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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

1.496 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Making A Murderer, Steven Avery, Brendan Dassey ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

17.10.2019 um 19:00
Zitat von wagnerwagner schrieb:Eins ist auf jeden Fall sicher, in der Familie Avery / Dassey stimmt so einiges nicht.
Der Stiefvater belastet seinen eigenen Stiefsohn mit seiner Aussage, dazu seinen Schwager (?) gleich mit.
Bobby hängt seinen Onkel auch gleich noch hin.
Es ist auch auffällig wie stark sich die Netflix-Doku bemüht, diese Familie als bedauernswerte, vom Schicksal verprügelte Hinterwäldler darzustellen. Mama Avery ist sicher schwer krank und Papa Avery hat sicher sein Leben lang geschuftet. Aber zimperlich sind die wohl alle nicht, im Umgang mit Menschen außerhalb ihres Schrottimperiums - und untereinander scheinen sie es auch nicht zu sein.

Die zweite Staffel besteht knapp zur Hälfte aus Rührszenen, die die geistige und finanzielle Armut der Familie, sowie deren psychische und physische Gebrechen dokumentieren. Für sich genommen ist das ähnlich interessant, wie "Die Ludolfs". In einer 10-stündigen Doku in der es um Schuld und Unschuld eines ihrer Familienangehörigen geht, grenzt das aber fast an Manipulation. Der ein oder andere Zuschauer dürfte sich jedenfalls bei dem Gedanken ertappt haben: "Wie kann man es der armen Mutter zumuten, ihren Sohn einzusperren?".


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

17.10.2019 um 19:00
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Mit ein wenig dramaturgischem Aufwand kann man vermutlich viele verurteilte Straftäter als bemitleidenswerte Opfer inszenieren, aber das hat mit
Nun ja, davon leben die Netflix crime docus.... Das Zielpublikum liebt Erzählungen über verfolgte Unschuld und infame Uniformierte.

Aber die docu ist besonders gut gelungen. Klassische Agitprop.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

17.10.2019 um 19:30
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Aber zimperlich sind die wohl alle nicht, im Umgang mit Menschen außerhalb ihres Schrottimperiums - und untereinander scheinen sie es auch nicht zu sein.
Da denk ich an die Szene in der Papa Avery in der Werkstatt zu Gange ist und das Telefon klingelt.
Der Sohn ist dann dran gegangen, aber da wurde von der anderen Seite schon aufgelegt.

Für mich spricht diese Szene, über den Umgang miteinander, Bände, auch über die Zuständigkeiten.
Papa Avery ist der Patriarch und ich bin mir sicher, seine Söhne haben das mehr als einmal zu spüren bekommen, wenn nicht auch seine Frau.
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Die zweite Staffel besteht knapp zur Hälfte aus Rührszenen, die die geistige und finanzielle Armut der Familie, sowie deren psychische und physische Gebrechen dokumentieren. Für sich genommen ist das ähnlich interessant, wie "Die Ludolfs". In einer 10-stündigen Doku in der es um Schuld und Unschuld eines ihrer Familienangehörigen geht, grenzt das aber fast an Manipulation. Der ein oder andere Zuschauer dürfte sich jedenfalls bei dem Gedanken ertappt haben: "Wie kann man es der armen Mutter zumuten, ihren Sohn einzusperren?".
Vergiss den Papa nicht, der bittere Tränen vergiesst, weil sein Junge das zweite mal unschuldig eingesperrt ist.

Es grenzt nicht an Manipulation, das IST Manipulation.
Es geht gar nicht mehr darum, ob Avery schuldig ist oder nicht, sondern nur noch um das Leiden der Familie.
Nicht zu vergessen Zellner, die Hoffnungsbringerin für die Armen und Unterdrückten.
Averys Stimme aus dem Off "ich sollte bei ihnen sein, mich um sie kümmern" etc pp.
Ist ja nicht so, dass es da noch zwei Brüder gäbe ?
Am End blendet der Zuschauer die Beweise, die Realität aus, nur damit der verlorene Sohn doch bitte bitte zu seiner armen gebeutelten Familie heimkehre, ihnen das Traumhaus baue und alle leben glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

17.10.2019 um 21:14
Ich hab mir über den Fall nun wirklich Gedanken gemacht und bin die verschiedenen Szenarios mal durchgegangen.


