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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

2.735 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, FBI, Magier ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

07.09.2016 um 12:24
@Rick_Blaine

Aber ist eine "grosse Überraschung" überhaupt möglich?
In einem Beitrag (auf Seite 39) schreibst du: "Eine grosse Überraschung aus dem Ärmel zaubern im Prozess soll eigentlich durch die discovery Regeln verhindert werden."

Es wäre also doch für mein Verständnis gar nicht rechtens, "das" große Trumpf Ass für die Verhandlung zurück zu halten.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

07.09.2016 um 12:34
Vermutlich nicht. Wobei man unterscheiden muss zwischen dem, was den Parteien inzwischen bekannt ist und was der Öffentlichkeit bekannt ist. Es kann sein, dass wir als Öffentlichkeit noch überrascht werden.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

07.09.2016 um 13:24
@Rick_Blaine

Kann man in diesem Zusammenhang die Bereitschaft des Gerichts, die Termine immer wieder zu verschieben, dahingehend deuten, dass

a) der Öffentlichkeit bislang nicht bekannte Fakten den Angeklagten entlasten und die Verteidigung dadurch ausreichend Zeit bekommen soll, diese zu untermauern - oder
b) das Gericht spürt, dass der Angeklagte bislang eine derart schwache Verteidigung hat und die Beweise der Anklage so schwer wiegen, dass aus Gründen eines fairen Verfahrens es nun nicht noch am von der Verteidigung zunächst forcierten verursachen Termindruck scheitern soll?

Oder fällt die eine andere Deutungsvariante ein, der eine gewisse Wahrscheinlichkeit innewohnt?


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

07.09.2016 um 20:59
Kann so eine Verhandlung eigentlich beliebig oft verschoben werden (solange der Richter zustimmt)?
Oder ist es jetzt im Oktober definitiv soweit?


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

08.09.2016 um 07:06
@Hammurapi
Also ich tippe hier auf b)

@Finchen
Im Prinzip ja, aber ich bin sicher, irgendwann hat die Richterin die Nase voll.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

08.09.2016 um 12:45
Es ist ja unstrittig, das AndySipowicz sehr kompetent ist und die derzeitige Situation von uns allen sicherlich am besten einschätzen kann. Umso mehr sehe ich schwarz für Jan Rouven, denn es ist ja unschwer zu erkennen, das auch AndySipowicz kein gutes Gefühl für ihn hat. Man sollte mit Vorverurteilungen ja sehr vorsichtig sein, aber nach der derzeitig bekannten Sachlage, ist (selbst bei gutem Wille) nur schwerlich zu glauben, dass ihm lediglich eine "Falle" gestellt wurde.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

08.09.2016 um 14:26
@Tomystery
Diese Zeit, JR sitzt nun schon einige Zeit in Untersuchungshaft, könnte im Verlauf auch zu inneren Einsichten führen. Man kommt ja irgendwann etwas zur Ruhe, arrangiert sich ein wenig mit der unfreien Situation und denkt nach. Das könnte den Prozess auch vereinfachen, wenn bestimmte Abwälzversuche der Verteidigung vielleicht gar nicht mehr als sinnvolle Strategie auf dem Plan stehen.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

08.09.2016 um 15:14
@Hammurapi

Stellt sich die Frage, in wie weit sich eine solche Taktik in den USA "urteilsmildend" auswirken würde? Statt 30 nur 25 Jahre? Vielleicht kann AndySipowicz etwas dazu sagen...?


