Mord an Judith Thijsen (23)

Aus dem NDR Artikel oben auf der Seite hier :

Sozialministerin Rundt geht derzeit davon aus, dass die Klinik keine Fehler gemacht hat.

Also alles ok so?

Da gibt's nichts zu erklären, und Konsequenzen gibt's auch nicht für die Gutachter, aber die können auch nur bedingt was dafür finde ich. Es liegt doch am System, das solche Freigänge überhaupt erlaubt.

Natürlich wurden Fehler gemacht, sonst wäre das Mädel noch am Leben. Die Sozialministerin erzählt Bullshit.

Original anzeigen (0,3 MB)Im Weser Kurier stand am 16. 4. 16, dass die Hinweise zur Festnahme Jörg N.s schließlich auch aus der Klinik gekommen seien. Da wundert es mich doch sehr, dass es erstens so lange gedauert hat, dass Hinweise kamen (welche, woher kam der Verdacht in der Klinik und wann wurde das weitergegeben?). Und zweitens, dass es Hinweisen aus der Klinik bedarf, wenn es doch einen inhaftierten Sexualstraftäter gibt, dessen DNA vorliegt und man ebenso Täter-DNA am Opfer hat. Wird das nicht im System abgeglichen?

Doch natürlich wird die DNA abgeglichen und bei Sexual- und schweren Gewaltdeliktdelikten wird die DNA auch abgenommen. Sie muss also vorgelegen haben. Mich wundert das Ganze daher auch extrem.
In diesem Fall gibt es viele Fragen und die Behörden bleiben Antworten schuldig. Es gibt keine weiteren Infos. Daran erkennt man, dass der Fall ein "Politikum" ist....

So, wie es es den Anschein erweckt, kamen die Hinweise zum Mörder aus der Klinik. Wir wissen nicht konkret welche, wie und wann bzw. wann sie wie bearbeitet wurden. Dem Anschein nach wurde der Täter aber nicht aufgrund eines DNA-Treffers aus der Polizeirecherche heraus gefunden. Ohne Hinweise aus der Klinik wäre er dann womöglich nicht gefunden worden.
Entsprechend dürfte er auch weiterhin Ausgang gehabt haben, usw.

Ich finde auch, es gibt in diesem Fall sehr viele Ungereimtheiten im Rahmen der uns bekannten Informationen.

@darkstar69, @jacki79
@ all
neue Infos: Zwei dicke Pannen gab es. Mal gut dass es in der Zwischenzeit nicht zu einer weiteren Tat kam.

1.

Dreh- und Angelpunkt dieser "Kommunikationsprobleme" ist ein zerknülltes Papier. Es war zunächst auf Fingerabdrücke untersucht worden, wegen ihres schlechten Zustands konnten diese aber nicht ausgewertet werden. Das Beweisstück sei dann fälschlicherweise als bereits untersucht abgelegt worden. Dabei stand eine DNA-Untersuchung noch aus. Das Versäumnis fiel erst Monate später bei einer Kontrolle auf. Die DNA-Spuren führten schließlich zu dem 48-Jährigen

2.

Der damalige Leiter des Maßregelvollzugs hatte die Polizei darauf aufmerksam gemacht, dass ein Patient am vermuteten Tattag Freigang hatte und mit Kratzern im Gesicht zurückgekommen war. Die Ermittler notierten zwar den Namen, dem Hinweis wurde allerdings nicht weiter nachgegangen. Innenminister Boris Pistorius (SPD) und Landespolizeipräsident Uwe Binias hätten sich bereits öffentlich dafür entschuldigt.

Zum Freigang sagt das Ministerium

Vollzugslockerungen gehörten in das Konzept einer Entziehungsanstalt, deren Patient der 48-Jährige wegen seiner Alkoholabhängigkeit war. Sie seien dem mutmaßlichen Täter erst nach der Haft und zweijähriger Unterbringung in der Anstalt genehmigt worden. Das sei deutlich später als bei anderen Patienten.Text

http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Mord-im-Klosterwald-Regierung-raeumt-Pannen-ein,massregelvollzug194.html

@Lars01
Ich bin sprachlos....