1. Grosse Polizei- und Justizverschwörung, Avery & Familie unschuldig, kein Fremdtäter (der ja sowieso nie zur Debatte stand)

- würde bedeuten, die Polizei hatte Kenntnis von Halbachs Besuch bei Avery, tötet sie, verbrennt ihre Leiche und platziert die Knochen, sowie die anderen Beweise bei Avery, bzw. auf dem Grundstück.
Warum ? um der Millionen-Dollar-Klage zu entgehen, weil sie Avery sowieso nie leiden konnten, um zu rechtfertigen, warum sie ihn im ersten Fall sofort im Verdacht hatten und weil er, ihrer Meinung nach, einfach weggesperrt gehört ?

Braucht man nicht drüber zu diskutieren, weil es einfach absurd ist.


2. Bobby Dassey ist der Täter

Auf Grund seiner gewissen "Vorlieben", möglich.
Motiv und Gelegenheit wären vorhanden, ebenso wäre die Situation an sich perfekt für ihn gewesen, weil der Verdacht so oder so sofort auf Avery gefallen wäre.

Hätte er die Beweise so platzieren und fälschen können ?
Ganz klares nein.


3. Hillegas ist der Täter

Er war im Besitz von Halbachs Terminkalender, den sie, laut Zellner, bei der Fahrt zu Avery bei sich hatte.
Der Annahme zu Grunde liegt ein (angebliches) Telefongespräch mit einer Zeugin.
Stellt sich die Frage, wie kam er in den Besitz dieses Kalenders, falls es so an dem war.
Noch mehr stellt sich mir allerdings die Frage nach Motiv und Gelegenheit.
Motiv ? verschmähte Liebe, Rache an der Ex ?
Gelegenheit ? er hätte wissen müssen, dass und wann sich Halbach bei Avery aufhielt und sie auf dem Rückweg abpassen müssen.
Möglich, aber hätte er die Beweise so platzieren und fälschen können ?
Nein.


4. Avery ist der Täter und die Polizei hat hier und dort etwas nachgeholfen, dass es selbst ein Blinder erkennt das er es war

Vielleicht


5. Avery ist er Täter, trotz aller Zweifel und Nebelkerzen die Zellner gezündet hat

Ja.

Natürlich gibt es Ungereimtheiten ... die Blutverteilung in Halbachs Wagen, das Blut an der Kofferraumklappe, die DNA unter der Motorhaube, die Knochen in der Feuertonne (?), das mangelnde Blut im Trailer (folgt man Dasseys Aussage), u.a. auch der Schlüssel, der angeblich erst nach X Durchsuchungen gefunden wurde etc pp.

Dennoch, nimmt man Averys gewisse Affinität zur Gewalt (u.a. die Katze und die Aussagen seiner Ex-Frau), mischt man dazu ein bisschen von der vermuteten art und weise wie Avery aufgewachsen ist, dann liegt das Motiv auf der Hand.
Er bekommt was er will und schafft er es nicht mit Manipulation und Gesäusel (sehr gut zu beobachten im 2. Teil der Doku), dann nimmt er es sich mit Gewalt.
Könnte durchaus auch eine Erklärung sein, warum er in dem Vergewaltigungsfall Verdächtiger No. 1 war, zusätzlich zu der Ähnlichkeit mir dem wahren Täter.
Er hat durchaus narzisstische Züge, Doku 2. Teil, sinngemäss "ich gönn es Brendan wenn er raus kommt, aber ich dachte, ich wär der erste", oder "ich sollte bei meinen Eltern sein, mich um sie kümmern. Meine Brüder haben gesagt, ich bin dran"
Unwahrscheinlich, dass auch nur einer der Brüder das gesagt haben könnte, gemessen an Lebenslänglich ohne Bewährung

Gelegenheit, brauch man nicht drüber reden.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

