Zu den Fakten
Nehmen wir mal das Auto des Opfers unter die Lupe:
Wenn Avery unschuldig ist, wurde der Toyota nach der vergeblichen Suche am 04.11.05 und vor der Entdeckung am 05.11.05 zurückgefahren und sein Blut und seine DNA wurden im und am Auto platziert (bzw. die DNA war nur ein absichtlich falsch dokumentierter Scheinfund).
Der Batteriewechsel erfolgte dann auch von dem Verbringer. Vermutlich, um das Auto wieder fahrtüchtig zu bekommen.
Wer kommt in Betracht?
Die Ermittler sind raus.
-Kein Blut zur Verfügung,
-Risiko des Zurückfahrens (Zeugengefahr) inklusive
Batteriewechsel unsinnig, der Fund mit
Spurenlegen hätte gereicht.
-Und ganz entscheidend: Zellner selbst vermutet
hier nicht die Ermittler als Autoverbringer und
Blutspurenleger.
Spoiler
Also war es:
-der "wahre" Täter, dieser muss auch das Blut
platziert haben.
-ein anderer Tatbeteiligter oder Eingeweihter und
das Blut stammt tatsächlich
unmittelbar von
Avery.
Theorie Zellner:
stefanclimbr15 schrieb:das Blut getrocknet aus dem Waschbecken gekratzt, verpackt, zum versteckten Auto getragen, befeuchtet und appliziert hat.
Es geht nicht ohne! Der wahre Täter
muss sich Averys Blut beschafft haben!
Ansonsten war es ein direkter Blutverlust im Auto und meine Theorie stimmt. Dann ist Avery schuldig, der Mittäter hat das Auto mitsamt Averys Spuren nur zurückgebracht.
Oder das Auto stand die ganze Zeit auf dem Schrottplatz und Avery ist ebenfalls schuldig.
Nur diese drei Möglichkeiten sehe ich in Übereinstimmung mit den Fakten und aktuellen Vermutungen der Verteidigung.
Blut getrocknet aus dem Waschbecken gekratzt, verpackt, zum versteckten Auto getragen, befeuchtet und appliziert hat. Dass das Blut überhaupt im Waschbecken unter fließendem Wasser antrocknete, statt weggespült zu werden, und zwar seit dem 03.11.05 (da hat Averys Wunde angeblich erneut geblutet), ist schon mehr als unwahrscheinlich. Mindestens ebenso unwahrscheinlich ist, eine entsprechende Menge (mit Handschuhen zur Vermeidung von Mischspuren) im Waschbecken anhaftenden Blutes erfolgreich und für die Weiterverwertung geeignet abzukratzen (welches auch genug DNA aus Leukozyten enthält). Die enorme fieselige Mühe, die das Ganze macht, die vorherige schon recht optimistische Überlegung, dass so ein Unterfangen überhaupt glücken könnte und dann auch tatsächlich (fast) perfekt funktioniert, Abkratzen von Blut "am Stück" und Aufnehmen in ein Behältnis, noch dazu, ohne dass auch nur eine einzige Hautschuppe von Bobby (trug er Schutzkleidung?) hineinfällt. Dann erfolgte der verunreinigungsfreie Transport. Dann ein steriles Wiederanfeuchten wiederum ohne Kontamination und es soll immer noch genug Blut rückgewonnen worden sein für Spuren an 6 Plätzen im Auto? Aus denen reine DNA-Vollprofile ohne jegliche Verunreinigung reproduziert werden konnten? Hier ne Tropfenspur, da ne Schmierspur und noch Blutkrumen. Alles aus mutmaßlichen alten, getrockneten Anhaftungen am Waschbecken.
Das ist so utopisch und unwahrscheinlich, dass ich mich über die Chuzpe der Anwältin, so etwas zu behaupten, sehr wundere. Die traut sich was.
Ihre Idee klappt vermutlich nichtmal unter Laborbedingungen. Und solche filmreifen Agententricks fallen Bobby ein? Er muss ein Genie sein. Warum hat er das Blut dann eigentlich nicht auch so platziert, dass jeder renommierte Blutspurenanalytiker es für natürlich hinterlassen hält? Das war auffällig ungeschickt für jemanden mit Bobbys Genauigkeit und seinen Spurensicherungs- und Laborfähigkeiten.
Also ich bin bei weitem nicht so gewieft und präzise wie Bobby, ich hätte wohl ganz simpel einen Gegenstand mit Averys Fingerabdrücken im Auto hinterlegt. Aber auch nur dann, wenn nicht schon Blut von ihm drin ist.
Fazit: Die Unschuldstheorie scheitert bereits an dieser Stelle. Am fehlenden Zugang des vermeintlich wahren Täters zum Blut von Avery.
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Avery hat direkt ins Auto des Opfers geblutet, als er es vom Hof fuhr. Rechtliche Einschätzung:
Solange es keine annähernd
plausible Alternativtheorie seitens der Verteidigung für das Zustandekommen der Blutspuren gibt, wird das Anomalie-Gutachten der Verteidigung (das ich im Übrigen nach wie vor für eine kompetente auftragsbezogene Irreführung halte), NICHT ausreichen und zwar aus folgenden Gründen:
1. Ein Gutachter, der zu einer Kausalitätsfrage Stellung nehmen soll - und um nichts anderes handelt es sich hier -, muss seiner Prüfung zunächst mal einen konkreten Sachverhalt zu Grunde legen. Und gerade der ist hier völlig offen. Der Experte füllt diese Lücke mit eigenen Annahmen, was aber Willkür und/oder Fehlerquellen impliziert. Der genaue Ablauf, die konkreten Bewegungen Averys im Auto sind unbekannt! Es wird daher
immer das Gegenargument geben, dass das direkte Zustandekommen der Blutspur selbstverständlich erklärt werden kann, indem man die Ausgangsparameter ändert.
2. Dem schwachen Anomalieargument steht das viel gewichtigere Argument entgegen, dass ein Legen der Spur weder bewiesen noch lebensnah erklärbar ist.
3. Es handelt sich nicht um einen neuen Beweis, wenn Spurenmanipulation schon Gegenstand des früheren Prozesses waren. Dafür bräuchte es über eine gutachterlich gestützte bloße Annahme hinaus zwingend einen konkreten Nachweis, dass jemand die Spur gelegt hat. Und einen solchen Beweis wird es nie geben.
Denn:
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Avery hat direkt ins Auto des Opfers geblutet, als er es vom Hof fuhr.