshäusern, der zu irgendwas benutzt wird.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

02.09.2023 um 01:43
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Wo steht das mit dem Kriechboden? Die Dachböden in den Berliner Altbauten sehen eigentlich alle gleich aus. Von der letzten Wohnetage aus geht man einfach noch eine Treppe weiter nach oben, und da ist dann eine ganz normale Tür. Den Schlüssel hatte eigentlich immer nur der Hausmeister, also als normaler Bewohner kam man da gar nicht rein.
Genau so. Ich habe selbst in so einem Kreuzberger Altbau gewohnt.
Genau gegenüber meine Großeltern seit 1945 (bis zu ihrem Tod)
Bei meiner Großmutter bin ich als Kind oft mit hoch gegangen auf den sog "Trockenboden" Da haben alle Mieter eine Ecke gehabt wo sie Ihre Wäsche aufgehangen haben.
Das waren im Prinzip alles nicht ausgebaute riesige Dachböden.
Kriechböden habe ich ein Mal gesehen, das war in diesem Fall dann ein Durchgang vom Vorderhaus in den Seitenflügel, wo der Dachboden nicht so groß war. So wie eine Abseite.
Zu erreichen war der Kriechboden über den großen "Trockenboden" durch eine kleine Tür.
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Ich weiß natürlich nicht, wie das speziell in der Waldemarstraße aussah.
Wie Du schon geschrieben hast. Die Häuser um 1880 bis 1900 waren alle so ziemlich gleich aufgebaut. Habe mich mal damit beschäftigt.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

02.09.2023 um 10:27
Zitat von Nightrider64Nightrider64 schrieb:auf den sog "Trockenboden" Da haben alle Mieter eine Ecke gehabt wo sie Ihre Wäsche aufgehangen haben.
Ja, aber irgendwann wurde das abgeschafft. In den Achtzigern gab es das schon nicht mehr. Und den Schlüssel hatte, wie gesagt, nur der Hausmeister, weil die Leute anfingen, ihren Sperrmüll dort abzustellen.
Sicher gab es auch hin und wieder unverschlossene Dachböden, aber da hat sich eigentlich nie jemand aufgehalten, warum auch. Ich war mal durch Zufall auf einem, man hat einen tollen Blick, aber mehr auch nicht. Jedenfalls sind diese Böden riesig, weil sie von Haus zu Haus ineinander übergehen, und da steht auch altes Zeug rum, also verstecken kann man da schon was.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

02.09.2023 um 11:50
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Wo steht das mit dem Kriechboden? Die Dachböden in den Berliner Altbauten sehen eigentlich alle gleich aus. Von der letzten Wohnetage aus geht man einfach noch eine Treppe weiter nach oben, und da ist dann eine ganz normale Tür. Den Schlüssel hatte eigentlich immer nur der Hausmeister, also als normaler Bewohner kam man da gar nicht rein. Die Böden, die du beschreibst, kenne ich eigentlich nur von kleineren Wohnhäusern, und eigentlich auch nur in ländlicheren Gegenden.
Das kommt aber auch darauf an, ob das Haus noch im Originalzustand erhalten ist. Oft wurden die Dachgeschosse ja auch später mal zu Wohnungen ausgebaut und dann entstand über der Wohnung noch ein niedriger Spitzboden, der dann eben oft über eine solche Klapptreppe zugänglich ist. Die ehemalige Dachbodentür führt in dem Fall dann in die eingebaute Wohnung.