18.10.2019 um 05:46
Zitat von wagnerwagner schrieb:Eins ist auf jeden Fall sicher, in der Familie Avery / Dassey stimmt so einiges nicht.
Der Stiefvater belastet seinen eigenen Stiefsohn mit seiner Aussage, dazu seinen Schwager (?) gleich mit.
Bobby hängt seinen Onkel auch gleich noch hin.
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Die zweite Staffel besteht knapp zur Hälfte aus Rührszenen, die die geistige und finanzielle Armut der Familie, sowie deren psychische und physische Gebrechen dokumentieren. Für sich genommen ist das ähnlich interessant, wie "Die Ludolfs". In einer 10-stündigen Doku in der es um Schuld und Unschuld eines ihrer Familienangehörigen geht, grenzt das aber fast an Manipulation. Der ein oder andere Zuschauer dürfte sich jedenfalls bei dem Gedanken ertappt haben: "Wie kann man es der armen Mutter zumuten, ihren Sohn einzusperren?".
Genau so ist es. Und das ist eigentlich schade. Das Thema "Unschuldige in Haft" hätte eine wirklich neutrale Vorstellung verdient gehabt, aber die Netflix Doku ist m.E. offensichtlich nur auf eine grosse Zuschauerresonanz aus, und diese findet man eben am besten durch Rührszenen. Und Zellner inszeniert sich hier ganz extrem, es ist nahezu ein Werbefilm für sie. Das hat auch etwas unredliches.

@wagner
Eine m.E. genau zutreffende Zusammenfassung, zumindest sehe ich diesen Fall genau so.

In gewisser Weise haben beide Seiten hier zuviel des Guten getan. Die Staatsanwaltschaft geriet mit Brendan auf Abwege, juristisch empfinde ich seine Verurteilung als falsch, da m.E. das Verhör ein unfreiwilliges Geständnis hervorbrachte. Faktisch ist sie auch falsch, da ich glaube, dass aus dem Verhör deutlich wird, dass Brendan keine Ahnung von der Tat an sich hatte und kein Zeuge gewesen ist, jedenfalls kein Zeuge all der Dinge, die er ausgesagt hat.

Kratz hat das wohl auch gespürt und wohlweisslich bei Avery darauf verzichtet, Brendan einzubringen.

Zellner wiederum baut ebenfalls zuviel auf. Anstatt sich auf Bobby oder Hillegas zu konzentrieren und begründete Zweifel an der Täterschaft Averys zu säen, baut sie hier eine Megaverschwörung der Polizei auf. Mir scheint sie hat den Zeitpunkt verpasst, einzusehen, dass sie damit in eine Sackgasse fährt: zum Beispiel bei der Idee, dass Averys Blut platziert wurde. Sie hatte Recht, zu erforschen, ob es z.B. aus der früheren Blutprobe stammte. Als das aber durch die Laboruntersuchungen klar ausgeschlossen werden konnte, hätte sie diese Sache aufgeben sollen. Stattdessen erzählt sie uns die Waschbeckentheorie, die extrem unglaubwürdig ist.

Ein wenig kommt es mir so vor, als ob sie unwillig ist einzusehen, dass sie zu spät in den Fall eingestiegen ist: wäre der Fall noch in der Anfangsphase, hätte sie durchaus Möglichkeiten gehabt, einer Jury nahezulegen, an Kernpunkten des Falles zu zweifeln. Mehr braucht man nicht um einen Freispruch durch eine Jury zu erreichen.

Ich kann da immer nur wieder auf den Fall O.J. Simpsons verweisen. Johnny Cochran hat ihn genial gehandhabt: er hat die Staatsanwaltschaft in eine Sackgasse geführt, indem er methodisch den rassistischen Ermittler präsentierte, und sich dann auf einen einzigen Punkt konzentriert: den berühmten Handschuh. Anstatt der Jury alles vorzukauen hat er sie eingeladen, selbst nachzudenken, aber freilich sie vorher subtil genau dahin zu führen wo er sie haben wollte. Obwohl die Staatsanwaltschaft sich abgemüht hat und durchaus erklären konnte, warum jener Handschuh vermutlich schrumpfte, war es zu spät. "If it doesn't fit you must acquit" - die Jury hatte nun einen Punkt, an dem sie den Freispruch vor sich selbst rechtfertigen konnte.