Unglaubliche Panne aber gerettet hätte es Judith nicht. Nur wie schon geschrieben, was wenn er nochmals zu geschlagen hätte.
Allerdings glaube ich nicht, dass das veröffentlicht worden wäre.
Der Fall ist aufgeklärt, wenigstens etwas.

@Lars01
Sorry, aber das mußte ich erstmal sacken lassen.
Gewöhnt bin ich ja schon einiges, was Schlamperei, Pannen und Nachlässigkeit bei Ermittlungen angeht, aber das ist ein weiterer Höhepunkt.
Wenn man nun die wenige bis nicht vorhandene Berichterstattung und fehlenden Zeugenaufrufe im Nachhinein betrachtet könnte man fast auf den Gedanken kommen, daß die Aufklärung dieses Mordes nicht wirklich angestrebt wurde.
Natürlich kann man froh sein, daß es zu keiner anderen Tat gekommen ist, aber immerhin gibt es auch hier eine Familie, für die jeder Tag ohne Aufklärung eine Ewigkeit ist und sicher hatten auch viele Frauen in all der Zeit Angst, sie könnten das nächste Opfer werden.
Sowas wie hier darf einfach nicht passieren!

Mir ist in solchen Fällen die Reihenfolge der Maßnahmen nicht klar.
Jemand, der alkoholabhängig ist, wird zu einer Haftstrafe verurteilt. Muss derjenige erst die Haftstrafe absitzen und kommt danach in die Entziehungsklinik?
Das wäre doch unsinnig, denn ich gehe davon aus, dass der Verurteilte während der Strafhaft keinen Zugang zu Alkohol hat und die Entziehung in der Klinik zeitlich vor dem Antreten der Haftstrafe liegen müsste. Ansonsten würde ja der Entzug zwangsläufig und nicht von Ärzten begleitet während der Strafhaft in der JVA erfolgen.

Offenbar ist es hier aber andersherum gewesen, erst Haftstrafe, dann Entziehung. Wie sinnvoll ist das?

Dass die angeordnete Sicherungsverwahrung dazu führen muss, dass dem Patienten/Insassen eben KEIN Freigang zu gewähren ist, sollte m.M.n. eindeutig sein.

@eldec Man muss hier trennen zwischen einer Entgiftung und einer therapeutischen Entwöhnung.
Eine Entgiftung dauert zwischen 3 und 14 Tagen und kann unabhängig von einer späteren Therapie durchgeführt werden. Danach kann ein süchtiger in Strafhaft wo er sicher ganz leicht an Alkohol (selbstgebrautes aus Apfelsaft und Zucker) kommt.
Eine Suchttherapie dauert mehrere Monate und verlangt den willen des Patienten. Ist dieser Wille nicht gegeben und besteht ein Unterbringungsurteil kommt der Patient in den Maßregelvollzug bis er entweder bereit ist sich therapieren zu lassen oder bis die Ärzte keine Gefahr mehr in ihm sehen.
Somit kann ein Süchtiger durchaus zuerst in Strafvollzug und erst anschließend in Therapie kommen.

@Cyenita
Vielen Dank für deine Erklärung.

@Cyenita
Dann war er vermutlich aber wohl kein stark abhängiger Alkoholiker, denn eine Entgiftung wird doch i.d.R. von Ärzten begleitet, da es hier aufgrund von Entzug zu schlimmen körperlichen Folgen (Delirium, epileptischer Anfall etc..) gar bis zum Tode kommen kann. Das Risiko wird man in einer JVA wohl kaum auf sich nehmen, also wird er in den ersten 14 Tagen wohl doch klinisch beobachtet worden sein.