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

08.09.2016 um 16:22
Zitat von TomysteryTomystery schrieb: Statt 30 nur 25 Jahre?
Und da bin ich skeptisch!
Wenn man jemanden seine PC´s konfisziert, mit dem Wissen was sich darauf befinden kann, verlasse ich doch das Land. Zumal ja in D solch ein Besitz fast gar nicht bestraft wird.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

08.09.2016 um 16:28
@Tomystery

An eine Auswirkung auf die Strafzumessung habe ich dabei gar nicht gedacht, sondern an einen möglichst reibungslosen Prozessverlauf. Es wird auch in den USA so etwas wie eine Beweisaufnahme geben und die kann eben streitbefangen sein oder recht reibungslos über die Bühne gehen, wenn die Verteidigung keinen Sinn darin sieht, die gesicherten Beweismittel und deren Zuordnung zum Angeklagten in Zweifel zu ziehen.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

09.09.2016 um 09:36
Sagen wir es mal so: wenn mir als Verteidigung scheint, dass es fast aussichtslos ist, auf einen Freispruch zu hoffen, dann spreche ich zu allererst einmal die Anklagevertretung an und schaue, ob diese bereit für einen "deal" ist. Das ist hier in den USA noch viel gebräuchlicher als in Deutschland. Ich biete sozusagen an: Geständnis in einem Teilbereich der Anklage gegen ein relativ kurzes Strafmass.

Der Vorteil für die Anklage: man vermeidet einen langen Prozess mit entsprechenden Kosten.

In diesem Fall hier stehen als theoretisches Höchstmass der Strafe 20 Jahre oder sogar noch mehr im Raum (siehe früherer Beitrag von mir). Allerdings kann so ein Prozess mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Das wäre die Verhandlungsmasse. Je stärker sich die Anklagevertretung fühlt, desto weniger wird sie allerdings bereit sein, mit dem Strafmass herunterzugehen. Sagen wir mal sie macht ein Angebot: 20 Jahre und nicht mehr. Das wäre ein wenig dürftig. Sicher, immer noch weit besser als 30 Jahre. Aber dennoch für den Angeklagten eine riesige Summe an Jahren. Also mache ich ein Gegenangebot: 15 Jahre. Und ich drohe vielleicht noch ein wenig: ich kann auch noch einen zweiten Experten dazuholen, das ist dann noch eine Woche mehr Prozess mit allen Kosten.

Und so kann sich ein hin und her ergeben. Kann! Muss nicht.

Ich habe auch schon oft Staatsanwälte erlebt, die ein einziges Angebot machen und das von vornherein sagen: z.B.: 20 Jahre. Nicht verhandelbar. Zusage innerhalb einer Woche oder vergessen Sie's.

Diese Verhandlungen laufen alle unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ob da also jetzt verhandelt wird oder nicht, werden wir nicht erfahren.

Nehmen wir einmal an, es würde hier verhandelt. Praktisch sieht das meistens so aus, dass man sich auf einen Anklagepunkt einigt, der ein bestimmtes Strafmass beinhaltet, und die Anklagevertretung verzichtet dann auf alle weiteren Anklagepunkte. Diese werden aus der offiziellen Anklageschrift gestrichen, dismissed.

Am Ende gehen dann beide Parteien zum Richter und präsentieren das Ergebnis. Der Richter muss es allerdings noch genehmigen. Das kann er auch ablehnen. Im ungünstigsten Fall gibt es dann doch einen Prozess um alle Anklagepunkte.

Angesichts der Sache um die es hier geht, ist das natürlich weniger einfach als man denkt, vor allem für den Verteidiger: seinem Mandanten klarmachen, dass er zustimmen soll, die nächsten 15 oder mehr Jahre im Gefängnis zu verbringen ist nicht einfach, selbst wenn die Alternative 30 wären. Denn bis die Mandanten einsehen, dass sie keine Chance auf einen Freispruch haben, dauert es meist einige Zeit. Und manchmal tun sie das auch nicht. Das ist auch nicht verwunderlich: wer kann schon vorhersehen, wie jeder einzelne Juror urteilen wird? Es ist nicht ungewöhnlich, dass man sich an die allerkleinste Hoffnung klammert. Das gilt natürlich nur für Mandanten, die wissen, dass sie schuldig sind.

Um wieder auf die Frage von @Hammurapi zurückzukommen: kommt es erst einmal zu einer Hauptverhandlung mit Beweisaufnahme, kann man eigentlich keine Punkte mehr gewinnen, indem man dann zügig und schnell und sachlich bleibt. Das ist anders als in Deutschland. Hier sagt man: wenn Du Punkte gewinnen willst, sieh zu, dass die Verhandlung überflüssig wird und Du einen deal erreichst.