Und, was es auch öfter mal gab: Wenn das Dach im Krieg zerstört und nur ganz niedrig, fast flach, wieder aufgebaut wurde weil man kein Material hatte. Dann entstand nur ein niedriger Dachboden, den man auch kaum nutzen konnte. Sieht man heute nur noch selten, weil die Dächer dann meist in den letzten 30 Jahren wieder in alter Form erneuert wurden damit man da eben auch noch Wohnraum unterbringen konnte.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

02.09.2023 um 16:22
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Oft wurden die Dachgeschosse ja auch später mal zu Wohnungen ausgebaut
Damals war in der Waldemarstraße mit Sicherheit nichts ausgebaut. Das Haus war mehr oder weniger im Nachkriegszustand und sollte dem Verfall preisgegeben werden. Deshalb ja die Hausbesetzung. Wenn man "Waldemarstraße 33" googelt, sieht man am Dach des Vorderhauses sogar Dachgauben, was auf keine so schlechten Vorkriegszeiten schließen lässt. Die Hinterhäuser/Seitenflügel waren Gewerbehöfe; ob da in den Achtzigern allerdings noch Gewerbe waren, ist fraglich, aber die hatten ja auch Dachböden, die mit dem Vorderhaus zusammenhingen, also eine Riesenfläche. Also was ich sagen will, mich wundert es nicht, dass man damals über längere Zeit dort eine Leiche verstecken konnte.
Heute ist natürlich alles vom Feinsten schnieko ausgebaut.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:und dann entstand über der Wohnung noch ein niedriger Spitzboden, der dann eben oft über eine solche Klapptreppe zugänglich ist. Die ehemalige Dachbodentür führt in dem Fall dann in die eingebaute Wohnung.
Ja, solche Wohnungen gibt es inzwischen, aber damals eher selten.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Und, was es auch öfter mal gab: Wenn das Dach im Krieg zerstört und nur ganz niedrig, fast flach, wieder aufgebaut wurde weil man kein Material hatte. Dann entstand nur ein niedriger Dachboden, den man auch kaum nutzen konnte.
Vielleicht war das über den Gewerbehöfen so. Was die für ein Dach hatten, kann man auf den Fotos schlecht erkennen.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

02.09.2023 um 16:30
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Ja, aber irgendwann wurde das abgeschafft. In den Achtzigern gab es das schon nicht mehr. Und den Schlüssel hatte, wie gesagt, nur der Hausmeister, weil die Leute anfingen, ihren Sperrmüll dort abzustellen.
Das ist richtig.
War in meinem Haus auch so.
Wäsche wäre da auch geklaut worden. In den 70er hat Oma das aber noch gemacht.
Aber nicht vergessen: das war ein Abbruchhaus das besetzt war.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das kommt aber auch darauf an, ob das Haus noch im Originalzustand erhalten ist. Oft wurden die Dachgeschosse ja auch später mal zu Wohnungen ausgebaut und dann entstand über der Wohnung noch ein niedriger Spitzboden, der dann eben oft über eine solche Klapptreppe zugänglich ist. Die ehemalige Dachbodentür führt in dem Fall dann in die eingebaute Wohnung.
Habe ich auch schon gesehen so im Berliner Altbau.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Und, was es auch öfter mal gab: Wenn das Dach im Krieg zerstört und nur ganz niedrig, fast flach, wieder aufgebaut wurde weil man kein Material hatte. Dann entstand nur ein niedriger Dachboden, den man auch kaum nutzen konnte.
Auch das kann ich bestätigen. Da wurde viel erst einmal wieder provisorisch zusammengezimmert nach dem Krieg
Zitat von TritonusTritonus schrieb:sieht man am Dach des Vorderhauses sogar Dachgauben, was auf keine so schlechten Vorkriegszeiten schließen lässt
Wir reden aber vom Hinterhaus.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

02.09.2023 um 16:35
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Damals war in der Waldemarstraße mit Sicherheit nichts ausgebaut. D
Das muss ja nicht die "exklusive Loftwohnung" aus den 2000er Jahren sein, auch in den Jahren nach dem Krieg hat man auf diese Weise Wohnraum geschaffen, weil man ihn brauchte, und das kann ja durchaus noch gewesen sein, bevor das Haus dann herunterkam. Also in den Jahren wo einerseits zwar wieder (um)gebaut werden konnte, anderseits aber noch Wohnraummangel war und eben noch nicht genug komfortable Neubauten verfügbar waren die später dazu führten, dass es mit den Altbauten abwärts ging.
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Also was ich sagen will, mich wundert es nicht, dass man damals über längere Zeit dort eine Leiche verstecken konnte.
Die Frage war ja eher, ob man die Leiche denn so ohne weiteres dorthin bringen konnte. Wenn es wirklich nur so eine Ausziehtreppe gab, ist das ja schon einigermaßen schwierig. Dass man die Leiche dort zwischen Dreck und Gerümpel und vielleicht im Dunkeln nicht so schnell entdeckt hat, denke ich aber auch. Und der Gestank, naja, unter einem Dach ohne den heutigen Dämmungswahn war ja doch relativ viel Lüftung. Und dann die Hitze im Sommer- könnte schon sein, dass eine Leiche verhältnismäßig schnell mumifiziert.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