Wer die Insider-Diskussionen damals verfolgt hat (mehrere der "Dream Team" Anwälte OJs haben ja später in Aussagen und Büchern aufgezeigt, wie umstritten Cochrans Vorgehen innerhalb des "Teams" gewesen ist), der weiss, dass die Strategie genial war, gerade weil sie die Jury nicht überfordert hat.

Zellner schiesst hier aus meiner Sicht zu weit. Einmal natürlich, weil sie es eben nicht mehr mit einer Jury zu tun hat, sondern in einem Wiederaufnahmeverfahrensantrag (was für ein Wort) steckt, der unter ganz anderen Regeln läuft, und andererseits weil sie es jetzt mit erfahrenen Juristen zu tun hat und eben nicht mehr mit einer Jury aus Laien. Und vor allem: Avery ist eben kein OJ.

Nun, wir werden sehen. Das amerikanische Recht bietet noch so viele Instanzen, dass es gut sein kann, dass wir noch einige Jahre in dieser Vorstellung bleiben können.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

18.10.2019 um 11:50
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Das Thema "Unschuldige in Haft" hätte eine wirklich neutrale Vorstellung verdient gehabt, aber die Netflix Doku ist m.E. offensichtlich nur auf eine grosse Zuschauerresonanz aus, und diese findet man eben am besten durch Rührszenen. Und Zellner inszeniert sich hier ganz extrem, es ist nahezu ein Werbefilm für sie. Das hat auch etwas unredliches.
Es geht in erster Linie um Zellner herself.
Ja, sie hat in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet.
Ja, sie hat zu unrecht inhaftierten zu ihrem Recht und ihrer verdienten Freiheit verholfen.
In der Netflix Doku allerdings geraten Avery und vor allem Dassey komplett in den Hintergrund.
Im Prinzip ist es nichts anderes als ein Zellner Werbefilm und das ist mehr als unredlich.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Die Staatsanwaltschaft geriet mit Brendan auf Abwege, juristisch empfinde ich seine Verurteilung als falsch, da m.E. das Verhör ein unfreiwilliges Geständnis hervorbrachte. Faktisch ist sie auch falsch, da ich glaube, dass aus dem Verhör deutlich wird, dass Brendan keine Ahnung von der Tat an sich hatte und kein Zeuge gewesen ist, jedenfalls kein Zeuge all der Dinge, die er ausgesagt hat.
Das seh ich ganz genau so.
Mir tut der Junge leid und in seinem Fall seh ich tatsächlich fast so etwas wie eine "Verschwörung".
Sie können ihn nicht raus lassen, ohne den Fall gegen Avery zu schwächen.
Ich glaube, dass die angestrebte Begnadigung tatsächlich seine einzige Chance ist, da der Gouverneur aus dem Unrecht Recht machen kann, ohne dass es die Aussagen Dasseys tangiert.
Der Fall "Avery" hätte nach wie vor Bestand.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Zellner wiederum baut ebenfalls zuviel auf. Anstatt sich auf Bobby oder Hillegas zu konzentrieren und begründete Zweifel an der Täterschaft Averys zu säen, baut sie hier eine Megaverschwörung der Polizei auf. Mir scheint sie hat den Zeitpunkt verpasst, einzusehen, dass sie damit in eine Sackgasse fährt: zum Beispiel bei der Idee, dass Averys Blut platziert wurde. Sie hatte Recht, zu erforschen, ob es z.B. aus der früheren Blutprobe stammte. Als das aber durch die Laboruntersuchungen klar ausgeschlossen werden konnte, hätte sie diese Sache aufgeben sollen. Stattdessen erzählt sie uns die Waschbeckentheorie, die extrem unglaubwürdig ist
Ich denke, dass das ganze Medieninteresse, die Doku, Zellner nicht gut getan hat.
Wie gesagt, sie hat in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet, aber sie hätte den Fall Avery nie übernehmen dürfen.
Sie hatte Recht so einige Dinge in Zweifel zu ziehen, aber sie ist über das Ziel hinaus geschossen.