Umgekehrt stimmt das natürlich nicht unbedingt: ein Mandant oder Verteidiger, die den Richter durch ihr Verhalten im Prozess extrem verärgern können sich dadurch schon mal etwas in "Jahren" hinzuverdienen. Ganz inoffiziell, versteht sich :)


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

09.09.2016 um 09:49
Das hört bzw. liest sich so, als wenn zu Lasten eines Menschen gehandelt wird, wie auf einem Basar.
Auch wenn es in diesem Fall nach meiner Meinung nicht zu unrecht ist.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

09.09.2016 um 10:04
Ja, es ist umstritten. Allerdings würde unser Justizsystem sonst zusammenbrechen. 90% oder mehr aller Strafverfahren wird duch "deal" und ohne Prozess erledigt. Es wäre unmöglich für jeden Ladendiebstahl, jede kleine KV, usw. einen aufwendigen Prozess mit Jury-Zusammenstellung, Beweisaufnahme usw. durchzuführen.

Heutzutage fertigt ein Richter an einem Vormittag 25 solcher Bagatellfälle mit einem deal ab. Ein Prozess würde mindestens 3 Tage beanspruchen. 75 Gerichtstage anstatt einem Vormittag? Unmöglich machbar.

Die allermeisten Mandanten haben damit auch keinerlei Problem. Sie wissen, dass sie schuldig sind und erledigen die Sache so eben relativ effizient.

Nehmen wir mal einen Fall, den ich vor einer Woche hatte: Anklage war: Betrunken in der Öffentlichkeit randaliert. Theoretisches Strafmass: bis zu einem Jahr Gefängnis.

Die Mandantin war weder vorbestraft noch eine Schwerverbrecherin. Aber sie hatte an dem Tag weitaus über ihr Mass gebechert und schlief mitten in der Öffentlichkeit ein. Besorgte Passanten riefen die Polizei. Als diese eintraf war die Mandantin wieder munter und pöbelte die Beamten übel an. Als sie am nächsten Tag wieder nüchtern aus der Zelle kam, war ihr alles schrecklich peinlich, und sie will vor allem, dass weder die Kinder noch der Arbeitgeber etwas davon erfahren.

Nun kann man sagen: ein Jahr Gefängnis wäre sowieso viel zu viel in so einem Fall. Die allermeisten denken wohl so. Wenn überhaupt, dann hätte es Bewährung gegeben. Aber das bedeutet eben auch, einen Eintrag im Führungszeugnis.

Das erste Angebot der Staatsanwaltschaft war: 3 Monate auf Bewährung.

Ich habe mir dann die Videos der body cam der Polizisten angeschaut und der Staatsanwaltschaft gesagt: OK, passt auf: wir können jetzt einen Prozess machen und der Jury die Videos vorführen. Meiner Meinung nach kann die Jury auch der Meinung sein, die Pöbeleien waren gar nicht so schlimm. Das kostet uns aber locker 3 Tage. Oder wir finden einen Weg, um dieser Mandantin die Zukunft nicht zu versauen.

Der Staatsanwalt dachte genau 3 Minuten lang nach: Herabstufung der Anklage auf eine Ordnungswidrigkeit, daher keinen Eintrag ins Führungszeugnis, $ 700 Geldstrafe.

Deal!

Der Staat Californien hat einen unnötigen teuren Prozess vermieden, die Mandantin hat eine Lektion gelernt, aber kann ohne einen Eintrag in die Zukunft gehen.

Am Ende eine Lösung, die für beide Seiten fair war.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

09.09.2016 um 14:41
@Rick_Blaine

Danke für deine hervorragenden Erläuterungen und Beispiele!

