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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

96 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Hausbesetzer, Kreuzberg, Ingrid Rogge ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

03.02.2017 um 14:23
Die Nichtnormalen sind ehemalige Besetzer, die, rechtlich abgesichert, ihre Eroberungen weiter bewohnen. (...)
Im Schlepp der Besetzer, die längst eine historisch gewordene Kaste bilden, leben aber auch Parasiten, die erst gekommen sind, als die Toiletten installiert und die Dächer dicht waren.

Die Waldemarstraße wird zu fünfundsiebzig Prozent von Türken bewohnt. (...) Viele haben innerhalb Kreuzbergs drei oder vier sanierungsbedingte
Umquartierungen hinter sich, bis sie ans unterste Ende der Preisklasse, in die Waldemarstraße, zogen.

Die aufgegebenen Häuser durften die Türken zu Ende wohnen. Auf diese Weise gehören sie zu den frühesten Ansässigen einer Straße, deren Existenz nur noch schraffiert in der Stadtplanung vorkam.

Bauschlosser Dietrich Blühdorn, dessen Betrieb zweiunddreißig Jahre, bis 1983, im Parterre des 3. Hofes lag (...)

"Movimento" war von 1972 bis 1980 im 2. Hof links und im 3. Hof rechts, jeweils im ersten Stock, Mieter des Hauses. (...) Die Versicherungen machten für diese Adresse besondere Auflagen geltend.




So, irgendwie bekomme ich die Formatierung nicht mehr rückgängig gemacht, seufz.

Aber oben ein paar Ausschnitte aus dem Spiegel-Bericht, die teilweise ein paar widersprüchliche Informationen enthalten.

Ich entnehme daraus, daß das Ganze wohl zum Abrissgebiet erklärt war, in einem Abschnitt, den ich jedoch nicht kopiert habe, wird aber erwähnt, daß eine Autobahn geplant war. (Wurde die eigentlich - woanders - gebaut?)

So oder so muß es aber während dieser Phase legale (gewerbliche) Mieter gegeben haben, Versicherungen, sowie Baumaßnahmen durch die Bewohner und Bauanträge.

Und wann wurden die Abrisspläne verworfen? Denn ganz offensichtlich erfolgte dann doch eine Umwidmung zum Sanierungsgebiet und mindestens das Haus Nr. 33, in dem Ingrid gefunden wurde, wurde vermutlich auch denkmalschutzgerecht saniert und steht bis heute...

Mag jemand von den Ortskundigen vielleicht nochmal schildern, wie die Entwicklung war, und wie man sich die Gegend heute vorzustellen hat?



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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

03.02.2017 um 16:33
Und hierfür eröffne ich lieber ein neues Posting.

Es wurde ja mehrfach gefragt, wann IR vermisst gemeldet wurde. Ich trage mal die Informationen aus dem Spiegel-Bericht hier zusammen:

