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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

1.496 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Making A Murderer, Steven Avery, Brendan Dassey ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

10.09.2019 um 14:44
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Meint ihr, dass ist glaubhaft , oder hat Frau Zellner das Geld selbst gespendet ? Ein Schelm der böses dabei denkt.
Da kann man ja gespannt sein, ob sich jemand meldet.
Darauf gibt es mittlerweile eine offizielle Antwort:

Zellner

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Belohnung n i c h t von der Kanzlei Zellner & Associates ausgeht, sondern einer Privatperson. Das ist auch glaubwürdig, denn Zellner hat gar keinen Auftrag den wahren Mörder zu finden, sondern nur die Unschuld Averys zu beweisen. Da sie den Fall pro bono bearbeitet, ist nicht ersichtlich, woher sie diese Summe nehmen sollte.
Und sie hat bereits bei weitem genug und ausreichend überzeugendes Material um ein neues Verfahren oder eine Beweismittelanhörung zu erhalten und beides auch zu gewinnen.
Zellner war hier nur das Sprachrohr für die Öffentlichkeit.

Bei dieser Privatperson soll es sich um einen wohlhabenden Neuseeländer handeln, der Steven Avery in der Vergangenheit mehrfach bereits im Gefängnis besucht hat.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

10.09.2019 um 15:14
@stefanclimbr15
Oh, danke. Ja gut wer da so einen Gönner hat. Du hast recht, solche Belohnungen könnten vielleicht jemanden inspirieren etwas seine Zunge zu lockern. Man stelle sich vor aus den Reihen der Polizei bzw der EB könne ein Hinweis . Wird so etwas grundsätzlich anonym gehändelt ? Oder wird das nach Prüfung nur mit einbezogen in den nächsten Schritt . Muss ein hinweisgeber, der evtl belastbares im köfferchen hat, sich outen als Zeuge oder ähnliches ?


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

10.09.2019 um 15:20
@calligraphie

Das ist meistens anonym, es sei denn der Belohner ist prominent und will dass es bekannt wird.
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Muss ein hinweisgeber, der evtl belastbares im köfferchen hat, sich outen als Zeuge oder ähnliches ?
Vermutlich ja, davon ist auszugehen.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.09.2019 um 15:33
Ich finde dieses System in den USA schrecklich und ungerecht und nur deswegen kann sowas passieren.
Die regen sich über die Filmemacher auf aber haben 2005 schon vor dem Gerichtsverfahren jede Menge Medienarbeit geleistet um die Menschen zu täuschen und zu sagen wer die Mörder sind, dabei ist es bis zum Urteil nicht bewiesen. Es war klar das beide schuldig gesprochen werden. Die Beweise waren nur Mittel zum Zweck damit es überhaupt ein Verfahren gibt...der rest war easy, haben doch eh alle Anwohner gewusst das es die beiden waren.

Ich persönlich denke das es bobby war. Er hatte ein Motiv (ekelhaftesten Bilder der Welt als wichsvorlage), er ist binnen 2 Minuten verschwunden, sein Stiefvater hat ihn auf der 147 aus Richtung der Q kommen sehen zu der Zeit, er besucht seinen Bruder nicht im Knast, sagt gegen sein eigenes Blut aus und er war Jäger.
Ein Alibi hat er auch nicht.
Ich denke er wollte nicht das sein Bruder verknackt wird aber der ist leider so dumm und macht ne Falschaussage.

Die Polizei wusste das und die haben an der kuss road auch spuren gefunden von ihm aber ich denke es gab einen Deal und so mit konnten beide leben. Er geht straffrei aus wenn er gegen SA aussagt und sie sparen sich 36 Millionen.
Jetzt noch ein paar Beweise platzieren mit seiner Hilfe und fertig ist der Prozess.
Vielleicht bringen die 100000 Dollar einen zum Singen, ansonsten wird es keine Hoffnung geben.