Im Fall JR kann ich das Dilemma der Verteidigung um den Angeklagten gut verstehen. Ziel selbst eines sich schuldig wissenden Angeklagten ist ja vor allem ein Leben in Freiheit. Solange diese Option noch im Raume steht, diese Tür noch nicht zugeschlagen ist, wäre meine Bereitschaft zu jedwedem Deal in Richtung weniger statt mehr Jahre Haft auch nicht allzu groß. Denn neben allen Deals sind da immer noch die Geschworenen, die ein angeklagter Effekt-Entertainer sicher stark im Hinterkopf hat und darüber nachdenkt, wie er diese Jury von seiner Variante der Story überzeugen könnte. Das wäre sicher sehr verführerisch, diesen letzten Strohhalm nicht loslassen zu wollen.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

09.09.2016 um 21:18
@Rick_Blaine
Welche "Verhandlungsmasse" für einen Deal gäbe es in einem Fall wie diesem? Bin da grade etwas fantasielos. Ein "Die Jury wird das vielleicht gar nicht so schlimm finden" wird in diesem Fall wohl nicht so gut funktionieren.

--

Was ich noch nicht ganz verstanden habe: kann die Aussage von Rouvens Ehemann, die immerhin belastend genug ist, um es bis in die Anklageschrift zu schaffen, vor Gericht verwertet werden?

Der Ehemann macht zwar von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch, aber besteht dennoch die Möglichkeit, dass die Juroren diese Aussage hören werden? Indem man den Ehemann trotzdem als Zeugen lädt (der zwar schweigt, aber dem man seine Aussage vorhalten kann) oder den Vernehmungsbeamten befragt? Oder spielt es gar keine Rolle, wenn er nicht da ist, da eh schon das meiste in der Anklage steht?

Ich frage auch deshalb, weil diese Aussage - so belastend sie auch klingen mag - zumindest hier im Forum Rouvens Schuld etwas in Frage stellt. Die Rolle des Ehemanns wird ja eher skeptisch gesehen. Vielleicht würde es den Juroren ähnlich gehen.

Das mit dem "Hausgast" oder dass sich da jemand reingehackt haben soll, ist zwar schön und gut, aber mir scheint das nicht griffig genug, um eine Jury überzeugen zu können. Selbst wenn die Geschichte stimmen sollte, klingt sie an den Haaren herbeigezogen.

Aber eine Geschichte, bei der zwei Menschen theoretisch als Täter in Frage kommen, und einer davon den anderen belastet und dann "verschwindet", würde mich durchaus aufhorchen lassen. Und ob ein Produzent von technisch ausgeklügelten Shows tatsächlich so ahnungslos ist was Computer angeht, wie er in seiner Vernehmung andeutet ("Alfter relies upon JAN ROUVEN FUECHTENER to set up all of the computers and the routers throughout the house"), würde ich auch erstmal bezweifeln.

Keine Ahnung ob er irgendwas mit der Sache zu tun hat, aber seinen eigenartigen "Belastungseifer" sehe ich durchaus als Material, mit dem die Verteidigung arbeiten könnte. Sag ich jetzt mal so als Laie. ;-)

Meine Frage wäre also, ob die Juroren von der etwas "fragwürdigen" Rolle des Ehemanns - die möglicherweise Rouven besser dastehen lässt - etwas mitbekommen werden. Seine Abwesenheit wird ihnen sowieso etwas sagen. Die Frage, warum der Ehemann nichts sagen will, müssten sie sich dann aber selber beantworten. Ob dabei Rouven gut wegkommen wird?

... ich überlege grade, ob Rouvens Anwalt auch den Ehemann vertritt, und ob das so gut wäre. Und - unabhängig davon - von wem die Idee stammt, dass er von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch macht.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

10.09.2016 um 04:46
@yasumi
@Hammurapi

Ich fange mal von hinten an, da es einfacher ist.

1) Hearsay and Privilege - Alfters Aussage gegenüber dem FBI

Wie in Deutschland auch kann in den USA der Ehepartner in einem Strafprozess gegen den anderen Ehepartner die Aussage verweigern. Man nennt das hier "marital" oder "spousal privilege." Das bedeutet, das Gericht kann Alfter zwar vorladen, aber er kann sich auf dieses "privilege" berufen und die Aussage verweigern.