- Geboren am 31.8.1961, lebte bei ihren Eltern in Saulgau, hatte einen älteren Bruder, der zum Zeitpunkt ihrer Abreise eine Haftstrafe verbüßte. Arbeitete als Näherin in Altshausen bei Trigema.
- In Pitt M.s Erinnerung kursierte damals das Gerücht, die Rogge habe ihren Bruder rächen wollen und auf der Polizeiwache die Namen von Dealern preisgegeben. Daraufhin sei ihr wohlmeinend geraten worden, Saulgau zu verlassen.
- Bricht am 16. April 1979 (Ostermontag) mit Pitt M. auf nach Berlin.
- Am 17. April meldet IR sich telefonisch bei der Nachbarin der Eltern und teilt Aufenthaltsort und Bleibeabsicht mit.
- Die ersten Tage verbringt sie bei Pitt M., der in Berlin lebt und arbeitet, und der sie im PKW mit nach Berlin genommen hat, in der Zossener Straße in Kreuzberg. Pitt M. begegnet IR nur noch einmal in der "Music-Hall", als sie dort bedient (Datum wird nicht erwähnt). IR wirkt zufrieden.
- Dann zieht sie zu Angelika H., der Schwester seiner damaligen Freundin, wo IR vorübergehend Unterkunft findet. Während dieser Phase bewirbt sie sich um eine Stelle in der Diskothek "Music-Hall" und scheint die Stelle auch bekommen zu haben. Angelika H. erinnert sich nur an "etwa vierzehn Tage im Frühsommer".
- Am 6. Juni 1979 beschließt IR spontan mit Kalle H. zu ihren Eltern nach Saulgau zu trampen. (Ihr Begleiter verbleibt dann b.a.w. in BaWü)
- Am 14. Juni 1979 (Fronleichnam) Rückfahrt nach Berlin per Bahn, wird von den Eltern zum Bahnhof Donauwörth gebracht.
- Am 15.6.1979 Anruf aus Berlin bei der Großmutter.
- Am 19.6.1979 Anruf bei der Nachbarin der Eltern, letztes den Eltern bekanntes Lebenszeichen. Hier teilt IR mit, daß sie "vorübergehend bei den Lederleuten" arbeite.
- Kalle H. kehrt "im Spätsommer" zurück nach Berlin und trifft IR in der Walde nicht mehr an.
- Am 1. August 1979 beginnt die polizeiliche Suche mit der Übermittlung der Vermisstenanzeige, Röntgenbild und Zahnschema durch die Kripo Sigmaringen nach Berlin. Die Kripo Sigmaringen sichert IRs Fingerabdrücke und Haarprobe im Haus ihrer Eltern.
- Im November 1979 soll Barbara R., die aus Saulgau stammt, in Berlin arbeitet und IR flüchtig kennt, im Auftrag der Berliner Kripo in der Walde nach IR fragen, wird jedoch verjagt.
- Am 16. November 1981 teilt ein Wahrsager IRs Großvater mit, IR lebe unverheiratet in Nevada, USA, woraufhin über die US Botschaft überprüft wird, ob sie nach dem 30.8.79 einen US Soldaten geheiratet habe und in die USA ausgewandert sei. Diese Anfrage wurde an die Einwanderungsbehörde in Washington weitergeleitet und die negative Antwort den Eltern am 20. Januar 1983 mitgeteilt.
- Im Juli 1982 glaubt ein italienischer Bekannter, IR in einem sizilianischen Bordell erkannt zu haben, auch diesem Hinweis wird erfolglos nachgegangen. Die Antwort erfolgt über ein Jahr später über Interpol Rom.
- Ebenfalls 1982 fährt IRs zu einer Wahrsagerin, die das Mädchen in Gefahr sieht ("Die sei von lauter Männern umgeben, lauter Dunkelhaarige, und diese Karte, das sei Geld, als wenn sie Geld herschaffen müßte für die Männer.")
- Am 27. September 1985 wird IRs skelettierte Leiche durch "Dette" auf dem Dachboden (Kriechdach) gefunden, die Meldung erfolgt durch Hausbewohner. "Dette" bewohnt zu diesem Zeitpunkt den ersten Hofdurchgang. Verwesungsgeruch will die Jahre über niemand wahrgenommen haben.
- Identifizierung anhand des Zahnschemas
- am 3.9.85 wird ihren Eltern die Nachricht vom Auffinden IRs sterblichen Überresten überbracht
- Noch 1985, nach dem Auffinden der toten IR, erneutes Aufsuchen der gleichen Wahrsagerin ("...zieht die Kudlitz aus ihrem hingeblätterten Firmament die Karte für die schlimmen Sachen, die sie die Drogenkarte nennt. Dort, wo sie wohnte, sei sie auch umgekommen. Ein sehr süchtiger dunkler Mann, womit die Kudlitz die Haarfarbe meint, habe sie aus der Welt geschafft, "als wenn sie hat wollen was verpfeifen".")
- 14. Januar 1986 Einäscherung in Berlin.
- 27. Januar 1986 Beisetzung in Saulgau.


Laut ihren Eltern hatte sie den letzten Aufenthalt bei Angelika H (Leberstraße, Schöneberg) oder in der Walde, der Großmutter sagte IR, sie wohne in der Walde und arbeite in einer Diskothek.


