Noch einmal in Engelszungen: Wenn der LKA-Chef Mitterlehner erwähnt, das Fahrzeug wurde von der Kamera am Grenzübergang nicht erfasst, dann heißt das nicht, dass die Kamera kaputt war. Sondern vielmehr, dass sie funktionierte! Eine kaputte Kamera wäre ja überhaupt keiner Erwähnung wert, schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Und seine öffentliche Spekulation, die zwei Abgängigen könnten eventuell stattdessen über Güterwege nach CZ gelangt sein, unterstreicht diese Interpretation bloß noch.
In einem Punkt kann ich
@Rick_Blaine aber verstehen - und die Handlung der Polizei nicht verstehen: Wenn schon seit Langem klar ist, dass die beiden Vermissten den Grenzübergang gar nicht passiert hatten, warum dann überhaupt die aufwändige Suche in Tschechien, mit Hubschraubern, Tauchern etc.? Das geht mir nicht in den Kopf.
Natürlich sollte man vorsichtig sein, die Arbeit der Polizei zu kritisieren, über die wir wenig wissen. Aber ein paar kritische Fragen sollten dennoch erlaubt sein.
Könnte es z.B. nicht sein, dass man sich zu sehr auf die Tschechien-Spur versteift hat? So nach dem Motto: Solche Verbrechen geschehen im tschechischen Rotlichtmilieu, aber doch nicht in unserem beschaulichen Österreich! Vielleicht noch in Wien, höchstens noch in Graz, aber nicht in Sinabelkirchen und Stinatz!
;)Es gibt jedenfalls einige Hinweis, die dafür sprechen:
- Dass der Citroen den Grenzübergang gar nicht passiert hat, wird erst Jahre später öffentlich kundgetan.
- Über die Wohnsituation in Zwettl wird kaum informiert und erscheint damit fast als irrelevant. Es heißt nur, die Eltern seien im Urlaub gewesen und die beiden Kartelfreunde bereits gegangen. Es wird ausdrücklich NICHT gesagt, dass Andy und Max allein im Haus waren! Aber es entsteht dieser Eindruck.
- Dass die letzte Handyortung in
Österreich war, wird zwar nicht dementiert, aber auch nicht bestätigt.
- Der Zeuge, der die Vermissten in Vissy Brod gesehen haben will, wird prominent in den Vordergrund gerückt, obwohl er nicht einmal eine plausible Uhrheit angegeben hat (um 2 Uhr waren sie nachweislich noch zuhause) und Zeugenaussagen generell nach über einem halben Jahr immer mit großer Vorsicht zu betrachten sind.
- Die Uhrzeit im Kreisverkehr wurde auch lange falsch angegeben. Zunächst hieß es "kurz vor halb Drei", also ca. 2:20 Uhr. Mitterlehner spricht jetzt exakt von 2:53 Uhr. Das ändert einiges! So wäre einerseits mehr Zeit gewesen für ein Mordgeschehen in Österreich, andererseits macht 2:53 Uhr es NOCH unwahrscheinlicher, dass die beiden in Tschechien einen offenen Laden angetroffen hätten (angekommen wären sie wohl so um 3:15 Uhr, erst recht über Waldwege). Sogar Prostituierte gehen irgendwann schlafen, hat hier mal jemand zutreffend geschrieben. Welche Anziehungspunkte bietet eine tschechische Kleinststadt in den frühen Morgenstunden??
- Es wurde meiner Erinnerung nach nie gefragt, ob jemand in
Österreich etwas Verdächtiges bemerkt hat in Zusammenhang mit dem Fall. Solange es keinen Beweis dafür gibt, dass sie wirklich in Tschechien waren, m.E. eine problematische Einschränkung.
Mir dünkt, auch der BKA-Chef Mitterlehner ist von der CZ-Hypothese nicht mehr richtig überzeugt, sonst hätte er all das oben Genannte nicht erwähnt. Vielleicht bringt dieser Perspektivwechsel ja neue Bewegung in den Fall. Zu hoffen wäre es.