Ja, die Waschbeckentheorie.
Wenn ich mich recht erinnere, kam der Anstoss dazu von Avery ?
"Ich hab mich in den Finger geschnitten und ins Waschbecken geblutet und als ich dann nach Hause kam, war das Blut weg."
Auch der grosse Auftritt vor dem Trailer "die Tür wurde schon mal aufgebrochen"
Ja, mit Sicherheit wurde sie und mit grosser Wahrscheinlichkeit von Avery selbst, als er mal wieder besoffen nach Hause kam und seinen Schlüssel nicht gefunden hat ^^

Sie scheint die Sackgassen nicht sehen zu wollen, weil sie zu sehr damit beschäftigt ist, sich selbst in Szene zu setzen.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ein wenig kommt es mir so vor, als ob sie unwillig ist einzusehen, dass sie zu spät in den Fall eingestiegen ist: wäre der Fall noch in der Anfangsphase, hätte sie durchaus Möglichkeiten gehabt, einer Jury nahezulegen, an Kernpunkten des Falles zu zweifeln. Mehr braucht man nicht um einen Freispruch durch eine Jury zu erreichen.
Wäre sie, mit ihrem Engagement und ihrem kritischen Blick auf die Dinge, von Anfang an seine Anwältin gewesen, er wäre nie verurteilt worden.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Anstatt der Jury alles vorzukauen hat er sie eingeladen, selbst nachzudenken, aber freilich sie vorher subtil genau dahin zu führen wo er sie haben wollte.
Das ist das wichtigste.
Sag den Menschen nicht was sie denken sollen, führ sie in deine Richtung und lass sie selbst drauf kommen.

Genau darin sehe ich das Problem für einen neuen Prozess.
Zellner wird die Jury nicht selbst denken lassen, sie wird ihnen den Ablauf vorgeben.
Sie wird ihnen den Täter präsentieren, oder zwei, oder drei ?

Ich kenn das aus meiner Praxis.
Sag Menschen nie was sie denken oder glauben sollen, sie werden in das Gegenteil gehen.
Gib ihnen Möglichkeiten, Wahrscheinlichkeiten. gib ihnen die Wahl, die sie, wenn du es richtig gemacht hast, eigentlich gar nicht haben ;)
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Zellner schiesst hier aus meiner Sicht zu weit. Einmal natürlich, weil sie es eben nicht mehr mit einer Jury zu tun hat, sondern in einem Wiederaufnahmeverfahrensantrag (was für ein Wort) steckt, der unter ganz anderen Regeln läuft, und andererseits weil sie es jetzt mit erfahrenen Juristen zu tun hat und eben nicht mehr mit einer Jury aus Laien. Und vor allem: Avery ist eben kein OJ.
Sie schiesst weit über das Ziel hinaus, aber jetzt geht es darum die Zweifel zu säen.
Problem, ich denke, sie sät zuviel.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

18.10.2019 um 12:00
Zitat von wagnerwagner schrieb:Sie schiesst weit über das Ziel hinaus, aber jetzt geht es darum die Zweifel zu säen.
Problem, ich denke, sie sät zuviel.
Die Zweifel graben sich gegenseitig die Nährstoffe ab, um im Bilde zu bleiben. So fruchtbar ist der verschwörungstheoretische Boden dann doch nicht...


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

18.10.2019 um 12:01
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Die Zweifel graben sich gegenseitig die Nährstoffe ab, um im Bilde zu bleiben. So fruchtbar ist der verschwörungstheoretische Boden dann doch nicht...
Ja genau, sehr gutes Bild


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

23.10.2019 um 15:21
Einmal Popcorn und Cola bitte und weiter gehts .... =)

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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

31.10.2019 um 20:53
Hallo zusammen!