In diesem Land ist eben alles möglich, Trump ist auch Präsident geworden:-(


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

26.09.2019 um 13:42
Die Frage ist sollte es zu einer Berufung kommen und der Fall sollte neu aufgerollt werden. Was wäre anders wie beim ersten mal welche neue Beweise würden vorliegen die Avery entlasten würden? Welche man nicht jetzt schon weiß?
Zitat von Alf22Alf22 schrieb am 14.09.2019:In diesem Land ist eben alles möglich, Trump ist auch Präsident geworden:-(
Wobei in userem Land auch alles möglich ist =)


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04.10.2019 um 10:10
Ein neues Video mit Dasseys Anwältin und Brendan:

https://m.youtube.com/watch?v=3Ve_UyIqfK4


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.10.2019 um 20:57
DIE EINGABE AN DAS BERUFUNGSGERICHT IST DA:

https://acefiling.wicourts.gov/document/eFiled/2017AP002288/248753


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

15.10.2019 um 05:31
Na fein, 135 Seiten Lesestoff. Vieles davon ist Prozedur, aber endlich gibt es mal ein wenig "Butter bei die Fische," die man bei bisherigen Anträgen Zellners sehr vermisst hat.

Vieles ist Wiederholung, so einige der Argumente, die wir hier schon diskutiert haben, aus dem letzten Antrag hinsichtlich der Knochenfragremente. Das kennen wir schon und ich denke es braucht hier nicht noch einmal diskutiert werden.

Worum geht es? Es geht immer noch um eine Wiederaufnahme des Verfahrens, wie man in Deutschland sagen würde. Diese ist in den USA ähnlich schwer zu erreichen wie in Deutschland.

Mögliche Begründungen für eine Wiederaufnahme sind hier Verstösse gegen die verfassungsmässigen Rechte eines Angeklagten vor, während oder nach seinem Prozess. Das macht Zellner hier im Prinzip geltend, und zwar konkret in zwei bzw. drei Bereichen:

1) Zurückhalten von potentiell entlastendem Beweismaterial durch die Staatsanwaltschaft (sogenannte Brady violations.
2) Vernichtung potentiell entlastendem Beweismaterials durch die Staatsanwaltschaft hinsichtlich der Knochenfragmente
3) Eine defiziente Verteidigung, die Avery dadurch um einen fairen Prozess gebracht hat.

Unter den jeweiligen Punkten subsumiert sie dann eine Reihe einzelner Argumente. Interessant erscheinen mir hier zwei Punkte:

A) Fehlendes Kreuzverhör von Bobby Dassey
("Kreuzverhör" ist eine gängige aber schlechte Übersetzung des amerikanischen Begriffs "cross examination," es bedeutet die Zeugenvernehmung vor Gericht durch die Gegenseite, also durch die Seite, gegen die der Zeuge aussagt. Im deutschen Verfahren ist die Zeugenvernehmung strukturell anders angelegt, daher ist das ein typisch amerikanisches Merkmal. Ganz anders als im deutschen Verfahren wird hier ein Zeuge ausschliesslich durch die Anwälte beider Seiten verhört, nicht durch den Richter.

Zunächst geschieht das Verhör durch die Seite, die den Zeugen benannt hat, das nennt man "direct examination," dann darf die Gegenseite Fragen stellen, das ist die "cross-examination," die hat also nichts mit Kreuz zu tun sondern bedeutet eher "Gegenverhör." Will dann die erste Seite noch Fragen klären nennt man das "re-direct," die zweite Seite kann danach ab und zu noch ein "re-cross" einlegen usw.)

Hier weist Avery (durch Zellner) auf zwei durchaus interessante Dinge hin: Bobby Dassey war im Verfahren gegen Avery ein wichtiger Zeuge der Anklage, denn er bestätigte Theresa Halbachs Anwesenheit auf dem Avery Grundstück zu einer bestimmten Zeit. Er behauptete auch, dass das der letzte Zeitpunkt gewesen sei, an welchem er T.H. gesehen habe.

Es gibt aber eine weitere Zeugenaussage, die so im Verfahren aber nicht gemacht wurde, sondern nur bei der Polizei, seitens eines Bryan, angeblich Bobbys Bruder, der behauptet, Bobby Dassey habe ihm gesagt, er habe T.H. das Grundstück verlassen sehen.

Obwohl diese Aussage bei der Polizei getan wurde, habe es Averys Verteidigung unterlassen, Bryan als Zeugen aufzurufen und damit die Aussage Bobby Dasseys in Frage zu stellen.

Mit dieser Aussage des Bryan verbindet Avery/Zellner dann einige andere Punkte, die ebenfalls Bobby Dasseys Version in Frage stellen, so angebliche Sichtungen von Halbachs Fahrzeug ausserhalb des Avery Grundstücks und eine generelle Zeitlinie von Halbachs Terminen an jenem Tag.