02.09.2023 um 18:40
Zitat von Nightrider64Nightrider64 schrieb:Wir reden aber vom Hinterhaus.
Ah, o.k., dann ist das mit der Ausziehtreppe aber noch unwahrscheinlicher, weil das ja Gewerbehöfe waren, da hat man ja erst recht kein Dach ausgebaut.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Die Frage war ja eher, ob man die Leiche denn so ohne weiteres dorthin bringen konnte. Wenn es wirklich nur so eine Ausziehtreppe gab, ist das ja schon einigermaßen schwierig.
Deswegen nehme ich an, es war ein ganz normaler Dachbodenzugang über eine normale Treppe, so wie in fast allen Altbauten in B. damals. Die Ausziehtreppe brachte @Gildonus ins Gespräch, weil er Kriechböden nur mit Ausziehtreppe kennt.
In den Berliner 100 - 150 Jahre alten Häusern gab und gibt es aber nur dann Ausziehtreppen, wenn unterm Dach Wohnungen sind und ein Rest-Speicher von da aus erreichbar sein soll.
Steht "Kriechboden" denn in irgendeinem Artikel? Darunter kann man ja alles mögliche verstehen, auch schlicht und einfach nur einen etwas niedrigeren Dachboden, wie @brigittsche schrieb:
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Und, was es auch öfter mal gab: Wenn das Dach im Krieg zerstört und nur ganz niedrig, fast flach, wieder aufgebaut wurde weil man kein Material hatte. Dann entstand nur ein niedriger Dachboden, den man auch kaum nutzen konnte.



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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

02.09.2023 um 18:57
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Steht "Kriechboden" denn in irgendeinem Artikel? Darunter kann man ja alles mögliche verstehen, auch schlicht und einfach nur einen etwas niedrigeren Dachboden, wie @brigittsche schrieb:
Also, der weiter oben schon mal verlinkte, etwas langatmige Spiegel-Artikel beschreibt es so:
Dette, Bewohner des ersten Hofdurchgangs, war im 2. Hinterhof die linke Treppe, wo die Firma Microgummi ihren Sitz hat, hochgestiegen bis zu diesem Dach, das nach dem Einschlag einer Brandbombe nur als Schrägdach notdürftig wieder hergerichtet worden war. Den Speicher unter diesem Dach bildet ein flacher Stollen, der nur ein kriechendes Fortbewegen erlaubt. Er ist, wie in Gewerbehöfen üblich, durch eine feuerbeständige FB-Tür - im Unterschied zu einer nur feuerhemmenden FH-Tür - vom Nebenspeicher getrennt. Vor dieser FB-Tür zwischen dem zweiten und dritten Speicher, ihrem Standort nach aber schon im 3. Hof, lag das in eine Bauplane gewickelte und mit Elektrodraht verschnürte Skelett.
Quelle: https://www.spiegel.de/politik/der-unheimliche-ort-berlin-a-3e4756c3-0002-0001-0000-000013523883

Scheint also so gewesen sein, wie ich es mir dachte und über eine normale Treppe erreichbar. Die Türen waren dann vermutlich solche kleinen Türen wie man sie manchmal an Öltankräumen hat, weil der Raum unter dem Dach ja nur so niedrig war. Aber die geringe Höhe erklärt dann wohl auch, warum die Leiche nicht gefunden wurde - wer krabbelt schon in so ein niedriges, dreckiges Loch?


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