Vor 2 Jahren habe ich die Dokuserie MaM gesehen, seitdem beschäftige ich mich -mal mehr, mal weniger - mit den Umständen der Schuldigsprechung von SA und BD.
BD hat es übel erwischt, der Junge war zur falschen Zeit am falschen Ort und zack, blöd gelaufen. Er tut mir wirklich leid. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er bis heute nicht recht verstanden hat, was da alles (mit ihm) passiert ist. Die Tragweite bekommt er allerdings sehr wohl, sehr übel zu spüren. Tragisch!

Nun habe ich tatsächlich in den vergangenen Tagen jeden Abend hier im Thread Ihre/eure Kommentare gelesen und bin nach wie vor unsicher, wie es sich bei SA verhält.

Einige Punkte wurden hier sehr ausführlich und auch kontrovers diskutiert, das fand ich für mein eigenes Meinungsbild sehr hilfreich, danke für die Recherchen und Erklärungen!
Ja, vielleicht passt es und SA ist der Täter und zurecht verurteilt, trotzdem gibt es Zweifel, jedenfalls für mich.

Ich bin hier komplett neu, habe selbst noch nichts zur Diskussion beigetragen und stelle auch schon die nächsten Fragen:
BobbyD soll Fotos von TH auf seinem PC gespeichert haben, richtig? Oder habe ich das falsch verstanden? Woher hatte er die und warum? Wenn es so war, dann
A) hatte er ein persönliches Verhältnis zu ihr
B) hat er sich ein persönliches Verhältnis zu ihr gewünscht
Ich tippe dabei klar auf B.
Das finde ich sehr merkwürdig! Ist bekannt, ob er sich dazu jemals geäußert hat?
Keine Frage, dass ich das weiter gefundene Bildmaterial als sehr befremdlich empfinde.

Außerdem steht für mich zur Frage, ob es eine Möglichkeit gab, an die gelöschten Nachrichten von THs Handy zu kommen?

Wenn jemand was weiß ... Danke!


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

31.10.2019 um 21:56
Zitat von palümpalümpalümpalüm schrieb:BobbyD soll Fotos von TH auf seinem PC gespeichert haben, richtig?
Hallo erstmal,
Fotos wurden gefunden, diese sind aber nicht von TH.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

02.11.2019 um 11:31
Dass Bobby D Fotos seines Onkels und von Teresa H. auf dem Rechner hatte, stimmt so, allerdings hat die Info einen gewaltigen Haken, der gerne immer unterschlagen wird: Diese Bilder hat er nach (!) Bekanntwerden der Tat erst runtergeladen. Das ist wieder eine dieser Informationen, die von gewissen Stellen unterschlagen werden, damit ein verzerrtes Bild entsteht. Initial war ich aber auch erstmal in dieser Gedankenfalle und hatte mich gewundert, warum ein Unschuldiger Fotos des späteren Opfers haben soll.

Ohne BD jetzt in Schutz nehmen zu wollen, ist es eine normale menschliche Reaktion sich nach so einer Bluttat im direkten Umfeld mit dem Mörder und dem Opfer zu beschäftigen, gerade, wenn die eigene Familie betroffen ist.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

03.11.2019 um 17:41
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb am 18.10.2019:Ich kann da immer nur wieder auf den Fall O.J. Simpsons verweisen. Johnny Cochran hat ihn genial gehandhabt: er hat die Staatsanwaltschaft in eine Sackgasse geführt, indem er methodisch den rassistischen Ermittler präsentierte, und sich dann auf einen einzigen Punkt konzentriert: den berühmten Handschuh. Anstatt der Jury alles vorzukauen hat er sie eingeladen, selbst nachzudenken, aber freilich sie vorher subtil genau dahin zu führen wo er sie haben wollte. Obwohl die Staatsanwaltschaft sich abgemüht hat und durchaus erklären konnte, warum jener Handschuh vermutlich schrumpfte, war es zu spät. "If it doesn't fit you must acquit" - die Jury hatte nun einen Punkt, an dem sie den Freispruch vor sich selbst rechtfertigen konnte.
Das ist richtig. Dazu kommt aber noch, dass ohne die Ausgangslage ein solches Urteil wahrscheinlich gar nicht möglich gewesen wäre.