Es ist offensichtlich, worauf Avery/Zellner hier hinauswollen: Bobby Dassey als möglichen Täter präsentieren.

Dazu kommt dann, dass Avery/Zellner hier der Staatsanwaltschaft vorwerfen, die sogenannte Velie CD unterschlagen zu haben, auf der das Ergebnis der Durchsuchung von Bobby Dasseys Computer zu finden sei, eine grosse Sammlung von Gewalt-Pornobildern und -videos. Ausserdem sei dabei deutlich, dass Bobby Dassey noch in einem weiteren Punkt gelogen habe: denn er gab an, am Vormittag des Tattags geschlafen zu haben, aber die Computerdateien zeigen an, dass er zu dieser Zeit fleissig Pornos gesucht hat.

Dies alles darzustellen und zu einem vernünftigen Zweifel zusammenzufügen habe Averys Verteidigerteam versäumt, und daher habe er keinen fairen Prozess gehabt.

Soviel zu Argument Nr. 1, das ich für das stärkste Argument halte. Wie ich schon oft gesagt habe, ist mein Problem mit Zellner, dass sie sich jedes Mal verzettelt, wenn sie argumentiert. Ich glaube sie wäre erfolgreicher, wenn sie sich auf eine stringente Theorie konzentrieren würde.

Es gibt diese Probleme häufig in der Praxis als Revisionsanwalt, dass man soviel Material hat, das aber in verschiedene Richtungen führt, dass man vor der Frage steht, wie und welches Material man nun dem Revisionsgericht präsentiert. Meine Lehrer haben uns damals nachvollziehbar beigebracht, eher auf Material zu verzichten, als das Gericht zu verwirren. Das gilt um so mehr, wenn man einen Antrag auf Wiederaufnahme erfolgreich eingelegt hat und nun einer neuen Jury gegenüberstellt.

Zellner macht das nicht und schiesst lieber aus vollen Rohren ohne zu wissen, wen oder was sie treffen wird.

So bringt sie auch hier wieder neben den plausiblen Vorwürfen in Richtung Bobby Dassey ihre zwei weiteren Theorien ein:

2) Hillegas

Auch in Hinsicht des Ex-Freundes von Halbach gibt es einige Merkwürdigkeiten, vor allem, dass er anscheinend Zugang zu elektronischen Daten Halbachs hatte und im Besitz ihres Kalenders gefunden wurde. Hier wirft Avery/Zellner nun den ehemaligen Verteidigern vor, dass diese jene Merkwürdigkeiten nicht genauer untersucht haben. Mir erscheint hier ein Punkt tatsächlich von Interesse: wie Hillegas in den Besitz des Kalenders kam. Avery/Zellner versuchen einen Telefonanruf bei einer Zeugin Heitl einzubringen, der beweisen soll, dass Halbach den Kalender an jenem Tag in ihrem Fahrzeug hatte, und er daher nicht, wie Hillegas behauptet, in ihrem Apartment gewesen sei. Die Beweiskraft des Anrufs erscheint allerdings sehr dürftig zu sein, aber zumindest, so Zellner, hätten die Verteidiger hier mehr nachhaken müssen.

Damit bringt sie wieder Hillegas als zweiten Verdächtigen ein. Natürlich widerspricht diese Theorie ganz der "Bobby Dassey ist der Täter" Theorie, ein Problem, das sie nicht löst.

3) Untergeschobene Beweise

Zellners Lieblingsthese ist offensichtlich aber, dass die Polizei in einer massiven illegalen Aktion zahlreiche Beweise gefälscht und Avery untergeschoben habe. Wie immer bleibt sie dabei der Erklärung, welches Motiv all die involvierten Polizeibeamten gehabt haben sollen, schuldig. Hier wirft sie nun der Verteidigung vor, nicht genügend eigene Experten beauftragt zu haben um diese illegalen Aktionen offenzulegen, so wie sie das mit ihren Experten nun getan habe. Dabei bemüht sie wieder in meinen Augen sehr zweifelhafte Schlussfolgerungen, z.B. hinsichtlich der Gewehrkugel, die Halbach getötet haben soll oder der Avery-DNA an der Motorhaube.

