sue_bern schrieb:braucht die polizei ueberhaupt wissen ob sie in lidl war oder nicht? ist es so wichtig?
Das ist nach wie vor noch ein ganz wichtiges Puzzleteil. Das ergibt sich einmal aus der örtlichen Lage des Lidl und zum anderen aus dem Fundort des Fahrzeugs und der Leiche. Denn der Besuch des Lidl oder der Nicht-Besuch des Lidl gibt einen Hinweis auf die möglichen Szenarien:
1) Nadine war im Lidl: Daraus würde sich ergeben, dass vermutlich auch der Anlass, überhaupt noch von zu Hause wegzufahren, tatsächlich der Brotkauf war. Das wiederum würde weiterhin bedeuten, dass man einen sogenannten "Zufallstäter" in die Überlegungen einbeziehen muss, der z.B. auf dem Lidl-Parkplatz die Gelegenheit zu einer Straftat wahrgenommen hat, sie dort in seine Gewalt gebracht hat usw.
2) Natürlich wäre das oben genannte Zufallstäter-Szenario nicht das einzig mögliche, sie kann sich ausserdem noch mit einem bisher Unbekannten verabredet haben, einen Unbekannten -der ihr natürlich bekannt war- zufällig dort getroffen haben, und dann mit ihm oder gar ihr noch irgendwie Zeit verbracht haben, in deren Verlauf es dann zu der Tat kam. Aber es würde eben ein anderes Zeitfenster existieren, als wenn sie gar nicht im Lidl war, und die beiden Fundorte (Auto/Leiche) wären eventuell anders zu interpretieren: wenn sich die Tat z.B. erst nach dem Lidl-Besuch abgespielt hat, ist um so interessanter zu fragen, warum das Fahrzeug wieder auf die "andere" Seite des Bahndamms gebracht wurde. Gab es eine Beziehung des Täters auf diese Seite? Oder fuhr man noch gemeinsam dorthin, wenn ja, warum? Die Leiche wurde ja wieder auf der "Lidl-Seite" abgelegt.
3) Ist sie gar nicht erst bis zum Lidl gekommen, ist fraglich, ob sie überhaupt dort hin wollte. Daraus ergeben sich ganz erhebliche Fragen: Wie ist die Zeugenaussage überhaupt zu bewerten, dass sie zum Lidl wollte? Wie ist die Glaubwürdigkeit des Zeugen?
4) Wenn sie dort nie angekommen ist, aber die Aussage glaubwürdig ist, dass sie angeblich dorthin wollte, liegt der Schluss nahe, dass sie selbst nicht glaubwürdig war: sie gab dann nur vor, zum Lidl zu wollen, hatte aber ganz andere Absichten. Das weist nun wieder ganz stark auf eine irgendwie geartete Beziehung zwischen ihr und dem Täter hin. Denn die Annahme, dass sie heimlich irgendetwas anderes vor hatte, und dann zufällig Opfer eines Verbrechens wurde, ist nun wieder relativ unwahrscheinlich (wenn auch natürlich nicht ausgeschlossen).
5) Wenn sie also nicht zum Lidl wollte, dennoch nicht weit vom Lidl gefunden wird, und auch das Auto in der Nähe gefunden wird, dann muss einer dieser beiden Orte vermutlich eine Beziehung zum Täter haben. Wie vor einigen Tagen schon einmal gut dargelegt wurde, bietet sich der Parkplatz, welcher Fundort des Wagens war, als Treffpunkt durchaus an. Aber das deutet immer noch darauf hin, dass dieser Treffpunkt auch für den Täter irgendwie vorteilhaft war, sonst hätten sie sich auch ganz wo anders treffen können, bzw. die Tat ganz wo anders stattfinden und die Leiche ganz woanders gefunden werden können.
Und so weiter. Es würde die Ermittlungen auf jeden Fall weiter bringen, wenn die Polizei genau wissen würde: ja, sie war im Lidl, oder nein, sie war nicht im Lidl.
In dieser Hinsicht wäre eine kleine Einzelheit ganz interessant zu wissen: falls jemand diesen Lidl persönlich kennt: wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, um diese Uhrzeit noch Brot vorzufinden? Ich kenne aus meiner Erfahrung, dass in vielen Geschäften kurz vor Toresschluss die Brotregale gähnend leer sind. Es wäre ganz interessant zu wissen, und ich bin sicher, die Polizei hat das ermittelt, wann an diesem Tag, oder zumindest wann üblicherweise an solchen Tagen, das letzte Brot verkauft wird:
1) Wenn es bis zum Geschäftsschluss noch Brot gab, und sich niemand an Nadine erinnert, auch kein Brot im Wagen, kein Kaufbeleg etc. gefunden wurde, ist zumindest der Verdacht gross, dass sie nie im Lidl war an jenem Abend.
2) Wenn es schon seit einiger Zeit kein Brot mehr gab, an jenem Abend, wird die Sache komplizierter: sie kann dann vielleicht schon beim Betreten des Ladens die leeren Regale gesehen haben und gleich umgekehrt sein, was erklären würde, dass sie im Laden niemand wahrgenommen hat.
Usw.
Die Lidl-Frage ist also keineswegs unwichtig.