Der O.-J.-Simpson-Prozess fand drei Jahre nach dem Rodney-King-Prozess und den darauf folgenden LA Riots statt; die Beziehungen zwischen schwarzer und weißer Bevölkerung waren auf einem Tiefpunkt. Der Fall Simpson wurde vor allem innerhalb der schwarzen Community sehr stark „rassenbezogen“ interpretiert, im Sinne, dass die „rassistische weiße Polizei“ einen erfolgreichen Schwarzen mit einer fingierten Ermittlung „auf seinen Platz verweisen“ wolle.

Natürlich waren in der Zwischenzeit in LA wohl hunderte von Schwarzen wegen diverser Verbrechen verurteilt worden, ohne dass es grosses Aufsehen erregt hätte, und O. J. Simpson war nicht gerade die perfekte Identifikationsfigur für den schwarzen Durchschnittsmenschen, aber im Gegensatz zu jenen Fällen hatte natürlich jedermann eine Meinung zum Promi-Prozess O. J. Simpson, schon im Vorfeld.

Ein entscheidender Faktor beim O.J.-Simpsons-Prozess sehe ich deswegen darin, dass der Fall letztlich vor einer überwiegend schwarzen Jury verhandelt wurde. Man kann davon ausgehen, dass nicht wenige der Juroren eine ideologisch und emotional aufgeladene Meinung zu diesem Prozess hatten, selbst wenn die Auswahl der Geschworenen dies eigentlich verhindern sollte. Vor diesem Hintergrund war es wahrscheinlich ein leichtes, dieser vorgefassten Meinung ein paar Pseudoargumente zu liefern, mit der es die Jury vor sich selbst rechtfertigen konnte, dass ein Freispruch O.-J.-Simpsons nicht nur im Sinne eines „Wir gegen die“-Gefühls richtig sei, sondern durchaus auch auf einer logischen Ebene stichhaltig.

Und da sehe ich ein doppeltes Problem für die Art und Weise, mit welcher der Fall Avery von Zellner und Netflix gehandhabt wird. Nicht nur fehlt hier die Jury, es fehlen auch innerhalb des Countys die klar definierten Bevölkerungsgruppen, die man gegeneinander ausspielen könnte. Es ist nicht anzunehmen, dass es innerhalb des Manitowoc Countys eine nennenswert große Schicht gibt, die sich eher mit einem kleinkriminellen Schrotthändler identifizieren würde, als mit ihrer Polizei und den Justizorganen.

Eher schneidet man sich damit ins eigene Fleisch: Je mehr Manitowoc County seitens der liberalen Fernsehleute aus Kalifornien und der erfolgreichen Anwältin aus der Großstadt Chicago als Nest von „korrupten und zurückgeblieben Hinterwäldlern“ dargestellt wird, in der grundsätzlich Justizwillkür herrsche, um so mehr wird die Bevölkerung dieses Countys in die Verteidigungshaltung gehen, und wäre im Falle einer potentiellen Geschworenenauswahl wahrscheinlich zu Ungunsten Averys voreingenommen.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

04.11.2019 um 01:12
Sehr richtig. Zum Glück gibt es ja auch hunderte, wenn nicht tausende Gegenbeispiele, wie Du richtig erwähnst: Juries verschiedenster Zusammensetzungen verurteilen Weisse, Schwarze, Grüne und Blaue nicht wegen ihrer Rasse sondern weil die Indizien, die von der Anklage vorgebracht wurden, der Jury einleuchtend die Schuld beweisen. Und sie machen da einen ganz ordentlichen Job. Gutes Beispiel ist auch der Fall in Florida, gegen Casey Anthony, wo sich die Jury nicht von der Vorverurteilungsstimmung beeinflussen liess.


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07.11.2019 um 17:28
Hab das Protokoll jetzt zum zweiten Mal durch und ich muss sagen diese Beweis-Plant Theorie wird immer abwegiger.
Wo soll denn die Leiche verbrennt worden sein und wie kommt diese dann aufs Grundstück hinter die Häuser?
Und warum findet man den Schlüssel dann erst am 08.11 und nicht schon früher?