Man wird sehen, wie das Revisionsgericht diese Dinge beurteilen wird. In diese materiellen Argumente, die ich hier herausdestilliert habe, mischen sich freilich noch zahlreiche prozeduale Argumente und Gegenargumente, die den nicht-juristischen Leser vermutlich eher verwirren werden, daher gehe ich darauf hier jetzt nicht ein. Sie können aber entscheidend sein, denn sie betreffen meist die Frage, ob Avery diese Argumente jetzt überhaupt noch machen kann oder ob sie bestimmte Minimalansprüche erfüllen.

Ein Tip noch für alle, die ebenfalls diese 150 Seiten durcharbeiten wollen: eine Frage durchzieht juristisch sämtliche Argumente: wenn alles so gelaufen wäre, wie Avery/Zellner es hier als gefordert darstellen, wäre es wahrscheinlich, dass die Jury ein anderes Urteil gefällt hätte? Die positive Beantwortung dieser Frage ist die Voraussetzung für eine Aufhebung des bisherigen Urteils. Und hier muss man vorsichtig sein. Die Jury hätte selbst im Idealfall natürlich nie die Netflix Doku mit ihrer sehr einseitigen und oft irrelevanten Darstellung gesehen. Man darf sich da nicht vereinnahmen lassen.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

15.10.2019 um 08:39
Danke @Rick_Blaine für die, wie immer, sehr gute Zusammenfassung.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

15.10.2019 um 09:03
Ich bin kein Jurist, aber ich denke auch, sie sollte sich auf ein Argument fokussieren und das ist durchaus Bobby Dassey als möglichen Täter.
Beim ansehen der Netflix Doku hatte ich mich schon gefragt, warum lässt die Verteidigung ihm diese verschiedenen Aussagen durchgehen, warum rufen sie Bryan nicht in den Zeugenstand.
Ich weiss nicht, aber wenn ich Geschworener gewesen wäre und die Verteidigung hätte mir Bobby Dassey, seine "Vorlieben", die Diskrepanz in seinen Aussagen, die verschwundene CD präsentiert, ich wäre schon sehr ob Averys Schuld ins Grübeln gekommen.

Natürlich gibt es auch zu Hillegas Merkwürdigkeiten, z.B. der Besitz des Kalenders, aber in der Gesamtheit erscheinen sie mir nicht so stark wie die, die Bobby Dassey betreffen.

Es ist auch schwierig, wenn plötzlich zwei "neue Täter" präsentiert werden, dazu die These der untergeschobenen Beweise.
Hinterlässt bei mir im Gefühl den Eindruck, da ist jemand, der verzweifelt versucht Zweifel zu säen und Notfalls auch den Nachbarshund in den Zeugenstand rufen würde.
Was dann wiederum zu der Frage führt, ich kanns gar nicht richtig erklären, aber wenn er doch unschuldig ist, warum dann diese verschiedenen Kisten aufmachen, wenn doch eine reichen würde.


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15.10.2019 um 09:21
Zitat von wagnerwagner schrieb:Es ist auch schwierig, wenn plötzlich zwei "neue Täter" präsentiert werden, dazu die These der untergeschobenen Beweise.
Insbesondere sind beide Hypothesen nur in Kombination zu haben: Wenn man davon ausgeht dass Bob Dassey der Täter war, muss man gleichzeitig auch noch von der ganz großen Polizei- und Justizverschwörung ausgehen. Denn die Indizien die zu Averys Verurteilung geführt haben bleiben ja erhalten und selbst die fantasiebegabtesten Avery-Groupies dürften Schwierigkeiten haben sich vorzustellen, dass Dassey die vermeintlichen Fehlspuren gelegt haben könnte.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

15.10.2019 um 10:41
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Insbesondere sind beide Hypothesen nur in Kombination zu haben: Wenn man davon ausgeht dass Bob Dassey der Täter war, muss man gleichzeitig auch noch von der ganz großen Polizei- und Justizverschwörung ausgehen.
Das stimmt und ist auch immer wieder mein Knackpunkt.
Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass auch Bobby Dassey die Möglichkeit hatte Beweise zu platzieren.
Andererseits kann ich mir nur wenig vorstellen, dass sein Intellekt für ein solches Unterfangen ausreicht.