Genau wie in Deutschland auch gibt es noch ein weiteres Privileg, die Aussage zu verweigern, und zwar wenn durch die Aussage die Gefahr besteht, sich selbst zu belasten. Man kann sich in diesem Fall hier durchaus ein Szenario vorstellen, in dem Alfters Aussage geeignet wäre, sich selbst zu belasten.

Aus beiden Gründen ist es daher extrem unwahrscheinlich, dass Alfter in der Hauptverhandlung erscheinen und aussagen wird.

Interessant ist dabei noch, dass die Entscheidung bei Alfter liegt. Rouven kann ihn nicht an einer Aussage hindern.

2) Wenn man Alfter nicht in der Hauptverhandlung vernehmen kann, kann die Anklagevertretung dann seine Aussage beim FBI in den Prozess einbringen?

Im amerikanischen Recht gibt es ganz anders als im deutschen Recht eine sehr strenge Regel gegen "Hörensagen" (hearsay). Die Definition von "hearsay" ist: "An out of court statement that is proposed to prove the truth of the matter asserted in it." Auf Deutsch: Eine Äusserung die ausserhalb des Gerichts gemacht wurde und die nun verwendet werden soll, um die Wahrheit der Tatsache, die in der Äusserung beschrieben wurde, zu bezeugen. Generell sind solche Äusserungen in den USA nicht als Beweis zugelassen. In Deutschland ist das anders.

Warum: In den USA gibt es das verfassungsmässige Recht, dass jeder Angeklagte seinen Ankläger, und dazu gehören die Zeugen gegen ihn, vor Gericht vernehmen darf ("Ins Kreuzverhör nehmen, cross-examine the witness.) Damit soll verhindert werden, dass, wie in früheren Jahrhunderten in Europa, die Regierung "geheime Zeugen" gegen den Angeklagten bringen kann, deren Existenz nicht einmal bewiesen werden muss.

Beispiel: Theodor ist angeklagt, den Oskar nach dessen Wirtshausbesuch mit einem Masskrug niedergeschlagen zu haben. Oskar kann sich an nichts erinnern. Zeugin Zenzi aber hat bei der Gendarmerie ausgesagt, genau gesehen zu haben, wie Theodor sich von hinten an den Oskar heranschlich und mit einem mächtigen Schlag niederstreckte, kurz nachdem beide das Wirtshaus verlassen hatten.

So. Normalerweise sieht ein amerikanisches Verfahren nun vor, dass Theodor bzw. sein Verteidiger die Gelegenheit erhalten muss, Zenzi vor Gericht zu vernehmen. Nicht nur soll die Jury selbst hören, wie Zenzi ihre Aussage macht, z.B. ob sie überzeugt klingt, oder eher unsicher, sondern die Verteidigung soll eben auch Fragen stellen können: "Wo standen Sie? Was hatte Theodor denn an? Tragen Sie eine Brille? Trugen sie die Brille in dem Moment? Hatten Sie selbst etwas getrunken?..."

Und so weiter. Nehmen wir einmal an, es kommt heraus, dass Zenzi normalerweise eine Brille braucht, mit Gläsern so dick wie Flaschenböden, diese aber an jenem Abend nicht trug und daher blind wie ein Huhn war. Ausserdem hatte sie selbst vier Mass Bier getrunken, sah daher das wenige, was sie sah, doppelt, und kann sich in Wirklichkeit nicht einmal erinnern, an dem Abend überhaupt im Wirtshaus gesessen zu haben.

Die Verteidigung hat all das in der Vernehmung von Zenzi herausgebracht, die Jury hat es gehört und glaubt nun der Aussage kein Wort. Theodor wird freigesprochen.

Was aber wäre passiert, wenn Zenzi nun nicht zur Verhandlung erschienen wäre? Der Staatsanwalt hätte sagen können: "Kein Problem, denn Wachtmeister Dimpflmoser ist hier, der Gendarm, der damals Zenzis Aussage aufgeschrieben hat." Und nun betritt Dimpflmoser den Zeugenstand und liest vor, was er aufgeschrieben hat: "Zeugin Z sagt, sie sah Angeklagten T wie er hinterrücks mit einem mächtigen Schlag einen Masskrug auf dem Kopf des O. zerschlug, 10 Schritte vor der Wirtshaustür."