So, das war alles zu dem Fall, was ich aus dem umfangreichen Artikel extrahieren konnte.

Einen wirklich dicken Schnitzer habe ich jedoch bewusst so stehen lassen:
Die Mitteilung an die Eltern soll am 3. September 1985 durch die Polizei erfolgt sein (steht verhältnismäßig weit oben im Artikel), während die Leiche aber erst am 27. September 1985 aufgefunden wurde.
Ich kann nämlich nicht nachvollziehen, wo sich der Fehlerteufel in den Bericht hinein geschlichen hat... Aber logisch wären der 30.9. oder der 3.10.85 gewesen.


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tiara ehemaliges Mitglied

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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

03.02.2017 um 19:36
@spiky73
wie konnte den Eltern die Nachricht vom Tod und die Überreste überbracht werden, bevor die Leiche gefunden wurde?


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

03.02.2017 um 19:38
@tiara

Ich schrieb doch, daß es ein Schreibfehler im Artikel war, den ich so übernommen und kommentiert habe...


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

03.02.2017 um 23:03
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523685.html
Jede Menge Argwohn mußte Marie-Luise Scherer überwinden und allerhand milieuspezifischem Schimpf standhalten, um sich dem Gegenstand ihrer Recherchen zu nähern. Und manchmal mußte sie "rasch über Hintertreppen weg"- in der Kreuzberger Waldemarstraße, dort, wo 1985 auf einem Hinterhofspeicher das Skelett der Ingrid Rogge gefunden wurde. "Wenn mein Name im SPIEGEL erscheint, schlage ich zu", drohte, ziemlich glaubhaft, ein Anwohner. An einer Hauswand stand gesprüht, wie unerwünscht die SPIEGEL-Autorin im Viertel sei.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523685.html
Eine Einführung zum bereits verlinkten Spiegel Artikel
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523685.html
Und hier eine Ansammlung kurzer Vignetten aus dem Leben in Kreuzberg im Laufe der Jahrzehnte...

http://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2010/01/19/kreuzberg_so_36_nosing_around/

Abschnitt 13 beschäftigt sich mit Ingrid Rogge:

"... Ingrid Rogge und ihr Bruder Dieter. Beide waren auf „extreme Erfahrungen“ aus. Bei Dieter waren das harte Drogen, bei Ingrid Kreuzberg. ...
Nachdem sie daheim zunächst in einer T-Shirt-Fabrik gearbeitet hatte, verließ sie mit 16 das Elternhaus und ging 1979 nach Berlin, wo sie zunächst kellnerte.  Irgendwann zog sie dann in die Walde 33, wo sich damals eine Kommune befand sowie das Frontkino und hintendran der Kinderbauernhof.  ...  "

Das Kino wurde, glaube ich, auch im Spiegel-Artikel erwähnt; der Kinderbauernhof allerdings nicht. Nur, um die Auflistung von @spiky73
der bisher bekannten Anwohner der Walde 33 zu ergänzen.


http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523685.html


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

12.01.2019 um 21:20
Hi,

habe Mitte der 80er in der Walde 33, 2. Hof gewohnt.
Suche nach Erinnerungen, z. B. wie die Frau mit den schwarzen Haaren im Film hieß. Habe sie in der Walde kennengelernt, aber da war sie schon einige Jahre älter und hatte zwei Kinder, zwei Mädchen, die ältere hieß Jana. Der Vater von dem zweiten, kleineren Kind war im Knast. Die Kleine wollte nichts mehr essen, als der Papa weg war. Das war tragisch.
Unten gab's Ike, KFZ Mechanikerin.

Danke für eure Film-Links!


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

14.01.2019 um 23:03
Der Spiegel Artikel ist eine herausragend geschriebene Millieu Studie. Gab es damals Verdächtige? Spuren? Gerüchte?