Ja, die grosse Polizei- und Justizverschwörung.
Rick_Blaine hatte am Anfang dieses Threads mal angedacht, dass es vielleicht eine Mischung aus beidem sein könnte.
Averys Schuld _und_ einer Platzierung zumindest eines Teils der Beweise.
Ich kann mir schon vorstellen, dass die Polizei ein grosses Interesse daran hatte Avery diesmal hieb- und stichfest "dranzukriegen".
Möglich dass sie, um dies sicherzustellen, hier und dort ein wenig nachgeholfen haben.
Würde natürlich nichts daran ändern, dass Avery schuldig ist.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

15.10.2019 um 10:57
Zitat von wagnerwagner schrieb:Möglich dass sie, um dies sicherzustellen, hier und dort ein wenig nachgeholfen haben.
Würde natürlich nichts daran ändern, dass Avery schuldig ist.
Auch müssen die ganzen Versäumnisse, Ungenauigkeiten, Verfahrensfehler die Frau Zellner zurecht anmahnt noch nicht bedeuten, dass Avery unschuldig ist. Ein Urteil in einem Mordfall ist das Ergebnis eines hochkomplexen Prozesses, an dem zahlreiche Menschen über Jahre hinweg in unterschiedlicher Weise mitgewirkt haben: Ermittler, Gutachter, Staatsanwälte, Verteidiger, Juries, indirekt auch Journalisten und in diesem Falle sogar Regisseure und Produzenten.
Es ist völlig ausgeschlossen dass es in einem derartig aufwändigen, komplexen und langwierigen Verfahren nicht zu Fehlern kommt. Ich bin daher davon überzeugt dass in jedem anderen vergleichbaren Verfahren mindestens genau so viele Fehler gefunden werden könnten, wenn ein Team wie das von Frau Zellner ebenso genau hinschauen würde wie im Fall Avery.

Entscheidend ist am Ende weniger die Anzahl der Fehler (von der sich viele scheinbar besonders beeindrucken lassen) , sondern eher deren Relevanz für das Urteil.
Wenn Avery am Ende wegen eines Formfehlers aus dem Gefängnis kommt, geht das natürlich rechtlich vollkommen in Ordnung. Schuldig kann er trotzdem sein und seine Groupies sollten sich wirklich gut überlegen, ob sie das dann auch noch bejubeln wollen.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

15.10.2019 um 13:13
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Auch müssen die ganzen Versäumnisse, Ungenauigkeiten, Verfahrensfehler die Frau Zellner zurecht anmahnt noch nicht bedeuten, dass Avery unschuldig ist.
Natürlich nicht, aber durch die Dokus ist der Fall einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden, von der sich wahrscheinlich nur ein geringer Teil wirklich damit auseinandergesetzt hat.
Dementsprechend schreit alles was Frau Zellner anführt laut "Justizskandal".
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Ein Urteil in einem Mordfall ist das Ergebnis eines hochkomplexen Prozesses, an dem zahlreiche Menschen über Jahre hinweg in unterschiedlicher Weise mitgewirkt haben: Ermittler, Gutachter, Staatsanwälte, Verteidiger, Juries, indirekt auch Journalisten und in diesem Falle sogar Regisseure und Produzenten.
Das ist etwas, was leider nur zu schnell vergessen wird, nämlich wie viele Menschen beteiligt waren und über wie viele Jahre sich die ganze Sache schon zieht und das Urteil ist immer noch dasselbe, schuldig.

Natürlich könnte man auch hier die grosse Polizei- und Justizverschwörung anführen, dass Avery nicht frei kommen darf, um genau diese zu verschleiern.
Ich weigere mich allerdings daran zu glauben, dass der gesamte Justizapparat der USA darin verwickelt ist und das müsste so sein.
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Entscheidend ist am Ende weniger die Anzahl der Fehler (von der sich viele scheinbar besonders beeindrucken lassen) , sondern eher deren Relevanz für das Urteil.
Nun gut, hat Bobby Dassey Teresa Halbach, nicht nur ihr Auto, tatsächlich vom Grundstück fahren sehen, würde es den Tatablauf, wie von der Anklage angenommen, durchaus erschüttern.
Hiesse aber nicht automatisch im Umkehrschluss, dass Avery unschuldig ist.

Ich sehe allerdings in den begangenen Fehlern und den Ungereimtheiten nur wenig Relevanz für das Urteil.