Gibt noch genug andere Fragen, aber allein das lässt sich nicht aufklären. Also meine Meinung wird sich wohl nicht mehr ändern, dass sehr wohl der richtige einsitzt.


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07.11.2019 um 19:10
@Rick_Blaine
Steven Avery ist Baujahr 1962 . Das könnte bedeuten , es erwarten ihn noch einige Jahre des Wartens zusammen mit Frau Zellner . Warten auf eine Reaktion zum WAVantrag ( sorry meine Kürzel ) . Oder gibt es einen Zeitrahmen ?

Ich stelle mir mit Grausen vor , alles klappt für ihn nach Plan , und er lässt im Alter von 65 mal ein Buch schreiben ala O.J - " if i did it" .

Hin und wieder lese ich etwas über seine Love Affairs , all die Jodis und die Lynns und wie sie alle heißen .

Alle diese Damen beschreiben ihn nicht gerade als den sensiblen, missverstanden liebenswerten Herzensjungen . Im Gegenteil. Wenn auch nur ein paar Körnchen Wahrheit in all den Berichten steckt , dann sollte man beten, dass er dort bleibt , wo er ist.
Mir erscheint er geradezu bösartig, rachsüchtig und manipulativ, was das Thema Frauen angeht. Irgendwie schwingt in jeder dieser Geschichten rund um SA das Thema Gewalt gegen Frauen ein wenig mit.
Zumindest sehe ich das subjektiv so. Ich kann keinerlei liebevoll zärtliche Züge an ihm sehen .
Gerne lasse ich mich eines besseren belehren , aber ich sehe da weit und breit niemanden , der mir eine gesunde schöne gewaltfreie Beziehung von ihm aufzeigen könnte oder?

PS. Im Casey Anthony Fall , bin ich anfänglich auch sehr erstaunt gewesen über die Entscheidung der Jury. Aber je öfter man das sachlich betrachtet, ohne die Boulevard Fotos und ohne die Dokus drumherum , umso mehr verstehe ich , das objektiv Recht gesprochen wurde bzw die Entscheidung nicht anders ausfallen konnte. Auch wenn das unpopulär erscheint .


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

07.11.2019 um 19:37
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Irgendwie schwingt in jeder dieser Geschichten rund um SA das Thema Gewalt gegen Frauen ein wenig mit.
Naja ein wenig ist gut. Das ist ja keine Spekulation sondern ein Fakt, das es in der Vergangenheit mehrfach Delikte gegen Frauen gab. Gibt dazu auch offizielle Dokumente bzw. Anzeigen.
Also liegst du vollkommen richtig.


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07.11.2019 um 21:02
@calligraphie
Ja, der Instanzenweg kann uns noch einige Jahre beschäftigen.
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:PS. Im Casey Anthony Fall , bin ich anfänglich auch sehr erstaunt gewesen über die Entscheidung der Jury. Aber je öfter man das sachlich betrachtet, ohne die Boulevard Fotos und ohne die Dokus drumherum , umso mehr verstehe ich , das objektiv Recht gesprochen wurde bzw die Entscheidung nicht anders ausfallen konnte. Auch wenn das unpopulär erscheint .
Genau so ist es, rechtlich gesehen hat die Jury genau die richtige Entscheidung getroffen. In dubio pro reo.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

16.11.2019 um 18:41
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb am 07.11.2019:Ja, der Instanzenweg kann uns noch einige Jahre beschäftigen.
Jetzt gab's erstmal eine Fristverlängerung vom Gericht:
Der Staat hat nun bis zum 11. Februar 2020 Zeit, um seine Antwort einzureichen.
https://www.wbay.com/content/news/State-files-last-minute-motion-for-more-time-to-respond-to-Avery-564848122.html

Ich denke, die Frist wird man wohl auch ausnutzen. Es heißt also abwarten und schauen, ob sich K. Zellner noch was für die Winterpause einfallen lässt.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

18.02.2020 um 07:52
Gibt es eigentlich was Neues von unserem sympatischen Unschuldsbärchen? Lange nichts gehört, und die letzten Ankündigungen seines Anwaltsteams klangen doch eigentlich recht vielversprechend...


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