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

15.01.2019 um 02:08
Zitat von spiky73spiky73 schrieb am 03.02.2017:wird aber erwähnt, daß eine Autobahn geplant war. (Wurde die eigentlich - woanders - gebaut?)
das war die A106, der geplante Verlauf ist auf dieser Karte zu sehen (dort als "Südtangente" bezeichnet):
http://berlin.bahninfo.de/suedtangente100.jpg
Die Pläne entstanden in den frühen 60ern, als man von der "autogerechten Stadt" träumte, der Verlauf war zum Teil auch dadurch bestimmt, dass rund um den Oranienplatz noch viele Kriegsruinen standen und man daher die platt machen wollte. Die restliche Bebauung rundum sollte "abgewohnt" werden...

Die Einbindung in das Gesamtnetz der Autobahnen Berlins wird anhand dieser Grafik deutlich:
http://www.musenhoehle.de/html/gesellsch/images/fnp65.jpg

Wer das ganze noch mehr im Gesamtkontext betrachten will, kann sich hier den Flächennutzungsplan von 1965 runterladen:
https://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/fnp/pix/historie/FNP_1965_gr.pdf

Geplant war der Bau dieser Autobahn für den Zeitpunkt einer Wiedervereinigung, vorher wäre die Strecke nutzlos gewesen.
Wann das sein würde, war damals natürlich noch nicht abzusehen, aber das Baugebiet wurde trotzdem schon geleert.
Gleichzeitig dürfte diese Ungewissheit ein relevanter Grund dafür gewesen sein, warum die Hausbesetzerszene erfolgreich war. Es war schwer rational zu argumentieren, warum in einer dicht besiedelten und räumlich eingeschlossenen Stadt Wohnungen zerstört werden sollten, nur auf den Verdacht hin, zu einem ungewissen späteren Zeitpunkt mal dort eine Straße zu bauen.

So hiess es 1984 in der Begleitbroschüre zur nach 1965 ersten großen Revision des FNP:
„Da Westberlin mit seiner Fläche auskommen muss, wird der sparsame Umgang mit der Fläche zur stadtplanerischen Maxime“
Als dann tatsächlich die Wende kam, war die Situation sowieso ganz anders und der Traum von der "Autogerechten Stadt" war auch bei den Verkehrsplanern nicht mehr "en vogue", sodass es spätestens da die Pläne gänzlich aufgegeben wurden... Mit dem nächsten FNP von 1994 war dann die A106 endgültig verschwunden.

Eine schöne Zusammenfassung dazu findet sich auch hier:
https://www.urbanist-magazin.de/2014/10/autobahnkreuz-oranienplatz/ (Archiv-Version vom 12.11.2016)


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

15.01.2019 um 02:28
Zitat von Nightrider64Nightrider64 schrieb am 02.02.2017:Offene Stadt?
dazu eine kleine Anmerkung: im Flugverkehr zwischen West Berlin und Westdeutschland gab es keine Passkontrolle. Für manchen, der dem Wehrdienst in der BRD sich durch Flucht nach Westberlin entzogen hatte, war die Flugverbindung die einzige Möglichkeit für einen Besuch bei der Familie in der BRD, da dort eben keine Kontrollen stattfanden. Gleichen Weg haben natürlich auch Kriminelle benutzt.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

15.01.2019 um 03:33
Zitat von otternaseotternase schrieb: im Flugverkehr zwischen West Berlin und Westdeutschland gab es keine Passkontrolle.
Sicher? Es gab keine Kontrolle durch die DDR, aber ob dann bei Ankunft in Westdeutschland vom westdeutschen Zoll (oder umgekehrt, bei umgedrehter Flugrichtung) kontrolliert wurde, da bin ich mir gerade nicht sicher. (Ich grüble schon die ganze Zeit... Mein Vater hat mir das unter Garantie alles mal erzählt - er arbeitete zuerst in Dreilinden, später Flughafen Tempelhof - aber ich habe es nicht mehr im Kopf, und leider ist er mittlerweile verstorben. Doof. Sonst könnte er hier sicher mit vielen Infos weiterhelfen).