Wenn der Verteidiger nun fragt: "Wissen Sie, ob Z. regelmässig eine Brille trägt? " Dimpflmoser kann nur sagen: keine Ahnung. Trug sie eine Brille? Ich erinnere mich nicht. War Z. betrunken? Ich hatte nicht das Gefühl...

Die Jury hört den sehr seriösen Wachtmeister und glaubt jedes Wort der Aussage und verurteilt den T.

Aus diesem Grund ist hearsay unzulässig. Es gibt ein paar komplizierte Ausnahmen, aber um es hier nicht ausufern zu lassen: Wenn Alfter nicht in der Verhandlung aussagt, darf man auch seine Aussage beim FBI nicht verwenden, da sie hearsay ist.

3) Alfters Rolle - Kann Rouven diese einbringen?

Im Prinzip schon. Wenn Rouven bzw. seine Verteidigung will, kann sie Alfter in den Mittelpunkt des Prozesses stellen. Allerdings ist das nicht ganz so einfach, es kann gut sein, dass dazu Roven aussagen müsste. Damit würde er auch andere Fragen beantworten müssen. Aber wenn es eine Möglichkeit gibt, z.B. durch dritte Zeugen zu etablieren, dass Alfter regelmässig am Computer, am besten noch an genau jenem Computer war, auf dem die KPs gefunden wurden, regelmässig im internet gechattet hat... dann könnte das in den Augen der Jury zu "reasonable doubt" führen, ob die Anklage hier den richtigen Täter angeklagt hat.

Übrigens wäre das ein Moment, wo Alfters Aussage eventuell doch noch eingebracht werden könnte: wenn die Verteidigung versucht, Alfter als möglichen Täter zu präsentieren, könnte dessen Aussage beim FBI eingebracht werden, diesmal nicht, um Rouven zu belasten, sondern um Alfter zu entlasten (und damit zwar schon Rouven zu belasten, aber der Ausgangspunkt ist nun ein anderer). Das wiederum könnte die Verteidigung vor Probleme stellen, daher würde man sich als Verteidiger die Strategie sehr gut überlegen.

Voraussetzung bei so etwas ist allerdings schon, dass Rouven mit einer solchen Strategie einverstanden sein müsste. Gegen seinen Willen wird man als Verteidiger kaum eine glaubwürdige Strategie fahren können.

Allerdings, und machen wir uns da nichts vor, das könnte durchaus eine erfolgreiche Strategie sein. Es käme aber auf viele Einzelheiten an, die wir hier (noch) nicht kennen.

Mehr will ich dazu aber auch nicht schreiben, denn die Allmystery Regeln verbieten das Verdächtigen von Angehörigen usw. Bisher ist das alles hier reine Theorie.

4) Welche "Verhandlungsmasse" für einen deal gibt es für die Verteidigung? Ich kann das mangels Detailkenntnissen in diesem Fall nicht beurteilen, aber viel wird es wohl nicht sein. Es käme hier wohl hauptsächlich darauf an, was der/die Experte/n der Verteidigung aussagen werden.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

10.09.2016 um 07:50
WOW, Danke für diese super Erklärung!


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

10.09.2016 um 10:17
Danke @Rick_Blaine
Die FBI Aussage vom Ehemann werden die Juroren also nicht hören.
Die Anklageschrift werden sie in der Form wie bisher auch nicht zu Gesicht bekommen.

Werden sie mitbekommen, dass Alfter ausgesagt hat, und von seinem "spousal privilege" Gebrauch macht? Werden sie überhaupt mitbekommen, dass Rouven mit einem Mann verheiratet ist und mit ihm zusammenwohnte?