Zwischendrin hatte ich schon den, zugegebenermassen ziemlich abwegigen Gedanken, was wäre wenn Avery die Beweise selbst platziert hat ?
In der Annahme, da er bereits einmal unschuldig gesessen hat, dass wenn die Beweise genau so gefunden werden, alle Welt einfach annehmen muss, dass er reingelegt wurde, da sich die Polizei ihr Versagen im ersten Fall einfach nicht eingestehen will und er deswegen nun mal unbedingt wieder hinter Gitter muss. ;)
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Wenn Avery am Ende wegen eines Formfehlers aus dem Gefängnis kommt, geht das natürlich rechtlich vollkommen in Ordnung. Schuldig kann er trotzdem sein und seine Groupies sollten sich wirklich gut überlegen, ob sie das dann auch noch bejubeln wollen.
Es wäre mehr als bitter, käme er nur auf Grund eines Formfehlers frei.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

15.10.2019 um 18:21
Schön mal wieder was hier zu lesen.
Wäre man in der Jury gesessen und hätte nur die Beweise aus dem Prozess (ohne Doku etc.), so hätte wohl jeder vernünftige Mensch SA schuldig gesprochen.
Klar gibt es ein paar Ungereimtheiten, aber wo gibt es diese nicht. Wenn man nicht live dabei war, kann man nie jeden Schritt komplett rekonstruieren.

Jetzt stand 2019 hat sich natürlich einiges getan. An meiner Meinung das Avery schuldig ist hat sich jedoch nichts geändert. Im großen und ganzen sind die Beweise überwältigend. Hätte Avery aber nicht die größten Pfeifen als Anwälte gehabt, hätte das ganze auch anders ausgehen können. Liest man aber nur das Ganze Trial-Protokoll durch (und mehr hatte die Jury auch nicht), so würde wohl so gut wie jeder normal denkende Mensch ihn für schuldig befinden.

Bei Dassey denke ich zwar ebenfalls das er schuldig ist, die Verurteilung mit den ganzen Begleitunständen sehe ich aber mittlerweile auch kritischer. Vielleicht bekommt er ja nochmal die Chance auf ein halbwegs normales Leben.
Steven kann seine letzten Jahre gerne dort verbringen wo er ist, schon alleine wegen seiner Vergangenheit.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

16.10.2019 um 05:30
Zitat von wagnerwagner schrieb:Hinterlässt bei mir im Gefühl den Eindruck, da ist jemand, der verzweifelt versucht Zweifel zu säen und Notfalls auch den Nachbarshund in den Zeugenstand rufen würde.
Was dann wiederum zu der Frage führt, ich kanns gar nicht richtig erklären, aber wenn er doch unschuldig ist, warum dann diese verschiedenen Kisten aufmachen, wenn doch eine reichen würde.
Nun, man könnte argumentieren, dass zu einen Wiederaufnahmeverfahren (ich benutze einfach mal diesen deutschen Begriff, weil er allen geläufig ist) reicht, so der Supreme Court, wenn man das "Vertrauen in das bisherige Urteil erschüttern kann." Je mehr Unstimmigkeiten man aufzählt, desto weniger Vertrauen - kann man meinen.

Problematisch wird das aber in einem neuen Verfahren: hier wird jede Jury insgeheim sagen: nun tu mal Butter bei die Fische und sage uns, wer denn nun der Täter sein soll. Das soll sie zwar nicht, aber es ist wahrscheinlich, dass sie es tun wird.

Schaut man sich nun Averys/Zellners Thesen an, so merkt eigentlich jeder, dass hier etwas nicht stimmt:
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Insbesondere sind beide Hypothesen nur in Kombination zu haben: Wenn man davon ausgeht dass Bob Dassey der Täter war, muss man gleichzeitig auch noch von der ganz großen Polizei- und Justizverschwörung ausgehen. Denn die Indizien die zu Averys Verurteilung geführt haben bleiben ja erhalten und selbst die fantasiebegabtesten Avery-Groupies dürften Schwierigkeiten haben sich vorzustellen, dass Dassey die vermeintlichen Fehlspuren gelegt haben könnte.
Zitat von wagnerwagner schrieb:Das stimmt und ist auch immer wieder mein Knackpunkt.
Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass auch Bobby Dassey die Möglichkeit hatte Beweise zu platzieren.
Andererseits kann ich mir nur wenig vorstellen, dass sein Intellekt für ein solches Unterfangen ausreich
Genau so ist es. Zellner hat akribisch angebliche Fehler zusammengetragen, die nun wirklich eine Unzahl von Polizisten mit finsteren Absichten braucht. Nicht nur werden da Leichenteile durch die Gegend getragen, da werden auch Bluttropfen mühsam im Waschbecken zusammengekratzt um sie dann im Auto als getrocknete Blutteilchen wieder zu verteilen, flüssiges Blut wird ans Zündschloss getropft - aber nirgends sonst hin, und dann wird wieder in einer schon geheimdienstlich wirkenden Aktion einer MTA ein Wattestäbchen entwendet, das DNA Spuren Averys enthält, die dann unter die Motorhaube platziert werden. Und so weiter.