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

15.01.2019 um 03:46
@Aloceria
Ganz sicher. Das galt als Inlandsflug und genauso wie heute bei Inlands- oder Inner-EU-Flügen gab es da keine Zollkontrolle.
Es ging sogar noch weiter, es gab Zeiten, da konnte man sogar anonym ein Flugticket kaufen, quasi wie den Fahrschein für den Stadtbus. Mein Vater hat 1959 bis 1964 in West-Berlin gelebt und da er aus der DDR geflohen war, wagte er es nicht, mit Bus oder Bahn im Transitverkehr durch die DDR zu fahren, da Verwandte im Ruhrgebiet wohnten, hat er die auf dem Luftwege besucht. Aus dieser Zeit hat er mir berichtet, dass man damals völlig anonym ein Flugticket West-Berlin nach BRD kaufen konnte. Ich nehme allerdings an, dass 20 Jahre später zumindest dies nicht mehr so war.
Aber ganz sicher gab es da keine Zoll- oder Passkontrolle.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

15.01.2019 um 03:58
@otternase Super, danke! Klingt auch einleuchtend - dass das im Grunde ein Inlandsflug ist, daran hatte ich gar nicht gedacht. Mein Vater war auch Ende der 50er oder Anfang der 60er (jedenfalls als junger Mann) nach Westberlin gekommen, ist dann allerdings auch hier geblieben. Verwandte in Westdeutschland hatte er auch, Gegend Münster/Bielefeld, später BaWü.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

15.01.2019 um 19:49
Zitat von otternaseotternase schrieb:Für manchen, der dem Wehrdienst in der BRD sich durch Flucht nach Westberlin entzogen hatte, war die Flugverbindung die einzige Möglichkeit für einen Besuch bei der Familie in der BRD, d
Das ist schlichtweg falsch.
Ich habe mit so einem "Bundeswehrverweigerer" in einer WG gewohnt und der ist jedes Jahr ein dutzend Mal über die Transitstrecke gefahren mit seinem West- Berliner Personalausweis.
Wichtig war wohl nur, das man vor dem amtlich zugestellten Einberufungsbefehl in Berlin gemeldet war. Ab diesem Zeitpunkt war man nämlich Fahnenflüchtig.

Mein Bekannter hat sich Montags morgens um 9:00 in Berlin Neukölln angemeldet, als er am Freitag erfuhr, das der Einberufungsbefehl raus war. Der wurde dann um 11:30 bei seinen Eltern amtlich zugestellt. Ätsch, zu spät.

Die meisten zogen bereits nach der Musterung nach Berlin. Keine Probleme ihre Eltern in West- Deutschland zu besuchen. Egal ob mit Auto Bahn oder Flugzeug.

Auch, das es keine Personalkontrollen am Flughafen Tegel gab ist so nicht richtig. Man musste immer seinen Ausweis vorzeigen
Zitat von otternaseotternase schrieb:Mein Vater hat 1959 bis 1964 in West-Berlin gelebt und da er aus der DDR geflohen war, wagte er es nicht, mit Bus oder Bahn im Transitverkehr durch die DDR zu fahren,
Das ist natürlich etwas anderes. Aber nach dem Berlin Anbkommen 1971 waren auch diese geflüchteten Ex DDR Bürger amnestiert und durften die Transitwege benutzen


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

15.01.2019 um 20:30
@Nightrider64
Zitat von Nightrider64Nightrider64 schrieb:Wichtig war wohl nur, das man vor dem amtlich zugestellten Einberufungsbefehl in Berlin gemeldet war. Ab diesem Zeitpunkt war man nämlich Fahnenflüchtig.
deshalb schrieb ich ja auch "manchen": es gab ja auch die, die erst nach Einberufungsbescheid oder sogar erst nach einigen Wochen oder Monaten bei der Bundeswehr abgehauen sind. Und die durften nicht in eine Kontrolle kommen.
Zitat von Nightrider64Nightrider64 schrieb:Auch, das es keine Personalkontrollen am Flughafen Tegel gab ist so nicht richtig. Man musste immer seinen Ausweis vorzeigen
jein. Das waren Kontrollen der Fluggesellschaften, um halt die richtigen Leute auf der Fluggastliste mitzunehmen, um sicherzustellen, dass sich da niemand einschlich und "schwarz" mitflog, das waren aber zumindest in den 60ern keine Kontrollen des Zoll oder der Polizei. Und wer sich ein Ticket zum direkten Abflug kaufte, also on-spot, der wurde sogar gänzlich ohne Kontrolle in den Flieger reingesetzt, blieb völlig anonym. Das bezieht sich allerdings auf die frühen 60er, dürfte zu Zeiten Tegels, ab 1975, allerdings schon ganz anders gewesen sein.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