Oder anders: wie werden die Juroren die Abwesenheit des Ehemann wahrnehmen, was ja auch schon eine "Aussage" ist. Welche Infos werden sie bekommen, um sich das zu erklären? Welche Möglichkeiten hätte die Verteidigung diese Abwesenheit in ihrem Sinne zu deuten?


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

10.09.2016 um 11:14
@yasumi
Das ist eine gute Frage. Zuerst einmal: richtig, die Juroren werden weder von der Aussage hören, noch davon, dass Alfter generell die Aussage verweigert, und sie werden auch die Anklageschrift nie sehen.

Gehen wir nun mal davon aus, dass alle Juroren noch nichts von dem Fall gehört haben, und Rouven auch nicht kennen, und also gar nicht wissen, dass er verheiratet - und vor allem dass er schwul ist. Ob diese Vorstellung realistisch ist, ist eine andere Frage, aber tun wir mal so.

Dann käme es zunächst darauf an, wie relevant die Tatsachen sind, also, dass Rouven verheiratet ist, mit wem er verheiratet ist, dass er schwul ist etc.

Und zweitens, welche Seite welches Interesse daran hat, dass die Jury davon erfährt oder nicht.

In den USA ist die allererste Frage in der Beweisaufnahme immer die nach der Relevanz. Eine Frage (bei einer Zeugenvernehmung, bzw. ein Beweisstück, bei einem Sachbeweis) muss eine Relevanz zu den grundsätzlichen Fragen haben: mit anderen Worten, muss geeignet sein, eine Antwort auf die Schuldfrage zu geben. Ist die Relevanz nicht gegeben, wird der Richter die Frage, den ganzen Zeugen, oder den Sachbeweis nicht zulassen.

Beispiel: Erinnern wir uns an Theodor, den Masskrugschläger. Der Staatsanwalt stellt nun die Frage: Sind sie Bayern München Fan? Die Frage ist komplett irrelevant für die Frage, ob er Oskar den Masskrug über den Kopf gehauen hat. Natürlich stellt ein Anwalt normalerweise solche Fragen gar nicht erst. Aber nehmen wir mal an, dass der Fall in München spielt, nahezu alle Juroren Bayern fans sind und Theodor Anhänger von 1860 ist. Der Staatsanwalt hofft, Theoder in den Augen der Jury ein wenig unsympathisch zu machen. Der Richter wird die Frage nicht zulassen.

Nun kommt es allerdings weitaus häufiger vor, dass eine Frage durchaus relevant sein kann, aber die Frage noch weitaus mehr geeignet ist, in der Jury ein falsches Bild vom Angeklagten hervorzurufen: hier wird es komplizierter:

Nehmen wir mal an, der Staatsanwalt fragt Theodor: Schlagen Sie eigentlich immer noch ihre Frau?

Klar ist, eigentlich hat das nichts mit dem vorliegenden Fall zu tun. Andererseits: ein Täter, der bekannt dafür ist, dass er seine Frau immer mal schlägt, neigt offensichtlich zu Gewalt, und daher könnte das relevant sein für die Frage, wer den armen Oskar niedergeschlagen hat. Also, soll der Richter die Frage zulassen?

Keineswegs, wird der Verteidiger sagen: ja, sie mag relevant sein, aber noch viel mehr wird die Frage und ihre Antwort die Jury aus 6 Frauen, 3 männlichen Softies mit feministischer Grundeinstellung und 3 konservativen Christen, die sich erinnern, dass Paulus verlangt, die Ehefrau immer zu respektieren, gegen Theodor aufbringen. Wie wird der Richter entscheiden?

Er wird die Frage nicht zulassen, da eine direkte Relevanz nicht gegeben ist, nur eine indirekte, und die Frage geeignet ist, die Jury voreingenommen zu machen.

So. Soweit, so gut.

Nun zu Rouven. Versuchen wir mal die Fragen dem gleichen Masstab zu unterwerfen:

Frage der Staatsanwaltschaft: Sind Sie verheiratet? Mit wem?
Soll die Verteidigung protestieren? Ist die Frage relevant? Jein - für die Staatsanwaltschaft eigentlich weniger. Sie will ja Rouven überführen, eigentlich stört dabei die mögliche Anwesenheit einer weiteren Person mit möglichem Zugang zu den Computern im Haus.