Diese story ist schon jetzt m.E. in ihrer Gesamtheit völlig unglaubwürdig, unter anderem deshalb, weil viel zu viele Akteure in viel zu vielen Schritten beteiligt sind. Es wird auch die Notwendigkeit eines solchen Maneuvers nicht sichtbar: wenn man Avery fälschlich belasten wollte, dann hätte man als Polizist das viel einfacher tun können. Ausgerechnet DNA unter die Motorhaube zu schmieren, wenn man nicht einmal Blut im Innenraum des Fahrzeugs verteilt...- warum sollte man es so kompliziert machen?

So, und da nun komplett hanebüchen ist, anzunehmen die Polizei habe mit dem eigentlichen Täter, Bobby D. oder Hillegas wissentlich und willentlich kooperiert, muss man also, wenn man einen von beide als Täter annimmt, denken, dass dieser all diese falschen Spuren legt. Und das ist, wenn man sich diese Typen ansieht, kaum vorstellbar.

Selbst wenn man annimmt, dass einer der beiden der echte Täter sei, und die Polizei in Unkenntnis dieser Tatsache falsche Spuren gelegt hat, weil sie eh dachte, Avery sei der Täter - dann müsste man mit Erstaunen feststellen, dass der Täter diese Tat vollbracht hat ohne auch nur eine einzige Spur zu hinterlassen. Je nach dem ob es Bobby oder Hillegas war, er hätte sich jeweils nur durch eine einzige Aussage verdächtig gemacht. Und Avery, dessen Verhalten auch ohne betrachtung der forensischen Indizien verdächtig war, wäre einer der grössten Pechvögel aller Zeiten.

Die Staatsanwaltschaft aber kann ganz einfach noch einmal ihre Indizien einer neue Jury vorlegen und sagen: sehr her, ganz ohne Verschwörungstheorien ergibt sich hier ein schlüssiges Bild.

Das ist Zellners Problem. Ein neues Verfahren zu erreichen ist schwer genug. Das neue Verfahren, wenn es denn kommt, zu gewinnen, wird noch schwerer werden.
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Entscheidend ist am Ende weniger die Anzahl der Fehler (von der sich viele scheinbar besonders beeindrucken lassen) , sondern eher deren Relevanz für das Urteil.
Das ist richtig. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Juristisch ist oft irrelevant, dass Fehler gemacht wurden, wenn diese nicht das Urteil beeinflusst haben könnten. Das gilt nicht für alle Fehler, aber viele. Wir amerikanischen Juristen sprechen da manchmal von "harmless error" und "reversible error." Harmlose Fehler" werden als genau das betrachtet: bedauerlich, aber sie ändern nichts am Urteil, so braucht das auch nicht aufgehoben werden.
Zitat von wagnerwagner schrieb:Nun gut, hat Bobby Dassey Teresa Halbach, nicht nur ihr Auto, tatsächlich vom Grundstück fahren sehen, würde es den Tatablauf, wie von der Anklage angenommen, durchaus erschüttern.
Hiesse aber nicht automatisch im Umkehrschluss, dass Avery unschuldig ist.
Genau. Aber hat er das? Das müsste erst festgestellt werden. Vielleicht ist ja auch Avery im Auto gesessen... Daher muss man bei allem, was Zellner hier so anbringt, immer extrem skeptisch sein.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