15.01.2019 um 21:18
Zitat von otternaseotternase schrieb:die erst nach Einberufungsbescheid oder sogar erst nach einigen Wochen oder Monaten bei der Bundeswehr abgehauen sind
Das waren dann die ganz Dummen.
Zeit war genug nach der Musterung, Einsprüchen, abgelehnten Zivildienstantrag mit Widerspruch usw

Mal ehrlich, ich habe keinen Einzigen kennen gelernt, obwohl ein Drittel meiner Mitstudenten genau aus diesem Grund ( rechtzeitig) nach Berlin gezogen sind.

In den 80er musste jeder Fluggast seine Personalpapiere vorzeigen. Was davor war weis ich nicht, da war ich zu klein


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

04.04.2019 um 13:29
Habe den Film auf DVD, bei Interesse bitte melden.


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

11.04.2019 um 16:03
Die Hausbesetzerszene war ja dort im Viertel doch trotzdem überschaubar und auch wenn die Polizei damals nicht gern dort gesehen wurde, dürfte das ja aus anderen Gründen gewesen sein. Und die Leute von damals erinnern sich bis heute an gar nichts? Mord an einer Frau kam in der Szene ja nun sicher gar nicht gut an


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

11.04.2019 um 22:15
Zitat von abberlineabberline schrieb:Die Hausbesetzerszene war ja dort im Viertel doch trotzdem überschaubar
jein. Der "harte Kern" war überschaubar und untereinander bekannt, vertraut. Aber daneben gab es eine große Zahl von "Besetzertouris", vor allem aus dem Westen, die zT. nur einige Tage oder maximal einige Wochen dort verweilten. So, wie auch Ingrid Rogge selbst nur reingeschnuppert hat in die Szene, aus Abenteuerlust, aus Neugier, auf der Suche nach Erfahrungen, vielleicht auch nur aus auf Drogen. Diese "Transienten" in großer Zahl, nur mit Spitznamen bekannt und wenn nicht allzu auffällig auch schnell wieder vergessen, an die hat sich dann Jahre später wohl wirklich keiner mehr sinnvoll erinnern können...


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

13.04.2019 um 14:28
@otternase
Klar, dieses Kommen und Gehen von irgendwelchen Spitznamengestalten von sonstwo, macht die Sache nicht leichter. Gab es denn Spuren damals? Irgendwas, das noch vorhanden ist? Ich denke, die einzige Chance wäre über ganz viele Kontakte von damals und das von Ermittlern, die die Szene nicht verachteten etc. Evtl fiel der Täter sonstwo mal auf, vielleicht gibt es Mitwisser,hatten die Wände dort Ohren und der Buschfunk lief gut?


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Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979

15.04.2019 um 23:51
@abberline
Das Problem ist, das man den Todeszeitpunkt nicht mehr genau feststellen konnte nach der langen Liegezeit.
Wer da wann in dem besetzten Haus ein oder ausgegangen ist, wird sich kaum nachvollziehen lassen bei der Fluktuation in der Szene. Zumal man den Tatzeitpunkt nicht exakt bestimmen kann.

Die einzige Möglichkeit sehe ich, wenn es sich um eine Beziehungstat handeln würde ( was ich für wahrscheinlich halte) und sich irgend jemand aus der Szene an diese Beziehung erinnert.
Aber auch evtl Mitwisser, die vielleicht beim Abtransport der Leiche geholfen haben könnten heute noch "auspacken".
Ansonsten sind alle Spuren kalt, der ganze Fall " Ice- cold"


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