Der Mann ist als Wiederholungstäter-Vergewaltiger verurteilt worden, mit Sicherungsverwahrung. Nach der Haftstrafe kam er zur Alkoholtherapie in eine Einrichtung. Wird in dieser Alkoholtherapie dann auch gleichzeitig sein eigentliches Verhaltensmuster (Vergewaltigen) therapiert? Oder wäre er nach der Alkoholtherapie in eine andere Einrichtung gekommen, wo man sich dann erst im Rahmen einer Therapie mit seinen Verbrechen auseinandergesetzt hätte?

Ist die Alkohol-Entwöhnungs-Therapie schon ein Teil der Sicherungsverwahrung? Oder ist das eine Grauzone, nicht mehr im Gefängnis, aber auch noch nicht in der Sicherungsverwahrung? Hätte der Mann in der Sicherungsverwahrung auch nach so kurzer Zeit schon unbegleitete Freigänge gehabt?

@Cyenita
Was du zur Unterbringung in einer Entziehungsanstalt schreibst, ist nicht ganz richtig. Wenn ein abhängiger Straftäter sich nicht therapieren lassen will, wird er NICHT untergebracht (bis er denn mal vielleicht eventuell möglicherweise eines Tages doch willig ist), weil dann keine konkrete Aussicht besteht, dass das Therapieziel erreicht wird. Der verurteilte Täter geht dann stattdessen sofort in Haft.

@eldec
Wieviel Haft ein Verurteilter vor Antritt der Therapie verbüßen muss, ist eine etwas komplizierte Berechnung. Sie fußt darauf, dass man davon ausgeht, dass nach erfolgreicher Therapie die restliche Strafe zur Bewährung ausgesetzt oder möglicherweise sogar erlassen wird. Diese Reststrafe darf aber höchstens zwei Jahre betragen, weil sonst eine Bewährung nicht möglich ist. Eine Entlassung nach der Therapie ist nur dann möglich, wenn bis dahin mindestens zwei Drittel der Strafe in Haft und/oder eben in Therapie verbracht wurden. Die Therapiezeit wird auf die Haftstrafe angerechnet, ebenso vorher erlittene Untersuchungshaft. Wie gesagt, es ist kompliziert.

Wenn der Mann in Sicherungsverwahrung gesessen hätte oder in einer forensischen Klinik therapiert worden wäre, dann hätte er sicherlich noch keinen Freigang gehabt.

Übermorgen beginnt vor dem Landgericht Verden der Prozess. Der Freigänger aus dem Maßregelvollzug ist des Mordes angeklagt.

na, dann hoffe ich mal auf ein pannenfreies verfahren und eine wirklich! angemessen strafe...
keine verminderte schuldfähigkeit bitte, und auf jedenfalls Sicherungsverwahrung.

Es ist so traurig, daß diese Tat so untergegangen ist, kaum eine Zeitung hat darüber berichtet und auch die Polizei gab nur zwei spärliche Berichte an die Öffentlichkeit.
@handa
Hast Du einen Link zum Prozessbeginn, ich habe nämlich nichtmal hierzu etwas gefunden ?
Es gibt Menschen, die einen großen Verlust erlitten haben, der mMn vermieden hätte werden können ( git es deshalb so wenige Infos ?)
http://trauer.dieharke.de/Anzeigen/527-Judith_Thijsen.html

@seli

Hab nun diesen Artikel vom 06. September gefunden: http://www.bild.de/regional/hannover/mord/prozessauftakt-ende-september_ag_dp-47681352.bild.html

@BlueLagoon
Danke, für solche und ähnliche "Stiefkinder" der üblichen Presse ist die BILD immer wieder gut, das muss man ihr lassen, auch wenn oft nicht gerade seriös.
Mir ist bei der Traueranzeige aufgefallen, daß kein Todestag eingetragen ist, ob der nicht sicher feststeht ?