16.10.2019 um 08:26
Ich habe bei Betrachtung des ganzen , mit Abstand und als Laie das Gefühl: die US Öffentlichkeit bzw die Freunde von SA hätten so gerne ein Happyend ala Cinderella Story. Weil nicht sein darf, was so unlogisch erscheint. Da steigt jemand 2003 wie Phönix aus der Asche als Justizopfer auf. Alles scheint gut und richtig. Das Gute hat gesiegt und dann so etwas . Es erscheint mir nur logisch, dass die Öffentlichkeit mit dem heldenhaften Vorlauf seiner Unschuld ihm diesen Bonus heute gewährt.
Und man möchte zu gerne erfahren , wenn er tat wofür er sitzt , warum ? Rachegefühle ? Oder Motto, ihr habt es mir damals zugetraut und nun habe ich.
Nach der netflix Doku war ich auch kurz geneigt, ihn als Unglücksraben zu sehen . Frei nach dem Motto, das System nimmt Rache.
Mit Abstand und zB auch den guten kritischen Betrachtungen hier uA von @Rick_Blaine
Sowie der Betrachtung der Vita von SA , befürchte ich, er wird da bleiben wo er ist . Die Versuche , noch einmal einen gr Coup zu landen und ihn endgültig zum größten Justizopfer zu stilisieren sind wohl eher Wunschdenken. Weil wir allgemein so gerne möchten , dass David gegen Goliath gewinnt.


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16.10.2019 um 09:11
@calligraphie
Da hast Du gar nicht so Unrecht. Das liegt vor allem an der Netflix-Doku, die sehr einseitig aufgemacht war und den Zuschauer sozusagen auf diesen heldenhaften Kampf gegen die vermeintliche Ungerechtigkeit mitgenommen hat. Leider haben sie sich da m.E. den Falschen ausgesucht. Es gibt sicherlich wirklich Unschuldige in Haft, aber die haben nicht die entsprechende Begleitstory zu bieten. Das ist eigentlich schade. Leider wird dabei vergessen, dass wir es hier mit echten Schicksalen zu tun haben.

Mit ein wenig dramaturgischem Aufwand kann man vermutlich viele verurteilte Straftäter als bemitleidenswerte Opfer inszenieren, aber das hat mit Gerechtigkeit dann nichts mehr zu tun.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

16.10.2019 um 09:31
@Rick_Blaine
Ja wie recht du hast, siehe einige Kriminalfälle bei allmy . Bei manchen Fällen wird so lange bubble Gum artig gezogen, bis auch der letzte an einen Justizirrtum glaubt.
Mediale Manipulation und Bauchgefühl und der Gerechtigkeitssinn der Volksseele machen den Mix , aus dem dann diese endlos Verschwörungen generiert werden.


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17.10.2019 um 18:43
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Es wird auch die Notwendigkeit eines solchen Maneuvers nicht sichtbar: wenn man Avery fälschlich belasten wollte, dann hätte man als Polizist das viel einfacher tun können. Ausgerechnet DNA unter die Motorhaube zu schmieren, wenn man nicht einmal Blut im Innenraum des Fahrzeugs verteilt...- warum sollte man es so kompliziert machen?
Yep, das ist eine gute Frage, wenn nicht sogar die entscheidende Frage.
Vor allem, wenn doch die gesamte Polizei und der gesamte Justizapparat nur ein Ziel hat, nämlich Avery hinter Gitter zu bringen und ihn auch dort zu behalten, warum platzieren sie dann die Beweise so dilettantisch ?
Ich erinnere mich nur zu gut an das Blut im Waschbecken, welches dann in einer Nacht- und Nebelaktion heimlich und heimtückisch von der Polizei herausgekratzt worden sein soll.
Ich muss ja gestehen, dass die Zellner mich für einen Moment wirklich ins Grübeln gebracht hat, aber als dann diese Story und das anschliessende Abschrauben des Waschbeckens präsentiert wurde, da wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Selbst wenn man annimmt, dass einer der beiden der echte Täter sei, und die Polizei in Unkenntnis dieser Tatsache falsche Spuren gelegt hat, weil sie eh dachte, Avery sei der Täter - dann müsste man mit Erstaunen feststellen, dass der Täter diese Tat vollbracht hat ohne auch nur eine einzige Spur zu hinterlassen.
Ganz genau.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Genau. Aber hat er das? Das müsste erst festgestellt werden. Vielleicht ist ja auch Avery im Auto gesessen... Daher muss man bei allem, was Zellner hier so anbringt, immer extrem skeptisch sein.
Das meinte ich.
Es mag vielleicht sein, dass Halbachs Auto vom Hof gefahren ist, aber sass sie auch am Steuer ?

Eins ist auf jeden Fall sicher, in der Familie Avery / Dassey stimmt so einiges nicht.
Der Stiefvater belastet seinen eigenen Stiefsohn mit seiner Aussage, dazu seinen Schwager (?) gleich mit.
Bobby hängt seinen Onkel auch gleich noch hin.


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