Andererseits, selbst im liberalen Las Vegas könnte es sein, dass die Jury Vorurteile gegen Schwule hat: "sind nicht die meisten Kinderschänder schwul?"

(Übrigens: die Diskussion zwischen den Anwälten und dem Richter, ob eine Frage erlaubt ist, findet immer ausser Hörweite der Jury statt, sonst hätte das ja keinen Sinn).

Man könnte also davon ausgehen, die Verteidigung will verhindern, dass die Jury überhaupt erfährt, dass Rouven mit Alfter verheiratet ist.

Aaaaber: die Sache könnte ja auch umgekehrt von Vorteil sein: Wird die Jury nicht denken, dass ein verheirateter Mann weniger Interessen und Gelegenheit hat, von zu Hause KP im Internet zu schauen? Und, kann man die Jury nicht eventuell dazu bringen, den Ehemann als potentiellen Verdächtigen zu sehen?

In diesem Fall kann ich mir gut vorstellen, dass die Verteidigung sagt: Nein, die Jury soll das ruhig wissen! Und dass die Staatsanwältin denkt: ich bringe das Thema lieber gar nicht erst auf.

Dann kann passieren, dass die Verteidigung die ersten sind, die das Thema mittels einer Frage aufbringen. Dann kann die Staatsanwältin protestieren: Irrelevant!
Allerdings wird sie damit kaum eine Chance haben, denn die Verteidigung kann dann leicht darlegen, dass es darum geht zu zeigen, dass noch jemand ganz legal und dauerhaft Zugang zum Anwesen hatte.

Und hier sieht man: die Frage ist pauschal so gar nicht zu klären: sie gehört in die Gesamtstrategie jeder Seite. Jede Seite, Anklage und Verteidigung, muss sich vor Beginn des Prozesses eine Strategie überlegen und klären, wie sie auf bestimmte Fragen, Zeugen etc. der anderen Seite reagieren will.

Wenn zum Beispiel völlig klar ist, dass Alfter an den relevanten Tagen ein Alibi hat, weil er z.B. in Europa war, dann hat die Verteidigung keinen Vorteil davon, ihn in das Verfahren einzubringen, aber es könnte nachteilig für Rouven sein (Stichwort schwul etc.). Dann wird die Verteidigung versuchen ihn draussen zu lassen.

Umgekehrt: wenn die Jury eine recht coole, liberale Jury ist, und Alfter keinerlei Alibi hat, dann will die Staatsanwältin ihn vielleicht lieber draussen lassen, damit die Jury nicht auf "falsche Ideen" kommt.

Und hier sieht man jetzt auch schon, warum ein Prozess eine sehr anstrengende Sache ist und Anwälte oft das Geld Wert sind, das sie verdienen. Man vergleicht einen Prozess oft mit einem Schachspiel: du musst mindestens drei, vier Züge im Voraus denken. Was mag die andere Seite tun, wenn ich die und die Frage stelle, den und den Zeugen benenne, usw.

In unserem Fall hier kommt noch eine Frage dazu: was, wenn die Jury weiss, dass er mit einem Mann verheiratet ist? Welches Signal sende ich, wenn ich nicht offen die Sache im Prozess anspreche? Welches Risiko gehe ich ein, wenn ich es tue... usw.

Daher gibt es leider keine klare und kurze Antwort auf Deine Fragen, @yasumi


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

10.09.2016 um 11:39
@Rick_Blaine
Interessant. Der Angeklagte ist für die Jury also erstmal ein unbeschriebenes Blatt. Die Jury weiß außer Namen und Grund der Anklage erstmal nichts? Wie ist es mit Alter, Nationalität?

Ist das in Deutschland auch so? Bin jetzt einfach davon ausgegangen dass Alter, Familienstand, Beruf, Wohnort etc schon gleich am Anfang zu Protokoll gegeben werden.


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